Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


statt 60 gesetzt, die Schichten aber 1 Lin. hoch angenommen werden. Bey meiner Uebersetzung des de Lücschen Werks fand ich einen in alle Zahlen dieser Tabelle eingeschlichenen Rechnungsfehler, den ich (S. 243. u. f. Anm.*)) angezeigt und berichtigt habe. Diese Tabelle giebt für den Barometerstand auf dem Coracon 15 Zoll 10 Lin., die Höhe 12039 Fuß oder 2006 Toisen über die Meeresfläche. Es beträgt aber dieselbe nach dem Art. Berge (Th. I. S. 302.) 2470 Toisen; also giebt Mariotte's Verfahren große Höhen viel zu klein. Die Ursache hievon liegt zwar mehr in der Voraussetzung, daß man nur 63 Fuß steigen dürfe, um das Barometer 1 Linie fallen zu sehen: aber auch die Methode selbst ist äußerst unvollkommen und beschwerlich. Mariotte sieht zwar ein, man könne das Wachsthum der Schichten nach den Regeln bestimmen, durch welche man die Logarithmen findet, fällt aber doch nicht darauf, diese Logarithmen wirklich zu gebrauchen, und begnügt sich, durch Addiren zu suchen, was man durch Integriren finden muß.

Halley

war der Erste, der in einem im Jahre 1685 der Societät zu London übergebnen Aufsatze (A discourse of the rule of the decrease of the height of the Mercury in the Barometre, in den Philos. Trans. no. 181. und in Miscellaneis Curiosis, London. 1705. 8.) hie zu die Logarithmen wirklich anwendete. Er gründet diese richtige Theorie der barometrischen Höhenmessung auf die Betrachtung der Hyperbel; es wird aber hier schicklicher seyn, sie nach Herrn Kästner (Abhdl. von Höhenmess. durch das Barometer, S. 223. u. f.) durch eine Rechnung vorzutragen.

Es sey Taf. XI. Fig. 73, SK=x eine Höhe, an deren unterm Ende S die Barometerhöhe=f, am obern K=y sey. Bey S verhalte sich die Dichte der Luft zur Dichte des Quecksilbers, wie m:1. So ist nach dem mariottischen Gesetze die Dichte der Luft in K=(my/f), weil die Dichten sich wie die Barometerhöhen, also die in S und die in K, wie f:y verhalten.


ſtatt 60 geſetzt, die Schichten aber 1 Lin. hoch angenommen werden. Bey meiner Ueberſetzung des de Luͤcſchen Werks fand ich einen in alle Zahlen dieſer Tabelle eingeſchlichenen Rechnungsfehler, den ich (S. 243. u. f. Anm.*)) angezeigt und berichtigt habe. Dieſe Tabelle giebt fuͤr den Barometerſtand auf dem Coraçon 15 Zoll 10 Lin., die Hoͤhe 12039 Fuß oder 2006 Toiſen uͤber die Meeresflaͤche. Es betraͤgt aber dieſelbe nach dem Art. Berge (Th. I. S. 302.) 2470 Toiſen; alſo giebt Mariotte's Verfahren große Hoͤhen viel zu klein. Die Urſache hievon liegt zwar mehr in der Vorausſetzung, daß man nur 63 Fuß ſteigen duͤrfe, um das Barometer 1 Linie fallen zu ſehen: aber auch die Methode ſelbſt iſt aͤußerſt unvollkommen und beſchwerlich. Mariotte ſieht zwar ein, man koͤnne das Wachsthum der Schichten nach den Regeln beſtimmen, durch welche man die Logarithmen findet, faͤllt aber doch nicht darauf, dieſe Logarithmen wirklich zu gebrauchen, und begnuͤgt ſich, durch Addiren zu ſuchen, was man durch Integriren finden muß.

Halley

war der Erſte, der in einem im Jahre 1685 der Societaͤt zu London uͤbergebnen Aufſatze (A diſcourſe of the rule of the decreaſe of the height of the Mercury in the Barometre, in den Philoſ. Trans. no. 181. und in Miſcellaneis Curioſis, London. 1705. 8.) hie zu die Logarithmen wirklich anwendete. Er gruͤndet dieſe richtige Theorie der barometriſchen Hoͤhenmeſſung auf die Betrachtung der Hyperbel; es wird aber hier ſchicklicher ſeyn, ſie nach Herrn Kaͤſtner (Abhdl. von Hoͤhenmeſſ. durch das Barometer, S. 223. u. f.) durch eine Rechnung vorzutragen.

Es ſey Taf. XI. Fig. 73, SK=x eine Hoͤhe, an deren unterm Ende S die Barometerhoͤhe=f, am obern K=y ſey. Bey S verhalte ſich die Dichte der Luft zur Dichte des Queckſilbers, wie m:1. So iſt nach dem mariottiſchen Geſetze die Dichte der Luft in K=(my/f), weil die Dichten ſich wie die Barometerhoͤhen, alſo die in S und die in K, wie f:y verhalten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0621" xml:id="P.2.615" n="615"/><lb/>
&#x017F;tatt 60 ge&#x017F;etzt, die Schichten aber 1 Lin. hoch angenommen werden. Bey meiner Ueber&#x017F;etzung des de Lu&#x0364;c&#x017F;chen Werks fand ich einen in alle Zahlen die&#x017F;er Tabelle einge&#x017F;chlichenen Rechnungsfehler, den ich (S. 243. u. f. Anm.*)) angezeigt und berichtigt habe. Die&#x017F;e Tabelle giebt fu&#x0364;r den Barometer&#x017F;tand auf dem <hi rendition="#b">Coraçon</hi> 15 Zoll 10 Lin., die Ho&#x0364;he 12039 Fuß oder 2006 Toi&#x017F;en u&#x0364;ber die Meeresfla&#x0364;che. Es betra&#x0364;gt aber die&#x017F;elbe nach dem Art. <hi rendition="#b">Berge</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 302.) 2470 Toi&#x017F;en; al&#x017F;o giebt Mariotte's Verfahren große Ho&#x0364;hen viel zu klein. Die Ur&#x017F;ache hievon liegt zwar mehr in der Voraus&#x017F;etzung, daß man nur 63 Fuß &#x017F;teigen du&#x0364;rfe, um das Barometer 1 Linie fallen zu &#x017F;ehen: aber auch die Methode &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t a&#x0364;ußer&#x017F;t unvollkommen und be&#x017F;chwerlich. Mariotte &#x017F;ieht zwar ein, man ko&#x0364;nne das Wachsthum der Schichten nach den Regeln be&#x017F;timmen, durch welche man die Logarithmen findet, fa&#x0364;llt aber doch nicht darauf, die&#x017F;e Logarithmen wirklich zu gebrauchen, und begnu&#x0364;gt &#x017F;ich, durch <hi rendition="#b">Addiren</hi> zu &#x017F;uchen, was man durch <hi rendition="#b">Integriren</hi> finden muß.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Halley</head><lb/>
            <p>war der Er&#x017F;te, der in einem im Jahre 1685 der Societa&#x0364;t zu London u&#x0364;bergebnen Auf&#x017F;atze <hi rendition="#aq">(A di&#x017F;cour&#x017F;e of the rule of the decrea&#x017F;e of the height of the Mercury in the Barometre,</hi> in den <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Trans. no. 181.</hi> und in <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;cellaneis Curio&#x017F;is, London. 1705. 8.)</hi> hie zu die Logarithmen wirklich anwendete. Er gru&#x0364;ndet die&#x017F;e richtige Theorie der barometri&#x017F;chen Ho&#x0364;henme&#x017F;&#x017F;ung auf die Betrachtung der Hyperbel; es wird aber hier &#x017F;chicklicher &#x017F;eyn, &#x017F;ie nach Herrn <hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;tner</hi> (Abhdl. von Ho&#x0364;henme&#x017F;&#x017F;. durch das <hi rendition="#b">Barometer,</hi> S. 223. u. f.) durch eine Rechnung vorzutragen.</p>
            <p>Es &#x017F;ey Taf. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Fig. 73, <hi rendition="#aq">SK=x</hi> eine Ho&#x0364;he, an deren unterm Ende <hi rendition="#aq">S</hi> die Barometerho&#x0364;he<hi rendition="#aq">=f,</hi> am obern <hi rendition="#aq">K=y</hi> &#x017F;ey. Bey <hi rendition="#aq">S</hi> verhalte &#x017F;ich die Dichte der Luft zur Dichte des Queck&#x017F;ilbers, wie <hi rendition="#aq">m:1.</hi> So i&#x017F;t nach dem mariotti&#x017F;chen Ge&#x017F;etze die Dichte der Luft in <hi rendition="#aq">K=(my/f),</hi> weil die Dichten &#x017F;ich wie die Barometerho&#x0364;hen, al&#x017F;o die in <hi rendition="#aq">S</hi> und die in <hi rendition="#aq">K,</hi> wie <hi rendition="#aq">f:y</hi> verhalten.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[615/0621] ſtatt 60 geſetzt, die Schichten aber 1 Lin. hoch angenommen werden. Bey meiner Ueberſetzung des de Luͤcſchen Werks fand ich einen in alle Zahlen dieſer Tabelle eingeſchlichenen Rechnungsfehler, den ich (S. 243. u. f. Anm.*)) angezeigt und berichtigt habe. Dieſe Tabelle giebt fuͤr den Barometerſtand auf dem Coraçon 15 Zoll 10 Lin., die Hoͤhe 12039 Fuß oder 2006 Toiſen uͤber die Meeresflaͤche. Es betraͤgt aber dieſelbe nach dem Art. Berge (Th. I. S. 302.) 2470 Toiſen; alſo giebt Mariotte's Verfahren große Hoͤhen viel zu klein. Die Urſache hievon liegt zwar mehr in der Vorausſetzung, daß man nur 63 Fuß ſteigen duͤrfe, um das Barometer 1 Linie fallen zu ſehen: aber auch die Methode ſelbſt iſt aͤußerſt unvollkommen und beſchwerlich. Mariotte ſieht zwar ein, man koͤnne das Wachsthum der Schichten nach den Regeln beſtimmen, durch welche man die Logarithmen findet, faͤllt aber doch nicht darauf, dieſe Logarithmen wirklich zu gebrauchen, und begnuͤgt ſich, durch Addiren zu ſuchen, was man durch Integriren finden muß. Halley war der Erſte, der in einem im Jahre 1685 der Societaͤt zu London uͤbergebnen Aufſatze (A diſcourſe of the rule of the decreaſe of the height of the Mercury in the Barometre, in den Philoſ. Trans. no. 181. und in Miſcellaneis Curioſis, London. 1705. 8.) hie zu die Logarithmen wirklich anwendete. Er gruͤndet dieſe richtige Theorie der barometriſchen Hoͤhenmeſſung auf die Betrachtung der Hyperbel; es wird aber hier ſchicklicher ſeyn, ſie nach Herrn Kaͤſtner (Abhdl. von Hoͤhenmeſſ. durch das Barometer, S. 223. u. f.) durch eine Rechnung vorzutragen. Es ſey Taf. XI. Fig. 73, SK=x eine Hoͤhe, an deren unterm Ende S die Barometerhoͤhe=f, am obern K=y ſey. Bey S verhalte ſich die Dichte der Luft zur Dichte des Queckſilbers, wie m:1. So iſt nach dem mariottiſchen Geſetze die Dichte der Luft in K=(my/f), weil die Dichten ſich wie die Barometerhoͤhen, alſo die in S und die in K, wie f:y verhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/621
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/621>, abgerufen am 22.11.2024.