trocknem der Wärme ausgesetzten Salpeter, und bereitete sich bald eine größere Menge davon, die zu verschiedenen Versuchen hinreichend war. Er sahe sie mit Recht als eine solche an, die wenig Phlogiston enthielte, und nannte sie daher dephlogistisirte Luft. Fast um eben diese Zeit hatte auch Scheele, damals noch zu Köping in Schweden, eben diese Luftgattung hervorgebracht, und ihr den Namen der Empyreal- oder Feuerluft gegeben. Er machte diese Entdeckung in seiner chymischen Abhandlung von Luft und Feuer bekannt, welche zum Erstenmale zu Upsal und Leipzig im Jahre 1777 herauskam. Der Gang aber, den diese beyden Gelehrten bey ihren Versuchen genommen haben, und ihre verschiedenen Begriffe von der Sache selbst, zeigen sehr deutlich, daß hiebey Keiner etwas von dem Andern entlehnt habe.
Von Natur entwickelt hat man die dephlogistisirte Luft bisher noch nirgends gefunden; man kennt aber verschiedene Methoden, sie zu entbinden und aufzusammeln. Die vornehmsten sind: Starke Erhitzung verschiedener Mineralien, vornehmlich des Salpeters und Braunsteins; Erhitzung verschiedener Substanzen, besonders einiger metallischen Kalke; Erhitzung anderer metallischen Kalke und Erden nach vorhergegangener Anfeuchtung mit Salpetersäure oder Vermischung mit Vitriolsäure; Aussetzung des Brunnenwassers an die Sonnenstralen; Kochen einiger Arten von Wasser; Aussetzung frischer Blätter von Pflanzen an das Sonnenlicht.
Die beste Methode, sie zu erhalten, ist die Erhitzung des Braunsteins(magnesia nigra, magnesia vitriariorum, magnesium Bergm.) oder des Salpeters. Es wird zu dem Ende in eine kleine irdene Retorte ein Pfund gepülverter Braunstein geschüttet, eine lange blecherne Röhre an die Mündung derselben angeküttet, die Retorte in einem Wind- oder Reverberirofen ins freye Feuer gelegt, und die Oefnung der Röhre unter den Trichter im Brete der Wanne des pnevmatisch chymischen Apparats gebracht, indem auf dem Brete selbst ein mit Wasser gefülltes Gefäß umgestürzt ist. Anfangs geht blos die atmosphärische Luft
trocknem der Waͤrme ausgeſetzten Salpeter, und bereitete ſich bald eine groͤßere Menge davon, die zu verſchiedenen Verſuchen hinreichend war. Er ſahe ſie mit Recht als eine ſolche an, die wenig Phlogiſton enthielte, und nannte ſie daher dephlogiſtiſirte Luft. Faſt um eben dieſe Zeit hatte auch Scheele, damals noch zu Koͤping in Schweden, eben dieſe Luftgattung hervorgebracht, und ihr den Namen der Empyreal- oder Feuerluft gegeben. Er machte dieſe Entdeckung in ſeiner chymiſchen Abhandlung von Luft und Feuer bekannt, welche zum Erſtenmale zu Upſal und Leipzig im Jahre 1777 herauskam. Der Gang aber, den dieſe beyden Gelehrten bey ihren Verſuchen genommen haben, und ihre verſchiedenen Begriffe von der Sache ſelbſt, zeigen ſehr deutlich, daß hiebey Keiner etwas von dem Andern entlehnt habe.
Von Natur entwickelt hat man die dephlogiſtiſirte Luft bisher noch nirgends gefunden; man kennt aber verſchiedene Methoden, ſie zu entbinden und aufzuſammeln. Die vornehmſten ſind: Starke Erhitzung verſchiedener Mineralien, vornehmlich des Salpeters und Braunſteins; Erhitzung verſchiedener Subſtanzen, beſonders einiger metalliſchen Kalke; Erhitzung anderer metalliſchen Kalke und Erden nach vorhergegangener Anfeuchtung mit Salpeterſaͤure oder Vermiſchung mit Vitriolſaͤure; Ausſetzung des Brunnenwaſſers an die Sonnenſtralen; Kochen einiger Arten von Waſſer; Ausſetzung friſcher Blaͤtter von Pflanzen an das Sonnenlicht.
Die beſte Methode, ſie zu erhalten, iſt die Erhitzung des Braunſteins(magneſia nigra, magneſia vitriariorum, magneſium Bergm.) oder des Salpeters. Es wird zu dem Ende in eine kleine irdene Retorte ein Pfund gepuͤlverter Braunſtein geſchuͤttet, eine lange blecherne Roͤhre an die Muͤndung derſelben angekuͤttet, die Retorte in einem Wind- oder Reverberirofen ins freye Feuer gelegt, und die Oefnung der Roͤhre unter den Trichter im Brete der Wanne des pnevmatiſch chymiſchen Apparats gebracht, indem auf dem Brete ſelbſt ein mit Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß umgeſtuͤrzt iſt. Anfangs geht blos die atmoſphaͤriſche Luft
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0378"xml:id="P.2.372"n="372"/><lb/>
trocknem der Waͤrme ausgeſetzten Salpeter, und bereitete ſich bald eine groͤßere Menge davon, die zu verſchiedenen Verſuchen hinreichend war. Er ſahe ſie mit Recht als eine ſolche an, die wenig Phlogiſton enthielte, und nannte ſie daher <hirendition="#b">dephlogiſtiſirte Luft.</hi> Faſt um eben dieſe Zeit hatte auch <hirendition="#b">Scheele,</hi> damals noch zu Koͤping in Schweden, eben dieſe Luftgattung hervorgebracht, und ihr den Namen der <hirendition="#b">Empyreal</hi>- oder <hirendition="#b">Feuerluft</hi> gegeben. Er machte dieſe Entdeckung in ſeiner chymiſchen Abhandlung von Luft und Feuer bekannt, welche zum Erſtenmale zu Upſal und Leipzig im Jahre 1777 herauskam. Der Gang aber, den dieſe beyden Gelehrten bey ihren Verſuchen genommen haben, und ihre verſchiedenen Begriffe von der Sache ſelbſt, zeigen ſehr deutlich, daß hiebey Keiner etwas von dem Andern entlehnt habe.</p><p>Von Natur entwickelt hat man die dephlogiſtiſirte Luft bisher noch nirgends gefunden; man kennt aber verſchiedene Methoden, ſie zu entbinden und aufzuſammeln. Die vornehmſten ſind: Starke Erhitzung verſchiedener Mineralien, vornehmlich des Salpeters und Braunſteins; Erhitzung verſchiedener Subſtanzen, beſonders einiger metalliſchen Kalke; Erhitzung anderer metalliſchen Kalke und Erden nach vorhergegangener Anfeuchtung mit Salpeterſaͤure oder Vermiſchung mit Vitriolſaͤure; Ausſetzung des Brunnenwaſſers an die Sonnenſtralen; Kochen einiger Arten von Waſſer; Ausſetzung friſcher Blaͤtter von Pflanzen an das Sonnenlicht.</p><p>Die beſte Methode, ſie zu erhalten, iſt die Erhitzung des <hirendition="#b">Braunſteins</hi><hirendition="#aq">(magneſia nigra, magneſia vitriariorum, magneſium <hirendition="#i">Bergm.</hi>)</hi> oder des <hirendition="#b">Salpeters.</hi> Es wird zu dem Ende in eine kleine irdene Retorte ein Pfund gepuͤlverter Braunſtein geſchuͤttet, eine lange blecherne Roͤhre an die Muͤndung derſelben angekuͤttet, die Retorte in einem Wind- oder Reverberirofen ins freye Feuer gelegt, und die Oefnung der Roͤhre unter den Trichter im Brete der Wanne des pnevmatiſch chymiſchen Apparats gebracht, indem auf dem Brete ſelbſt ein mit Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß umgeſtuͤrzt iſt. Anfangs geht blos die atmoſphaͤriſche Luft<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[372/0378]
trocknem der Waͤrme ausgeſetzten Salpeter, und bereitete ſich bald eine groͤßere Menge davon, die zu verſchiedenen Verſuchen hinreichend war. Er ſahe ſie mit Recht als eine ſolche an, die wenig Phlogiſton enthielte, und nannte ſie daher dephlogiſtiſirte Luft. Faſt um eben dieſe Zeit hatte auch Scheele, damals noch zu Koͤping in Schweden, eben dieſe Luftgattung hervorgebracht, und ihr den Namen der Empyreal- oder Feuerluft gegeben. Er machte dieſe Entdeckung in ſeiner chymiſchen Abhandlung von Luft und Feuer bekannt, welche zum Erſtenmale zu Upſal und Leipzig im Jahre 1777 herauskam. Der Gang aber, den dieſe beyden Gelehrten bey ihren Verſuchen genommen haben, und ihre verſchiedenen Begriffe von der Sache ſelbſt, zeigen ſehr deutlich, daß hiebey Keiner etwas von dem Andern entlehnt habe.
Von Natur entwickelt hat man die dephlogiſtiſirte Luft bisher noch nirgends gefunden; man kennt aber verſchiedene Methoden, ſie zu entbinden und aufzuſammeln. Die vornehmſten ſind: Starke Erhitzung verſchiedener Mineralien, vornehmlich des Salpeters und Braunſteins; Erhitzung verſchiedener Subſtanzen, beſonders einiger metalliſchen Kalke; Erhitzung anderer metalliſchen Kalke und Erden nach vorhergegangener Anfeuchtung mit Salpeterſaͤure oder Vermiſchung mit Vitriolſaͤure; Ausſetzung des Brunnenwaſſers an die Sonnenſtralen; Kochen einiger Arten von Waſſer; Ausſetzung friſcher Blaͤtter von Pflanzen an das Sonnenlicht.
Die beſte Methode, ſie zu erhalten, iſt die Erhitzung des Braunſteins (magneſia nigra, magneſia vitriariorum, magneſium Bergm.) oder des Salpeters. Es wird zu dem Ende in eine kleine irdene Retorte ein Pfund gepuͤlverter Braunſtein geſchuͤttet, eine lange blecherne Roͤhre an die Muͤndung derſelben angekuͤttet, die Retorte in einem Wind- oder Reverberirofen ins freye Feuer gelegt, und die Oefnung der Roͤhre unter den Trichter im Brete der Wanne des pnevmatiſch chymiſchen Apparats gebracht, indem auf dem Brete ſelbſt ein mit Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß umgeſtuͤrzt iſt. Anfangs geht blos die atmoſphaͤriſche Luft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/378>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.