höchsten, vormals vom Wasser bedeckten und also schon mit Conchylien angefüllten, Theile auf einmal nieder, fielen in die mit Wasser bedeckten Tiefen, und trieben dadurch das Wasser zum Zweytenmale über die ganze Erdfläche, bis sich endlich Zugänge zu neuen Höhlen öfneten, worein sich dasselbe wieder verlaufen konnte. Man kan diesem System vornehmlich entgegensetzen, daß man keine allgemeinen Spuren einer ehemaligen Schmelzung oder Verglasung in den Materien der Erdrinde (man s. Wallerii diss. de tellure olim per ignem non fluida. Vpsal. 1761. 4.) oder auch eines fortdaurenden Erkaltens antrifft; und daß die Conchylien erst zu einer Zeit, da das Land schon bewohnt war, niedergesunken seyn müssen, weil man sie oft mit Pflanzen und Theilen von Landthieren vermischt findet.
Johann Scheuchzer (Hist. de l'Acad. des Sc. de Paris. a. 1708.) wollte wegen der vielen horizontalen und parallelen Erdschichten von dem Begriff einer anfänglichen Flüßigkeit der Erdmasse nicht abgehen, konnte aber doch diesen Begriff mit dem Anblicke der ungeheuren Alpen nicht vereinigen. Er nahm also an, nach der anfänglichen Bildung der Erde durch Niedersinken im Wasser, und nach einer zweyten Ueberschwemmung, habe Gott durch seine Allmacht die steinigten und festen Schichten der Erde emporgehoben und verschoben, wodurch denn die Berge mit parallelen, aber nicht horizontalen, Schichten entstanden, die Gewässer aber wieder in die Vertiefungen zurückgetreten wären. Um einen neuen Einsturz zu verhüten, habe er dazu die am meisten steinigten Gegenden, z. B. die Schweiz, gewählt. Aber eine solche Ableitung aus einem Wunder ist keine Erklärung.
John Ray (Physico-theological discourses concerning the primitive chaos, the general deluge and the dissolution of the world. London, 1692. 1713. 8.) nimmt ebenfalls einen Niederschlag der festen Theile im anfänglichen Chaos an, wobey die Oberfläche mit Wasser bedeckt war. Er läßt aber bey der Schöpfung durch unterirdische Winde und entzündete Dünste Erdbeben entstehen, die Berge und das trockne Land erheben, und das Wasser sich in den
hoͤchſten, vormals vom Waſſer bedeckten und alſo ſchon mit Conchylien angefuͤllten, Theile auf einmal nieder, fielen in die mit Waſſer bedeckten Tiefen, und trieben dadurch das Waſſer zum Zweytenmale uͤber die ganze Erdflaͤche, bis ſich endlich Zugaͤnge zu neuen Hoͤhlen oͤfneten, worein ſich daſſelbe wieder verlaufen konnte. Man kan dieſem Syſtem vornehmlich entgegenſetzen, daß man keine allgemeinen Spuren einer ehemaligen Schmelzung oder Verglaſung in den Materien der Erdrinde (man ſ. Wallerii diſs. de tellure olim per ignem non fluida. Vpſal. 1761. 4.) oder auch eines fortdaurenden Erkaltens antrifft; und daß die Conchylien erſt zu einer Zeit, da das Land ſchon bewohnt war, niedergeſunken ſeyn muͤſſen, weil man ſie oft mit Pflanzen und Theilen von Landthieren vermiſcht findet.
Johann Scheuchzer (Hiſt. de l'Acad. des Sc. de Paris. a. 1708.) wollte wegen der vielen horizontalen und parallelen Erdſchichten von dem Begriff einer anfaͤnglichen Fluͤßigkeit der Erdmaſſe nicht abgehen, konnte aber doch dieſen Begriff mit dem Anblicke der ungeheuren Alpen nicht vereinigen. Er nahm alſo an, nach der anfaͤnglichen Bildung der Erde durch Niederſinken im Waſſer, und nach einer zweyten Ueberſchwemmung, habe Gott durch ſeine Allmacht die ſteinigten und feſten Schichten der Erde emporgehoben und verſchoben, wodurch denn die Berge mit parallelen, aber nicht horizontalen, Schichten entſtanden, die Gewaͤſſer aber wieder in die Vertiefungen zuruͤckgetreten waͤren. Um einen neuen Einſturz zu verhuͤten, habe er dazu die am meiſten ſteinigten Gegenden, z. B. die Schweiz, gewaͤhlt. Aber eine ſolche Ableitung aus einem Wunder iſt keine Erklaͤrung.
John Ray (Phyſico-theological diſcourſes concerning the primitive chaos, the general deluge and the diſſolution of the world. London, 1692. 1713. 8.) nimmt ebenfalls einen Niederſchlag der feſten Theile im anfaͤnglichen Chaos an, wobey die Oberflaͤche mit Waſſer bedeckt war. Er laͤßt aber bey der Schoͤpfung durch unterirdiſche Winde und entzuͤndete Duͤnſte Erdbeben entſtehen, die Berge und das trockne Land erheben, und das Waſſer ſich in den
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hoͤchſten, vormals vom Waſſer bedeckten und alſo ſchon mit Conchylien angefuͤllten, Theile auf einmal nieder, fielen in die mit Waſſer bedeckten Tiefen, und trieben dadurch das Waſſer zum Zweytenmale uͤber die ganze Erdflaͤche, bis ſich endlich Zugaͤnge zu neuen Hoͤhlen oͤfneten, worein ſich daſſelbe wieder verlaufen konnte. Man kan dieſem Syſtem vornehmlich entgegenſetzen, daß man keine allgemeinen Spuren einer ehemaligen Schmelzung oder Verglaſung in den Materien der Erdrinde (man ſ. Wallerii diſs. de tellure olim per ignem non fluida. Vpſal. 1761. 4.) oder auch eines fortdaurenden Erkaltens antrifft; und daß die Conchylien erſt zu einer Zeit, da das Land ſchon bewohnt war, niedergeſunken ſeyn muͤſſen, weil man ſie oft mit Pflanzen und Theilen von Landthieren vermiſcht findet.
Johann Scheuchzer (Hiſt. de l'Acad. des Sc. de Paris. a. 1708.) wollte wegen der vielen horizontalen und parallelen Erdſchichten von dem Begriff einer anfaͤnglichen Fluͤßigkeit der Erdmaſſe nicht abgehen, konnte aber doch dieſen Begriff mit dem Anblicke der ungeheuren Alpen nicht vereinigen. Er nahm alſo an, nach der anfaͤnglichen Bildung der Erde durch Niederſinken im Waſſer, und nach einer zweyten Ueberſchwemmung, habe Gott durch ſeine Allmacht die ſteinigten und feſten Schichten der Erde emporgehoben und verſchoben, wodurch denn die Berge mit parallelen, aber nicht horizontalen, Schichten entſtanden, die Gewaͤſſer aber wieder in die Vertiefungen zuruͤckgetreten waͤren. Um einen neuen Einſturz zu verhuͤten, habe er dazu die am meiſten ſteinigten Gegenden, z. B. die Schweiz, gewaͤhlt. Aber eine ſolche Ableitung aus einem Wunder iſt keine Erklaͤrung.
John Ray (Phyſico-theological diſcourſes concerning the primitive chaos, the general deluge and the diſſolution of the world. London, 1692. 1713. 8.) nimmt ebenfalls einen Niederſchlag der feſten Theile im anfaͤnglichen Chaos an, wobey die Oberflaͤche mit Waſſer bedeckt war. Er laͤßt aber bey der Schoͤpfung durch unterirdiſche Winde und entzuͤndete Duͤnſte Erdbeben entſtehen, die Berge und das trockne Land erheben, und das Waſſer ſich in den
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/64>, abgerufen am 24.11.2024.
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