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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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wird rings um die Patrone ein 1/2 Zoll breiter Rand für die Näthe gelassen.

Die Hüllen zu Kugeln mit erhitzter Luft werden von innen mit etwas, das sie vor dem Feuer schützt, von außen mit etwas, das vom Regen nicht aufgelöset wird, z. B. inwendig mit einer Erdfarbe und auswendig mit einem sehr schnell trocknenden Oelfirniß überstrichen, auch wohl vorher in einer Auflösung von Salmiak und Kalk geweicht. Die seidnen Zeuge zu Kugeln mit brennbarer Luft werden mit Firnissen überstrichen, wozu man in Frankreich eine geheim gehaltene Auflösung des Federharzes (gummi elasticum), vermuthlich in irgend einem wesentlichen Oele, zu gebrauchen anfieng, bis man endlich gefunden hat, daß ein Firniß von trocknendem Leinöl, mit Vogelleim abgekocht und mit Terpentingeist vermischt, eben so gute, oder noch bessere Dienste leiste. Mit diesem Firniß wird der Seidenzeug auf beyden Seiten überstrichen, und, wenn alles getrocknet ist, werden die vorhin beschriebnen Streifen zur Kugel zugeschnitten, mit den daran gelassenen Rändern an oder auf einander gelegt, gefaltet, und mit festen Näthen zusammengestochen. Es ist gut, die Näthe noch einmal mit Firniß zu überstreichen.

Die Aerostaten mit erhitzter Luft bekommen am Boden eine Oefnung, deren Durchschnitt 1/4--1/3 vom Durchmesser der ganzen Maschine beträgt; an diese wird ein leinener cylindrischer Hals von gleichem Durchschnitte und 6 Schuh Höhe angenähet. Sollen Menschen mit in die Höhe steigen, so wird von außen um diesen Hals eine von Weiden geflochtene 3 Schuh hohe und 18 Zoll breite Gallerie angebracht, deren inneres Gelender an den Hals der Maschine besestigt ist, das äußere aber an Stricken hängt, die vom obern Theile der Kugel kommen, und an der obern Helfte der Kugelfläche von andern Stricken in Form eines Netzes durchkreuzt werden. Auch wird eine Glutpfanne aus eisernen Stäben, deren Durchmesser etwa 1/3 von dem Durchschnitte der Oefnung einnimmt, mitten unter derselben, 1 Schuh höher, als der untere Rand des Halses, an Ketten aufgehangen, welche an das innere Gelender der


wird rings um die Patrone ein 1/2 Zoll breiter Rand fuͤr die Naͤthe gelaſſen.

Die Huͤllen zu Kugeln mit erhitzter Luft werden von innen mit etwas, das ſie vor dem Feuer ſchuͤtzt, von außen mit etwas, das vom Regen nicht aufgeloͤſet wird, z. B. inwendig mit einer Erdfarbe und auswendig mit einem ſehr ſchnell trocknenden Oelfirniß uͤberſtrichen, auch wohl vorher in einer Aufloͤſung von Salmiak und Kalk geweicht. Die ſeidnen Zeuge zu Kugeln mit brennbarer Luft werden mit Firniſſen uͤberſtrichen, wozu man in Frankreich eine geheim gehaltene Aufloͤſung des Federharzes (gummi elaſticum), vermuthlich in irgend einem weſentlichen Oele, zu gebrauchen anfieng, bis man endlich gefunden hat, daß ein Firniß von trocknendem Leinoͤl, mit Vogelleim abgekocht und mit Terpentingeiſt vermiſcht, eben ſo gute, oder noch beſſere Dienſte leiſte. Mit dieſem Firniß wird der Seidenzeug auf beyden Seiten uͤberſtrichen, und, wenn alles getrocknet iſt, werden die vorhin beſchriebnen Streifen zur Kugel zugeſchnitten, mit den daran gelaſſenen Raͤndern an oder auf einander gelegt, gefaltet, und mit feſten Naͤthen zuſammengeſtochen. Es iſt gut, die Naͤthe noch einmal mit Firniß zu uͤberſtreichen.

Die Aeroſtaten mit erhitzter Luft bekommen am Boden eine Oefnung, deren Durchſchnitt 1/4—1/3 vom Durchmeſſer der ganzen Maſchine betraͤgt; an dieſe wird ein leinener cylindriſcher Hals von gleichem Durchſchnitte und 6 Schuh Hoͤhe angenaͤhet. Sollen Menſchen mit in die Hoͤhe ſteigen, ſo wird von außen um dieſen Hals eine von Weiden geflochtene 3 Schuh hohe und 18 Zoll breite Gallerie angebracht, deren inneres Gelender an den Hals der Maſchine beſeſtigt iſt, das aͤußere aber an Stricken haͤngt, die vom obern Theile der Kugel kommen, und an der obern Helfte der Kugelflaͤche von andern Stricken in Form eines Netzes durchkreuzt werden. Auch wird eine Glutpfanne aus eiſernen Staͤben, deren Durchmeſſer etwa 1/3 von dem Durchſchnitte der Oefnung einnimmt, mitten unter derſelben, 1 Schuh hoͤher, als der untere Rand des Halſes, an Ketten aufgehangen, welche an das innere Gelender der

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[71/0085] wird rings um die Patrone ein 1/2 Zoll breiter Rand fuͤr die Naͤthe gelaſſen. Die Huͤllen zu Kugeln mit erhitzter Luft werden von innen mit etwas, das ſie vor dem Feuer ſchuͤtzt, von außen mit etwas, das vom Regen nicht aufgeloͤſet wird, z. B. inwendig mit einer Erdfarbe und auswendig mit einem ſehr ſchnell trocknenden Oelfirniß uͤberſtrichen, auch wohl vorher in einer Aufloͤſung von Salmiak und Kalk geweicht. Die ſeidnen Zeuge zu Kugeln mit brennbarer Luft werden mit Firniſſen uͤberſtrichen, wozu man in Frankreich eine geheim gehaltene Aufloͤſung des Federharzes (gummi elaſticum), vermuthlich in irgend einem weſentlichen Oele, zu gebrauchen anfieng, bis man endlich gefunden hat, daß ein Firniß von trocknendem Leinoͤl, mit Vogelleim abgekocht und mit Terpentingeiſt vermiſcht, eben ſo gute, oder noch beſſere Dienſte leiſte. Mit dieſem Firniß wird der Seidenzeug auf beyden Seiten uͤberſtrichen, und, wenn alles getrocknet iſt, werden die vorhin beſchriebnen Streifen zur Kugel zugeſchnitten, mit den daran gelaſſenen Raͤndern an oder auf einander gelegt, gefaltet, und mit feſten Naͤthen zuſammengeſtochen. Es iſt gut, die Naͤthe noch einmal mit Firniß zu uͤberſtreichen. Die Aeroſtaten mit erhitzter Luft bekommen am Boden eine Oefnung, deren Durchſchnitt 1/4—1/3 vom Durchmeſſer der ganzen Maſchine betraͤgt; an dieſe wird ein leinener cylindriſcher Hals von gleichem Durchſchnitte und 6 Schuh Hoͤhe angenaͤhet. Sollen Menſchen mit in die Hoͤhe ſteigen, ſo wird von außen um dieſen Hals eine von Weiden geflochtene 3 Schuh hohe und 18 Zoll breite Gallerie angebracht, deren inneres Gelender an den Hals der Maſchine beſeſtigt iſt, das aͤußere aber an Stricken haͤngt, die vom obern Theile der Kugel kommen, und an der obern Helfte der Kugelflaͤche von andern Stricken in Form eines Netzes durchkreuzt werden. Auch wird eine Glutpfanne aus eiſernen Staͤben, deren Durchmeſſer etwa 1/3 von dem Durchſchnitte der Oefnung einnimmt, mitten unter derſelben, 1 Schuh hoͤher, als der untere Rand des Halſes, an Ketten aufgehangen, welche an das innere Gelender der

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/85>, abgerufen am 28.04.2024.