die fixe Luft, oder die schwere Substanz, welche in manchen Fällen fixe Luft bildet, niedergeschlagen wird. Das letztere nahm Priestley an, ob er gleich selbst (Vol. I. p. 267.) bemerkt, daß es zur Erklärung nicht ganz hinreiche, weil auch solche Luftarten, die keine fixe Luft enthalten, durch zugesetztes Phlogiston vermindert würden. Die Vergleichung der geringen Menge von niedergeschlagner Luftsäure mit der Größe der Verminderung selbst giebt auch wohl zu erkennen, daß das Phänomen zwar zum Theil, aber doch nicht ganz aus dieser Ursache könne hergeleitet werden. Lavoisier hat sich durch diese Schwierigkeiten bewogen gefunden, gar kein Phlogiston anzunehmen, und die phlogistischen Processe durch die Zersetzung der reinen Luft, und die Einschluckung ihres Grundtheils in die Körper zu erklären, wobey nur der verdorbene Theil der Luft übrig bleibe.
Einige sind darauf gefallen, diese Verminderung des Volumens, welche zugleich mit Verminderung des absoluten Gewichts begleitet ist, aus einer angenommenen absoluten Leichtigkeit des Phlogistons zu erklären. Aber der Begriff von absoluter Leichtigkeit streitet wider alle Grundsätze der Physik, nach welchen jede Materie schwer ist (s. Gravitation), und keine Substanz gefunden werden kan, die durch ihr Hinzukommen das absolute Gewicht der Körper vermindern könnte. Vielmehr zeigt die Abnahme des Volumens, begleitet mit Abnahme des Gewichts, nothwendig einen Verlust materieller Theile an.
Die neusten Untersuchungen hierüber, welche von Cavendish angestellt, und in den Philosophischen Transactionen vom I. 1784 bekannt gemacht worden sind (s. Lichtenbergs Magazin für das Neuste rc. III. B. 3. St. S. 39. u. f.), scheinen es außer Zweifel zu setzen, daß die Verminderung beym Phlogistisiren durch die Verwandlung des reinsten Theils der Luft in Wasser bewirkt werde, wobey nur der unreinere Theil zurückbleibt. Man sollte dem zu Folge nicht sagen, die Luft werde phlogistisirt, sondern vielmehr, sie werde ihres dephlogistisirten Theils beraubt.
Man findet die Luft auch phlogistisirt, wenn ein elektrischer Funken zu wiederholtenmalen durch dieselbe gegangen
die fixe Luft, oder die ſchwere Subſtanz, welche in manchen Faͤllen fixe Luft bildet, niedergeſchlagen wird. Das letztere nahm Prieſtley an, ob er gleich ſelbſt (Vol. I. p. 267.) bemerkt, daß es zur Erklaͤrung nicht ganz hinreiche, weil auch ſolche Luftarten, die keine fixe Luft enthalten, durch zugeſetztes Phlogiſton vermindert wuͤrden. Die Vergleichung der geringen Menge von niedergeſchlagner Luftſaͤure mit der Groͤße der Verminderung ſelbſt giebt auch wohl zu erkennen, daß das Phaͤnomen zwar zum Theil, aber doch nicht ganz aus dieſer Urſache koͤnne hergeleitet werden. Lavoiſier hat ſich durch dieſe Schwierigkeiten bewogen gefunden, gar kein Phlogiſton anzunehmen, und die phlogiſtiſchen Proceſſe durch die Zerſetzung der reinen Luft, und die Einſchluckung ihres Grundtheils in die Koͤrper zu erklaͤren, wobey nur der verdorbene Theil der Luft uͤbrig bleibe.
Einige ſind darauf gefallen, dieſe Verminderung des Volumens, welche zugleich mit Verminderung des abſoluten Gewichts begleitet iſt, aus einer angenommenen abſoluten Leichtigkeit des Phlogiſtons zu erklaͤren. Aber der Begriff von abſoluter Leichtigkeit ſtreitet wider alle Grundſaͤtze der Phyſik, nach welchen jede Materie ſchwer iſt (ſ. Gravitation), und keine Subſtanz gefunden werden kan, die durch ihr Hinzukommen das abſolute Gewicht der Koͤrper vermindern koͤnnte. Vielmehr zeigt die Abnahme des Volumens, begleitet mit Abnahme des Gewichts, nothwendig einen Verluſt materieller Theile an.
Die neuſten Unterſuchungen hieruͤber, welche von Cavendiſh angeſtellt, und in den Philoſophiſchen Transactionen vom I. 1784 bekannt gemacht worden ſind (ſ. Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte rc. III. B. 3. St. S. 39. u. f.), ſcheinen es außer Zweifel zu ſetzen, daß die Verminderung beym Phlogiſtiſiren durch die Verwandlung des reinſten Theils der Luft in Waſſer bewirkt werde, wobey nur der unreinere Theil zuruͤckbleibt. Man ſollte dem zu Folge nicht ſagen, die Luft werde phlogiſtiſirt, ſondern vielmehr, ſie werde ihres dephlogiſtiſirten Theils beraubt.
Man findet die Luft auch phlogiſtiſirt, wenn ein elektriſcher Funken zu wiederholtenmalen durch dieſelbe gegangen
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die fixe Luft, oder die ſchwere Subſtanz, welche in manchen Faͤllen fixe Luft bildet, niedergeſchlagen wird. Das letztere nahm Prieſtley an, ob er gleich ſelbſt (Vol. I. p. 267.) bemerkt, daß es zur Erklaͤrung nicht ganz hinreiche, weil auch ſolche Luftarten, die keine fixe Luft enthalten, durch zugeſetztes Phlogiſton vermindert wuͤrden. Die Vergleichung der geringen Menge von niedergeſchlagner Luftſaͤure mit der Groͤße der Verminderung ſelbſt giebt auch wohl zu erkennen, daß das Phaͤnomen zwar zum Theil, aber doch nicht ganz aus dieſer Urſache koͤnne hergeleitet werden. Lavoiſier hat ſich durch dieſe Schwierigkeiten bewogen gefunden, gar kein Phlogiſton anzunehmen, und die phlogiſtiſchen Proceſſe durch die Zerſetzung der reinen Luft, und die Einſchluckung ihres Grundtheils in die Koͤrper zu erklaͤren, wobey nur der verdorbene Theil der Luft uͤbrig bleibe.
Einige ſind darauf gefallen, dieſe Verminderung des Volumens, welche zugleich mit Verminderung des abſoluten Gewichts begleitet iſt, aus einer angenommenen abſoluten Leichtigkeit des Phlogiſtons zu erklaͤren. Aber der Begriff von abſoluter Leichtigkeit ſtreitet wider alle Grundſaͤtze der Phyſik, nach welchen jede Materie ſchwer iſt (ſ. Gravitation), und keine Subſtanz gefunden werden kan, die durch ihr Hinzukommen das abſolute Gewicht der Koͤrper vermindern koͤnnte. Vielmehr zeigt die Abnahme des Volumens, begleitet mit Abnahme des Gewichts, nothwendig einen Verluſt materieller Theile an.
Die neuſten Unterſuchungen hieruͤber, welche von Cavendiſh angeſtellt, und in den Philoſophiſchen Transactionen vom I. 1784 bekannt gemacht worden ſind (ſ. Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte rc. III. B. 3. St. S. 39. u. f.), ſcheinen es außer Zweifel zu ſetzen, daß die Verminderung beym Phlogiſtiſiren durch die Verwandlung des reinſten Theils der Luft in Waſſer bewirkt werde, wobey nur der unreinere Theil zuruͤckbleibt. Man ſollte dem zu Folge nicht ſagen, die Luft werde phlogiſtiſirt, ſondern vielmehr, ſie werde ihres dephlogiſtiſirten Theils beraubt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/414>, abgerufen am 23.11.2024.
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