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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Dämpfe verwandelt werden kan. Dem Feuerbeständigen wird das Flüchtige entgegengesetzt, s. Flüchtig.

Da wir die letzten Stufen der Wirksamkeit des Feuers nicht kennen, so können wir auch nicht wissen, ob es Körper giebt, die selbst bey den höchsten Graden dieser Wirksamkeit nicht in Dämpfe verwandelt werden, d. h. die absolut feuerbeständig sind. Man kan also in der Chymie immer nur von einer relativen Feuerbeständigkeit reden, welche sich auf einen gewissen Grad der Wirksamkeit des Feuers bezieht. So nennt man die Vitriolsäure feuerbeständig, nicht als ob sie allen Graden des Feuers widerstände, sondern weil sie weit weniger flüchtig ist, als die übrigen Säuren. Die Halbmetalle, z. B. den Spießglaskönig, kan man in Vergleichung mit den wesentlichen Oelen und dem Aether feuerbeständig, in Vergleichung mit den Metallen flüchtig nennen. Die feuerbeständigsten Substanzen unter allen bekannten sind die reinen erdichten Grundstoffe.

Die Ursache der Feuerbeständigkeit scheint entweder in der geringen Ausdehnung der Substanzen durch die Wärme, oder noch wahrscheinlicher darinn zu liegen, daß die umgebende Materie, welches bey den chymischen Operationen gemeiniglich die Luft ist, gegen die durch das Feuer in Bewegung gesetzten Theile nicht genug anziehende Kraft äußert, um sie aufzulösen und in sich aufzunehmen.

Macquer chym. Wörterb. Art. Feuerbeständigkeit.

Feuerfest, Apyrum, Apyre.

Ein Körper heißt feuer fest, wenn er selbst bey der heftigsten Wirkung des Feuers weder schmelzet, noch sonst einige merkliche Veränderung leidet. Man muß den Begrif des Feuerfesten sowohl von dem Strengflüßigen als von dem Feuerbeständigen unterscheiden. Der reine Kalkstein z. B. ist strengflüssig, und läßt sich gar nicht, oder doch nicht ohne Hitze von außerordentlicher Heftigkeit schmelzen; aber feuerfest ist er nicht, weil die Wirkung des Feuers seine wesentlichen Eigenschaften gar sehr veränderr, und ihn in lebendigen Kalk verwandelt, s. Kalk. Die vollkommnen Metalle sind


Daͤmpfe verwandelt werden kan. Dem Feuerbeſtaͤndigen wird das Fluͤchtige entgegengeſetzt, ſ. Fluͤchtig.

Da wir die letzten Stufen der Wirkſamkeit des Feuers nicht kennen, ſo koͤnnen wir auch nicht wiſſen, ob es Koͤrper giebt, die ſelbſt bey den hoͤchſten Graden dieſer Wirkſamkeit nicht in Daͤmpfe verwandelt werden, d. h. die abſolut feuerbeſtaͤndig ſind. Man kan alſo in der Chymie immer nur von einer relativen Feuerbeſtaͤndigkeit reden, welche ſich auf einen gewiſſen Grad der Wirkſamkeit des Feuers bezieht. So nennt man die Vitriolſaͤure feuerbeſtaͤndig, nicht als ob ſie allen Graden des Feuers widerſtaͤnde, ſondern weil ſie weit weniger fluͤchtig iſt, als die uͤbrigen Saͤuren. Die Halbmetalle, z. B. den Spießglaskoͤnig, kan man in Vergleichung mit den weſentlichen Oelen und dem Aether feuerbeſtaͤndig, in Vergleichung mit den Metallen fluͤchtig nennen. Die feuerbeſtaͤndigſten Subſtanzen unter allen bekannten ſind die reinen erdichten Grundſtoffe.

Die Urſache der Feuerbeſtaͤndigkeit ſcheint entweder in der geringen Ausdehnung der Subſtanzen durch die Waͤrme, oder noch wahrſcheinlicher darinn zu liegen, daß die umgebende Materie, welches bey den chymiſchen Operationen gemeiniglich die Luft iſt, gegen die durch das Feuer in Bewegung geſetzten Theile nicht genug anziehende Kraft aͤußert, um ſie aufzuloͤſen und in ſich aufzunehmen.

Macquer chym. Woͤrterb. Art. Feuerbeſtaͤndigkeit.

Feuerfeſt, Apyrum, Apyre.

Ein Koͤrper heißt feuer feſt, wenn er ſelbſt bey der heftigſten Wirkung des Feuers weder ſchmelzet, noch ſonſt einige merkliche Veraͤnderung leidet. Man muß den Begrif des Feuerfeſten ſowohl von dem Strengfluͤßigen als von dem Feuerbeſtaͤndigen unterſcheiden. Der reine Kalkſtein z. B. iſt ſtrengfluͤſſig, und laͤßt ſich gar nicht, oder doch nicht ohne Hitze von außerordentlicher Heftigkeit ſchmelzen; aber feuerfeſt iſt er nicht, weil die Wirkung des Feuers ſeine weſentlichen Eigenſchaften gar ſehr veraͤnderr, und ihn in lebendigen Kalk verwandelt, ſ. Kalk. Die vollkommnen Metalle ſind

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[233/0239] Daͤmpfe verwandelt werden kan. Dem Feuerbeſtaͤndigen wird das Fluͤchtige entgegengeſetzt, ſ. Fluͤchtig. Da wir die letzten Stufen der Wirkſamkeit des Feuers nicht kennen, ſo koͤnnen wir auch nicht wiſſen, ob es Koͤrper giebt, die ſelbſt bey den hoͤchſten Graden dieſer Wirkſamkeit nicht in Daͤmpfe verwandelt werden, d. h. die abſolut feuerbeſtaͤndig ſind. Man kan alſo in der Chymie immer nur von einer relativen Feuerbeſtaͤndigkeit reden, welche ſich auf einen gewiſſen Grad der Wirkſamkeit des Feuers bezieht. So nennt man die Vitriolſaͤure feuerbeſtaͤndig, nicht als ob ſie allen Graden des Feuers widerſtaͤnde, ſondern weil ſie weit weniger fluͤchtig iſt, als die uͤbrigen Saͤuren. Die Halbmetalle, z. B. den Spießglaskoͤnig, kan man in Vergleichung mit den weſentlichen Oelen und dem Aether feuerbeſtaͤndig, in Vergleichung mit den Metallen fluͤchtig nennen. Die feuerbeſtaͤndigſten Subſtanzen unter allen bekannten ſind die reinen erdichten Grundſtoffe. Die Urſache der Feuerbeſtaͤndigkeit ſcheint entweder in der geringen Ausdehnung der Subſtanzen durch die Waͤrme, oder noch wahrſcheinlicher darinn zu liegen, daß die umgebende Materie, welches bey den chymiſchen Operationen gemeiniglich die Luft iſt, gegen die durch das Feuer in Bewegung geſetzten Theile nicht genug anziehende Kraft aͤußert, um ſie aufzuloͤſen und in ſich aufzunehmen. Macquer chym. Woͤrterb. Art. Feuerbeſtaͤndigkeit. Feuerfeſt, Apyrum, Apyre. Ein Koͤrper heißt feuer feſt, wenn er ſelbſt bey der heftigſten Wirkung des Feuers weder ſchmelzet, noch ſonſt einige merkliche Veraͤnderung leidet. Man muß den Begrif des Feuerfeſten ſowohl von dem Strengfluͤßigen als von dem Feuerbeſtaͤndigen unterſcheiden. Der reine Kalkſtein z. B. iſt ſtrengfluͤſſig, und laͤßt ſich gar nicht, oder doch nicht ohne Hitze von außerordentlicher Heftigkeit ſchmelzen; aber feuerfeſt iſt er nicht, weil die Wirkung des Feuers ſeine weſentlichen Eigenſchaften gar ſehr veraͤnderr, und ihn in lebendigen Kalk verwandelt, ſ. Kalk. Die vollkommnen Metalle ſind

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/239>, abgerufen am 24.11.2024.