Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Boerbaave (De igne, in s. Elem. Chem. To. I. p. 116. der leipz. Ausg. in 8.) unterscheidet das Feuer, als eine Materie von eigner Art (sui generis) von dem Brennbaren. Nach ihm ist dasselbe eine elementarische Materie von unwandelbarer Natur und unveränderlichen Eigenschaften, welche weder in etwas anders verwandelt, noch aus andern Körpern aufs neue hervorgebracht werden kan. Er glaubt, diese Substanz sey durch alle Theile des Raums gleichförmig verbreitet, bleibe aber völlig verborgen, und äußere sich nur durch ihre Wirkungen, nemlich durch Wärme, Licht, Farben, Ausdehnung der Körper und Verbrennung. Nach Beschaffenheit der Umstände äußern sich bisweilen alle diese Wirkungen auf einmal, bisweilen nur einige allein. Daher empfinden wir oft Licht ohne Wärme, wie bey den Phosphoren, faulem Holze rc. bisweilen Wärme ohne Licht, wie bey erhitzten Körpern, die noch nicht glühen u. s. w. Keine Wirkung des Feuers aber kan erfolgen, wenn nicht dasselbe aus seinem natürlichen Gleichgewichte gesetzt, und in einen engern Raum, als vorher, gebracht wird. Dies kan auf eine doppelte Art geschehen, entweder dadurch, daß die Feuertheile in gerade Linien oder Stralen geordnet werden, welches die Wirkung der leuchtenden Körper ist, oder durch eine wirkliche Verdichtung, dergleichen durch das Reiben der Körper an einander entstehet. Macquer (Chymisches Wörterbuch, Art. Feuer) sieht nebst vielen andern Chymikern die Lichtmaterie als das reine elementarische Feuer an. So bald aber dieselbe ein Bestandtheil der Körper selbst geworden ist, bekömmt sie bey ihm den Namen des Brennbaren oder des fixen Feuers, und die Wärme besteht in einer heftigen durch Erschütterung
Boerbaave (De igne, in ſ. Elem. Chem. To. I. p. 116. der leipz. Ausg. in 8.) unterſcheidet das Feuer, als eine Materie von eigner Art (ſui generis) von dem Brennbaren. Nach ihm iſt daſſelbe eine elementariſche Materie von unwandelbarer Natur und unveraͤnderlichen Eigenſchaften, welche weder in etwas anders verwandelt, noch aus andern Koͤrpern aufs neue hervorgebracht werden kan. Er glaubt, dieſe Subſtanz ſey durch alle Theile des Raums gleichfoͤrmig verbreitet, bleibe aber voͤllig verborgen, und aͤußere ſich nur durch ihre Wirkungen, nemlich durch Waͤrme, Licht, Farben, Ausdehnung der Koͤrper und Verbrennung. Nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde aͤußern ſich bisweilen alle dieſe Wirkungen auf einmal, bisweilen nur einige allein. Daher empfinden wir oft Licht ohne Waͤrme, wie bey den Phoſphoren, faulem Holze rc. bisweilen Waͤrme ohne Licht, wie bey erhitzten Koͤrpern, die noch nicht gluͤhen u. ſ. w. Keine Wirkung des Feuers aber kan erfolgen, wenn nicht daſſelbe aus ſeinem natuͤrlichen Gleichgewichte geſetzt, und in einen engern Raum, als vorher, gebracht wird. Dies kan auf eine doppelte Art geſchehen, entweder dadurch, daß die Feuertheile in gerade Linien oder Stralen geordnet werden, welches die Wirkung der leuchtenden Koͤrper iſt, oder durch eine wirkliche Verdichtung, dergleichen durch das Reiben der Koͤrper an einander entſtehet. Macquer (Chymiſches Woͤrterbuch, Art. Feuer) ſieht nebſt vielen andern Chymikern die Lichtmaterie als das reine elementariſche Feuer an. So bald aber dieſelbe ein Beſtandtheil der Koͤrper ſelbſt geworden iſt, bekoͤmmt ſie bey ihm den Namen des Brennbaren oder des fixen Feuers, und die Waͤrme beſteht in einer heftigen durch Erſchuͤtterung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0217" xml:id="P.2.211" n="211"/><lb/> durch die Betrachtung des Rußes und der Kohlen beſtaͤrkt, aber darauf eingeſchraͤnkt worden ſey, daß zwar das reine Feuerweſen nicht ſelbſt in einer Erde beſtehe, aber ſich doch allezeit in einer ſolchen eingeſchloſſen befinde. Dies letztere bezieht ſich auf die von <hi rendition="#b">Stahl</hi> in die Chymie eingefuͤhrte Idee des Phlogiſtons, als eines durch fremden Stoff gebundnen Feuers.</p> <p><hi rendition="#b">Boerbaave</hi> (<hi rendition="#aq">De igne,</hi> in ſ. <hi rendition="#aq">Elem. Chem. To. I. p.</hi> 116. der leipz. Ausg. in 8.) unterſcheidet das Feuer, als eine <hi rendition="#b">Materie von eigner Art</hi> (<hi rendition="#aq">ſui generis</hi>) von dem Brennbaren. Nach ihm iſt daſſelbe eine elementariſche Materie von unwandelbarer Natur und unveraͤnderlichen Eigenſchaften, welche weder in etwas anders verwandelt, noch aus andern Koͤrpern aufs neue hervorgebracht werden kan. Er glaubt, dieſe Subſtanz ſey durch alle Theile des Raums gleichfoͤrmig verbreitet, bleibe aber voͤllig verborgen, und aͤußere ſich nur durch ihre Wirkungen, nemlich durch Waͤrme, Licht, Farben, Ausdehnung der Koͤrper und Verbrennung. Nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde aͤußern ſich bisweilen alle dieſe Wirkungen auf einmal, bisweilen nur einige allein. Daher empfinden wir oft Licht ohne Waͤrme, wie bey den Phoſphoren, faulem Holze rc. bisweilen Waͤrme ohne Licht, wie bey erhitzten Koͤrpern, die noch nicht gluͤhen u. ſ. w. Keine Wirkung des Feuers aber kan erfolgen, wenn nicht daſſelbe aus ſeinem natuͤrlichen Gleichgewichte geſetzt, und in einen engern Raum, als vorher, gebracht wird. Dies kan auf eine doppelte Art geſchehen, entweder dadurch, daß die Feuertheile in gerade Linien oder Stralen geordnet werden, welches die Wirkung der leuchtenden Koͤrper iſt, oder durch eine wirkliche Verdichtung, dergleichen durch das Reiben der Koͤrper an einander entſtehet.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> (Chymiſches Woͤrterbuch, Art. <hi rendition="#b">Feuer</hi>) ſieht nebſt vielen andern Chymikern die <hi rendition="#b">Lichtmaterie</hi> als das reine elementariſche Feuer an. So bald aber dieſelbe ein Beſtandtheil der Koͤrper ſelbſt geworden iſt, bekoͤmmt ſie bey ihm den Namen des <hi rendition="#b">Brennbaren</hi> oder des fixen Feuers, und die Waͤrme beſteht in einer heftigen durch Erſchuͤtterung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0217]
durch die Betrachtung des Rußes und der Kohlen beſtaͤrkt, aber darauf eingeſchraͤnkt worden ſey, daß zwar das reine Feuerweſen nicht ſelbſt in einer Erde beſtehe, aber ſich doch allezeit in einer ſolchen eingeſchloſſen befinde. Dies letztere bezieht ſich auf die von Stahl in die Chymie eingefuͤhrte Idee des Phlogiſtons, als eines durch fremden Stoff gebundnen Feuers.
Boerbaave (De igne, in ſ. Elem. Chem. To. I. p. 116. der leipz. Ausg. in 8.) unterſcheidet das Feuer, als eine Materie von eigner Art (ſui generis) von dem Brennbaren. Nach ihm iſt daſſelbe eine elementariſche Materie von unwandelbarer Natur und unveraͤnderlichen Eigenſchaften, welche weder in etwas anders verwandelt, noch aus andern Koͤrpern aufs neue hervorgebracht werden kan. Er glaubt, dieſe Subſtanz ſey durch alle Theile des Raums gleichfoͤrmig verbreitet, bleibe aber voͤllig verborgen, und aͤußere ſich nur durch ihre Wirkungen, nemlich durch Waͤrme, Licht, Farben, Ausdehnung der Koͤrper und Verbrennung. Nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde aͤußern ſich bisweilen alle dieſe Wirkungen auf einmal, bisweilen nur einige allein. Daher empfinden wir oft Licht ohne Waͤrme, wie bey den Phoſphoren, faulem Holze rc. bisweilen Waͤrme ohne Licht, wie bey erhitzten Koͤrpern, die noch nicht gluͤhen u. ſ. w. Keine Wirkung des Feuers aber kan erfolgen, wenn nicht daſſelbe aus ſeinem natuͤrlichen Gleichgewichte geſetzt, und in einen engern Raum, als vorher, gebracht wird. Dies kan auf eine doppelte Art geſchehen, entweder dadurch, daß die Feuertheile in gerade Linien oder Stralen geordnet werden, welches die Wirkung der leuchtenden Koͤrper iſt, oder durch eine wirkliche Verdichtung, dergleichen durch das Reiben der Koͤrper an einander entſtehet.
Macquer (Chymiſches Woͤrterbuch, Art. Feuer) ſieht nebſt vielen andern Chymikern die Lichtmaterie als das reine elementariſche Feuer an. So bald aber dieſelbe ein Beſtandtheil der Koͤrper ſelbſt geworden iſt, bekoͤmmt ſie bey ihm den Namen des Brennbaren oder des fixen Feuers, und die Waͤrme beſteht in einer heftigen durch Erſchuͤtterung
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