Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Gas, essigsaures, vegetabilisch-saures, vegetabilisch-saure Luft (Priestley), Essigluft, Gas acidum, acetosum, Aer acidus vegetabilis. Mephitis acetosa, Gas acide aceteux. Eine mit dem Wasser mischbare Gasart, welche Priestley aus einer sehr starken und durch Vitriolsäure concentrirten Essigsäure erhielt, und für eine in Luftgestalt dargestellte Pflanzensäure annahm. Er entwickelte dieselbe (Exp. and Obs. Vol. II. p. 23.) durch die bloße Hitze aus einem stark concentrirten Weinessig in einem kleinen Quecksilber-Apparat, wobey er, um sie von aller Feuchtigkeit zu reinigen, zwischen das Glas mit dem Weinessige und das Quecksilber, wie Taf. X. Fig. 36. zeigt, noch ein Zwischengefäß angebracht hatte. Sie zeigte sich weit schwächer, als die mineralischen Säuren, griff das Salz und den Borax gar nicht an, löschte ein Licht aus, verband sich sehr leicht und fest mit dem Wasser, und zeigte weiter kein besonderes Phänomen, als daß sie dem Olivenöle, welches andere saure Gasarten zäher und dunkler machen, vielmehr die gelbe Farbe benahm, und mehr Durchsichtigkeit gab. Sie unterschied sich also von der vitriolsauren Luft blos durch diese Wirkung auf das Olivenöl und durch ihren Geruch. Und da sie mit laugenartiger Luft vermischt, ihre Elasticität verlohr, eine weiße Wolke bildete, und an den Wänden des Gefäßes ein Pulver anlegte, das einem Schwefel ziemlich ähnlich sah, da überdis der gebrauchte Weinessig durch
Gas, eſſigſaures, vegetabiliſch-ſaures, vegetabiliſch-ſaure Luft (Prieſtley), Eſſigluft, Gas acidum, acetoſum, Aer acidus vegetabilis. Mephitis acetoſa, Gas acide aceteux. Eine mit dem Waſſer miſchbare Gasart, welche Prieſtley aus einer ſehr ſtarken und durch Vitriolſaͤure concentrirten Eſſigſaͤure erhielt, und fuͤr eine in Luftgeſtalt dargeſtellte Pflanzenſaͤure annahm. Er entwickelte dieſelbe (Exp. and Obſ. Vol. II. p. 23.) durch die bloße Hitze aus einem ſtark concentrirten Weineſſig in einem kleinen Queckſilber-Apparat, wobey er, um ſie von aller Feuchtigkeit zu reinigen, zwiſchen das Glas mit dem Weineſſige und das Queckſilber, wie Taf. X. Fig. 36. zeigt, noch ein Zwiſchengefaͤß angebracht hatte. Sie zeigte ſich weit ſchwaͤcher, als die mineraliſchen Saͤuren, griff das Salz und den Borax gar nicht an, loͤſchte ein Licht aus, verband ſich ſehr leicht und feſt mit dem Waſſer, und zeigte weiter kein beſonderes Phaͤnomen, als daß ſie dem Olivenoͤle, welches andere ſaure Gasarten zaͤher und dunkler machen, vielmehr die gelbe Farbe benahm, und mehr Durchſichtigkeit gab. Sie unterſchied ſich alſo von der vitriolſauren Luft blos durch dieſe Wirkung auf das Olivenoͤl und durch ihren Geruch. Und da ſie mit laugenartiger Luft vermiſcht, ihre Elaſticitaͤt verlohr, eine weiße Wolke bildete, und an den Waͤnden des Gefaͤßes ein Pulver anlegte, das einem Schwefel ziemlich aͤhnlich ſah, da uͤberdis der gebrauchte Weineſſig durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0389" xml:id="P.2.383" n="383"/><lb/> wobey die Feuerluft durch den Druck des Waſſers aus einem Gefaͤße auf die Flamme geleitet wird. Zu groͤßern Schmelzungen mit dephlogiſtiſirter Luft haben <hi rendition="#b">Achard</hi> (Crells neuſte Entdeck. in der Chem. Th. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> S. 79.) und <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> <hi rendition="#aq">(Hiſt. de l'Ac. de Paris, 1783.)</hi> kleine Oefen angegeben. Methoden reine Luft zu erhalten und zur Schmelzung zu nuͤtzen hat <hi rendition="#b">Ehrmann</hi> (Verſuch einer Schmelzkunſt mit Beyhuͤlſe der Feuerluft, Strasburg, 1786. gr. 8.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt. Man erhaͤlt dadurch einen ungewoͤhnlichen Grad der Hitze und Wirkungen, die man durch das gemeine Feuer auf keine Weiſe erreichen kan.</p> </div> <div n="2"> <head>Gas, eſſigſaures, vegetabiliſch-ſaures, vegetabiliſch-ſaure Luft</head><lb/> <p>(Prieſtley), <hi rendition="#b">Eſſigluft,</hi> <hi rendition="#aq">Gas acidum, acetoſum, Aer acidus vegetabilis. Mephitis acetoſa, <hi rendition="#i">Gas acide aceteux.</hi></hi> Eine mit dem Waſſer miſchbare Gasart, welche <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> aus einer ſehr ſtarken und durch Vitriolſaͤure concentrirten Eſſigſaͤure erhielt, und fuͤr eine in Luftgeſtalt dargeſtellte Pflanzenſaͤure annahm.</p> <p>Er entwickelte dieſelbe <hi rendition="#aq">(Exp. and Obſ. Vol. II. p. 23.)</hi> durch die bloße Hitze aus einem ſtark concentrirten Weineſſig in einem kleinen Queckſilber-Apparat, wobey er, um ſie von aller Feuchtigkeit zu reinigen, zwiſchen das Glas mit dem Weineſſige und das Queckſilber, wie Taf. <hi rendition="#aq">X.</hi> Fig. 36. zeigt, noch ein Zwiſchengefaͤß angebracht hatte. Sie zeigte ſich weit ſchwaͤcher, als die mineraliſchen Saͤuren, griff das Salz und den Borax gar nicht an, loͤſchte ein Licht aus, verband ſich ſehr leicht und feſt mit dem Waſſer, und zeigte weiter kein beſonderes Phaͤnomen, als daß ſie dem Olivenoͤle, welches andere ſaure Gasarten zaͤher und dunkler machen, vielmehr die gelbe Farbe benahm, und mehr Durchſichtigkeit gab.</p> <p>Sie unterſchied ſich alſo von der vitriolſauren Luft blos durch dieſe Wirkung auf das Olivenoͤl und durch ihren Geruch. Und da ſie mit laugenartiger Luft vermiſcht, ihre Elaſticitaͤt verlohr, eine weiße Wolke bildete, und an den Waͤnden des Gefaͤßes ein Pulver anlegte, das einem Schwefel ziemlich aͤhnlich ſah, da uͤberdis der gebrauchte Weineſſig durch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [383/0389]
wobey die Feuerluft durch den Druck des Waſſers aus einem Gefaͤße auf die Flamme geleitet wird. Zu groͤßern Schmelzungen mit dephlogiſtiſirter Luft haben Achard (Crells neuſte Entdeck. in der Chem. Th. VIII. S. 79.) und Lavoiſier (Hiſt. de l'Ac. de Paris, 1783.) kleine Oefen angegeben. Methoden reine Luft zu erhalten und zur Schmelzung zu nuͤtzen hat Ehrmann (Verſuch einer Schmelzkunſt mit Beyhuͤlſe der Feuerluft, Strasburg, 1786. gr. 8.) ſehr vollſtaͤndig geſammelt. Man erhaͤlt dadurch einen ungewoͤhnlichen Grad der Hitze und Wirkungen, die man durch das gemeine Feuer auf keine Weiſe erreichen kan.
Gas, eſſigſaures, vegetabiliſch-ſaures, vegetabiliſch-ſaure Luft
(Prieſtley), Eſſigluft, Gas acidum, acetoſum, Aer acidus vegetabilis. Mephitis acetoſa, Gas acide aceteux. Eine mit dem Waſſer miſchbare Gasart, welche Prieſtley aus einer ſehr ſtarken und durch Vitriolſaͤure concentrirten Eſſigſaͤure erhielt, und fuͤr eine in Luftgeſtalt dargeſtellte Pflanzenſaͤure annahm.
Er entwickelte dieſelbe (Exp. and Obſ. Vol. II. p. 23.) durch die bloße Hitze aus einem ſtark concentrirten Weineſſig in einem kleinen Queckſilber-Apparat, wobey er, um ſie von aller Feuchtigkeit zu reinigen, zwiſchen das Glas mit dem Weineſſige und das Queckſilber, wie Taf. X. Fig. 36. zeigt, noch ein Zwiſchengefaͤß angebracht hatte. Sie zeigte ſich weit ſchwaͤcher, als die mineraliſchen Saͤuren, griff das Salz und den Borax gar nicht an, loͤſchte ein Licht aus, verband ſich ſehr leicht und feſt mit dem Waſſer, und zeigte weiter kein beſonderes Phaͤnomen, als daß ſie dem Olivenoͤle, welches andere ſaure Gasarten zaͤher und dunkler machen, vielmehr die gelbe Farbe benahm, und mehr Durchſichtigkeit gab.
Sie unterſchied ſich alſo von der vitriolſauren Luft blos durch dieſe Wirkung auf das Olivenoͤl und durch ihren Geruch. Und da ſie mit laugenartiger Luft vermiſcht, ihre Elaſticitaͤt verlohr, eine weiße Wolke bildete, und an den Waͤnden des Gefaͤßes ein Pulver anlegte, das einem Schwefel ziemlich aͤhnlich ſah, da uͤberdis der gebrauchte Weineſſig durch
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