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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Augenglase auf, und leitet sie erst durch ein zweytes Augenglas ins Auge selbst, wodurch eben so, wie durch zwey nahe Augengläser im Sternrohre, das Feld sehr erweitert wird. Man pflegt hiebey überhaupt das Gesichtsfeld mehr durch Proben, als durch Abmessung und Rechnung zu bestimmen.

Bey den einfachen Mikroskopen ist die Tangente des Halbmessers vom Gesichtsfelde gleich dem Halbmesser des Kügelchens oder der Linse, dividirt durch die Brennweite, s. Mikroskop.

Beym zusammengesetzten Vergrößerungsglase aus zwey und mehrern Gläsern, ist eben diese Tangente gleich dem Halbmesser der Oefnung des Augenglases, dividirt durch das Produkt des Abstands des Auges vom Glase in die Vergrößerungszahl, welche Regel überhaupt als eine allgemeine für alle optische Werkzeuge gelten kan.

Gesichtskreis, s. Horizont.

Gesichtswinkel, s. Sehewinkel.

Gestalt, Figur, Figura, Figure.

Gestalt überhaupt heißt Beschaffenheit und gegenseitige Lage der Grenzen einer ausgedehnten Größe. Da jeder Körper ausgedehnt ist, und also Grenzen hat, so kömmt auch jedem eine Gestalt zu, obgleich oft die Körper so klein sind, daß unser Gesicht und Gefühl dieselbe nicht mehr bemerken können. Die Gestalt ist also eines von den allgemeinen Phänomenen der Körper.

Durch die Gestalt unterscheiden sich Körper, die sonst an Größe, innerer Beschaffenheit, Gewicht rc. gleich sind, z. B. eine Bleykugel von einem gleich schweren bleyernen Würfel. Die Gestalten der Körper sind unendlich mannigfaltig, und Leibnitz scheint nicht mit Unrecht behauptet zu haben, daß es in der Natur keine zween Körper von völlig gleicher Gestalt gebe. Uebrigens wird Gleichheit der Gestalt Aehnlichkeit genannt.

Die scheinbare Gestalt der Gegenstände, von denen wir überhaupt blos die Grenzen oder Flächen sehen, kömmt darauf an, wie uns die Größe und Entfernung dieser Grenzen


Augenglaſe auf, und leitet ſie erſt durch ein zweytes Augenglas ins Auge ſelbſt, wodurch eben ſo, wie durch zwey nahe Augenglaͤſer im Sternrohre, das Feld ſehr erweitert wird. Man pflegt hiebey uͤberhaupt das Geſichtsfeld mehr durch Proben, als durch Abmeſſung und Rechnung zu beſtimmen.

Bey den einfachen Mikroſkopen iſt die Tangente des Halbmeſſers vom Geſichtsfelde gleich dem Halbmeſſer des Kuͤgelchens oder der Linſe, dividirt durch die Brennweite, ſ. Mikroſkop.

Beym zuſammengeſetzten Vergroͤßerungsglaſe aus zwey und mehrern Glaͤſern, iſt eben dieſe Tangente gleich dem Halbmeſſer der Oefnung des Augenglaſes, dividirt durch das Produkt des Abſtands des Auges vom Glaſe in die Vergroͤßerungszahl, welche Regel uͤberhaupt als eine allgemeine fuͤr alle optiſche Werkzeuge gelten kan.

Geſichtskreis, ſ. Horizont.

Geſichtswinkel, ſ. Sehewinkel.

Geſtalt, Figur, Figura, Figure.

Geſtalt uͤberhaupt heißt Beſchaffenheit und gegenſeitige Lage der Grenzen einer ausgedehnten Groͤße. Da jeder Koͤrper ausgedehnt iſt, und alſo Grenzen hat, ſo koͤmmt auch jedem eine Geſtalt zu, obgleich oft die Koͤrper ſo klein ſind, daß unſer Geſicht und Gefuͤhl dieſelbe nicht mehr bemerken koͤnnen. Die Geſtalt iſt alſo eines von den allgemeinen Phaͤnomenen der Koͤrper.

Durch die Geſtalt unterſcheiden ſich Koͤrper, die ſonſt an Groͤße, innerer Beſchaffenheit, Gewicht rc. gleich ſind, z. B. eine Bleykugel von einem gleich ſchweren bleyernen Wuͤrfel. Die Geſtalten der Koͤrper ſind unendlich mannigfaltig, und Leibnitz ſcheint nicht mit Unrecht behauptet zu haben, daß es in der Natur keine zween Koͤrper von voͤllig gleicher Geſtalt gebe. Uebrigens wird Gleichheit der Geſtalt Aehnlichkeit genannt.

Die ſcheinbare Geſtalt der Gegenſtaͤnde, von denen wir uͤberhaupt blos die Grenzen oder Flaͤchen ſehen, koͤmmt darauf an, wie uns die Groͤße und Entfernung dieſer Grenzen

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[486/0492] Augenglaſe auf, und leitet ſie erſt durch ein zweytes Augenglas ins Auge ſelbſt, wodurch eben ſo, wie durch zwey nahe Augenglaͤſer im Sternrohre, das Feld ſehr erweitert wird. Man pflegt hiebey uͤberhaupt das Geſichtsfeld mehr durch Proben, als durch Abmeſſung und Rechnung zu beſtimmen. Bey den einfachen Mikroſkopen iſt die Tangente des Halbmeſſers vom Geſichtsfelde gleich dem Halbmeſſer des Kuͤgelchens oder der Linſe, dividirt durch die Brennweite, ſ. Mikroſkop. Beym zuſammengeſetzten Vergroͤßerungsglaſe aus zwey und mehrern Glaͤſern, iſt eben dieſe Tangente gleich dem Halbmeſſer der Oefnung des Augenglaſes, dividirt durch das Produkt des Abſtands des Auges vom Glaſe in die Vergroͤßerungszahl, welche Regel uͤberhaupt als eine allgemeine fuͤr alle optiſche Werkzeuge gelten kan. Geſichtskreis, ſ. Horizont. Geſichtswinkel, ſ. Sehewinkel. Geſtalt, Figur, Figura, Figure. Geſtalt uͤberhaupt heißt Beſchaffenheit und gegenſeitige Lage der Grenzen einer ausgedehnten Groͤße. Da jeder Koͤrper ausgedehnt iſt, und alſo Grenzen hat, ſo koͤmmt auch jedem eine Geſtalt zu, obgleich oft die Koͤrper ſo klein ſind, daß unſer Geſicht und Gefuͤhl dieſelbe nicht mehr bemerken koͤnnen. Die Geſtalt iſt alſo eines von den allgemeinen Phaͤnomenen der Koͤrper. Durch die Geſtalt unterſcheiden ſich Koͤrper, die ſonſt an Groͤße, innerer Beſchaffenheit, Gewicht rc. gleich ſind, z. B. eine Bleykugel von einem gleich ſchweren bleyernen Wuͤrfel. Die Geſtalten der Koͤrper ſind unendlich mannigfaltig, und Leibnitz ſcheint nicht mit Unrecht behauptet zu haben, daß es in der Natur keine zween Koͤrper von voͤllig gleicher Geſtalt gebe. Uebrigens wird Gleichheit der Geſtalt Aehnlichkeit genannt. Die ſcheinbare Geſtalt der Gegenſtaͤnde, von denen wir uͤberhaupt blos die Grenzen oder Flaͤchen ſehen, koͤmmt darauf an, wie uns die Groͤße und Entfernung dieſer Grenzen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/492>, abgerufen am 22.11.2024.