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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Berechnung. Aus dem Durchmesser der Convexität des obern Glases, welcher 101 Schuh betrug, bestimmte er die wirkliche Dicke des Luftscheibchens an jeder Stelle, und fand sie für die hellste Stelle des ersten Rings (1/178000) Zoll, mithin für die des zweyten (3/178000) Zoll u. s. w. Hierauf maß er auch die Durchmesser der Ringe für jede Farbe insbesondere, und bestimmte durch eine ähnliche Rechnung die Dicke der Luftscheiben, welche eine jede Farbe zurückwerfen. Fast eben diese Resultate fand er auch, wenn er andere Gläser von bekannten Durchmessern gebrauchte, und bey der von ihm gebrauchten Vorsicht darf man nicht zweifeln, daß diese Bestimmungen so genau sind, als sie nur der geschickteste Beobachter machen kan.

Er brachte nunmehr statt der Luft einen Wassertropfen zwischen beyde Gläser. Dadurch zogen sich die Ringe, ohne die Ordnung der Farben zu verändern, in dem Verhältnisse 8:7 zusammen. Hieraus folgt, daß sich die Dicke der Wasserscheiben zu der Dicke der Luftscheiben, welche eben dieselben Farben hervorbringen, wie 49:64, d. i. wie 3:4 verhalte. Dies ist aber das Brechungsverhältniß für Wasser und Luft, s. Brechung der Lichtstralen. Dadurch hält er sich für berechtigt anzunehmen, die Dicke eines Glasscheibchens, welches eben die Farbe zeigt, sey (20/31) des Luftscheibchens, weil das Brechungsverhältniß aus Glas in Luft 20:31 ist.

Hierauf gründet sich folgende Tabelle (Optic. L. II. P. 2. p. 195.), worinn die Dicken der Luftscheiben unmittelbar aus Versuchen und Berechnung bestimmt, die der Wasserscheibe aber = 3/4, und die der Glasscheiben = (20/31) von jenen angenommen sind, alles in Milliontheilchen eines englischen Zolls.


Berechnung. Aus dem Durchmeſſer der Convexitaͤt des obern Glaſes, welcher 101 Schuh betrug, beſtimmte er die wirkliche Dicke des Luftſcheibchens an jeder Stelle, und fand ſie fuͤr die hellſte Stelle des erſten Rings (1/178000) Zoll, mithin fuͤr die des zweyten (3/178000) Zoll u. ſ. w. Hierauf maß er auch die Durchmeſſer der Ringe fuͤr jede Farbe insbeſondere, und beſtimmte durch eine aͤhnliche Rechnung die Dicke der Luftſcheiben, welche eine jede Farbe zuruͤckwerfen. Faſt eben dieſe Reſultate fand er auch, wenn er andere Glaͤſer von bekannten Durchmeſſern gebrauchte, und bey der von ihm gebrauchten Vorſicht darf man nicht zweifeln, daß dieſe Beſtimmungen ſo genau ſind, als ſie nur der geſchickteſte Beobachter machen kan.

Er brachte nunmehr ſtatt der Luft einen Waſſertropfen zwiſchen beyde Glaͤſer. Dadurch zogen ſich die Ringe, ohne die Ordnung der Farben zu veraͤndern, in dem Verhaͤltniſſe 8:7 zuſammen. Hieraus folgt, daß ſich die Dicke der Waſſerſcheiben zu der Dicke der Luftſcheiben, welche eben dieſelben Farben hervorbringen, wie 49:64, d. i. wie 3:4 verhalte. Dies iſt aber das Brechungsverhaͤltniß fuͤr Waſſer und Luft, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Dadurch haͤlt er ſich fuͤr berechtigt anzunehmen, die Dicke eines Glasſcheibchens, welches eben die Farbe zeigt, ſey (20/31) des Luftſcheibchens, weil das Brechungsverhaͤltniß aus Glas in Luft 20:31 iſt.

Hierauf gruͤndet ſich folgende Tabelle (Optic. L. II. P. 2. p. 195.), worinn die Dicken der Luftſcheiben unmittelbar aus Verſuchen und Berechnung beſtimmt, die der Waſſerſcheibe aber = 3/4, und die der Glasſcheiben = (20/31) von jenen angenommen ſind, alles in Milliontheilchen eines engliſchen Zolls.

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[144/0150] Berechnung. Aus dem Durchmeſſer der Convexitaͤt des obern Glaſes, welcher 101 Schuh betrug, beſtimmte er die wirkliche Dicke des Luftſcheibchens an jeder Stelle, und fand ſie fuͤr die hellſte Stelle des erſten Rings (1/178000) Zoll, mithin fuͤr die des zweyten (3/178000) Zoll u. ſ. w. Hierauf maß er auch die Durchmeſſer der Ringe fuͤr jede Farbe insbeſondere, und beſtimmte durch eine aͤhnliche Rechnung die Dicke der Luftſcheiben, welche eine jede Farbe zuruͤckwerfen. Faſt eben dieſe Reſultate fand er auch, wenn er andere Glaͤſer von bekannten Durchmeſſern gebrauchte, und bey der von ihm gebrauchten Vorſicht darf man nicht zweifeln, daß dieſe Beſtimmungen ſo genau ſind, als ſie nur der geſchickteſte Beobachter machen kan. Er brachte nunmehr ſtatt der Luft einen Waſſertropfen zwiſchen beyde Glaͤſer. Dadurch zogen ſich die Ringe, ohne die Ordnung der Farben zu veraͤndern, in dem Verhaͤltniſſe 8:7 zuſammen. Hieraus folgt, daß ſich die Dicke der Waſſerſcheiben zu der Dicke der Luftſcheiben, welche eben dieſelben Farben hervorbringen, wie 49:64, d. i. wie 3:4 verhalte. Dies iſt aber das Brechungsverhaͤltniß fuͤr Waſſer und Luft, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Dadurch haͤlt er ſich fuͤr berechtigt anzunehmen, die Dicke eines Glasſcheibchens, welches eben die Farbe zeigt, ſey (20/31) des Luftſcheibchens, weil das Brechungsverhaͤltniß aus Glas in Luft 20:31 iſt. Hierauf gruͤndet ſich folgende Tabelle (Optic. L. II. P. 2. p. 195.), worinn die Dicken der Luftſcheiben unmittelbar aus Verſuchen und Berechnung beſtimmt, die der Waſſerſcheibe aber = 3/4, und die der Glasſcheiben = (20/31) von jenen angenommen ſind, alles in Milliontheilchen eines engliſchen Zolls.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/150>, abgerufen am 27.04.2024.