Theilen unverrosteter Eisenfeile, befeuchtet das Gemenge mit etwas Wasser, und hebt es derb eingestopft in gläsernen Flaschen auf. Beym Versuche selbst füllt er mit diesem Gemenge eine gläserne Schale, setzt diese auf einen hohen Träger, deckt ein cylindrisches mit einem getheilten Papierstreif versehenes Glas darüber, und füllt das weite Gefäß, worinn der ganze Apparat steht, mit Wasser. Das phlogistische Gemenge fängt bald an, sich zu erhitzen, und die Luft zu vermindern; daher steigt das Wasser in das cylindrische Glas auf, die Scale giebt dessen Höhe an, und zeigt dadurch die Größe der Verminderung, welche desto stärker ist, je mehr die Luft Phlogiston in sich nehmen kan, d. i. je reiner sie vor dem Versuche war. Hr. S. bringt zwar hierbey auch den Stand des Thermometers und Barometers mit in Anschlag; allein es bleibt dennoch, auch bey dieser Methode, allzuviel Unbestimmtes übrig.
So unvollkommen aber die Eudiometer noch seyn mögen, so haben doch die mit ihnen angestellten Beobachtungen schon viele nützliche und mit andern Erfahrungen übereinstimmende Resultate geliefert. Landriani fand in den Gebirgen bey Pisa die Luft immer reiner, je höher er hinaufstieg, dagegen um den Vesuv immer schlechter, je näher er dem Crater kam; eben so fand er sie in den pontinischen Sümpfen, beym Sirocco, in der Hundsgrotte, auf der Solfatara u. s. f. von sehr schlechter Beschaffenheit. Herr Scheele fand die Verminderung der Luft zu Stockholm durch seinen Apparat (8/33) bis (10/33), woraus er folgert, daß der Luftkreis daselbst ohngefähr (9/33) ganz reine respirable Luft enthalte. Fontana und Ingenhouß haben bey ihren zahlreichen Versuchen in Paris, London, den Niederlanden und Oesterreich, ziemlich übereinstimmende Resultate gefunden. Der letztere fand die Seeluft durchgängig besser, als die Landluft (s. Ingenhouß vermischte Schriften, herausg. von Molitor, Wien 1784. II. B. 8. Von dem Grade der Heilsamkeit der Seeluft). Für Wien giebt er ihre mittlere Güte 1, 07 an. De Saussure fand bey seinen Alpenreisen die Luft auf den Gipfeln der hohen Berge weniger rein, als die in den Thälern, welche zwischen den
Theilen unverroſteter Eiſenfeile, befeuchtet das Gemenge mit etwas Waſſer, und hebt es derb eingeſtopft in glaͤſernen Flaſchen auf. Beym Verſuche ſelbſt fuͤllt er mit dieſem Gemenge eine glaͤſerne Schale, ſetzt dieſe auf einen hohen Traͤger, deckt ein cylindriſches mit einem getheilten Papierſtreif verſehenes Glas daruͤber, und fuͤllt das weite Gefaͤß, worinn der ganze Apparat ſteht, mit Waſſer. Das phlogiſtiſche Gemenge faͤngt bald an, ſich zu erhitzen, und die Luft zu vermindern; daher ſteigt das Waſſer in das cylindriſche Glas auf, die Scale giebt deſſen Hoͤhe an, und zeigt dadurch die Groͤße der Verminderung, welche deſto ſtaͤrker iſt, je mehr die Luft Phlogiſton in ſich nehmen kan, d. i. je reiner ſie vor dem Verſuche war. Hr. S. bringt zwar hierbey auch den Stand des Thermometers und Barometers mit in Anſchlag; allein es bleibt dennoch, auch bey dieſer Methode, allzuviel Unbeſtimmtes uͤbrig.
So unvollkommen aber die Eudiometer noch ſeyn moͤgen, ſo haben doch die mit ihnen angeſtellten Beobachtungen ſchon viele nuͤtzliche und mit andern Erfahrungen uͤbereinſtimmende Reſultate geliefert. Landriani fand in den Gebirgen bey Piſa die Luft immer reiner, je hoͤher er hinaufſtieg, dagegen um den Veſuv immer ſchlechter, je naͤher er dem Crater kam; eben ſo fand er ſie in den pontiniſchen Suͤmpfen, beym Sirocco, in der Hundsgrotte, auf der Solfatara u. ſ. f. von ſehr ſchlechter Beſchaffenheit. Herr Scheele fand die Verminderung der Luft zu Stockholm durch ſeinen Apparat (8/33) bis (10/33), woraus er folgert, daß der Luftkreis daſelbſt ohngefaͤhr (9/33) ganz reine reſpirable Luft enthalte. Fontana und Ingenhouß haben bey ihren zahlreichen Verſuchen in Paris, London, den Niederlanden und Oeſterreich, ziemlich uͤbereinſtimmende Reſultate gefunden. Der letztere fand die Seeluft durchgaͤngig beſſer, als die Landluft (ſ. Ingenhouß vermiſchte Schriften, herausg. von Molitor, Wien 1784. II. B. 8. Von dem Grade der Heilſamkeit der Seeluft). Fuͤr Wien giebt er ihre mittlere Guͤte 1, 07 an. De Sauſſure fand bey ſeinen Alpenreiſen die Luft auf den Gipfeln der hohen Berge weniger rein, als die in den Thaͤlern, welche zwiſchen den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0114"xml:id="P.2.108"n="108"/><lb/>
Theilen unverroſteter Eiſenfeile, befeuchtet das Gemenge mit etwas Waſſer, und hebt es derb eingeſtopft in glaͤſernen Flaſchen auf. Beym Verſuche ſelbſt fuͤllt er mit dieſem Gemenge eine glaͤſerne Schale, ſetzt dieſe auf einen hohen Traͤger, deckt ein cylindriſches mit einem getheilten Papierſtreif verſehenes Glas daruͤber, und fuͤllt das weite Gefaͤß, worinn der ganze Apparat ſteht, mit Waſſer. Das phlogiſtiſche Gemenge faͤngt bald an, ſich zu erhitzen, und die Luft zu vermindern; daher ſteigt das Waſſer in das cylindriſche Glas auf, die Scale giebt deſſen Hoͤhe an, und zeigt dadurch die Groͤße der Verminderung, welche deſto ſtaͤrker iſt, je mehr die Luft Phlogiſton in ſich nehmen kan, d. i. je reiner ſie vor dem Verſuche war. Hr. S. bringt zwar hierbey auch den Stand des Thermometers und Barometers mit in Anſchlag; allein es bleibt dennoch, auch bey dieſer Methode, allzuviel Unbeſtimmtes uͤbrig.</p><p>So unvollkommen aber die Eudiometer noch ſeyn moͤgen, ſo haben doch die mit ihnen angeſtellten Beobachtungen ſchon viele nuͤtzliche und mit andern Erfahrungen uͤbereinſtimmende Reſultate geliefert. <hirendition="#b">Landriani</hi> fand in den Gebirgen bey Piſa die Luft immer reiner, je hoͤher er hinaufſtieg, dagegen um den Veſuv immer ſchlechter, je naͤher er dem Crater kam; eben ſo fand er ſie in den pontiniſchen Suͤmpfen, beym Sirocco, in der Hundsgrotte, auf der Solfatara u. ſ. f. von ſehr ſchlechter Beſchaffenheit. Herr <hirendition="#b">Scheele</hi> fand die Verminderung der Luft zu Stockholm durch ſeinen Apparat (8/33) bis (10/33), woraus er folgert, daß der Luftkreis daſelbſt ohngefaͤhr (9/33) ganz reine reſpirable Luft enthalte. <hirendition="#b">Fontana</hi> und <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> haben bey ihren zahlreichen Verſuchen in Paris, London, den Niederlanden und Oeſterreich, ziemlich uͤbereinſtimmende Reſultate gefunden. Der letztere fand die Seeluft durchgaͤngig beſſer, als die Landluft (ſ. Ingenhouß vermiſchte Schriften, herausg. von Molitor, Wien 1784. <hirendition="#aq">II.</hi> B. 8. Von dem Grade der Heilſamkeit der Seeluft). Fuͤr Wien giebt er ihre mittlere Guͤte 1, 07 an. <hirendition="#b">De Sauſſure</hi> fand bey ſeinen Alpenreiſen die Luft auf den Gipfeln der hohen Berge weniger rein, als die in den Thaͤlern, welche zwiſchen den<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[108/0114]
Theilen unverroſteter Eiſenfeile, befeuchtet das Gemenge mit etwas Waſſer, und hebt es derb eingeſtopft in glaͤſernen Flaſchen auf. Beym Verſuche ſelbſt fuͤllt er mit dieſem Gemenge eine glaͤſerne Schale, ſetzt dieſe auf einen hohen Traͤger, deckt ein cylindriſches mit einem getheilten Papierſtreif verſehenes Glas daruͤber, und fuͤllt das weite Gefaͤß, worinn der ganze Apparat ſteht, mit Waſſer. Das phlogiſtiſche Gemenge faͤngt bald an, ſich zu erhitzen, und die Luft zu vermindern; daher ſteigt das Waſſer in das cylindriſche Glas auf, die Scale giebt deſſen Hoͤhe an, und zeigt dadurch die Groͤße der Verminderung, welche deſto ſtaͤrker iſt, je mehr die Luft Phlogiſton in ſich nehmen kan, d. i. je reiner ſie vor dem Verſuche war. Hr. S. bringt zwar hierbey auch den Stand des Thermometers und Barometers mit in Anſchlag; allein es bleibt dennoch, auch bey dieſer Methode, allzuviel Unbeſtimmtes uͤbrig.
So unvollkommen aber die Eudiometer noch ſeyn moͤgen, ſo haben doch die mit ihnen angeſtellten Beobachtungen ſchon viele nuͤtzliche und mit andern Erfahrungen uͤbereinſtimmende Reſultate geliefert. Landriani fand in den Gebirgen bey Piſa die Luft immer reiner, je hoͤher er hinaufſtieg, dagegen um den Veſuv immer ſchlechter, je naͤher er dem Crater kam; eben ſo fand er ſie in den pontiniſchen Suͤmpfen, beym Sirocco, in der Hundsgrotte, auf der Solfatara u. ſ. f. von ſehr ſchlechter Beſchaffenheit. Herr Scheele fand die Verminderung der Luft zu Stockholm durch ſeinen Apparat (8/33) bis (10/33), woraus er folgert, daß der Luftkreis daſelbſt ohngefaͤhr (9/33) ganz reine reſpirable Luft enthalte. Fontana und Ingenhouß haben bey ihren zahlreichen Verſuchen in Paris, London, den Niederlanden und Oeſterreich, ziemlich uͤbereinſtimmende Reſultate gefunden. Der letztere fand die Seeluft durchgaͤngig beſſer, als die Landluft (ſ. Ingenhouß vermiſchte Schriften, herausg. von Molitor, Wien 1784. II. B. 8. Von dem Grade der Heilſamkeit der Seeluft). Fuͤr Wien giebt er ihre mittlere Guͤte 1, 07 an. De Sauſſure fand bey ſeinen Alpenreiſen die Luft auf den Gipfeln der hohen Berge weniger rein, als die in den Thaͤlern, welche zwiſchen den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/114>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.