Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Es hat die größte specifische Schwere unter allen Metallen, und überhaupt unter allen bekannten Körpern. Sie beträgt bey dem reinsten Golde 19,649mal so viel, als die des reinen Wassers, so daß ein pariser Cubikschuh davon etwa 1348 Pfund wiegt. Das Gold ist in hohem Grade feuerbeständig. Es wird im Feuer zuerst glühend, und schmelzt dann mit einer sanften grünen Farbe auf der Oberfläche. Allein es leidet dabey nicht den mindesten Abgang, wenn man es gleich, wie Boyle und Kunkel, über einen Monat lang im Glasofen dem Feuer aussetzt. Dennoch wird es durch die Hitze des Brennpunkts großer Brenngläser in einem dünnen Rauche aufgetrieben, der sich an kaltes Silber hängt, und darauf eine wahre Vergoldung bildet. Homberg wollte diesen Rauch für den merkurialischen Grundstoff des Goldes halten; aber Macquer, Brisson u. a. erklären ihn blos für eine Menge feiner, sonst unveränderter, Goldtheilchen. Unter den mineralischen Säuren lösen die dephlogistisirte Salzsäure (Scheele von Luft und Feuer, §. 82.) und die allerstärkste Salpetersäure (Brandt schwed. Abhdl. 1748.) das Gold, wiewohl nur schwach, auf. Die eigentlichen Auflösungsmittel des Goldes sind das Königswasser und die Schwefelleber. Das Königswasser, Goldscheidewasser (aqua regis, eau royale) besteht aus Salzsäure, mit Salpetersäure vermischt, und kan sehr leicht durch Auflösung des Salmiaks in Scheidewasser erhalten werden. Die Auflösung des Goldes darinn hat eine goldgelbe Farbe, färbt die Finger stark violet, und giebt beym Abdampfen die Goldkrystallen und den Goldkalk. Das Gold kan auch daraus durch sehr viele Mittel, vorzüglich durch Laugensalze, Kalkerden und andere Metalle niedergeschlagen werden. Der durch flüchtiges Alkali bewirkte Niederschlag ist das Knallgold; durch das Zinn und Libavs rauchenden Salzgeist wird der Mineralpurpur oder das Goldpräcipitat des Cassius erhalten. Diese Niederschläge scheinen, wenn sie mit Laugensalzen oder Erden bereitet sind, wahre Goldkalke zu seyn, da die mit Metallen bereiteten blos fein zertrenntes metallisches Es hat die groͤßte ſpecifiſche Schwere unter allen Metallen, und uͤberhaupt unter allen bekannten Koͤrpern. Sie betraͤgt bey dem reinſten Golde 19,649mal ſo viel, als die des reinen Waſſers, ſo daß ein pariſer Cubikſchuh davon etwa 1348 Pfund wiegt. Das Gold iſt in hohem Grade feuerbeſtaͤndig. Es wird im Feuer zuerſt gluͤhend, und ſchmelzt dann mit einer ſanften gruͤnen Farbe auf der Oberflaͤche. Allein es leidet dabey nicht den mindeſten Abgang, wenn man es gleich, wie Boyle und Kunkel, uͤber einen Monat lang im Glasofen dem Feuer ausſetzt. Dennoch wird es durch die Hitze des Brennpunkts großer Brennglaͤſer in einem duͤnnen Rauche aufgetrieben, der ſich an kaltes Silber haͤngt, und darauf eine wahre Vergoldung bildet. Homberg wollte dieſen Rauch fuͤr den merkurialiſchen Grundſtoff des Goldes halten; aber Macquer, Briſſon u. a. erklaͤren ihn blos fuͤr eine Menge feiner, ſonſt unveraͤnderter, Goldtheilchen. Unter den mineraliſchen Saͤuren loͤſen die dephlogiſtiſirte Salzſaͤure (Scheele von Luft und Feuer, §. 82.) und die allerſtaͤrkſte Salpeterſaͤure (Brandt ſchwed. Abhdl. 1748.) das Gold, wiewohl nur ſchwach, auf. Die eigentlichen Aufloͤſungsmittel des Goldes ſind das Koͤnigswaſſer und die Schwefelleber. Das Koͤnigswaſſer, Goldſcheidewaſſer (aqua regis, eau royale) beſteht aus Salzſaͤure, mit Salpeterſaͤure vermiſcht, und kan ſehr leicht durch Aufloͤſung des Salmiaks in Scheidewaſſer erhalten werden. Die Aufloͤſung des Goldes darinn hat eine goldgelbe Farbe, faͤrbt die Finger ſtark violet, und giebt beym Abdampfen die Goldkryſtallen und den Goldkalk. Das Gold kan auch daraus durch ſehr viele Mittel, vorzuͤglich durch Laugenſalze, Kalkerden und andere Metalle niedergeſchlagen werden. Der durch fluͤchtiges Alkali bewirkte Niederſchlag iſt das Knallgold; durch das Zinn und Libavs rauchenden Salzgeiſt wird der Mineralpurpur oder das Goldpraͤcipitat des Caſſius erhalten. Dieſe Niederſchlaͤge ſcheinen, wenn ſie mit Laugenſalzen oder Erden bereitet ſind, wahre Goldkalke zu ſeyn, da die mit Metallen bereiteten blos fein zertrenntes metalliſches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0518" xml:id="P.2.512" n="512"/><lb/> </p> <p>Es hat die groͤßte ſpecifiſche Schwere unter allen Metallen, und uͤberhaupt unter allen bekannten Koͤrpern. Sie betraͤgt bey dem reinſten Golde 19,649mal ſo viel, als die des reinen Waſſers, ſo daß ein pariſer Cubikſchuh davon etwa 1348 Pfund wiegt.</p> <p>Das Gold iſt in hohem Grade feuerbeſtaͤndig. Es wird im Feuer zuerſt gluͤhend, und ſchmelzt dann mit einer ſanften gruͤnen Farbe auf der Oberflaͤche. Allein es leidet dabey nicht den mindeſten Abgang, wenn man es gleich, wie <hi rendition="#b">Boyle</hi> und <hi rendition="#b">Kunkel,</hi> uͤber einen Monat lang im Glasofen dem Feuer ausſetzt. Dennoch wird es durch die Hitze des Brennpunkts großer Brennglaͤſer in einem duͤnnen Rauche aufgetrieben, der ſich an kaltes Silber haͤngt, und darauf eine wahre Vergoldung bildet. <hi rendition="#b">Homberg</hi> wollte dieſen Rauch fuͤr den merkurialiſchen Grundſtoff des Goldes halten; aber <hi rendition="#b">Macquer, Briſſon</hi> u. a. erklaͤren ihn blos fuͤr eine Menge feiner, ſonſt unveraͤnderter, Goldtheilchen.</p> <p>Unter den mineraliſchen Saͤuren loͤſen die dephlogiſtiſirte Salzſaͤure (<hi rendition="#b">Scheele</hi> von Luft und Feuer, §. 82.) und die allerſtaͤrkſte Salpeterſaͤure (<hi rendition="#b">Brandt</hi> ſchwed. Abhdl. 1748.) das Gold, wiewohl nur ſchwach, auf. Die eigentlichen Aufloͤſungsmittel des Goldes ſind das Koͤnigswaſſer und die Schwefelleber. Das <hi rendition="#b">Koͤnigswaſſer, Goldſcheidewaſſer</hi> <hi rendition="#aq">(aqua regis, <hi rendition="#i">eau royale</hi>)</hi> beſteht aus Salzſaͤure, mit Salpeterſaͤure vermiſcht, und kan ſehr leicht durch Aufloͤſung des Salmiaks in Scheidewaſſer erhalten werden. Die Aufloͤſung des Goldes darinn hat eine goldgelbe Farbe, faͤrbt die Finger ſtark violet, und giebt beym Abdampfen die <hi rendition="#b">Goldkryſtallen</hi> und den <hi rendition="#b">Goldkalk.</hi> Das Gold kan auch daraus durch ſehr viele Mittel, vorzuͤglich durch Laugenſalze, Kalkerden und andere Metalle niedergeſchlagen werden. Der durch fluͤchtiges Alkali bewirkte Niederſchlag iſt das <hi rendition="#b">Knallgold;</hi> durch das Zinn und Libavs rauchenden Salzgeiſt wird der <hi rendition="#b">Mineralpurpur</hi> oder das <hi rendition="#b">Goldpraͤcipitat des Caſſius</hi> erhalten. Dieſe Niederſchlaͤge ſcheinen, wenn ſie mit Laugenſalzen oder Erden bereitet ſind, wahre Goldkalke zu ſeyn, da die mit Metallen bereiteten blos fein zertrenntes metalliſches<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [512/0518]
Es hat die groͤßte ſpecifiſche Schwere unter allen Metallen, und uͤberhaupt unter allen bekannten Koͤrpern. Sie betraͤgt bey dem reinſten Golde 19,649mal ſo viel, als die des reinen Waſſers, ſo daß ein pariſer Cubikſchuh davon etwa 1348 Pfund wiegt.
Das Gold iſt in hohem Grade feuerbeſtaͤndig. Es wird im Feuer zuerſt gluͤhend, und ſchmelzt dann mit einer ſanften gruͤnen Farbe auf der Oberflaͤche. Allein es leidet dabey nicht den mindeſten Abgang, wenn man es gleich, wie Boyle und Kunkel, uͤber einen Monat lang im Glasofen dem Feuer ausſetzt. Dennoch wird es durch die Hitze des Brennpunkts großer Brennglaͤſer in einem duͤnnen Rauche aufgetrieben, der ſich an kaltes Silber haͤngt, und darauf eine wahre Vergoldung bildet. Homberg wollte dieſen Rauch fuͤr den merkurialiſchen Grundſtoff des Goldes halten; aber Macquer, Briſſon u. a. erklaͤren ihn blos fuͤr eine Menge feiner, ſonſt unveraͤnderter, Goldtheilchen.
Unter den mineraliſchen Saͤuren loͤſen die dephlogiſtiſirte Salzſaͤure (Scheele von Luft und Feuer, §. 82.) und die allerſtaͤrkſte Salpeterſaͤure (Brandt ſchwed. Abhdl. 1748.) das Gold, wiewohl nur ſchwach, auf. Die eigentlichen Aufloͤſungsmittel des Goldes ſind das Koͤnigswaſſer und die Schwefelleber. Das Koͤnigswaſſer, Goldſcheidewaſſer (aqua regis, eau royale) beſteht aus Salzſaͤure, mit Salpeterſaͤure vermiſcht, und kan ſehr leicht durch Aufloͤſung des Salmiaks in Scheidewaſſer erhalten werden. Die Aufloͤſung des Goldes darinn hat eine goldgelbe Farbe, faͤrbt die Finger ſtark violet, und giebt beym Abdampfen die Goldkryſtallen und den Goldkalk. Das Gold kan auch daraus durch ſehr viele Mittel, vorzuͤglich durch Laugenſalze, Kalkerden und andere Metalle niedergeſchlagen werden. Der durch fluͤchtiges Alkali bewirkte Niederſchlag iſt das Knallgold; durch das Zinn und Libavs rauchenden Salzgeiſt wird der Mineralpurpur oder das Goldpraͤcipitat des Caſſius erhalten. Dieſe Niederſchlaͤge ſcheinen, wenn ſie mit Laugenſalzen oder Erden bereitet ſind, wahre Goldkalke zu ſeyn, da die mit Metallen bereiteten blos fein zertrenntes metalliſches
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |