Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Unter allen Gasarten ist die brennbare Luft die leichteste, ob sich gleich bey ihrer specifischen Schwere große Unterschiede finden, je nachdem sie aus andern Substanzen, auf andere Arten, und mit mehr oder weniger Reinigkeit, entbunden wird. Cavendish (Philos. Trans. Vol. LVII.) fand sie zehnmal, Fontana funfzehnmal, Sigaud de la Fond sechsmal leichter, als die gemeine Luft. Wegen dieser Leichtigkeit tritt sie allezeit in den obersten Theil der Gefäße, und die Feuerschwaden der Salz- und Steinkohlengruben fliegen der Decke oder dem Hängenden zu. Auf diese große Leichtigkeit der brennbaren Luft gründet sich auch die Erfindung des Herrn Charles, dieses Gas zu Erhebung der aerostatischen Maschinen zu gebrauchen, s. Aerostat. Ingenhouß erhielt aus Vitriolöl und Weingeist (d. i. aus Vitrioläther) eine brennbare Luft (vielleicht nur einen Dunst), welche etwas weniges schwerer, als die gemeine Luft war. Die Sumpfluft ist zwar leichter, als die gemeine, aber weit schwerer als andere brennbare Gasarten. Das brennbare Gas wird unter diejenigen gerechnet, die sich nicht mit Wasser mischen. Dies ist auch nach Cavendish und Scheeles Versuchen für die meisten Gattungen richtig. Priestley aber bemerkt (Exp. and Obs. Vol. I. p. 59. sq.), daß die aus vegetabilischen oder animalischen Substanzen gezogne brennbare Luft doch zum Theil vom Wasser verschluckt werde, weil sie fixe Luft bey sich habe. Auch überzieht sich die Oberfläche des Wassers, worüber brennbare Luft steht, mit einem dünnen Häutchen. Im dritten Bande der Versuche und Beobachtungen bestätigt Priestley, was er schon vorher angegeben hatte, daß destillirtes Wasser von der brennbaren Luft (1/14)--(1/13) seines Volumens in sich nehme, und fügt hinzu, man könne diesen Antheil durch Kochen wieder herausziehen, ohne seine Entzündbarkeit geschwächt
Unter allen Gasarten iſt die brennbare Luft die leichteſte, ob ſich gleich bey ihrer ſpecifiſchen Schwere große Unterſchiede finden, je nachdem ſie aus andern Subſtanzen, auf andere Arten, und mit mehr oder weniger Reinigkeit, entbunden wird. Cavendiſh (Philoſ. Trans. Vol. LVII.) fand ſie zehnmal, Fontana funfzehnmal, Sigaud de la Fond ſechsmal leichter, als die gemeine Luft. Wegen dieſer Leichtigkeit tritt ſie allezeit in den oberſten Theil der Gefaͤße, und die Feuerſchwaden der Salz- und Steinkohlengruben fliegen der Decke oder dem Haͤngenden zu. Auf dieſe große Leichtigkeit der brennbaren Luft gruͤndet ſich auch die Erfindung des Herrn Charles, dieſes Gas zu Erhebung der aeroſtatiſchen Maſchinen zu gebrauchen, ſ. Aeroſtat. Ingenhouß erhielt aus Vitrioloͤl und Weingeiſt (d. i. aus Vitriolaͤther) eine brennbare Luft (vielleicht nur einen Dunſt), welche etwas weniges ſchwerer, als die gemeine Luft war. Die Sumpfluft iſt zwar leichter, als die gemeine, aber weit ſchwerer als andere brennbare Gasarten. Das brennbare Gas wird unter diejenigen gerechnet, die ſich nicht mit Waſſer miſchen. Dies iſt auch nach Cavendiſh und Scheeles Verſuchen fuͤr die meiſten Gattungen richtig. Prieſtley aber bemerkt (Exp. and Obſ. Vol. I. p. 59. ſq.), daß die aus vegetabiliſchen oder animaliſchen Subſtanzen gezogne brennbare Luft doch zum Theil vom Waſſer verſchluckt werde, weil ſie fixe Luft bey ſich habe. Auch uͤberzieht ſich die Oberflaͤche des Waſſers, woruͤber brennbare Luft ſteht, mit einem duͤnnen Haͤutchen. Im dritten Bande der Verſuche und Beobachtungen beſtaͤtigt Prieſtley, was er ſchon vorher angegeben hatte, daß deſtillirtes Waſſer von der brennbaren Luft (1/14)—(1/13) ſeines Volumens in ſich nehme, und fuͤgt hinzu, man koͤnne dieſen Antheil durch Kochen wieder herausziehen, ohne ſeine Entzuͤndbarkeit geſchwaͤcht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0373" xml:id="P.2.367" n="367"/><lb/> iſt die erwaͤhnte Miſchung ein Schießpulver in Luftgeſtalt, und ihre Exploſion beruht mit der des Schießpulvers auf einerley Gruͤnden, nemlich auf der Entwickelung dephlogiſtiſirter Luft aus den Salpeterdaͤmpfen, wodurch die Verbrennung der brennbaren Luft befoͤrdert wird. <hi rendition="#b">ſ. Schießpulver.</hi></p> <p>Unter allen Gasarten iſt die brennbare Luft die <hi rendition="#b">leichteſte,</hi> ob ſich gleich bey ihrer ſpecifiſchen Schwere große Unterſchiede finden, je nachdem ſie aus andern Subſtanzen, auf andere Arten, und mit mehr oder weniger Reinigkeit, entbunden wird. <hi rendition="#b">Cavendiſh</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LVII.)</hi> fand ſie zehnmal, <hi rendition="#b">Fontana</hi> funfzehnmal, <hi rendition="#b">Sigaud de la Fond</hi> ſechsmal leichter, als die gemeine Luft. Wegen dieſer Leichtigkeit tritt ſie allezeit in den oberſten Theil der Gefaͤße, und die Feuerſchwaden der Salz- und Steinkohlengruben fliegen der Decke oder dem Haͤngenden zu. Auf dieſe große Leichtigkeit der brennbaren Luft gruͤndet ſich auch die Erfindung des Herrn <hi rendition="#b">Charles,</hi> dieſes Gas zu Erhebung der aeroſtatiſchen Maſchinen zu gebrauchen, <hi rendition="#b">ſ. Aeroſtat. Ingenhouß</hi> erhielt aus Vitrioloͤl und Weingeiſt (d. i. aus Vitriolaͤther) eine brennbare Luft (vielleicht nur einen <hi rendition="#b">Dunſt</hi>), welche etwas weniges ſchwerer, als die gemeine Luft war. Die Sumpfluft iſt zwar leichter, als die gemeine, aber weit ſchwerer als andere brennbare Gasarten.</p> <p>Das brennbare Gas wird unter diejenigen gerechnet, die ſich nicht mit Waſſer miſchen. Dies iſt auch nach <hi rendition="#b">Cavendiſh</hi> und <hi rendition="#b">Scheeles</hi> Verſuchen fuͤr die meiſten Gattungen richtig. <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> aber bemerkt <hi rendition="#aq">(Exp. and Obſ. Vol. I. p. 59. ſq.),</hi> daß die aus vegetabiliſchen oder animaliſchen Subſtanzen gezogne brennbare Luft doch zum Theil vom Waſſer verſchluckt werde, weil ſie fixe Luft bey ſich habe. Auch uͤberzieht ſich die Oberflaͤche des Waſſers, woruͤber brennbare Luft ſteht, mit einem duͤnnen Haͤutchen. Im dritten Bande der Verſuche und Beobachtungen beſtaͤtigt <hi rendition="#b">Prieſtley,</hi> was er ſchon vorher angegeben hatte, daß deſtillirtes Waſſer von der brennbaren Luft (1/14)—(1/13) ſeines Volumens in ſich nehme, und fuͤgt hinzu, man koͤnne dieſen Antheil durch Kochen wieder herausziehen, ohne ſeine Entzuͤndbarkeit geſchwaͤcht<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [367/0373]
iſt die erwaͤhnte Miſchung ein Schießpulver in Luftgeſtalt, und ihre Exploſion beruht mit der des Schießpulvers auf einerley Gruͤnden, nemlich auf der Entwickelung dephlogiſtiſirter Luft aus den Salpeterdaͤmpfen, wodurch die Verbrennung der brennbaren Luft befoͤrdert wird. ſ. Schießpulver.
Unter allen Gasarten iſt die brennbare Luft die leichteſte, ob ſich gleich bey ihrer ſpecifiſchen Schwere große Unterſchiede finden, je nachdem ſie aus andern Subſtanzen, auf andere Arten, und mit mehr oder weniger Reinigkeit, entbunden wird. Cavendiſh (Philoſ. Trans. Vol. LVII.) fand ſie zehnmal, Fontana funfzehnmal, Sigaud de la Fond ſechsmal leichter, als die gemeine Luft. Wegen dieſer Leichtigkeit tritt ſie allezeit in den oberſten Theil der Gefaͤße, und die Feuerſchwaden der Salz- und Steinkohlengruben fliegen der Decke oder dem Haͤngenden zu. Auf dieſe große Leichtigkeit der brennbaren Luft gruͤndet ſich auch die Erfindung des Herrn Charles, dieſes Gas zu Erhebung der aeroſtatiſchen Maſchinen zu gebrauchen, ſ. Aeroſtat. Ingenhouß erhielt aus Vitrioloͤl und Weingeiſt (d. i. aus Vitriolaͤther) eine brennbare Luft (vielleicht nur einen Dunſt), welche etwas weniges ſchwerer, als die gemeine Luft war. Die Sumpfluft iſt zwar leichter, als die gemeine, aber weit ſchwerer als andere brennbare Gasarten.
Das brennbare Gas wird unter diejenigen gerechnet, die ſich nicht mit Waſſer miſchen. Dies iſt auch nach Cavendiſh und Scheeles Verſuchen fuͤr die meiſten Gattungen richtig. Prieſtley aber bemerkt (Exp. and Obſ. Vol. I. p. 59. ſq.), daß die aus vegetabiliſchen oder animaliſchen Subſtanzen gezogne brennbare Luft doch zum Theil vom Waſſer verſchluckt werde, weil ſie fixe Luft bey ſich habe. Auch uͤberzieht ſich die Oberflaͤche des Waſſers, woruͤber brennbare Luft ſteht, mit einem duͤnnen Haͤutchen. Im dritten Bande der Verſuche und Beobachtungen beſtaͤtigt Prieſtley, was er ſchon vorher angegeben hatte, daß deſtillirtes Waſſer von der brennbaren Luft (1/14)—(1/13) ſeines Volumens in ſich nehme, und fuͤgt hinzu, man koͤnne dieſen Antheil durch Kochen wieder herausziehen, ohne ſeine Entzuͤndbarkeit geſchwaͤcht
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