Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


ein glühendes Rohr, und das Wasser, wenn dessen Dämpfe durch ein eisernes glühendes Rohr gehen. Halle (Natürl. Magie, Berlin, 1784. 8.) erhielt aus einer Handvoll Gartenbohnen in einer Retorte über dem Feuer eine Menge brennbarer Luft. Eben so kan man sie auch aus den Erdäpfeln und andern vegetabilischen Nahrungsmitteln erhalten.

Von Natur findet man die brennbare Luft in allen drey Reichen. In den Schächten, unterirdischen Höhlen, und vorzüglich in den Steinkohlengruben ist sie unter dem Namen des Feuerschwadens bekannt; in den Gedärmen der Thiere entwickelt sie sich häufig; sie findet sich auch in den Cloaken und heimlichen Gemächern (Laborie, Cadet et Parmentier Observ. sur les fosses d'aisance. Paris, 1778.), Begräbnißorten (Dobson Medical Comment. on fixed air, p. 77.) und an Plätzen, wo todtes Vieh fault. Der weiße Diptam (Dictamnus Fraxinella) giebt, wenn er blühet, so viel brennbares Gas, daß die Atmosphäre um ihn Feuer fängt.

In den Sümpfen, Pfützen und stehenden Wassern, wo viele Pflanzen, Schilf u. dgl. modern, trifft man in dem Schlamme des Grundes brennbare Luft an, welche den besondern Namen der Sumpfluft (Gas palustre, Aer paludum, Gas inflammable des marais) erhält. Hierauf hat Volta (Lettere sull' aria inflammabile nativa delle paludi. Como, 1776. 8. Alt. Volta Briefe über die entzündliche Luft, die aus den Sümpfen entsteht, Zürich, 1778. 8.) besonders aufmerksam gemacht, und gezeigt, wie man diese Luft durch Auflockerung des Grundes an sumpfigen Orten in Menge erhalten und aufsammeln könne. Man darf nur eine mit Wasser gefüllte Flasche in dem Wasser des Sumpfes umkehren, einen Trichter in die Mündung bringen, und auf dem Grunde mit einem spitzigen Stocke rühren, so steigt die Sumpfluft in Blasen auf, die sich im Trichter fangen, und so in die Flasche geleitet werden. Eine noch bequemere Vorrichtung mit einer an einen Stock gebundnen Blase beschreibt Ingenhouß (Vermischte Schriften rc. Wien 1784. gr. 8. I. B. Num. 11. S. 300.).


ein gluͤhendes Rohr, und das Waſſer, wenn deſſen Daͤmpfe durch ein eiſernes gluͤhendes Rohr gehen. Halle (Natuͤrl. Magie, Berlin, 1784. 8.) erhielt aus einer Handvoll Gartenbohnen in einer Retorte uͤber dem Feuer eine Menge brennbarer Luft. Eben ſo kan man ſie auch aus den Erdaͤpfeln und andern vegetabiliſchen Nahrungsmitteln erhalten.

Von Natur findet man die brennbare Luft in allen drey Reichen. In den Schaͤchten, unterirdiſchen Hoͤhlen, und vorzuͤglich in den Steinkohlengruben iſt ſie unter dem Namen des Feuerſchwadens bekannt; in den Gedaͤrmen der Thiere entwickelt ſie ſich haͤufig; ſie findet ſich auch in den Cloaken und heimlichen Gemaͤchern (Laborie, Cadet et Parmentier Obſerv. ſur les foſſes d'aiſance. Paris, 1778.), Begraͤbnißorten (Dobſon Medical Comment. on fixed air, p. 77.) und an Plaͤtzen, wo todtes Vieh fault. Der weiße Diptam (Dictamnus Fraxinella) giebt, wenn er bluͤhet, ſo viel brennbares Gas, daß die Atmoſphaͤre um ihn Feuer faͤngt.

In den Suͤmpfen, Pfuͤtzen und ſtehenden Waſſern, wo viele Pflanzen, Schilf u. dgl. modern, trifft man in dem Schlamme des Grundes brennbare Luft an, welche den beſondern Namen der Sumpfluft (Gas paluſtre, Aer paludum, Gas inflammable des marais) erhaͤlt. Hierauf hat Volta (Lettere ſull' aria inflammabile nativa delle paludi. Como, 1776. 8. Alt. Volta Briefe uͤber die entzuͤndliche Luft, die aus den Suͤmpfen entſteht, Zuͤrich, 1778. 8.) beſonders aufmerkſam gemacht, und gezeigt, wie man dieſe Luft durch Auflockerung des Grundes an ſumpfigen Orten in Menge erhalten und aufſammeln koͤnne. Man darf nur eine mit Waſſer gefuͤllte Flaſche in dem Waſſer des Sumpfes umkehren, einen Trichter in die Muͤndung bringen, und auf dem Grunde mit einem ſpitzigen Stocke ruͤhren, ſo ſteigt die Sumpfluft in Blaſen auf, die ſich im Trichter fangen, und ſo in die Flaſche geleitet werden. Eine noch bequemere Vorrichtung mit einer an einen Stock gebundnen Blaſe beſchreibt Ingenhouß (Vermiſchte Schriften rc. Wien 1784. gr. 8. I. B. Num. 11. S. 300.).

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0370" xml:id="P.2.364" n="364"/><lb/>
ein glu&#x0364;hendes Rohr, und das Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn de&#x017F;&#x017F;en Da&#x0364;mpfe durch ein ei&#x017F;ernes glu&#x0364;hendes Rohr gehen. <hi rendition="#b">Halle</hi> (Natu&#x0364;rl. Magie, Berlin, 1784. 8.) erhielt aus einer Handvoll Gartenbohnen in einer Retorte u&#x0364;ber dem Feuer eine Menge brennbarer Luft. Eben &#x017F;o kan man &#x017F;ie auch aus den Erda&#x0364;pfeln und andern vegetabili&#x017F;chen Nahrungsmitteln erhalten.</p>
            <p>Von Natur findet man die brennbare Luft in allen drey Reichen. In den Scha&#x0364;chten, unterirdi&#x017F;chen Ho&#x0364;hlen, und vorzu&#x0364;glich in den Steinkohlengruben i&#x017F;t &#x017F;ie unter dem Namen des <hi rendition="#b">Feuer&#x017F;chwadens</hi> bekannt; in den Geda&#x0364;rmen der Thiere entwickelt &#x017F;ie &#x017F;ich ha&#x0364;ufig; &#x017F;ie findet &#x017F;ich auch in den Cloaken und heimlichen Gema&#x0364;chern <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Laborie, Cadet et Parmentier</hi> Ob&#x017F;erv. &#x017F;ur les fo&#x017F;&#x017F;es d'ai&#x017F;ance. Paris, 1778.),</hi> Begra&#x0364;bnißorten <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Dob&#x017F;on</hi> Medical Comment. on fixed air, p. 77.)</hi> und an Pla&#x0364;tzen, wo todtes Vieh fault. Der weiße <hi rendition="#b">Diptam</hi> <hi rendition="#aq">(Dictamnus Fraxinella)</hi> giebt, wenn er blu&#x0364;het, &#x017F;o viel brennbares Gas, daß die Atmo&#x017F;pha&#x0364;re um ihn Feuer fa&#x0364;ngt.</p>
            <p>In den Su&#x0364;mpfen, Pfu&#x0364;tzen und &#x017F;tehenden Wa&#x017F;&#x017F;ern, wo viele Pflanzen, Schilf u. dgl. modern, trifft man in dem Schlamme des Grundes brennbare Luft an, welche den be&#x017F;ondern Namen der <hi rendition="#b">Sumpfluft</hi> <hi rendition="#aq">(Gas palu&#x017F;tre, Aer paludum, <hi rendition="#i">Gas inflammable des marais</hi>)</hi> erha&#x0364;lt. Hierauf hat <hi rendition="#b">Volta</hi> <hi rendition="#aq">(Lettere &#x017F;ull' aria inflammabile nativa delle paludi. Como, 1776. 8.</hi> <hi rendition="#b">Alt. Volta</hi> Briefe u&#x0364;ber die entzu&#x0364;ndliche Luft, die aus den Su&#x0364;mpfen ent&#x017F;teht, Zu&#x0364;rich, 1778. 8.) be&#x017F;onders aufmerk&#x017F;am gemacht, und gezeigt, wie man die&#x017F;e Luft durch Auflockerung des Grundes an &#x017F;umpfigen Orten in Menge erhalten und auf&#x017F;ammeln ko&#x0364;nne. Man darf nur eine mit Wa&#x017F;&#x017F;er gefu&#x0364;llte Fla&#x017F;che in dem Wa&#x017F;&#x017F;er des Sumpfes umkehren, einen Trichter in die Mu&#x0364;ndung bringen, und auf dem Grunde mit einem &#x017F;pitzigen Stocke ru&#x0364;hren, &#x017F;o &#x017F;teigt die Sumpfluft in Bla&#x017F;en auf, die &#x017F;ich im Trichter fangen, und &#x017F;o in die Fla&#x017F;che geleitet werden. Eine noch bequemere Vorrichtung mit einer an einen Stock gebundnen Bla&#x017F;e be&#x017F;chreibt <hi rendition="#b">Ingenhouß</hi> (Vermi&#x017F;chte Schriften rc. Wien 1784. gr. 8. <hi rendition="#aq">I.</hi> B. Num. 11. S. 300.).<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0370] ein gluͤhendes Rohr, und das Waſſer, wenn deſſen Daͤmpfe durch ein eiſernes gluͤhendes Rohr gehen. Halle (Natuͤrl. Magie, Berlin, 1784. 8.) erhielt aus einer Handvoll Gartenbohnen in einer Retorte uͤber dem Feuer eine Menge brennbarer Luft. Eben ſo kan man ſie auch aus den Erdaͤpfeln und andern vegetabiliſchen Nahrungsmitteln erhalten. Von Natur findet man die brennbare Luft in allen drey Reichen. In den Schaͤchten, unterirdiſchen Hoͤhlen, und vorzuͤglich in den Steinkohlengruben iſt ſie unter dem Namen des Feuerſchwadens bekannt; in den Gedaͤrmen der Thiere entwickelt ſie ſich haͤufig; ſie findet ſich auch in den Cloaken und heimlichen Gemaͤchern (Laborie, Cadet et Parmentier Obſerv. ſur les foſſes d'aiſance. Paris, 1778.), Begraͤbnißorten (Dobſon Medical Comment. on fixed air, p. 77.) und an Plaͤtzen, wo todtes Vieh fault. Der weiße Diptam (Dictamnus Fraxinella) giebt, wenn er bluͤhet, ſo viel brennbares Gas, daß die Atmoſphaͤre um ihn Feuer faͤngt. In den Suͤmpfen, Pfuͤtzen und ſtehenden Waſſern, wo viele Pflanzen, Schilf u. dgl. modern, trifft man in dem Schlamme des Grundes brennbare Luft an, welche den beſondern Namen der Sumpfluft (Gas paluſtre, Aer paludum, Gas inflammable des marais) erhaͤlt. Hierauf hat Volta (Lettere ſull' aria inflammabile nativa delle paludi. Como, 1776. 8. Alt. Volta Briefe uͤber die entzuͤndliche Luft, die aus den Suͤmpfen entſteht, Zuͤrich, 1778. 8.) beſonders aufmerkſam gemacht, und gezeigt, wie man dieſe Luft durch Auflockerung des Grundes an ſumpfigen Orten in Menge erhalten und aufſammeln koͤnne. Man darf nur eine mit Waſſer gefuͤllte Flaſche in dem Waſſer des Sumpfes umkehren, einen Trichter in die Muͤndung bringen, und auf dem Grunde mit einem ſpitzigen Stocke ruͤhren, ſo ſteigt die Sumpfluft in Blaſen auf, die ſich im Trichter fangen, und ſo in die Flaſche geleitet werden. Eine noch bequemere Vorrichtung mit einer an einen Stock gebundnen Blaſe beſchreibt Ingenhouß (Vermiſchte Schriften rc. Wien 1784. gr. 8. I. B. Num. 11. S. 300.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/370
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/370>, abgerufen am 22.11.2024.