Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


gleich steht, und man vom Rande des Tellers nichts, als die äußere Kante sieht. Weil beym Aufgießen immer Blasen im Harze bleiben, so ist es rathsam, glühende Platteisen bereit zu halten, und diese nahe an die Blasen zu bringen, ohne jedoch das Harz zu berühren, damit die Blasen von der Hitze zerspringen. Dadurch kan man einen Harzkuchen im Teller erhalten, der so eben und glatt, als ein Spiegel, ist. Auch nachher entstandne Risse kanman durch Ueberfahren mit einem heissen Eisen zuschmelzen, daher Harzkuchen weit bequemer, als Glastafeln, sind. Macht man den Teller von Holz mit Zinnfolie überzogen, so wird das Instrument noch wohlfeiler und leichter zu tragen; nur muß das Holz sehr trocken seyn, damit es sich nachher nicht ziehe, und den Kuchen zersprenge.

Der Deckel (clypeus, Schild, Conductor, oft auch, wenn es ein hoher Cylinder ist, die Trommel) besteht aus einem isolirten Leiter, der ringsum etwa 1--1 1/2 Zoll schmäler ist, als der Kuchen, und auf denselben genau anschliessend aufgesetzt und abgehoben werden kan. Am wohlfeilsten und leichtesten macht man ihn aus einem Reif von steifgeleimtem Pappendeckel, über den oben und unten Leder, Papier oder dünne Leinwand gespannt, dann aber alles, oben, unten und am Rande, mit Zinnfolie überzogen wird, so daß die äußere Fläche ein vollkommner metallischer Leiter ist. Man kan aber auch eine metallne am Rande abgerundete Scheibe oder Teller nehmen. Um diesen Deckel isolirt abheben und aufsetzen zu können, werden an drey oder vier gleichweit von einander entfernten Orten des obern Umkreises Löcher schief durchgebohrt, und seidne Schnüre oder Bänder durchgezogen, die man in der Höhe von etwa 10 Zollen zusammenknüpft. Oder es wird in die Mitte des zum Deckel gebrauchten Tellers ein gläserner Handgrif angeküttet, der den Vorzug hat, daß man den Deckel auch in andere, als horizontale, Lagen bringen kan.

Das ganze Instrument ist Taf. VII. Fig. 126. und 127. abgebildet. Fig. 126. ist Cavallo's Einrichtung, bey welcher der Kuchen eine mit einer Harzcomposition überzogne Glasscheibe ist, der Deckel aus einer Metallplatte


gleich ſteht, und man vom Rande des Tellers nichts, als die aͤußere Kante ſieht. Weil beym Aufgießen immer Blaſen im Harze bleiben, ſo iſt es rathſam, gluͤhende Platteiſen bereit zu halten, und dieſe nahe an die Blaſen zu bringen, ohne jedoch das Harz zu beruͤhren, damit die Blaſen von der Hitze zerſpringen. Dadurch kan man einen Harzkuchen im Teller erhalten, der ſo eben und glatt, als ein Spiegel, iſt. Auch nachher entſtandne Riſſe kanman durch Ueberfahren mit einem heiſſen Eiſen zuſchmelzen, daher Harzkuchen weit bequemer, als Glastafeln, ſind. Macht man den Teller von Holz mit Zinnfolie uͤberzogen, ſo wird das Inſtrument noch wohlfeiler und leichter zu tragen; nur muß das Holz ſehr trocken ſeyn, damit es ſich nachher nicht ziehe, und den Kuchen zerſprenge.

Der Deckel (clypeus, Schild, Conductor, oft auch, wenn es ein hoher Cylinder iſt, die Trommel) beſteht aus einem iſolirten Leiter, der ringsum etwa 1—1 1/2 Zoll ſchmaͤler iſt, als der Kuchen, und auf denſelben genau anſchlieſſend aufgeſetzt und abgehoben werden kan. Am wohlfeilſten und leichteſten macht man ihn aus einem Reif von ſteifgeleimtem Pappendeckel, uͤber den oben und unten Leder, Papier oder duͤnne Leinwand geſpannt, dann aber alles, oben, unten und am Rande, mit Zinnfolie uͤberzogen wird, ſo daß die aͤußere Flaͤche ein vollkommner metalliſcher Leiter iſt. Man kan aber auch eine metallne am Rande abgerundete Scheibe oder Teller nehmen. Um dieſen Deckel iſolirt abheben und aufſetzen zu koͤnnen, werden an drey oder vier gleichweit von einander entfernten Orten des obern Umkreiſes Loͤcher ſchief durchgebohrt, und ſeidne Schnuͤre oder Baͤnder durchgezogen, die man in der Hoͤhe von etwa 10 Zollen zuſammenknuͤpft. Oder es wird in die Mitte des zum Deckel gebrauchten Tellers ein glaͤſerner Handgrif angekuͤttet, der den Vorzug hat, daß man den Deckel auch in andere, als horizontale, Lagen bringen kan.

Das ganze Inſtrument iſt Taf. VII. Fig. 126. und 127. abgebildet. Fig. 126. iſt Cavallo's Einrichtung, bey welcher der Kuchen eine mit einer Harzcompoſition uͤberzogne Glasſcheibe iſt, der Deckel aus einer Metallplatte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0833" xml:id="P.1.819" n="819"/><lb/>
gleich &#x017F;teht, und man vom Rande des Tellers nichts, als die a&#x0364;ußere Kante &#x017F;ieht. Weil beym Aufgießen immer Bla&#x017F;en im Harze bleiben, &#x017F;o i&#x017F;t es rath&#x017F;am, glu&#x0364;hende Plattei&#x017F;en bereit zu halten, und die&#x017F;e nahe an die Bla&#x017F;en zu bringen, ohne jedoch das Harz zu beru&#x0364;hren, damit die Bla&#x017F;en von der Hitze zer&#x017F;pringen. Dadurch kan man einen Harzkuchen im Teller erhalten, der &#x017F;o eben und glatt, als ein Spiegel, i&#x017F;t. Auch nachher ent&#x017F;tandne Ri&#x017F;&#x017F;e kanman durch Ueberfahren mit einem hei&#x017F;&#x017F;en Ei&#x017F;en zu&#x017F;chmelzen, daher Harzkuchen weit bequemer, als Glastafeln, &#x017F;ind. Macht man den Teller von Holz mit Zinnfolie u&#x0364;berzogen, &#x017F;o wird das In&#x017F;trument noch wohlfeiler und leichter zu tragen; nur muß das Holz &#x017F;ehr trocken &#x017F;eyn, damit es &#x017F;ich nachher nicht ziehe, und den Kuchen zer&#x017F;prenge.</p>
          <p>Der <hi rendition="#b">Deckel</hi> <hi rendition="#aq">(clypeus,</hi> Schild, Conductor, oft auch, wenn es ein hoher Cylinder i&#x017F;t, die Trommel) be&#x017F;teht aus einem i&#x017F;olirten Leiter, der ringsum etwa 1&#x2014;1 1/2 Zoll &#x017F;chma&#x0364;ler i&#x017F;t, als der Kuchen, und auf den&#x017F;elben genau an&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;end aufge&#x017F;etzt und abgehoben werden kan. Am wohlfeil&#x017F;ten und leichte&#x017F;ten macht man ihn aus einem Reif von &#x017F;teifgeleimtem Pappendeckel, u&#x0364;ber den oben und unten Leder, Papier oder du&#x0364;nne Leinwand ge&#x017F;pannt, dann aber alles, oben, unten und am Rande, mit Zinnfolie u&#x0364;berzogen wird, &#x017F;o daß die a&#x0364;ußere Fla&#x0364;che ein vollkommner metalli&#x017F;cher Leiter i&#x017F;t. Man kan aber auch eine metallne am Rande abgerundete Scheibe oder Teller nehmen. Um die&#x017F;en Deckel i&#x017F;olirt abheben und auf&#x017F;etzen zu ko&#x0364;nnen, werden an drey oder vier gleichweit von einander entfernten Orten des obern Umkrei&#x017F;es Lo&#x0364;cher &#x017F;chief durchgebohrt, und &#x017F;eidne Schnu&#x0364;re oder Ba&#x0364;nder durchgezogen, die man in der Ho&#x0364;he von etwa 10 Zollen zu&#x017F;ammenknu&#x0364;pft. Oder es wird in die Mitte des zum Deckel gebrauchten Tellers ein gla&#x0364;&#x017F;erner Handgrif angeku&#x0364;ttet, der den Vorzug hat, daß man den Deckel auch in andere, als horizontale, Lagen bringen kan.</p>
          <p>Das ganze In&#x017F;trument i&#x017F;t Taf. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Fig. 126. und 127. abgebildet. Fig. 126. i&#x017F;t <hi rendition="#b">Cavallo's</hi> Einrichtung, bey welcher der Kuchen eine mit einer Harzcompo&#x017F;ition u&#x0364;berzogne Glas&#x017F;cheibe i&#x017F;t, der Deckel aus einer Metallplatte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[819/0833] gleich ſteht, und man vom Rande des Tellers nichts, als die aͤußere Kante ſieht. Weil beym Aufgießen immer Blaſen im Harze bleiben, ſo iſt es rathſam, gluͤhende Platteiſen bereit zu halten, und dieſe nahe an die Blaſen zu bringen, ohne jedoch das Harz zu beruͤhren, damit die Blaſen von der Hitze zerſpringen. Dadurch kan man einen Harzkuchen im Teller erhalten, der ſo eben und glatt, als ein Spiegel, iſt. Auch nachher entſtandne Riſſe kanman durch Ueberfahren mit einem heiſſen Eiſen zuſchmelzen, daher Harzkuchen weit bequemer, als Glastafeln, ſind. Macht man den Teller von Holz mit Zinnfolie uͤberzogen, ſo wird das Inſtrument noch wohlfeiler und leichter zu tragen; nur muß das Holz ſehr trocken ſeyn, damit es ſich nachher nicht ziehe, und den Kuchen zerſprenge. Der Deckel (clypeus, Schild, Conductor, oft auch, wenn es ein hoher Cylinder iſt, die Trommel) beſteht aus einem iſolirten Leiter, der ringsum etwa 1—1 1/2 Zoll ſchmaͤler iſt, als der Kuchen, und auf denſelben genau anſchlieſſend aufgeſetzt und abgehoben werden kan. Am wohlfeilſten und leichteſten macht man ihn aus einem Reif von ſteifgeleimtem Pappendeckel, uͤber den oben und unten Leder, Papier oder duͤnne Leinwand geſpannt, dann aber alles, oben, unten und am Rande, mit Zinnfolie uͤberzogen wird, ſo daß die aͤußere Flaͤche ein vollkommner metalliſcher Leiter iſt. Man kan aber auch eine metallne am Rande abgerundete Scheibe oder Teller nehmen. Um dieſen Deckel iſolirt abheben und aufſetzen zu koͤnnen, werden an drey oder vier gleichweit von einander entfernten Orten des obern Umkreiſes Loͤcher ſchief durchgebohrt, und ſeidne Schnuͤre oder Baͤnder durchgezogen, die man in der Hoͤhe von etwa 10 Zollen zuſammenknuͤpft. Oder es wird in die Mitte des zum Deckel gebrauchten Tellers ein glaͤſerner Handgrif angekuͤttet, der den Vorzug hat, daß man den Deckel auch in andere, als horizontale, Lagen bringen kan. Das ganze Inſtrument iſt Taf. VII. Fig. 126. und 127. abgebildet. Fig. 126. iſt Cavallo's Einrichtung, bey welcher der Kuchen eine mit einer Harzcompoſition uͤberzogne Glasſcheibe iſt, der Deckel aus einer Metallplatte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/833
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/833>, abgerufen am 19.05.2024.