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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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ihre Wirkung auf die Nerven der Schleimart in uns die Empfindung des Geruchs erregen. Ohne Zweifel bestehen die Gerüche aus feinen, salzigen und flüchtigen Theilen, welche durch Wärme, Gährung u. s. w. von den Körpern getrennt werden, und noch andere Theile mit sich fortreissen, s. Ausflüsse. Die Wirkung des Feuers, die Gährung rc. verbreiten fast allezeit Gerüche auch aus Körpern, die sonst ohne Geruch sind, weil sie die Ausdünstung vermehren; bey der wirklichen Zersetzung der Körper werden diese Gerüche nicht nur heftiger und durchdringender, sondern es ändert sich auch ihre Art und Beschaffenheit, weil dabey weit mehr und feinere Theile entbunden werden, die sich in der Luft auf eine andere Art unter einander vereinigen.

Man hat für die Arten der Gerüche keine so bestimmten Namen, wie für die Gegenstände des Geschmacks und der übrigen Sinne, und begnügt sich damit, die unbekanntern durch Vergleichung mit bekanntern, z. B. der Rosen, Veilchen, des Moschus, des Schwefels, der versengten Federn u. s. w. zu bezeichnen. Dies zeigt, daß die Menschen diesen Sinn weniger, als die übrigen, benutzen.

Von der Feinheit der Ausflüsse, die den Geruch verbreiten, ist schon bey dem Worte: Ausflüsse, geredet worden. Die von den Körpern getrennten Theilchen schweben in der Luft; diese ist das Vehikel, durch welches sie, vermittelst des Athemholens, eingesogen und an das Werkzeug des Geruchs gebracht werden.

Nollet Lecons de phys. T. I. Lec. 2.

Geschmack, Gustus, Gustatus, Goaut.

Der Sinn, durch welchen wir das Schmeckende oder Schmackhafte der Körper, (Sapor, Saveur), durch die Berührung mit der Zunge oder dem Gaumen empfinden. Dieser Sinn ist der thierischen Oekonomie vorzüglich nothwendig, da ihre Erhaltung vom Genusse der Nahrung abhängt, welchen der Geschmack angenehm macht, und zugleich die Thiere in Stand setzt, die dienlichen Nahrungsmittel zu unterscheiden.


ihre Wirkung auf die Nerven der Schleimart in uns die Empfindung des Geruchs erregen. Ohne Zweifel beſtehen die Geruͤche aus feinen, ſalzigen und fluͤchtigen Theilen, welche durch Waͤrme, Gaͤhrung u. ſ. w. von den Koͤrpern getrennt werden, und noch andere Theile mit ſich fortreiſſen, ſ. Ausfluͤſſe. Die Wirkung des Feuers, die Gaͤhrung rc. verbreiten faſt allezeit Geruͤche auch aus Koͤrpern, die ſonſt ohne Geruch ſind, weil ſie die Ausduͤnſtung vermehren; bey der wirklichen Zerſetzung der Koͤrper werden dieſe Geruͤche nicht nur heftiger und durchdringender, ſondern es aͤndert ſich auch ihre Art und Beſchaffenheit, weil dabey weit mehr und feinere Theile entbunden werden, die ſich in der Luft auf eine andere Art unter einander vereinigen.

Man hat fuͤr die Arten der Geruͤche keine ſo beſtimmten Namen, wie fuͤr die Gegenſtaͤnde des Geſchmacks und der uͤbrigen Sinne, und begnuͤgt ſich damit, die unbekanntern durch Vergleichung mit bekanntern, z. B. der Roſen, Veilchen, des Moſchus, des Schwefels, der verſengten Federn u. ſ. w. zu bezeichnen. Dies zeigt, daß die Menſchen dieſen Sinn weniger, als die uͤbrigen, benutzen.

Von der Feinheit der Ausfluͤſſe, die den Geruch verbreiten, iſt ſchon bey dem Worte: Ausfluͤſſe, geredet worden. Die von den Koͤrpern getrennten Theilchen ſchweben in der Luft; dieſe iſt das Vehikel, durch welches ſie, vermittelſt des Athemholens, eingeſogen und an das Werkzeug des Geruchs gebracht werden.

Nollet Leçons de phyſ. T. I. Leç. 2.

Geſchmack, Guſtus, Guſtatus, Goût.

Der Sinn, durch welchen wir das Schmeckende oder Schmackhafte der Koͤrper, (Sapor, Saveur), durch die Beruͤhrung mit der Zunge oder dem Gaumen empfinden. Dieſer Sinn iſt der thieriſchen Oekonomie vorzuͤglich nothwendig, da ihre Erhaltung vom Genuſſe der Nahrung abhaͤngt, welchen der Geſchmack angenehm macht, und zugleich die Thiere in Stand ſetzt, die dienlichen Nahrungsmittel zu unterſcheiden.

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[460/0466] ihre Wirkung auf die Nerven der Schleimart in uns die Empfindung des Geruchs erregen. Ohne Zweifel beſtehen die Geruͤche aus feinen, ſalzigen und fluͤchtigen Theilen, welche durch Waͤrme, Gaͤhrung u. ſ. w. von den Koͤrpern getrennt werden, und noch andere Theile mit ſich fortreiſſen, ſ. Ausfluͤſſe. Die Wirkung des Feuers, die Gaͤhrung rc. verbreiten faſt allezeit Geruͤche auch aus Koͤrpern, die ſonſt ohne Geruch ſind, weil ſie die Ausduͤnſtung vermehren; bey der wirklichen Zerſetzung der Koͤrper werden dieſe Geruͤche nicht nur heftiger und durchdringender, ſondern es aͤndert ſich auch ihre Art und Beſchaffenheit, weil dabey weit mehr und feinere Theile entbunden werden, die ſich in der Luft auf eine andere Art unter einander vereinigen. Man hat fuͤr die Arten der Geruͤche keine ſo beſtimmten Namen, wie fuͤr die Gegenſtaͤnde des Geſchmacks und der uͤbrigen Sinne, und begnuͤgt ſich damit, die unbekanntern durch Vergleichung mit bekanntern, z. B. der Roſen, Veilchen, des Moſchus, des Schwefels, der verſengten Federn u. ſ. w. zu bezeichnen. Dies zeigt, daß die Menſchen dieſen Sinn weniger, als die uͤbrigen, benutzen. Von der Feinheit der Ausfluͤſſe, die den Geruch verbreiten, iſt ſchon bey dem Worte: Ausfluͤſſe, geredet worden. Die von den Koͤrpern getrennten Theilchen ſchweben in der Luft; dieſe iſt das Vehikel, durch welches ſie, vermittelſt des Athemholens, eingeſogen und an das Werkzeug des Geruchs gebracht werden. Nollet Leçons de phyſ. T. I. Leç. 2. Geſchmack, Guſtus, Guſtatus, Goût. Der Sinn, durch welchen wir das Schmeckende oder Schmackhafte der Koͤrper, (Sapor, Saveur), durch die Beruͤhrung mit der Zunge oder dem Gaumen empfinden. Dieſer Sinn iſt der thieriſchen Oekonomie vorzuͤglich nothwendig, da ihre Erhaltung vom Genuſſe der Nahrung abhaͤngt, welchen der Geſchmack angenehm macht, und zugleich die Thiere in Stand ſetzt, die dienlichen Nahrungsmittel zu unterſcheiden.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/466>, abgerufen am 20.05.2024.