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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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sie von den portugiesischen Seefahrern beobachtet, und von Petrus Theodori bestimmt worden waren. Dieses tychonische Verzeichniß hat nachher der P. Riccioli (Astron. reform. L. IV.) auf das Jahr 1700 reducirt, und mit 101 Sternen aus seinen mit Grimaldi angestellten Beobachtungen vermehret, dabey aber offenbare Fehler des Tycho, und sogar Sterne beybehalten, welche zu dieser Zeit verschwunden waren.

Fast zu gleicher Zeit mit Tycho beobachtete der Landgraf von Hessen-Cassel Wilhelm IV. mit seinen Mathematikern Rothmann und Iobst Byrge auf 30 Jahr lang die geraden Aufsteigungen und Abweichungen der Fixsterne. Hieraus ist ein sehr genaues Verzeichniß von 400 Sternen entstanden, das sich in den zu Leiden, 1618. 4. herausgekommenen Observationibus Hassiacis und in der von Albert Curtius unter dem Namen Lucius Barret herausgegebnen Historia caelesti (Aug. Vind. 1666. fol.) findet.

Zu diesen Arbeiten der Astronomen fügte Halley, als eine Frucht seiner Reise auf die Insel St. Helena, das erste genaue Verzeichniß von 350 südlichen, bey uns unsichtbaren Fixsternen hinzu (Edmundi Halleji Catalogus stellarum australium s. Supplementum catalogi Tychonici ad ann. 1677. Lond. 1679. 4. auch in Kirchs erstem Jahre seiner Ephemer. motuum caelest. Lips. 1682. 4.). Er hatte die Distanzen dieser Sterne von den tychonischen gemessen, und ihre Stellen daraus berechnet.

Hevel (Prodromus Astronomiae. Gedani 1690. fol.) theilt ein sehr vollständiges Verzeichniß mit, in welchem Tychos, das hessische, Ulugh Beighs und Ptolemäus Verzeichnisse neben einander stehen, und mit zwey neuen aus eignen Beobachtungen begleitet sind. Von diesen letztern enthält das größere die Längen, Breiten, Aufsteigungen und Abweichungen von 1888 Sternen, nemlich 950 alten, 603 neuen von ihm zuerst bestimmten, und 335 halleyischen oder südlichen, auf das Jahr 1660; das kleinere nur die Längen und Breiten für 1700. Diese große und verdienstliche Arbeit wird noch immer sehr hoch geschätzt.


ſie von den portugieſiſchen Seefahrern beobachtet, und von Petrus Theodori beſtimmt worden waren. Dieſes tychoniſche Verzeichniß hat nachher der P. Riccioli (Aſtron. reform. L. IV.) auf das Jahr 1700 reducirt, und mit 101 Sternen aus ſeinen mit Grimaldi angeſtellten Beobachtungen vermehret, dabey aber offenbare Fehler des Tycho, und ſogar Sterne beybehalten, welche zu dieſer Zeit verſchwunden waren.

Faſt zu gleicher Zeit mit Tycho beobachtete der Landgraf von Heſſen-Caſſel Wilhelm IV. mit ſeinen Mathematikern Rothmann und Iobſt Byrge auf 30 Jahr lang die geraden Aufſteigungen und Abweichungen der Fixſterne. Hieraus iſt ein ſehr genaues Verzeichniß von 400 Sternen entſtanden, das ſich in den zu Leiden, 1618. 4. herausgekommenen Obſervationibus Haſſiacis und in der von Albert Curtius unter dem Namen Lucius Barret herausgegebnen Hiſtoria caeleſti (Aug. Vind. 1666. fol.) findet.

Zu dieſen Arbeiten der Aſtronomen fuͤgte Halley, als eine Frucht ſeiner Reiſe auf die Inſel St. Helena, das erſte genaue Verzeichniß von 350 ſuͤdlichen, bey uns unſichtbaren Fixſternen hinzu (Edmundi Halleji Catalogus ſtellarum auſtralium ſ. Supplementum catalogi Tychonici ad ann. 1677. Lond. 1679. 4. auch in Kirchs erſtem Jahre ſeiner Ephemer. motuum caeleſt. Lipſ. 1682. 4.). Er hatte die Diſtanzen dieſer Sterne von den tychoniſchen gemeſſen, und ihre Stellen daraus berechnet.

Hevel (Prodromus Aſtronomiae. Gedani 1690. fol.) theilt ein ſehr vollſtaͤndiges Verzeichniß mit, in welchem Tychos, das heſſiſche, Ulugh Beighs und Ptolemaͤus Verzeichniſſe neben einander ſtehen, und mit zwey neuen aus eignen Beobachtungen begleitet ſind. Von dieſen letztern enthaͤlt das groͤßere die Laͤngen, Breiten, Aufſteigungen und Abweichungen von 1888 Sternen, nemlich 950 alten, 603 neuen von ihm zuerſt beſtimmten, und 335 halleyiſchen oder ſuͤdlichen, auf das Jahr 1660; das kleinere nur die Laͤngen und Breiten fuͤr 1700. Dieſe große und verdienſtliche Arbeit wird noch immer ſehr hoch geſchaͤtzt.

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[272/0278] ſie von den portugieſiſchen Seefahrern beobachtet, und von Petrus Theodori beſtimmt worden waren. Dieſes tychoniſche Verzeichniß hat nachher der P. Riccioli (Aſtron. reform. L. IV.) auf das Jahr 1700 reducirt, und mit 101 Sternen aus ſeinen mit Grimaldi angeſtellten Beobachtungen vermehret, dabey aber offenbare Fehler des Tycho, und ſogar Sterne beybehalten, welche zu dieſer Zeit verſchwunden waren. Faſt zu gleicher Zeit mit Tycho beobachtete der Landgraf von Heſſen-Caſſel Wilhelm IV. mit ſeinen Mathematikern Rothmann und Iobſt Byrge auf 30 Jahr lang die geraden Aufſteigungen und Abweichungen der Fixſterne. Hieraus iſt ein ſehr genaues Verzeichniß von 400 Sternen entſtanden, das ſich in den zu Leiden, 1618. 4. herausgekommenen Obſervationibus Haſſiacis und in der von Albert Curtius unter dem Namen Lucius Barret herausgegebnen Hiſtoria caeleſti (Aug. Vind. 1666. fol.) findet. Zu dieſen Arbeiten der Aſtronomen fuͤgte Halley, als eine Frucht ſeiner Reiſe auf die Inſel St. Helena, das erſte genaue Verzeichniß von 350 ſuͤdlichen, bey uns unſichtbaren Fixſternen hinzu (Edmundi Halleji Catalogus ſtellarum auſtralium ſ. Supplementum catalogi Tychonici ad ann. 1677. Lond. 1679. 4. auch in Kirchs erſtem Jahre ſeiner Ephemer. motuum caeleſt. Lipſ. 1682. 4.). Er hatte die Diſtanzen dieſer Sterne von den tychoniſchen gemeſſen, und ihre Stellen daraus berechnet. Hevel (Prodromus Aſtronomiae. Gedani 1690. fol.) theilt ein ſehr vollſtaͤndiges Verzeichniß mit, in welchem Tychos, das heſſiſche, Ulugh Beighs und Ptolemaͤus Verzeichniſſe neben einander ſtehen, und mit zwey neuen aus eignen Beobachtungen begleitet ſind. Von dieſen letztern enthaͤlt das groͤßere die Laͤngen, Breiten, Aufſteigungen und Abweichungen von 1888 Sternen, nemlich 950 alten, 603 neuen von ihm zuerſt beſtimmten, und 335 halleyiſchen oder ſuͤdlichen, auf das Jahr 1660; das kleinere nur die Laͤngen und Breiten fuͤr 1700. Dieſe große und verdienſtliche Arbeit wird noch immer ſehr hoch geſchaͤtzt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/278>, abgerufen am 10.05.2024.