Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


= F/f, die Länge des Fernrohrs aber F + 5f, der Ort des Auges und das Gesichtsfeld, wie beym Sternrohre.

Gemeiniglich werden die drey Augengläser in die letzte Röhre, die daher die Ocularröhre heißt, so gefasset, daß man nach Willkühr die beyden ersten GH und IK herausnehmen, und das Fernrohr mit DE und LM allein, als ein astronomisches, gebrauchen kan. Man muß aber alsdann die Röhren mehr in einander schieben; denn die Länge, die nunmehr F + f wird, verkürzt sich um 4f, oder um die vierfache Brennweite des Augenglases.

Da das Licht beym Durchgange durch vier Gläser viel von seiner Stärke verliert, so giebt das Erdrohr weniger Helligkeit, als das astronomische Fernrohr, daher man zu Beobachtungen am Himmel, der umgekehrten Stellung ungeachtet, immer das letztere vorzieht. Zur Betrachtung der Gegenstände auf der Erde aber ist das hier beschriebene ein sehr nützliches Werkzeug.

Man hat Erdfernröhre mit vier, fünf bis sechs Augengläsern, wobey die Absicht ist, die Abweichung wegen der Farbenzerstreuung zu vermindern, und zugleich das Gesichtsfeld zu vergrößern. Ueberhaupt lassen sich die Zusammensetzungen von Convexgläsern, zwischen welchen Bilder entstehen, und wo das letzte Bild im Brennpunkte des letzten Glases liegt, auf mannichfaltige Art combiniren. Jede solche Combination giebt eine andere Art des Fernrohrs, und jede hat ihre eignen Vorzüge und Nachtheile. Euler hat davon sehr allgemein gehandelt (Regle generale pour la construction des telescopes et des microscopes de quelque nombre des verres qu'ils soient composes in Mem. de l'Ac. roy. de Prusse. 1757. p. 283., auch in s. Dioptrica, To. II. Sect. 2.). Dollond's Fernröhre mit sechs Gläsern, die er vor der Erfindung der achromatischen verfertigte, hatten damals großen Beyfall (s. Phil. Trans. Vol. XLVIII. p. 103.).

Alle bisher betrachtete Fernröhre behalten wegen der gedoppelten Abweichung der Lichtstralen (s. Abweichung,


= F/f, die Laͤnge des Fernrohrs aber F + 5f, der Ort des Auges und das Geſichtsfeld, wie beym Sternrohre.

Gemeiniglich werden die drey Augenglaͤſer in die letzte Roͤhre, die daher die Ocularroͤhre heißt, ſo gefaſſet, daß man nach Willkuͤhr die beyden erſten GH und IK herausnehmen, und das Fernrohr mit DE und LM allein, als ein aſtronomiſches, gebrauchen kan. Man muß aber alsdann die Roͤhren mehr in einander ſchieben; denn die Laͤnge, die nunmehr F + f wird, verkuͤrzt ſich um 4f, oder um die vierfache Brennweite des Augenglaſes.

Da das Licht beym Durchgange durch vier Glaͤſer viel von ſeiner Staͤrke verliert, ſo giebt das Erdrohr weniger Helligkeit, als das aſtronomiſche Fernrohr, daher man zu Beobachtungen am Himmel, der umgekehrten Stellung ungeachtet, immer das letztere vorzieht. Zur Betrachtung der Gegenſtaͤnde auf der Erde aber iſt das hier beſchriebene ein ſehr nuͤtzliches Werkzeug.

Man hat Erdfernroͤhre mit vier, fuͤnf bis ſechs Augenglaͤſern, wobey die Abſicht iſt, die Abweichung wegen der Farbenzerſtreuung zu vermindern, und zugleich das Geſichtsfeld zu vergroͤßern. Ueberhaupt laſſen ſich die Zuſammenſetzungen von Convexglaͤſern, zwiſchen welchen Bilder entſtehen, und wo das letzte Bild im Brennpunkte des letzten Glaſes liegt, auf mannichfaltige Art combiniren. Jede ſolche Combination giebt eine andere Art des Fernrohrs, und jede hat ihre eignen Vorzuͤge und Nachtheile. Euler hat davon ſehr allgemein gehandelt (Regle generale pour la conſtruction des teleſcopes et des microſcopes de quelque nombre des verres qu'ils ſoient compoſés in Mém. de l'Ac. roy. de Pruſſe. 1757. p. 283., auch in ſ. Dioptrica, To. II. Sect. 2.). Dollond's Fernroͤhre mit ſechs Glaͤſern, die er vor der Erfindung der achromatiſchen verfertigte, hatten damals großen Beyfall (ſ. Phil. Trans. Vol. XLVIII. p. 103.).

Alle bisher betrachtete Fernroͤhre behalten wegen der gedoppelten Abweichung der Lichtſtralen (ſ. Abweichung,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0203" xml:id="P.2.197" n="197"/><lb/>
= <hi rendition="#aq">F/f,</hi> die La&#x0364;nge des Fernrohrs aber <hi rendition="#aq">F + 5f,</hi> der Ort des Auges und das Ge&#x017F;ichtsfeld, wie beym Sternrohre.</p>
            <p>Gemeiniglich werden die drey Augengla&#x0364;&#x017F;er in die letzte Ro&#x0364;hre, die daher die <hi rendition="#b">Ocularro&#x0364;hre</hi> heißt, &#x017F;o gefa&#x017F;&#x017F;et, daß man nach Willku&#x0364;hr die beyden er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">GH</hi> und <hi rendition="#aq">IK</hi> herausnehmen, und das Fernrohr mit <hi rendition="#aq">DE</hi> und <hi rendition="#aq">LM</hi> allein, als ein a&#x017F;tronomi&#x017F;ches, gebrauchen kan. Man muß aber alsdann die Ro&#x0364;hren mehr in einander &#x017F;chieben; denn die La&#x0364;nge, die nunmehr <hi rendition="#aq">F + f</hi> wird, verku&#x0364;rzt &#x017F;ich um 4<hi rendition="#aq">f,</hi> oder um die vierfache Brennweite des Augengla&#x017F;es.</p>
            <p>Da das Licht beym Durchgange durch vier Gla&#x0364;&#x017F;er viel von &#x017F;einer Sta&#x0364;rke verliert, &#x017F;o giebt das Erdrohr weniger Helligkeit, als das a&#x017F;tronomi&#x017F;che Fernrohr, daher man zu Beobachtungen am Himmel, der umgekehrten Stellung ungeachtet, immer das letztere vorzieht. Zur Betrachtung der Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde auf der Erde aber i&#x017F;t das hier be&#x017F;chriebene ein &#x017F;ehr nu&#x0364;tzliches Werkzeug.</p>
            <p>Man hat Erdfernro&#x0364;hre mit vier, fu&#x0364;nf bis &#x017F;echs Augengla&#x0364;&#x017F;ern, wobey die Ab&#x017F;icht i&#x017F;t, die Abweichung wegen der Farbenzer&#x017F;treuung zu vermindern, und zugleich das Ge&#x017F;ichtsfeld zu vergro&#x0364;ßern. Ueberhaupt la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzungen von Convexgla&#x0364;&#x017F;ern, zwi&#x017F;chen welchen Bilder ent&#x017F;tehen, und wo das letzte Bild im Brennpunkte des letzten Gla&#x017F;es liegt, auf mannichfaltige Art combiniren. Jede &#x017F;olche Combination giebt eine andere Art des Fernrohrs, und jede hat ihre eignen Vorzu&#x0364;ge und Nachtheile. <hi rendition="#b">Euler</hi> hat davon &#x017F;ehr allgemein gehandelt (<hi rendition="#aq">Regle generale pour la con&#x017F;truction des tele&#x017F;copes et des micro&#x017F;copes de quelque nombre des verres qu'ils &#x017F;oient compo&#x017F;és in Mém. de l'Ac. roy. de Pru&#x017F;&#x017F;e. 1757. p. 283.,</hi> auch in &#x017F;. <hi rendition="#aq">Dioptrica, To. II. Sect. 2.</hi>). <hi rendition="#b">Dollond's</hi> Fernro&#x0364;hre mit &#x017F;echs Gla&#x0364;&#x017F;ern, die er vor der Erfindung der achromati&#x017F;chen verfertigte, hatten damals großen Beyfall (&#x017F;. <hi rendition="#aq">Phil. Trans. Vol. XLVIII. p.</hi> 103.).</p>
            <p>Alle bisher betrachtete Fernro&#x0364;hre behalten wegen der gedoppelten Abweichung der Licht&#x017F;tralen (&#x017F;. <hi rendition="#b">Abweichung,<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0203] = F/f, die Laͤnge des Fernrohrs aber F + 5f, der Ort des Auges und das Geſichtsfeld, wie beym Sternrohre. Gemeiniglich werden die drey Augenglaͤſer in die letzte Roͤhre, die daher die Ocularroͤhre heißt, ſo gefaſſet, daß man nach Willkuͤhr die beyden erſten GH und IK herausnehmen, und das Fernrohr mit DE und LM allein, als ein aſtronomiſches, gebrauchen kan. Man muß aber alsdann die Roͤhren mehr in einander ſchieben; denn die Laͤnge, die nunmehr F + f wird, verkuͤrzt ſich um 4f, oder um die vierfache Brennweite des Augenglaſes. Da das Licht beym Durchgange durch vier Glaͤſer viel von ſeiner Staͤrke verliert, ſo giebt das Erdrohr weniger Helligkeit, als das aſtronomiſche Fernrohr, daher man zu Beobachtungen am Himmel, der umgekehrten Stellung ungeachtet, immer das letztere vorzieht. Zur Betrachtung der Gegenſtaͤnde auf der Erde aber iſt das hier beſchriebene ein ſehr nuͤtzliches Werkzeug. Man hat Erdfernroͤhre mit vier, fuͤnf bis ſechs Augenglaͤſern, wobey die Abſicht iſt, die Abweichung wegen der Farbenzerſtreuung zu vermindern, und zugleich das Geſichtsfeld zu vergroͤßern. Ueberhaupt laſſen ſich die Zuſammenſetzungen von Convexglaͤſern, zwiſchen welchen Bilder entſtehen, und wo das letzte Bild im Brennpunkte des letzten Glaſes liegt, auf mannichfaltige Art combiniren. Jede ſolche Combination giebt eine andere Art des Fernrohrs, und jede hat ihre eignen Vorzuͤge und Nachtheile. Euler hat davon ſehr allgemein gehandelt (Regle generale pour la conſtruction des teleſcopes et des microſcopes de quelque nombre des verres qu'ils ſoient compoſés in Mém. de l'Ac. roy. de Pruſſe. 1757. p. 283., auch in ſ. Dioptrica, To. II. Sect. 2.). Dollond's Fernroͤhre mit ſechs Glaͤſern, die er vor der Erfindung der achromatiſchen verfertigte, hatten damals großen Beyfall (ſ. Phil. Trans. Vol. XLVIII. p. 103.). Alle bisher betrachtete Fernroͤhre behalten wegen der gedoppelten Abweichung der Lichtſtralen (ſ. Abweichung,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/203
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/203>, abgerufen am 08.05.2024.