Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


aber endigt sich der Gehörgang selbst im Schläfeknochen. Er ist mit seinen Häuten bedeckt, unter denen sich aus kleinen Drüsen das Ohrenschmalz absondert, das ihn befeuchtet, und so, wie die kleinen Haare im Eingange, beschützt; bey neugebohrnen Kindern ist er etwas enger, und am Trommelfelle mit einer weißen schleimichten Substanz erfüllt, welche das Wasser, worinn der Fötus schwimmt, abhält, ins Ohr zu dringen. Das Trommelfell schließt schief an, so daß es mit der Gehörgangsröhre oben einen stumpfen, unten einen spitzigen Winkel macht. Es ist von außen ein wenig hohl vertieft, von innen aber erhaben; seine Fläche ist mehr konisch als sphärisch, der Umfang elliptisch, und der mittlere Durchmesser (3 7/10) Linien.

Mit dem Trommelfelle fängt die mittlere Höhle des Ohrs, die Crommelhöhle, Pauke (Tympanum, Cavitas tympani, Caisse du tambour) an. Sie befindet sich im Innern des Schläfeknochens, hat eine irreguläre elliptische Figur, im mittlern Durchschnitt von 4 Linien. Hier hat eine kleine, aus vier der zartesten Knöchelchen zusammengesetzte Maschine, Taf. X. Fig. 40, ihre Stelle. Diese Knöchelchen sind der Hammer (malleus, marteau) GIK, der Ambos (incus, enclume) GL, der Stegreif (stapes, etrier) LNM, und ein ungemein kleines linsenförmiges Beinchen (os orbiculare, osselet orbiculaire ou lenticulaire) bey L. Der Hammer und Ambos hängen bey G zusammen, sind aber, wie ein Winkelhebel, um diesen Punkt beweglich. Der Ambos und Stegreif aber sind vermittelst des linsenförmigen Beinchens so verbunden, daß jeder Theil einzeln um L beweglich ist. Der Hammer hängt an dem Trommelfelle an.

Aus der Trommelhöhle läuft die Eustachische Röhre (tuba Eustachiana, trompe d' Eustache) HY nach der innern Höhle des Mundes, wodurch sich die Trommelhöhle mit Luft füllt, welche der äußern an Federkraft gleich ist, daher man auch durch den Mund und die Nase hören kan. Außerdem läuft auch aus dieser Höhle noch ein Gang in die Zellen des zitzenförmigen Fortsatzes (Apophysi<*> mastoidea).


aber endigt ſich der Gehoͤrgang ſelbſt im Schlaͤfeknochen. Er iſt mit ſeinen Haͤuten bedeckt, unter denen ſich aus kleinen Druͤſen das Ohrenſchmalz abſondert, das ihn befeuchtet, und ſo, wie die kleinen Haare im Eingange, beſchuͤtzt; bey neugebohrnen Kindern iſt er etwas enger, und am Trommelfelle mit einer weißen ſchleimichten Subſtanz erfuͤllt, welche das Waſſer, worinn der Foͤtus ſchwimmt, abhaͤlt, ins Ohr zu dringen. Das Trommelfell ſchließt ſchief an, ſo daß es mit der Gehoͤrgangsroͤhre oben einen ſtumpfen, unten einen ſpitzigen Winkel macht. Es iſt von außen ein wenig hohl vertieft, von innen aber erhaben; ſeine Flaͤche iſt mehr koniſch als ſphaͤriſch, der Umfang elliptiſch, und der mittlere Durchmeſſer (3 7/10) Linien.

Mit dem Trommelfelle faͤngt die mittlere Hoͤhle des Ohrs, die Crommelhoͤhle, Pauke (Tympanum, Cavitas tympani, Caiſſe du tambour) an. Sie befindet ſich im Innern des Schlaͤfeknochens, hat eine irregulaͤre elliptiſche Figur, im mittlern Durchſchnitt von 4 Linien. Hier hat eine kleine, aus vier der zarteſten Knoͤchelchen zuſammengeſetzte Maſchine, Taf. X. Fig. 40, ihre Stelle. Dieſe Knoͤchelchen ſind der Hammer (malleus, marteau) GIK, der Ambos (incus, enclume) GL, der Stegreif (ſtapes, étrier) LNM, und ein ungemein kleines linſenfoͤrmiges Beinchen (os orbiculare, oſſelet orbiculaire ou lenticulaire) bey L. Der Hammer und Ambos haͤngen bey G zuſammen, ſind aber, wie ein Winkelhebel, um dieſen Punkt beweglich. Der Ambos und Stegreif aber ſind vermittelſt des linſenfoͤrmigen Beinchens ſo verbunden, daß jeder Theil einzeln um L beweglich iſt. Der Hammer haͤngt an dem Trommelfelle an.

Aus der Trommelhoͤhle laͤuft die Euſtachiſche Roͤhre (tuba Euſtachiana, trompe d' Euſtache) HY nach der innern Hoͤhle des Mundes, wodurch ſich die Trommelhoͤhle mit Luft fuͤllt, welche der aͤußern an Federkraft gleich iſt, daher man auch durch den Mund und die Naſe hoͤren kan. Außerdem laͤuft auch aus dieſer Hoͤhle noch ein Gang in die Zellen des zitzenfoͤrmigen Fortſatzes (Apophyſi<*> maſtoidea).

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0452" xml:id="P.2.446" n="446"/><lb/>
aber endigt &#x017F;ich der Geho&#x0364;rgang &#x017F;elb&#x017F;t im Schla&#x0364;feknochen. Er i&#x017F;t mit &#x017F;einen Ha&#x0364;uten bedeckt, unter denen &#x017F;ich aus kleinen Dru&#x0364;&#x017F;en das Ohren&#x017F;chmalz ab&#x017F;ondert, das ihn befeuchtet, und &#x017F;o, wie die kleinen Haare im Eingange, be&#x017F;chu&#x0364;tzt; bey neugebohrnen Kindern i&#x017F;t er etwas enger, und am Trommelfelle mit einer weißen &#x017F;chleimichten Sub&#x017F;tanz erfu&#x0364;llt, welche das Wa&#x017F;&#x017F;er, worinn der Fo&#x0364;tus &#x017F;chwimmt, abha&#x0364;lt, ins Ohr zu dringen. Das Trommelfell &#x017F;chließt &#x017F;chief an, &#x017F;o daß es mit der Geho&#x0364;rgangsro&#x0364;hre oben einen &#x017F;tumpfen, unten einen &#x017F;pitzigen Winkel macht. Es i&#x017F;t von außen ein wenig hohl vertieft, von innen aber erhaben; &#x017F;eine Fla&#x0364;che i&#x017F;t mehr koni&#x017F;ch als &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;ch, der Umfang ellipti&#x017F;ch, und der mittlere Durchme&#x017F;&#x017F;er (3 7/10) Linien.</p>
            <p>Mit dem Trommelfelle fa&#x0364;ngt die mittlere Ho&#x0364;hle des Ohrs, die <hi rendition="#b">Crommelho&#x0364;hle, Pauke</hi> <hi rendition="#aq">(Tympanum, Cavitas tympani, <hi rendition="#i">Cai&#x017F;&#x017F;e du tambour</hi>)</hi> an. Sie befindet &#x017F;ich im Innern des Schla&#x0364;feknochens, hat eine irregula&#x0364;re ellipti&#x017F;che Figur, im mittlern Durch&#x017F;chnitt von 4 Linien. Hier hat eine kleine, aus vier der zarte&#x017F;ten Kno&#x0364;chelchen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Ma&#x017F;chine, Taf. <hi rendition="#aq">X.</hi> Fig. 40, ihre Stelle. Die&#x017F;e Kno&#x0364;chelchen &#x017F;ind der <hi rendition="#b">Hammer</hi> <hi rendition="#aq">(malleus, <hi rendition="#i">marteau</hi>) GIK,</hi> der <hi rendition="#b">Ambos</hi> <hi rendition="#aq">(incus, <hi rendition="#i">enclume</hi>) GL,</hi> der <hi rendition="#b">Stegreif</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;tapes, <hi rendition="#i">étrier</hi>) LNM,</hi> und ein ungemein kleines lin&#x017F;enfo&#x0364;rmiges Beinchen <hi rendition="#aq">(os orbiculare, <hi rendition="#i">o&#x017F;&#x017F;elet orbiculaire ou lenticulaire</hi>)</hi> bey <hi rendition="#aq">L.</hi> Der Hammer und Ambos ha&#x0364;ngen bey <hi rendition="#aq">G</hi> zu&#x017F;ammen, &#x017F;ind aber, wie ein Winkelhebel, um die&#x017F;en Punkt beweglich. Der Ambos und Stegreif aber &#x017F;ind vermittel&#x017F;t des lin&#x017F;enfo&#x0364;rmigen Beinchens &#x017F;o verbunden, daß jeder Theil einzeln um <hi rendition="#aq">L</hi> beweglich i&#x017F;t. Der Hammer ha&#x0364;ngt an dem Trommelfelle an.</p>
            <p>Aus der Trommelho&#x0364;hle la&#x0364;uft die <hi rendition="#b">Eu&#x017F;tachi&#x017F;che Ro&#x0364;hre</hi> <hi rendition="#aq">(tuba Eu&#x017F;tachiana, <hi rendition="#i">trompe d' Eu&#x017F;tache</hi>) HY</hi> nach der innern Ho&#x0364;hle des Mundes, wodurch &#x017F;ich die Trommelho&#x0364;hle mit Luft fu&#x0364;llt, welche der a&#x0364;ußern an Federkraft gleich i&#x017F;t, daher man auch durch den Mund und die Na&#x017F;e ho&#x0364;ren kan. Außerdem la&#x0364;uft auch aus die&#x017F;er Ho&#x0364;hle noch ein Gang in die Zellen des zitzenfo&#x0364;rmigen Fort&#x017F;atzes <hi rendition="#aq">(Apophy&#x017F;i&lt;*&gt; ma&#x017F;toidea).</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0452] aber endigt ſich der Gehoͤrgang ſelbſt im Schlaͤfeknochen. Er iſt mit ſeinen Haͤuten bedeckt, unter denen ſich aus kleinen Druͤſen das Ohrenſchmalz abſondert, das ihn befeuchtet, und ſo, wie die kleinen Haare im Eingange, beſchuͤtzt; bey neugebohrnen Kindern iſt er etwas enger, und am Trommelfelle mit einer weißen ſchleimichten Subſtanz erfuͤllt, welche das Waſſer, worinn der Foͤtus ſchwimmt, abhaͤlt, ins Ohr zu dringen. Das Trommelfell ſchließt ſchief an, ſo daß es mit der Gehoͤrgangsroͤhre oben einen ſtumpfen, unten einen ſpitzigen Winkel macht. Es iſt von außen ein wenig hohl vertieft, von innen aber erhaben; ſeine Flaͤche iſt mehr koniſch als ſphaͤriſch, der Umfang elliptiſch, und der mittlere Durchmeſſer (3 7/10) Linien. Mit dem Trommelfelle faͤngt die mittlere Hoͤhle des Ohrs, die Crommelhoͤhle, Pauke (Tympanum, Cavitas tympani, Caiſſe du tambour) an. Sie befindet ſich im Innern des Schlaͤfeknochens, hat eine irregulaͤre elliptiſche Figur, im mittlern Durchſchnitt von 4 Linien. Hier hat eine kleine, aus vier der zarteſten Knoͤchelchen zuſammengeſetzte Maſchine, Taf. X. Fig. 40, ihre Stelle. Dieſe Knoͤchelchen ſind der Hammer (malleus, marteau) GIK, der Ambos (incus, enclume) GL, der Stegreif (ſtapes, étrier) LNM, und ein ungemein kleines linſenfoͤrmiges Beinchen (os orbiculare, oſſelet orbiculaire ou lenticulaire) bey L. Der Hammer und Ambos haͤngen bey G zuſammen, ſind aber, wie ein Winkelhebel, um dieſen Punkt beweglich. Der Ambos und Stegreif aber ſind vermittelſt des linſenfoͤrmigen Beinchens ſo verbunden, daß jeder Theil einzeln um L beweglich iſt. Der Hammer haͤngt an dem Trommelfelle an. Aus der Trommelhoͤhle laͤuft die Euſtachiſche Roͤhre (tuba Euſtachiana, trompe d' Euſtache) HY nach der innern Hoͤhle des Mundes, wodurch ſich die Trommelhoͤhle mit Luft fuͤllt, welche der aͤußern an Federkraft gleich iſt, daher man auch durch den Mund und die Naſe hoͤren kan. Außerdem laͤuft auch aus dieſer Hoͤhle noch ein Gang in die Zellen des zitzenfoͤrmigen Fortſatzes (Apophyſi<*> maſtoidea).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/452
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/452>, abgerufen am 20.05.2024.