Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Da nun die Luft, welche die Körper auf der Erde umgiebt, alie Eigenschaften flüßiger Materien hat, so folgt hieraus, daß selbst in freyer Luft jeder Körper einen Theil seines Gewichts verliert, daß also alle Gewichte der Körper, wie sie im luftvollen Raume in unsere Sinne fallen, nur relative Gewichte sind. So wird eine Masse Wasser, deren wahres Gewicht 850 Gran beträgt, in freyer Luft nur einen Druck von 849 Gran ausüben, u. s. w. Wir erfahren also durch Abwägen nur sehr selten das wahre Gewicht der Körper, zumal da die dazu gebrauchten Einsetzgewichte in der Wagschale ebenfalls einen Theil ihres absoluten Gewichts verlieren. Je größer der Raum ist, den ein Körper einnimmt, desto mehr Luft treibt er aus ihrer Stelle; desto größer ist also auch der dabey erlittene Verlust am Gewicht. Nun dehnt die Wärme alle Körper in einen größern Raum aus: sie werden also, wenn sie erhitzt sind, mehr Gewicht verlieren, und leichter scheinen, als wenn sie kalt gewogen werden. Eben daher sagt man auch, daß ein Körper im Sommer weniger, als im Winter, wiege; man hat aber dabey in Betrachtung zu ziehen, daß er im Sommer in wärmerer und also leichterer Luft gewogen wird, welcher Umstand jenen Unterschied wenigstens zum Theil wieder aufhebt. Ueberhaupt ist dieser Verlust des Gewichts der Körper in der Luft in den meisten Fällen unbeträchtlich; er kan aber bey Körpern, die sehr leicht sind, und doch einen großen Raum einnehmen, so beträchtlich werden, daß man ihn schlechterdings nicht vernachläßigen darf. Dies ist der Fall bey den mit Luft angefüllten Blasen und andern leichten Hüllen. Werden diese gar mit noch leichtern Stoffen, als die Luft selbst ist, z. B. mit brennbarer Luft, gefüllt, so kan es so weit kommen, daß sie ihr ganzes Gewicht verlieren,
Da nun die Luft, welche die Koͤrper auf der Erde umgiebt, alie Eigenſchaften fluͤßiger Materien hat, ſo folgt hieraus, daß ſelbſt in freyer Luft jeder Koͤrper einen Theil ſeines Gewichts verliert, daß alſo alle Gewichte der Koͤrper, wie ſie im luftvollen Raume in unſere Sinne fallen, nur relative Gewichte ſind. So wird eine Maſſe Waſſer, deren wahres Gewicht 850 Gran betraͤgt, in freyer Luft nur einen Druck von 849 Gran ausuͤben, u. ſ. w. Wir erfahren alſo durch Abwaͤgen nur ſehr ſelten das wahre Gewicht der Koͤrper, zumal da die dazu gebrauchten Einſetzgewichte in der Wagſchale ebenfalls einen Theil ihres abſoluten Gewichts verlieren. Je groͤßer der Raum iſt, den ein Koͤrper einnimmt, deſto mehr Luft treibt er aus ihrer Stelle; deſto groͤßer iſt alſo auch der dabey erlittene Verluſt am Gewicht. Nun dehnt die Waͤrme alle Koͤrper in einen groͤßern Raum aus: ſie werden alſo, wenn ſie erhitzt ſind, mehr Gewicht verlieren, und leichter ſcheinen, als wenn ſie kalt gewogen werden. Eben daher ſagt man auch, daß ein Koͤrper im Sommer weniger, als im Winter, wiege; man hat aber dabey in Betrachtung zu ziehen, daß er im Sommer in waͤrmerer und alſo leichterer Luft gewogen wird, welcher Umſtand jenen Unterſchied wenigſtens zum Theil wieder aufhebt. Ueberhaupt iſt dieſer Verluſt des Gewichts der Koͤrper in der Luft in den meiſten Faͤllen unbetraͤchtlich; er kan aber bey Koͤrpern, die ſehr leicht ſind, und doch einen großen Raum einnehmen, ſo betraͤchtlich werden, daß man ihn ſchlechterdings nicht vernachlaͤßigen darf. Dies iſt der Fall bey den mit Luft angefuͤllten Blaſen und andern leichten Huͤllen. Werden dieſe gar mit noch leichtern Stoffen, als die Luft ſelbſt iſt, z. B. mit brennbarer Luft, gefuͤllt, ſo kan es ſo weit kommen, daß ſie ihr ganzes Gewicht verlieren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0499" xml:id="P.2.493" n="493"/><lb/> betraͤgt. Eine Bleykugel z. B., welche 11 Loth wiegt, und ſo groß iſt, daß ſie ein Loth Waſſer aus der Stelle treibt, wird in Waſſer geſenkt, nur 10 Loth wiegen. Dieſer Ueberreſt heißt alsdann ihr <hi rendition="#b">relatives Gewicht</hi> <hi rendition="#aq">(pondus relativum).</hi></p> <p>Da nun die Luft, welche die Koͤrper auf der Erde umgiebt, alie Eigenſchaften fluͤßiger Materien hat, ſo folgt hieraus, daß ſelbſt in freyer Luft jeder Koͤrper einen Theil ſeines Gewichts verliert, daß alſo alle Gewichte der Koͤrper, wie ſie im luftvollen Raume in unſere Sinne fallen, nur <hi rendition="#b">relative Gewichte</hi> ſind. So wird eine Maſſe Waſſer, deren wahres Gewicht 850 Gran betraͤgt, in freyer Luft nur einen Druck von 849 Gran ausuͤben, u. ſ. w. Wir erfahren alſo durch Abwaͤgen nur ſehr ſelten das wahre Gewicht der Koͤrper, zumal da die dazu gebrauchten Einſetzgewichte in der Wagſchale ebenfalls einen Theil ihres abſoluten Gewichts verlieren.</p> <p>Je groͤßer der Raum iſt, den ein Koͤrper einnimmt, deſto mehr Luft treibt er aus ihrer Stelle; deſto groͤßer iſt alſo auch der dabey erlittene Verluſt am Gewicht. Nun dehnt die Waͤrme alle Koͤrper in einen groͤßern Raum aus: ſie werden alſo, wenn ſie erhitzt ſind, mehr Gewicht verlieren, und leichter ſcheinen, als wenn ſie kalt gewogen werden. Eben daher ſagt man auch, daß ein Koͤrper im Sommer weniger, als im Winter, wiege; man hat aber dabey in Betrachtung zu ziehen, daß er im Sommer in waͤrmerer und alſo leichterer Luft gewogen wird, welcher Umſtand jenen Unterſchied wenigſtens zum Theil wieder aufhebt.</p> <p>Ueberhaupt iſt dieſer Verluſt des Gewichts der Koͤrper in der Luft in den meiſten Faͤllen unbetraͤchtlich; er kan aber bey Koͤrpern, die ſehr leicht ſind, und doch einen großen Raum einnehmen, ſo betraͤchtlich werden, daß man ihn ſchlechterdings nicht vernachlaͤßigen darf. Dies iſt der Fall bey den mit Luft angefuͤllten Blaſen und andern leichten Huͤllen. Werden dieſe gar mit noch leichtern Stoffen, als die Luft ſelbſt iſt, z. B. mit brennbarer Luft, gefuͤllt, ſo kan es ſo weit kommen, daß ſie ihr ganzes Gewicht verlieren,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [493/0499]
betraͤgt. Eine Bleykugel z. B., welche 11 Loth wiegt, und ſo groß iſt, daß ſie ein Loth Waſſer aus der Stelle treibt, wird in Waſſer geſenkt, nur 10 Loth wiegen. Dieſer Ueberreſt heißt alsdann ihr relatives Gewicht (pondus relativum).
Da nun die Luft, welche die Koͤrper auf der Erde umgiebt, alie Eigenſchaften fluͤßiger Materien hat, ſo folgt hieraus, daß ſelbſt in freyer Luft jeder Koͤrper einen Theil ſeines Gewichts verliert, daß alſo alle Gewichte der Koͤrper, wie ſie im luftvollen Raume in unſere Sinne fallen, nur relative Gewichte ſind. So wird eine Maſſe Waſſer, deren wahres Gewicht 850 Gran betraͤgt, in freyer Luft nur einen Druck von 849 Gran ausuͤben, u. ſ. w. Wir erfahren alſo durch Abwaͤgen nur ſehr ſelten das wahre Gewicht der Koͤrper, zumal da die dazu gebrauchten Einſetzgewichte in der Wagſchale ebenfalls einen Theil ihres abſoluten Gewichts verlieren.
Je groͤßer der Raum iſt, den ein Koͤrper einnimmt, deſto mehr Luft treibt er aus ihrer Stelle; deſto groͤßer iſt alſo auch der dabey erlittene Verluſt am Gewicht. Nun dehnt die Waͤrme alle Koͤrper in einen groͤßern Raum aus: ſie werden alſo, wenn ſie erhitzt ſind, mehr Gewicht verlieren, und leichter ſcheinen, als wenn ſie kalt gewogen werden. Eben daher ſagt man auch, daß ein Koͤrper im Sommer weniger, als im Winter, wiege; man hat aber dabey in Betrachtung zu ziehen, daß er im Sommer in waͤrmerer und alſo leichterer Luft gewogen wird, welcher Umſtand jenen Unterſchied wenigſtens zum Theil wieder aufhebt.
Ueberhaupt iſt dieſer Verluſt des Gewichts der Koͤrper in der Luft in den meiſten Faͤllen unbetraͤchtlich; er kan aber bey Koͤrpern, die ſehr leicht ſind, und doch einen großen Raum einnehmen, ſo betraͤchtlich werden, daß man ihn ſchlechterdings nicht vernachlaͤßigen darf. Dies iſt der Fall bey den mit Luft angefuͤllten Blaſen und andern leichten Huͤllen. Werden dieſe gar mit noch leichtern Stoffen, als die Luft ſelbſt iſt, z. B. mit brennbarer Luft, gefuͤllt, ſo kan es ſo weit kommen, daß ſie ihr ganzes Gewicht verlieren,
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