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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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benehmen ihr die schlimmen Eigenschaften, und machen sie der reinen Luft ähnlicher. Sie heißt durch Verbrennung phlogistisirte Luft. Bey genauerer Untersuchung findet man allezeit etwas fixe Luft dabey, von der es ungewiß ist, ob sie aus dem brennenden Körper oder aus der gemeinen Luft gekommen, ingleichen, ob sie schon vorher vorhanden gewesen, oder durch die Verbrennung erst entstanden sey.

Ein anderer phlogistischer Proceß ist das Athmen der Thiere, s. Athmen. Wenn man eine Maus, Taube rc. in ein verschloßnes in Wasser umgestürztes Gefäß setzt, so lebt das Thier nur noch eine kurze Zeit, deren Dauer sich nach der Menge der eingeschloßnen Luft richtet, und stirbt endlich unter Zuckungen und Beklemmung. Die Luft wird dabey ebenfalls bisweilen um 1/5 oder 1/6 vermindert, und wenn man in diese verdorbene Luft ein anderes Thier bringt, so stirbt es darinn augenblicklich. Diese verdorbene Luft löscht die Lichter aus, hat alle Kennzeichen der durch Verbrennung phlogistisirten Luft, und führt fixe Luft in ziemlicher Menge bey sich. Die Verminderung der Luft durch das Athmen hat Boyle zuerst bemerkt.

In der durchs Athmen phlogistisirten Luft leben die Thiere etwas länger, wenn sie sich im obern Theile der Glocke aufhalten. Die Ursache mag wohl in der dabey erzeugten fixen Luft liegen, welche sich auf den Boden senkt, und dadurch diese Gegend noch schädlicher für das thierische Leben macht. Die Insecten aber können in der durch Athmen oder Fäulniß verdorbnen Luft wohl leben.

Auch die Verkalkung der Metalle gehört zu den phlogistischen Processen, s. Verkalkung. Sie kan ohne Zutritt der gemeinen Luft nicht bewirkt werden, und eine gegebne Menge Luft reicht blos zu, eine bestimmte Quantität Metall in Kalk zu verwandeln. Die übrigbleibende verminderte Luft hat alle oben angeführte Kennzeichen der phlogistisirten, führt aber wenig oder gar keine fixe Luft bey sich, welches den D. Priestley auf die Vermuthung brachte, daß die fixe Luft in die Kalke übergehe und die Ursache der Vermehrung ihres Gewichts sey. Lavoisier (Opusc. phys.


benehmen ihr die ſchlimmen Eigenſchaften, und machen ſie der reinen Luft aͤhnlicher. Sie heißt durch Verbrennung phlogiſtiſirte Luft. Bey genauerer Unterſuchung findet man allezeit etwas fixe Luft dabey, von der es ungewiß iſt, ob ſie aus dem brennenden Koͤrper oder aus der gemeinen Luft gekommen, ingleichen, ob ſie ſchon vorher vorhanden geweſen, oder durch die Verbrennung erſt entſtanden ſey.

Ein anderer phlogiſtiſcher Proceß iſt das Athmen der Thiere, ſ. Athmen. Wenn man eine Maus, Taube rc. in ein verſchloßnes in Waſſer umgeſtuͤrztes Gefaͤß ſetzt, ſo lebt das Thier nur noch eine kurze Zeit, deren Dauer ſich nach der Menge der eingeſchloßnen Luft richtet, und ſtirbt endlich unter Zuckungen und Beklemmung. Die Luft wird dabey ebenfalls bisweilen um 1/5 oder 1/6 vermindert, und wenn man in dieſe verdorbene Luft ein anderes Thier bringt, ſo ſtirbt es darinn augenblicklich. Dieſe verdorbene Luft loͤſcht die Lichter aus, hat alle Kennzeichen der durch Verbrennung phlogiſtiſirten Luft, und fuͤhrt fixe Luft in ziemlicher Menge bey ſich. Die Verminderung der Luft durch das Athmen hat Boyle zuerſt bemerkt.

In der durchs Athmen phlogiſtiſirten Luft leben die Thiere etwas laͤnger, wenn ſie ſich im obern Theile der Glocke aufhalten. Die Urſache mag wohl in der dabey erzeugten fixen Luft liegen, welche ſich auf den Boden ſenkt, und dadurch dieſe Gegend noch ſchaͤdlicher fuͤr das thieriſche Leben macht. Die Inſecten aber koͤnnen in der durch Athmen oder Faͤulniß verdorbnen Luft wohl leben.

Auch die Verkalkung der Metalle gehoͤrt zu den phlogiſtiſchen Proceſſen, ſ. Verkalkung. Sie kan ohne Zutritt der gemeinen Luft nicht bewirkt werden, und eine gegebne Menge Luft reicht blos zu, eine beſtimmte Quantitaͤt Metall in Kalk zu verwandeln. Die uͤbrigbleibende verminderte Luft hat alle oben angefuͤhrte Kennzeichen der phlogiſtiſirten, fuͤhrt aber wenig oder gar keine fixe Luft bey ſich, welches den D. Prieſtley auf die Vermuthung brachte, daß die fixe Luft in die Kalke uͤbergehe und die Urſache der Vermehrung ihres Gewichts ſey. Lavoiſier (Opuſc. phyſ.

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[406/0412] benehmen ihr die ſchlimmen Eigenſchaften, und machen ſie der reinen Luft aͤhnlicher. Sie heißt durch Verbrennung phlogiſtiſirte Luft. Bey genauerer Unterſuchung findet man allezeit etwas fixe Luft dabey, von der es ungewiß iſt, ob ſie aus dem brennenden Koͤrper oder aus der gemeinen Luft gekommen, ingleichen, ob ſie ſchon vorher vorhanden geweſen, oder durch die Verbrennung erſt entſtanden ſey. Ein anderer phlogiſtiſcher Proceß iſt das Athmen der Thiere, ſ. Athmen. Wenn man eine Maus, Taube rc. in ein verſchloßnes in Waſſer umgeſtuͤrztes Gefaͤß ſetzt, ſo lebt das Thier nur noch eine kurze Zeit, deren Dauer ſich nach der Menge der eingeſchloßnen Luft richtet, und ſtirbt endlich unter Zuckungen und Beklemmung. Die Luft wird dabey ebenfalls bisweilen um 1/5 oder 1/6 vermindert, und wenn man in dieſe verdorbene Luft ein anderes Thier bringt, ſo ſtirbt es darinn augenblicklich. Dieſe verdorbene Luft loͤſcht die Lichter aus, hat alle Kennzeichen der durch Verbrennung phlogiſtiſirten Luft, und fuͤhrt fixe Luft in ziemlicher Menge bey ſich. Die Verminderung der Luft durch das Athmen hat Boyle zuerſt bemerkt. In der durchs Athmen phlogiſtiſirten Luft leben die Thiere etwas laͤnger, wenn ſie ſich im obern Theile der Glocke aufhalten. Die Urſache mag wohl in der dabey erzeugten fixen Luft liegen, welche ſich auf den Boden ſenkt, und dadurch dieſe Gegend noch ſchaͤdlicher fuͤr das thieriſche Leben macht. Die Inſecten aber koͤnnen in der durch Athmen oder Faͤulniß verdorbnen Luft wohl leben. Auch die Verkalkung der Metalle gehoͤrt zu den phlogiſtiſchen Proceſſen, ſ. Verkalkung. Sie kan ohne Zutritt der gemeinen Luft nicht bewirkt werden, und eine gegebne Menge Luft reicht blos zu, eine beſtimmte Quantitaͤt Metall in Kalk zu verwandeln. Die uͤbrigbleibende verminderte Luft hat alle oben angefuͤhrte Kennzeichen der phlogiſtiſirten, fuͤhrt aber wenig oder gar keine fixe Luft bey ſich, welches den D. Prieſtley auf die Vermuthung brachte, daß die fixe Luft in die Kalke uͤbergehe und die Urſache der Vermehrung ihres Gewichts ſey. Lavoiſier (Opuſc. phyſ.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/412>, abgerufen am 23.11.2024.