in fließendes Quecksilber verwandeln; und da sonst bey der Reduction der Metallkalke, wenn man Phlogiston zusetzen muß, fixe Luft entbunden wird, so entwickelt sich hier sowohl durch die Hitze des Brennpunkts als des gewöhnlichen Feuers eine große Menge der reinsten Luft. Priestley, Fontana, Bayen und Lavoisier haben hierüber die entscheidendsten Versuche angestellt. Man sieht daraus nicht nur, daß die dephlogistisirte Luft auch ohne Salx etersäure entbunden werden könne, sondern auch, daß die Vermehrung des Gewichts bey diesen beyden Verkalkungen des Quecksilbers von der Einsaugung, nicht der fixen sondern der reinsten dephlogistisirten Luft herkomme, woraus man wahrscheinlich schließen kan, daß es mit den Verkalkungen der übrigen Metalle eine gleiche Bewandniß habe, s. Verkalkung.
Aus den meisten Substanzen, welche mit Salpetersäure vermischt, reine Luft geben, z. B. der Mennige, kan man auch, theils durch die bloße Hitze, theils durch Vitriolsäure, dephlogistisirte und fixe Luft zugleich erhalten. Mit der Kochsalzsäure konnte Priestley keine Entwicklung reiner Luft bewirken; nur einmal erhielt er etwas aus der Destillation einer Auflösung von Mennige in Salzgeist (Exp. and Obs. Vol. IV. p. 442.). Das größte Hinderniß bey diesen Entbindungen machen die Gefäße, welche fast allezeit bis zum Glühen und noch dazu plötzlich erhitzt werden müssen, wobey dickere Gefäße zerspringen, dünnere weich werden und schmelzen. Nimmt man Flintenläufe oder eiserne Retorten, so geben diese Phlogiston. Am besten ist es, die Gefäße in einen Schmelztiegel oder blechernen Umschluß einzufassen, daß sie beym Weichwerden wenigstens nicht aus einander fallen.
Daß frische Pflanzen dephlogistisirte Luft geben, ist ebenfalls von Priestley schon bemerkt worden. D. Ingenhouß aber (Versuche mit Pflanzen rc. Leipzig, 1780. 8.) bestimmte diese Entdeckung genauer, und fand, daß frische Pflanzen, wenn sie in reinem Wasser dem Sonnenlichte ausgesetzt werden, vorzüglich aus ihren Blättern und aus der untersten Fläche derselben eine beträchtliche Menge
in fließendes Queckſilber verwandeln; und da ſonſt bey der Reduction der Metallkalke, wenn man Phlogiſton zuſetzen muß, fixe Luft entbunden wird, ſo entwickelt ſich hier ſowohl durch die Hitze des Brennpunkts als des gewoͤhnlichen Feuers eine große Menge der reinſten Luft. Prieſtley, Fontana, Bayen und Lavoiſier haben hieruͤber die entſcheidendſten Verſuche angeſtellt. Man ſieht daraus nicht nur, daß die dephlogiſtiſirte Luft auch ohne Salx eterſaͤure entbunden werden koͤnne, ſondern auch, daß die Vermehrung des Gewichts bey dieſen beyden Verkalkungen des Queckſilbers von der Einſaugung, nicht der fixen ſondern der reinſten dephlogiſtiſirten Luft herkomme, woraus man wahrſcheinlich ſchließen kan, daß es mit den Verkalkungen der uͤbrigen Metalle eine gleiche Bewandniß habe, ſ. Verkalkung.
Aus den meiſten Subſtanzen, welche mit Salpeterſaͤure vermiſcht, reine Luft geben, z. B. der Mennige, kan man auch, theils durch die bloße Hitze, theils durch Vitriolſaͤure, dephlogiſtiſirte und fixe Luft zugleich erhalten. Mit der Kochſalzſaͤure konnte Prieſtley keine Entwicklung reiner Luft bewirken; nur einmal erhielt er etwas aus der Deſtillation einer Aufloͤſung von Mennige in Salzgeiſt (Exp. and Obſ. Vol. IV. p. 442.). Das groͤßte Hinderniß bey dieſen Entbindungen machen die Gefaͤße, welche faſt allezeit bis zum Gluͤhen und noch dazu ploͤtzlich erhitzt werden muͤſſen, wobey dickere Gefaͤße zerſpringen, duͤnnere weich werden und ſchmelzen. Nimmt man Flintenlaͤufe oder eiſerne Retorten, ſo geben dieſe Phlogiſton. Am beſten iſt es, die Gefaͤße in einen Schmelztiegel oder blechernen Umſchluß einzufaſſen, daß ſie beym Weichwerden wenigſtens nicht aus einander fallen.
Daß friſche Pflanzen dephlogiſtiſirte Luft geben, iſt ebenfalls von Prieſtley ſchon bemerkt worden. D. Ingenhouß aber (Verſuche mit Pflanzen rc. Leipzig, 1780. 8.) beſtimmte dieſe Entdeckung genauer, und fand, daß friſche Pflanzen, wenn ſie in reinem Waſſer dem Sonnenlichte ausgeſetzt werden, vorzuͤglich aus ihren Blaͤttern und aus der unterſten Flaͤche derſelben eine betraͤchtliche Menge
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0380"xml:id="P.2.374"n="374"/><lb/>
in fließendes Queckſilber verwandeln; und da ſonſt bey der Reduction der Metallkalke, wenn man Phlogiſton zuſetzen muß, <hirendition="#b">fixe Luft</hi> entbunden wird, ſo entwickelt ſich hier ſowohl durch die Hitze des Brennpunkts als des gewoͤhnlichen Feuers eine große Menge der reinſten Luft. <hirendition="#b">Prieſtley, Fontana, Bayen</hi> und <hirendition="#b">Lavoiſier</hi> haben hieruͤber die entſcheidendſten Verſuche angeſtellt. Man ſieht daraus nicht nur, daß die dephlogiſtiſirte Luft auch ohne Salx eterſaͤure entbunden werden koͤnne, ſondern auch, daß die Vermehrung des Gewichts bey dieſen beyden Verkalkungen des Queckſilbers von der Einſaugung, nicht der fixen ſondern der reinſten dephlogiſtiſirten Luft herkomme, woraus man wahrſcheinlich ſchließen kan, daß es mit den Verkalkungen der uͤbrigen Metalle eine gleiche Bewandniß habe, <hirendition="#b">ſ. Verkalkung.</hi></p><p>Aus den meiſten Subſtanzen, welche mit Salpeterſaͤure vermiſcht, reine Luft geben, z. B. der Mennige, kan man auch, theils durch die bloße Hitze, theils durch Vitriolſaͤure, dephlogiſtiſirte und fixe Luft zugleich erhalten. Mit der Kochſalzſaͤure konnte <hirendition="#b">Prieſtley</hi> keine Entwicklung reiner Luft bewirken; nur einmal erhielt er etwas aus der Deſtillation einer Aufloͤſung von Mennige in Salzgeiſt <hirendition="#aq">(Exp. and Obſ. Vol. IV. p. 442.).</hi> Das groͤßte Hinderniß bey dieſen Entbindungen machen die Gefaͤße, welche faſt allezeit bis zum Gluͤhen und noch dazu ploͤtzlich erhitzt werden muͤſſen, wobey dickere Gefaͤße zerſpringen, duͤnnere weich werden und ſchmelzen. Nimmt man Flintenlaͤufe oder eiſerne Retorten, ſo geben dieſe Phlogiſton. Am beſten iſt es, die Gefaͤße in einen Schmelztiegel oder blechernen Umſchluß einzufaſſen, daß ſie beym Weichwerden wenigſtens nicht aus einander fallen.</p><p>Daß friſche Pflanzen dephlogiſtiſirte Luft geben, iſt ebenfalls von <hirendition="#b">Prieſtley</hi>ſchon bemerkt worden. <hirendition="#b">D. Ingenhouß</hi> aber (Verſuche mit Pflanzen rc. Leipzig, 1780. 8.) beſtimmte dieſe Entdeckung genauer, und fand, daß friſche Pflanzen, wenn ſie in reinem Waſſer dem Sonnenlichte ausgeſetzt werden, vorzuͤglich aus ihren Blaͤttern und aus der unterſten Flaͤche derſelben eine betraͤchtliche Menge<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[374/0380]
in fließendes Queckſilber verwandeln; und da ſonſt bey der Reduction der Metallkalke, wenn man Phlogiſton zuſetzen muß, fixe Luft entbunden wird, ſo entwickelt ſich hier ſowohl durch die Hitze des Brennpunkts als des gewoͤhnlichen Feuers eine große Menge der reinſten Luft. Prieſtley, Fontana, Bayen und Lavoiſier haben hieruͤber die entſcheidendſten Verſuche angeſtellt. Man ſieht daraus nicht nur, daß die dephlogiſtiſirte Luft auch ohne Salx eterſaͤure entbunden werden koͤnne, ſondern auch, daß die Vermehrung des Gewichts bey dieſen beyden Verkalkungen des Queckſilbers von der Einſaugung, nicht der fixen ſondern der reinſten dephlogiſtiſirten Luft herkomme, woraus man wahrſcheinlich ſchließen kan, daß es mit den Verkalkungen der uͤbrigen Metalle eine gleiche Bewandniß habe, ſ. Verkalkung.
Aus den meiſten Subſtanzen, welche mit Salpeterſaͤure vermiſcht, reine Luft geben, z. B. der Mennige, kan man auch, theils durch die bloße Hitze, theils durch Vitriolſaͤure, dephlogiſtiſirte und fixe Luft zugleich erhalten. Mit der Kochſalzſaͤure konnte Prieſtley keine Entwicklung reiner Luft bewirken; nur einmal erhielt er etwas aus der Deſtillation einer Aufloͤſung von Mennige in Salzgeiſt (Exp. and Obſ. Vol. IV. p. 442.). Das groͤßte Hinderniß bey dieſen Entbindungen machen die Gefaͤße, welche faſt allezeit bis zum Gluͤhen und noch dazu ploͤtzlich erhitzt werden muͤſſen, wobey dickere Gefaͤße zerſpringen, duͤnnere weich werden und ſchmelzen. Nimmt man Flintenlaͤufe oder eiſerne Retorten, ſo geben dieſe Phlogiſton. Am beſten iſt es, die Gefaͤße in einen Schmelztiegel oder blechernen Umſchluß einzufaſſen, daß ſie beym Weichwerden wenigſtens nicht aus einander fallen.
Daß friſche Pflanzen dephlogiſtiſirte Luft geben, iſt ebenfalls von Prieſtley ſchon bemerkt worden. D. Ingenhouß aber (Verſuche mit Pflanzen rc. Leipzig, 1780. 8.) beſtimmte dieſe Entdeckung genauer, und fand, daß friſche Pflanzen, wenn ſie in reinem Waſſer dem Sonnenlichte ausgeſetzt werden, vorzuͤglich aus ihren Blaͤttern und aus der unterſten Flaͤche derſelben eine betraͤchtliche Menge
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/380>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.