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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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sich so lang durch alle benachbarte Körper aus, bis sie alle einerley Temperatur haben, d. i. bis das Thermometer bey allen gleich hoch stehet. Gebundnes Feuer hingegen heißt dasjenige, welches weder auf das Gefühl, noch auf das Thermometer wirkt, sondern gleichsam einen bleibenden Bestandtheil der Körper auszumachen scheint.

Jede Materie, welche von allen Seiten mit freyem Feuer oder mit wärmern Körpern umgeben ist, wird dadurch wärmer, wofern nicht etwa ein Theil der Wärme dabey gebunden und unthätig gemacht wird. Sind die Massen, die sich berühren, gleichartig, so vertheilt sich der Ueberschuß der Hitze der wärmern über die kältere unter die ganze Masse gleichförmig. Wenn also a, b, die Massen zweener zu vermischenden Körper, m, n, die ihnen zugehörigen Grade der Wärme sind, so wird der Grad der Wärme der Mischung =(am+bn/a+b) seyn. Dies ist die schon von Richmann (Nov. Comment. Petrop. Tom. I. p. 152. 168. sqq.) angegebne Regel, bey welcher übrigens kleine Abweichungen von den Versuchen nicht befremden dürfen, theils, weil doch bey jeder Vermischung ungleich warmer Materien etwas Wärme verlohren geht, theils, weil gleiche Grade des Thermometers bey weitem nicht vollkommen gleiche Vermehrungen oder Verminderungen der Wärme anzeigen. Aus dieser Regel läßt sich unter andern auch finden, wie viel Wasser u. dgl. von gegebnen Temperaturen m, n man zusammen gießen müsse, um eine Mischung von einer mittlern Temperatur m daraus zu erhalten. Aus m=(ma+nb/a+b) folgt a: b=m--n:m--m. Man soll z. B. eine Mischung von 86 Grad Temperatur aus kälterm Wasser von 50 Grad, und wärmern von 110 Grad hervorbringen; so werden sich die dazu nöthigen Antheile des kältern und wärmern Wassers, wie 110--86:86--50=24:36=2:3 verhalten müssen.

Diese Regel trift mit ziemlicher Genauigkeit zu, wenn die vermischten Materien gleichartig, z. B. beyde Wasser,


ſich ſo lang durch alle benachbarte Koͤrper aus, bis ſie alle einerley Temperatur haben, d. i. bis das Thermometer bey allen gleich hoch ſtehet. Gebundnes Feuer hingegen heißt dasjenige, welches weder auf das Gefuͤhl, noch auf das Thermometer wirkt, ſondern gleichſam einen bleibenden Beſtandtheil der Koͤrper auszumachen ſcheint.

Jede Materie, welche von allen Seiten mit freyem Feuer oder mit waͤrmern Koͤrpern umgeben iſt, wird dadurch waͤrmer, wofern nicht etwa ein Theil der Waͤrme dabey gebunden und unthaͤtig gemacht wird. Sind die Maſſen, die ſich beruͤhren, gleichartig, ſo vertheilt ſich der Ueberſchuß der Hitze der waͤrmern uͤber die kaͤltere unter die ganze Maſſe gleichfoͤrmig. Wenn alſo a, b, die Maſſen zweener zu vermiſchenden Koͤrper, m, n, die ihnen zugehoͤrigen Grade der Waͤrme ſind, ſo wird der Grad der Waͤrme der Miſchung =(am+bn/a+b) ſeyn. Dies iſt die ſchon von Richmann (Nov. Comment. Petrop. Tom. I. p. 152. 168. ſqq.) angegebne Regel, bey welcher uͤbrigens kleine Abweichungen von den Verſuchen nicht befremden duͤrfen, theils, weil doch bey jeder Vermiſchung ungleich warmer Materien etwas Waͤrme verlohren geht, theils, weil gleiche Grade des Thermometers bey weitem nicht vollkommen gleiche Vermehrungen oder Verminderungen der Waͤrme anzeigen. Aus dieſer Regel laͤßt ſich unter andern auch finden, wie viel Waſſer u. dgl. von gegebnen Temperaturen m, n man zuſammen gießen muͤſſe, um eine Miſchung von einer mittlern Temperatur μ daraus zu erhalten. Aus μ=(ma+nb/a+b) folgt a: b=μ—n:m—μ. Man ſoll z. B. eine Miſchung von 86 Grad Temperatur aus kaͤlterm Waſſer von 50 Grad, und waͤrmern von 110 Grad hervorbringen; ſo werden ſich die dazu noͤthigen Antheile des kaͤltern und waͤrmern Waſſers, wie 110—86:86—50=24:36=2:3 verhalten muͤſſen.

Dieſe Regel trift mit ziemlicher Genauigkeit zu, wenn die vermiſchten Materien gleichartig, z. B. beyde Waſſer,

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[219/0225] ſich ſo lang durch alle benachbarte Koͤrper aus, bis ſie alle einerley Temperatur haben, d. i. bis das Thermometer bey allen gleich hoch ſtehet. Gebundnes Feuer hingegen heißt dasjenige, welches weder auf das Gefuͤhl, noch auf das Thermometer wirkt, ſondern gleichſam einen bleibenden Beſtandtheil der Koͤrper auszumachen ſcheint. Jede Materie, welche von allen Seiten mit freyem Feuer oder mit waͤrmern Koͤrpern umgeben iſt, wird dadurch waͤrmer, wofern nicht etwa ein Theil der Waͤrme dabey gebunden und unthaͤtig gemacht wird. Sind die Maſſen, die ſich beruͤhren, gleichartig, ſo vertheilt ſich der Ueberſchuß der Hitze der waͤrmern uͤber die kaͤltere unter die ganze Maſſe gleichfoͤrmig. Wenn alſo a, b, die Maſſen zweener zu vermiſchenden Koͤrper, m, n, die ihnen zugehoͤrigen Grade der Waͤrme ſind, ſo wird der Grad der Waͤrme der Miſchung =(am+bn/a+b) ſeyn. Dies iſt die ſchon von Richmann (Nov. Comment. Petrop. Tom. I. p. 152. 168. ſqq.) angegebne Regel, bey welcher uͤbrigens kleine Abweichungen von den Verſuchen nicht befremden duͤrfen, theils, weil doch bey jeder Vermiſchung ungleich warmer Materien etwas Waͤrme verlohren geht, theils, weil gleiche Grade des Thermometers bey weitem nicht vollkommen gleiche Vermehrungen oder Verminderungen der Waͤrme anzeigen. Aus dieſer Regel laͤßt ſich unter andern auch finden, wie viel Waſſer u. dgl. von gegebnen Temperaturen m, n man zuſammen gießen muͤſſe, um eine Miſchung von einer mittlern Temperatur μ daraus zu erhalten. Aus μ=(ma+nb/a+b) folgt a: b=μ—n:m—μ. Man ſoll z. B. eine Miſchung von 86 Grad Temperatur aus kaͤlterm Waſſer von 50 Grad, und waͤrmern von 110 Grad hervorbringen; ſo werden ſich die dazu noͤthigen Antheile des kaͤltern und waͤrmern Waſſers, wie 110—86:86—50=24:36=2:3 verhalten muͤſſen. Dieſe Regel trift mit ziemlicher Genauigkeit zu, wenn die vermiſchten Materien gleichartig, z. B. beyde Waſſer,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/225>, abgerufen am 08.05.2024.