ABCD geht eine an beyden Seiten ofne Röhre EF. Diese ist mit einer andern etwas weitern Röhre GHI bedeckt, die sonst allenthalben verschlossen ist, nur am Boden bey G eine Oefnung an der Seite hat. Gießt man Wasser in das Gefäß, so steigt es zugleich in dem zwischen beyden Röhren befindlichen Zwischenraume eben so hoch, als im Gefäße. So lange nun die Wasserfläche im Gefäße niedriger, als die Oefnung E, steht, so lange kan kein Wasser auslaufen. Sobald sich aber diese Wasserfläche über E erhebt, wird das Wasser bey E in die Röhre EF hineintreten und durch dieselbe abfließen. Und wei<*> hier alle Ursachen, wie beym gewöhnlichen Heber, vorhanden sind, so wird der Abfluß so lange fortdauren, bis das Gefäß ganz ausgeleeret ist. Beyde Röhren zusammen machen einen Heber aus, wovon ein Schenkel in dem andern steckt. Diese Einrichtung oder auch ein gewöhnlicher Heber in einem Becher angebracht, und in dem Rande desselben versteckt, macht den Vexirbecher aus, der mäßig gefüllt, den Wein hält, ganz voll gefüllt aber bis auf den Boden ausläuft.
Wenn heberförmige Canäle unter der Erde mit natürlichen Brunnen in Verbindung stehen, so kan sich bey trocknem Wetter, wobey der obere Theil dieser Canäle leer bleibt, das Wasser im Brunnen erhalten, da hingegen bey Regenwetter, wenn das Wasser hoch genug steigt, um den Canal bis oben auszufüllen, der ganze Brunnen ausläuft und trocken wird. Solche Brunnen haben Wasser, wenn es trocken ist, und vertrocknen beym Regenwetter.
Der unterbrochne Heber, Taf. XI. Fig. 67. (sipho interruptus) hat Schenkel, welche nicht unmittelbar mit einander verbunden sind. Die Steigröhre CE steht in dem ofnen mit Wasser gefüllten Gefäße AB, und ist oben bey E in das luftdicht verschloßne Gefäß FG hineingeleitet. AB gegenüber wird ein anderes mit Wasser gefülltes Gefäß KL angebracht, welches mit FG durch die Röhre HI verbunden, sonst aber ebenfalls gegen das Eindringen der äußern Luft sorgfältig verwahrt ist. Am Boden desselben ist die mit dem Hahne O versehene Röhre MN
ABCD geht eine an beyden Seiten ofne Roͤhre EF. Dieſe iſt mit einer andern etwas weitern Roͤhre GHI bedeckt, die ſonſt allenthalben verſchloſſen iſt, nur am Boden bey G eine Oefnung an der Seite hat. Gießt man Waſſer in das Gefaͤß, ſo ſteigt es zugleich in dem zwiſchen beyden Roͤhren befindlichen Zwiſchenraume eben ſo hoch, als im Gefaͤße. So lange nun die Waſſerflaͤche im Gefaͤße niedriger, als die Oefnung E, ſteht, ſo lange kan kein Waſſer auslaufen. Sobald ſich aber dieſe Waſſerflaͤche uͤber E erhebt, wird das Waſſer bey E in die Roͤhre EF hineintreten und durch dieſelbe abfließen. Und wei<*> hier alle Urſachen, wie beym gewoͤhnlichen Heber, vorhanden ſind, ſo wird der Abfluß ſo lange fortdauren, bis das Gefaͤß ganz ausgeleeret iſt. Beyde Roͤhren zuſammen machen einen Heber aus, wovon ein Schenkel in dem andern ſteckt. Dieſe Einrichtung oder auch ein gewoͤhnlicher Heber in einem Becher angebracht, und in dem Rande deſſelben verſteckt, macht den Vexirbecher aus, der maͤßig gefuͤllt, den Wein haͤlt, ganz voll gefuͤllt aber bis auf den Boden auslaͤuft.
Wenn heberfoͤrmige Canaͤle unter der Erde mit natuͤrlichen Brunnen in Verbindung ſtehen, ſo kan ſich bey trocknem Wetter, wobey der obere Theil dieſer Canaͤle leer bleibt, das Waſſer im Brunnen erhalten, da hingegen bey Regenwetter, wenn das Waſſer hoch genug ſteigt, um den Canal bis oben auszufuͤllen, der ganze Brunnen auslaͤuft und trocken wird. Solche Brunnen haben Waſſer, wenn es trocken iſt, und vertrocknen beym Regenwetter.
Der unterbrochne Heber, Taf. XI. Fig. 67. (ſipho interruptus) hat Schenkel, welche nicht unmittelbar mit einander verbunden ſind. Die Steigroͤhre CE ſteht in dem ofnen mit Waſſer gefuͤllten Gefaͤße AB, und iſt oben bey E in das luftdicht verſchloßne Gefaͤß FG hineingeleitet. AB gegenuͤber wird ein anderes mit Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß KL angebracht, welches mit FG durch die Roͤhre HI verbunden, ſonſt aber ebenfalls gegen das Eindringen der aͤußern Luft ſorgfaͤltig verwahrt iſt. Am Boden deſſelben iſt die mit dem Hahne O verſehene Roͤhre MN
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ABCD geht eine an beyden Seiten ofne Roͤhre EF. Dieſe iſt mit einer andern etwas weitern Roͤhre GHI bedeckt, die ſonſt allenthalben verſchloſſen iſt, nur am Boden bey G eine Oefnung an der Seite hat. Gießt man Waſſer in das Gefaͤß, ſo ſteigt es zugleich in dem zwiſchen beyden Roͤhren befindlichen Zwiſchenraume eben ſo hoch, als im Gefaͤße. So lange nun die Waſſerflaͤche im Gefaͤße niedriger, als die Oefnung E, ſteht, ſo lange kan kein Waſſer auslaufen. Sobald ſich aber dieſe Waſſerflaͤche uͤber E erhebt, wird das Waſſer bey E in die Roͤhre EF hineintreten und durch dieſelbe abfließen. Und wei<*> hier alle Urſachen, wie beym gewoͤhnlichen Heber, vorhanden ſind, ſo wird der Abfluß ſo lange fortdauren, bis das Gefaͤß ganz ausgeleeret iſt. Beyde Roͤhren zuſammen machen einen Heber aus, wovon ein Schenkel in dem andern ſteckt. Dieſe Einrichtung oder auch ein gewoͤhnlicher Heber in einem Becher angebracht, und in dem Rande deſſelben verſteckt, macht den Vexirbecher aus, der maͤßig gefuͤllt, den Wein haͤlt, ganz voll gefuͤllt aber bis auf den Boden auslaͤuft.
Wenn heberfoͤrmige Canaͤle unter der Erde mit natuͤrlichen Brunnen in Verbindung ſtehen, ſo kan ſich bey trocknem Wetter, wobey der obere Theil dieſer Canaͤle leer bleibt, das Waſſer im Brunnen erhalten, da hingegen bey Regenwetter, wenn das Waſſer hoch genug ſteigt, um den Canal bis oben auszufuͤllen, der ganze Brunnen auslaͤuft und trocken wird. Solche Brunnen haben Waſſer, wenn es trocken iſt, und vertrocknen beym Regenwetter.
Der unterbrochne Heber, Taf. XI. Fig. 67. (ſipho interruptus) hat Schenkel, welche nicht unmittelbar mit einander verbunden ſind. Die Steigroͤhre CE ſteht in dem ofnen mit Waſſer gefuͤllten Gefaͤße AB, und iſt oben bey E in das luftdicht verſchloßne Gefaͤß FG hineingeleitet. AB gegenuͤber wird ein anderes mit Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß KL angebracht, welches mit FG durch die Roͤhre HI verbunden, ſonſt aber ebenfalls gegen das Eindringen der aͤußern Luft ſorgfaͤltig verwahrt iſt. Am Boden deſſelben iſt die mit dem Hahne O verſehene Roͤhre MN
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/588>, abgerufen am 22.11.2024.
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