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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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ohngefähr 365 1/4 Tage, oder 8766 Stunden. Genauere Bestimmungen derselben werden bey dem Worte: Sonnenjahr, gegeben. Nimmt man die Erdbahn zur Erleichterung der Rechnung für einen Kreis an, dessen Halbmesser 23430 Erdhalbmesser beträgt, so findet man daraus den in 8766 Stunden zurückgelegten Umfang = 147214 Erdhalbmessern, deren jeder 859 1/2 geographische Meile gerechnet werden kan. Die Erde durchläuft also in einer Stunde (147214 X 859,5/8766)= 14434, folglich in einer einzigen Secunde 4 Meilen oder 94644 rheinl. Fuß, welches die Geschwindigkeit einer Kanonenkugel, die man auf 600 Fuß in einer Secunde setzen kan, 157mal übertrift.

Die Richtung dieser Bewegung geht nach der Folge der himmlischen Zeichen, d. i. so, daß die Erde einem innerhalb ihrer Bahn gestellten mit dem Haupte gegen den Nordpol gekehrten und gegen die Erde sehenden Zuschauer stets von der Rechten gegen die Linke zu laufen scheinen würde, s. Folge der Zeichen.

Die Umwälzung der Erde um ihre Axe (motus vertiginis, revolution diurne, rotation) geschieht in einem Zeitraume, der sich immer gleich bleibt, und daher das eigentliche aus der Natur selbst genommene Maaß der Zeit abgiebt. Er heißt der Sterntag, oder Tag der ersten Bewegung, s. Sternzeit, und macht in mittlerer Sonnenzeit nur 23 St. 56 Min. 4 Sec. aus. Die Richtung dieser Bewegung ist ebenfalls nach der Folge der Zeichen, oder von Abend gegen Morgen. Diese Umwälzung der Erdkugel, welche wir an nichts weiter, als an den Gestirnen, bemerken, macht, daß sich die Himmelskugel täglich nach der entgegengesetzten Richtung, oder von Morgen gegen Abend, um die verlängerte Erdaxe zu drehen scheint.

Bey dieser Umwälzung beschreibt jeder Ort einen desto größern oder kleinern Kreis, je geringer oder größer sein Abstand vom Aequator der Erde ist. Taf. VIII. Fig. 3., wo PR die Axe der Umdrehung ist, beschreibt der Ort E einen Kreis vom Halbmesser HE, G einen vom Halbmesser KG.


ohngefaͤhr 365 1/4 Tage, oder 8766 Stunden. Genauere Beſtimmungen derſelben werden bey dem Worte: Sonnenjahr, gegeben. Nimmt man die Erdbahn zur Erleichterung der Rechnung fuͤr einen Kreis an, deſſen Halbmeſſer 23430 Erdhalbmeſſer betraͤgt, ſo findet man daraus den in 8766 Stunden zuruͤckgelegten Umfang = 147214 Erdhalbmeſſern, deren jeder 859 1/2 geographiſche Meile gerechnet werden kan. Die Erde durchlaͤuft alſo in einer Stunde (147214 X 859,5/8766)= 14434, folglich in einer einzigen Secunde 4 Meilen oder 94644 rheinl. Fuß, welches die Geſchwindigkeit einer Kanonenkugel, die man auf 600 Fuß in einer Secunde ſetzen kan, 157mal uͤbertrift.

Die Richtung dieſer Bewegung geht nach der Folge der himmliſchen Zeichen, d. i. ſo, daß die Erde einem innerhalb ihrer Bahn geſtellten mit dem Haupte gegen den Nordpol gekehrten und gegen die Erde ſehenden Zuſchauer ſtets von der Rechten gegen die Linke zu laufen ſcheinen wuͤrde, ſ. Folge der Zeichen.

Die Umwaͤlzung der Erde um ihre Axe (motus vertiginis, revolution diurne, rotation) geſchieht in einem Zeitraume, der ſich immer gleich bleibt, und daher das eigentliche aus der Natur ſelbſt genommene Maaß der Zeit abgiebt. Er heißt der Sterntag, oder Tag der erſten Bewegung, ſ. Sternzeit, und macht in mittlerer Sonnenzeit nur 23 St. 56 Min. 4 Sec. aus. Die Richtung dieſer Bewegung iſt ebenfalls nach der Folge der Zeichen, oder von Abend gegen Morgen. Dieſe Umwaͤlzung der Erdkugel, welche wir an nichts weiter, als an den Geſtirnen, bemerken, macht, daß ſich die Himmelskugel taͤglich nach der entgegengeſetzten Richtung, oder von Morgen gegen Abend, um die verlaͤngerte Erdaxe zu drehen ſcheint.

Bey dieſer Umwaͤlzung beſchreibt jeder Ort einen deſto groͤßern oder kleinern Kreis, je geringer oder groͤßer ſein Abſtand vom Aequator der Erde iſt. Taf. VIII. Fig. 3., wo PR die Axe der Umdrehung iſt, beſchreibt der Ort E einen Kreis vom Halbmeſſer HE, G einen vom Halbmeſſer KG.

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[44/0050] ohngefaͤhr 365 1/4 Tage, oder 8766 Stunden. Genauere Beſtimmungen derſelben werden bey dem Worte: Sonnenjahr, gegeben. Nimmt man die Erdbahn zur Erleichterung der Rechnung fuͤr einen Kreis an, deſſen Halbmeſſer 23430 Erdhalbmeſſer betraͤgt, ſo findet man daraus den in 8766 Stunden zuruͤckgelegten Umfang = 147214 Erdhalbmeſſern, deren jeder 859 1/2 geographiſche Meile gerechnet werden kan. Die Erde durchlaͤuft alſo in einer Stunde (147214 X 859,5/8766)= 14434, folglich in einer einzigen Secunde 4 Meilen oder 94644 rheinl. Fuß, welches die Geſchwindigkeit einer Kanonenkugel, die man auf 600 Fuß in einer Secunde ſetzen kan, 157mal uͤbertrift. Die Richtung dieſer Bewegung geht nach der Folge der himmliſchen Zeichen, d. i. ſo, daß die Erde einem innerhalb ihrer Bahn geſtellten mit dem Haupte gegen den Nordpol gekehrten und gegen die Erde ſehenden Zuſchauer ſtets von der Rechten gegen die Linke zu laufen ſcheinen wuͤrde, ſ. Folge der Zeichen. Die Umwaͤlzung der Erde um ihre Axe (motus vertiginis, revolution diurne, rotation) geſchieht in einem Zeitraume, der ſich immer gleich bleibt, und daher das eigentliche aus der Natur ſelbſt genommene Maaß der Zeit abgiebt. Er heißt der Sterntag, oder Tag der erſten Bewegung, ſ. Sternzeit, und macht in mittlerer Sonnenzeit nur 23 St. 56 Min. 4 Sec. aus. Die Richtung dieſer Bewegung iſt ebenfalls nach der Folge der Zeichen, oder von Abend gegen Morgen. Dieſe Umwaͤlzung der Erdkugel, welche wir an nichts weiter, als an den Geſtirnen, bemerken, macht, daß ſich die Himmelskugel taͤglich nach der entgegengeſetzten Richtung, oder von Morgen gegen Abend, um die verlaͤngerte Erdaxe zu drehen ſcheint. Bey dieſer Umwaͤlzung beſchreibt jeder Ort einen deſto groͤßern oder kleinern Kreis, je geringer oder groͤßer ſein Abſtand vom Aequator der Erde iſt. Taf. VIII. Fig. 3., wo PR die Axe der Umdrehung iſt, beſchreibt der Ort E einen Kreis vom Halbmeſſer HE, G einen vom Halbmeſſer KG.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/50>, abgerufen am 26.04.2024.