Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


ist. Die Landhalbkugel hat Grosbritannien zu ihrem Mittelpunkte, und begreift alle vier Welttheile blos mit Ausschluß der südlichen Spitzen von Amerika und Asien; da hingegen die Wasserhalbkugel, deren Mittel in die Neuseelandsinseln fällt, außer diesen Spitzen lauter Meer und Inseln in sich fasset. Auf der künstlichen Erdkugel theilt der Horizont beyde Halbkugeln ab, wenn man den 185sten Grad der Länge unter den messingenen Meridian führt, und den Globus selbst auf die südliche Polhöhe von 50 Grad stellt.

2) Fast alle große Stücken des festen Landes endigen sich gegen Süden zu in Spitzen mit hohen Vorgebirgen, welche westwärts große Buchten oder Meerbusen, ostwärts Inseln neben sich haben. Diese Anordnung findet sich an der Spitze von Afrika, am Cap Comorin in Asien, an der Spitze von Amerika, an Neuholland rc. Der Anblick ist fast so, als ob eine große von Süden hereingebrochne Wasserfluth dem trocknen Lande seine Gestalt gegeben hätte.

Uebrigens habe ich wegen anderer hiemit verbundenen Materien auf die Artikel: Meer, Berge, Quellen, Flüsse, Seen zu verweisen. Innere Beschaffenheit der Erdrinde.

Es ist unmöglich, von der innern Beschaffenheit der Erde selbst etwas mehr, als Muthmaßungen anzugeben. Selbst die tiefsten Bergwerke erstrecken sich nicht über eine Teufe von 500 Lachtern oder etwa 510 Toisen, welches kaum (1/6000) des Halbmessers der Erde austrägt. Und selbst diese Oefnungen sind in Bergen, d. i. an höhern Stellen der Erdfläche gemacht, da die niedrigsten vom Meere bedeckt werden. Aus den Erfahrungen im Innern der Berge auf das Innere der Erde schließen, wäre also eben soviel, als die innere Structur einer Eiche nach ihrer Rinde beurtheilen. Inzwischen werden doch die vornehmsten Resultate der Erfahrungen über die Rinde selbst hier eine schickliche Stelle finden.

Wo man auch in die Erde gräbt, findet man im platten Lande den lockern Theil ihrer Rinde aus verschiedenen


iſt. Die Landhalbkugel hat Grosbritannien zu ihrem Mittelpunkte, und begreift alle vier Welttheile blos mit Ausſchluß der ſuͤdlichen Spitzen von Amerika und Aſien; da hingegen die Waſſerhalbkugel, deren Mittel in die Neuſeelandsinſeln faͤllt, außer dieſen Spitzen lauter Meer und Inſeln in ſich faſſet. Auf der kuͤnſtlichen Erdkugel theilt der Horizont beyde Halbkugeln ab, wenn man den 185ſten Grad der Laͤnge unter den meſſingenen Meridian fuͤhrt, und den Globus ſelbſt auf die ſuͤdliche Polhoͤhe von 50 Grad ſtellt.

2) Faſt alle große Stuͤcken des feſten Landes endigen ſich gegen Suͤden zu in Spitzen mit hohen Vorgebirgen, welche weſtwaͤrts große Buchten oder Meerbuſen, oſtwaͤrts Inſeln neben ſich haben. Dieſe Anordnung findet ſich an der Spitze von Afrika, am Cap Comorin in Aſien, an der Spitze von Amerika, an Neuholland rc. Der Anblick iſt faſt ſo, als ob eine große von Suͤden hereingebrochne Waſſerfluth dem trocknen Lande ſeine Geſtalt gegeben haͤtte.

Uebrigens habe ich wegen anderer hiemit verbundenen Materien auf die Artikel: Meer, Berge, Quellen, Fluͤſſe, Seen zu verweiſen. Innere Beſchaffenheit der Erdrinde.

Es iſt unmoͤglich, von der innern Beſchaffenheit der Erde ſelbſt etwas mehr, als Muthmaßungen anzugeben. Selbſt die tiefſten Bergwerke erſtrecken ſich nicht uͤber eine Teufe von 500 Lachtern oder etwa 510 Toiſen, welches kaum (1/6000) des Halbmeſſers der Erde austraͤgt. Und ſelbſt dieſe Oefnungen ſind in Bergen, d. i. an hoͤhern Stellen der Erdflaͤche gemacht, da die niedrigſten vom Meere bedeckt werden. Aus den Erfahrungen im Innern der Berge auf das Innere der Erde ſchließen, waͤre alſo eben ſoviel, als die innere Structur einer Eiche nach ihrer Rinde beurtheilen. Inzwiſchen werden doch die vornehmſten Reſultate der Erfahrungen uͤber die Rinde ſelbſt hier eine ſchickliche Stelle finden.

Wo man auch in die Erde graͤbt, findet man im platten Lande den lockern Theil ihrer Rinde aus verſchiedenen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0056" xml:id="P.2.50" n="50"/><lb/>
i&#x017F;t. Die Landhalbkugel hat Grosbritannien zu ihrem Mittelpunkte, und begreift alle vier Welttheile blos mit Aus&#x017F;chluß der &#x017F;u&#x0364;dlichen Spitzen von Amerika und A&#x017F;ien; da hingegen die Wa&#x017F;&#x017F;erhalbkugel, deren Mittel in die Neu&#x017F;eelandsin&#x017F;eln fa&#x0364;llt, außer die&#x017F;en Spitzen lauter Meer und In&#x017F;eln in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;et. Auf der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Erdkugel theilt der Horizont beyde Halbkugeln ab, wenn man den 185&#x017F;ten Grad der La&#x0364;nge unter den me&#x017F;&#x017F;ingenen Meridian fu&#x0364;hrt, und den Globus &#x017F;elb&#x017F;t auf die &#x017F;u&#x0364;dliche Polho&#x0364;he von 50 Grad &#x017F;tellt.</p>
            <p>2) Fa&#x017F;t alle große Stu&#x0364;cken des fe&#x017F;ten Landes endigen &#x017F;ich gegen Su&#x0364;den zu in Spitzen mit hohen Vorgebirgen, welche we&#x017F;twa&#x0364;rts große Buchten oder Meerbu&#x017F;en, o&#x017F;twa&#x0364;rts In&#x017F;eln neben &#x017F;ich haben. Die&#x017F;e Anordnung findet &#x017F;ich an der Spitze von Afrika, am Cap Comorin in A&#x017F;ien, an der Spitze von Amerika, an Neuholland rc. Der Anblick i&#x017F;t fa&#x017F;t &#x017F;o, als ob eine große von Su&#x0364;den hereingebrochne Wa&#x017F;&#x017F;erfluth dem trocknen Lande &#x017F;eine Ge&#x017F;talt gegeben ha&#x0364;tte.</p>
            <p>Uebrigens habe ich wegen anderer hiemit verbundenen Materien auf die Artikel: <hi rendition="#b">Meer, Berge, Quellen, Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Seen</hi> zu verwei&#x017F;en. <hi rendition="#c">Innere Be&#x017F;chaffenheit der Erdrinde.</hi></p>
            <p>Es i&#x017F;t unmo&#x0364;glich, von der innern Be&#x017F;chaffenheit der Erde &#x017F;elb&#x017F;t etwas mehr, als Muthmaßungen anzugeben. Selb&#x017F;t die tief&#x017F;ten Bergwerke er&#x017F;trecken &#x017F;ich nicht u&#x0364;ber eine Teufe von 500 Lachtern oder etwa 510 Toi&#x017F;en, welches kaum (1/6000) des Halbme&#x017F;&#x017F;ers der Erde austra&#x0364;gt. Und &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e Oefnungen &#x017F;ind in Bergen, d. i. an ho&#x0364;hern Stellen der Erdfla&#x0364;che gemacht, da die niedrig&#x017F;ten vom Meere bedeckt werden. Aus den Erfahrungen im Innern der Berge auf das Innere der Erde &#x017F;chließen, wa&#x0364;re al&#x017F;o eben &#x017F;oviel, als die innere Structur einer Eiche nach ihrer Rinde beurtheilen. Inzwi&#x017F;chen werden doch die vornehm&#x017F;ten Re&#x017F;ultate der Erfahrungen u&#x0364;ber die Rinde &#x017F;elb&#x017F;t hier eine &#x017F;chickliche Stelle finden.</p>
            <p>Wo man auch in die Erde gra&#x0364;bt, findet man im platten Lande den lockern Theil ihrer Rinde aus ver&#x017F;chiedenen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0056] iſt. Die Landhalbkugel hat Grosbritannien zu ihrem Mittelpunkte, und begreift alle vier Welttheile blos mit Ausſchluß der ſuͤdlichen Spitzen von Amerika und Aſien; da hingegen die Waſſerhalbkugel, deren Mittel in die Neuſeelandsinſeln faͤllt, außer dieſen Spitzen lauter Meer und Inſeln in ſich faſſet. Auf der kuͤnſtlichen Erdkugel theilt der Horizont beyde Halbkugeln ab, wenn man den 185ſten Grad der Laͤnge unter den meſſingenen Meridian fuͤhrt, und den Globus ſelbſt auf die ſuͤdliche Polhoͤhe von 50 Grad ſtellt. 2) Faſt alle große Stuͤcken des feſten Landes endigen ſich gegen Suͤden zu in Spitzen mit hohen Vorgebirgen, welche weſtwaͤrts große Buchten oder Meerbuſen, oſtwaͤrts Inſeln neben ſich haben. Dieſe Anordnung findet ſich an der Spitze von Afrika, am Cap Comorin in Aſien, an der Spitze von Amerika, an Neuholland rc. Der Anblick iſt faſt ſo, als ob eine große von Suͤden hereingebrochne Waſſerfluth dem trocknen Lande ſeine Geſtalt gegeben haͤtte. Uebrigens habe ich wegen anderer hiemit verbundenen Materien auf die Artikel: Meer, Berge, Quellen, Fluͤſſe, Seen zu verweiſen. Innere Beſchaffenheit der Erdrinde. Es iſt unmoͤglich, von der innern Beſchaffenheit der Erde ſelbſt etwas mehr, als Muthmaßungen anzugeben. Selbſt die tiefſten Bergwerke erſtrecken ſich nicht uͤber eine Teufe von 500 Lachtern oder etwa 510 Toiſen, welches kaum (1/6000) des Halbmeſſers der Erde austraͤgt. Und ſelbſt dieſe Oefnungen ſind in Bergen, d. i. an hoͤhern Stellen der Erdflaͤche gemacht, da die niedrigſten vom Meere bedeckt werden. Aus den Erfahrungen im Innern der Berge auf das Innere der Erde ſchließen, waͤre alſo eben ſoviel, als die innere Structur einer Eiche nach ihrer Rinde beurtheilen. Inzwiſchen werden doch die vornehmſten Reſultate der Erfahrungen uͤber die Rinde ſelbſt hier eine ſchickliche Stelle finden. Wo man auch in die Erde graͤbt, findet man im platten Lande den lockern Theil ihrer Rinde aus verſchiedenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/56
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/56>, abgerufen am 02.05.2024.