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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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am Fener um, daß der Kütt zergeht, und sich ringsum in der Dicke eines Sechspfennigers anlegt.

Zum Mechanismus der Umdrehung ist wohl ein Rad mit einer Schnure ohne Ende am bequemsten. Weil die Feuchtigkeit die Schnur verkürzt, und die Trockne sie schlapp macht, so muß man entweder das Rad in verschiedene Entfernungen vom Würtel des Glases bringen können, oder man muß dem Würtel mehrere Einschnitte von verschiednen Durchmessern geben. Eine bloße Kurbel giebt schwerlich die nöthige Geschwindigkeit, wobey man 6 Umläufe in einer Secunde fordert. Zahn und Getriebe, oder die Schraube ohne Ende anzubringen, ist schon kostbarer und ersordert Genauigkeit in der Ausarbeitung.

Das Reibzeug war im Anfang die angelegte Hand eines Menschen, bis Winkler seine Maschine mit Kissen versah. Diese machte man anfänglich von Leder, und stopfte sie mit Haaren. D. Nooth (Phil. Trans. Vol. LXIII. no. 35.) hat dafür seidne Kissen, und die Bedeckung der Cylinder mit Wachstaffet eingeführt, um die Zerstreuung der Elektricität zu verhüten. Nemlich an dem Orte, wo der herumgedrehte Cylinder das Kissen verläßt, strömt die Elektricität in desto größerer Menge aus, je vollkommner die Berührung ist, und je schneller sie aufgehoben wird. Alle leitende Körper müssen daher von der Nachbarschaft dieses Orts sorgfältig entfernt werden. Dazu dient der Wachstaffet, der als ein Nicht-leiter die ausströmende Elektricität zusammenhält. Das Amalgama, das sich an den Cylinder anlegt, faßt nun die Elektricität auf, und leitet sie den einsaugenden Spitzen am ersten Leiter zu. Sonst ist das Kissen so einzurichten, daß die Seite am Glase leitend ist, welches durch das Amalgama bewirkt wird, der übrige Theil aber so viel möglich, nichtleitend wird, damit er nichts von der erregten Elektricität fortführe. Auch müssen alle Ecken und scharfe Kanten daran vermieden werden, es muß durch Federn an das Glas angedrückt, und isolirt seyn, weil man sonst die Maschine nicht zur Erregung von --E gebrauchen kan.


am Fener um, daß der Kuͤtt zergeht, und ſich ringsum in der Dicke eines Sechspfennigers anlegt.

Zum Mechanismus der Umdrehung iſt wohl ein Rad mit einer Schnure ohne Ende am bequemſten. Weil die Feuchtigkeit die Schnur verkuͤrzt, und die Trockne ſie ſchlapp macht, ſo muß man entweder das Rad in verſchiedene Entfernungen vom Wuͤrtel des Glaſes bringen koͤnnen, oder man muß dem Wuͤrtel mehrere Einſchnitte von verſchiednen Durchmeſſern geben. Eine bloße Kurbel giebt ſchwerlich die noͤthige Geſchwindigkeit, wobey man 6 Umlaͤufe in einer Secunde fordert. Zahn und Getriebe, oder die Schraube ohne Ende anzubringen, iſt ſchon koſtbarer und erſordert Genauigkeit in der Ausarbeitung.

Das Reibzeug war im Anfang die angelegte Hand eines Menſchen, bis Winkler ſeine Maſchine mit Kiſſen verſah. Dieſe machte man anfaͤnglich von Leder, und ſtopfte ſie mit Haaren. D. Nooth (Phil. Trans. Vol. LXIII. no. 35.) hat dafuͤr ſeidne Kiſſen, und die Bedeckung der Cylinder mit Wachstaffet eingefuͤhrt, um die Zerſtreuung der Elektricitaͤt zu verhuͤten. Nemlich an dem Orte, wo der herumgedrehte Cylinder das Kiſſen verlaͤßt, ſtroͤmt die Elektricitaͤt in deſto groͤßerer Menge aus, je vollkommner die Beruͤhrung iſt, und je ſchneller ſie aufgehoben wird. Alle leitende Koͤrper muͤſſen daher von der Nachbarſchaft dieſes Orts ſorgfaͤltig entfernt werden. Dazu dient der Wachstaffet, der als ein Nicht-leiter die ausſtroͤmende Elektricitaͤt zuſammenhaͤlt. Das Amalgama, das ſich an den Cylinder anlegt, faßt nun die Elektricitaͤt auf, und leitet ſie den einſaugenden Spitzen am erſten Leiter zu. Sonſt iſt das Kiſſen ſo einzurichten, daß die Seite am Glaſe leitend iſt, welches durch das Amalgama bewirkt wird, der uͤbrige Theil aber ſo viel moͤglich, nichtleitend wird, damit er nichts von der erregten Elektricitaͤt fortfuͤhre. Auch muͤſſen alle Ecken und ſcharfe Kanten daran vermieden werden, es muß durch Federn an das Glas angedruͤckt, und iſolirt ſeyn, weil man ſonſt die Maſchine nicht zur Erregung von —E gebrauchen kan.

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[792/0806] am Fener um, daß der Kuͤtt zergeht, und ſich ringsum in der Dicke eines Sechspfennigers anlegt. Zum Mechanismus der Umdrehung iſt wohl ein Rad mit einer Schnure ohne Ende am bequemſten. Weil die Feuchtigkeit die Schnur verkuͤrzt, und die Trockne ſie ſchlapp macht, ſo muß man entweder das Rad in verſchiedene Entfernungen vom Wuͤrtel des Glaſes bringen koͤnnen, oder man muß dem Wuͤrtel mehrere Einſchnitte von verſchiednen Durchmeſſern geben. Eine bloße Kurbel giebt ſchwerlich die noͤthige Geſchwindigkeit, wobey man 6 Umlaͤufe in einer Secunde fordert. Zahn und Getriebe, oder die Schraube ohne Ende anzubringen, iſt ſchon koſtbarer und erſordert Genauigkeit in der Ausarbeitung. Das Reibzeug war im Anfang die angelegte Hand eines Menſchen, bis Winkler ſeine Maſchine mit Kiſſen verſah. Dieſe machte man anfaͤnglich von Leder, und ſtopfte ſie mit Haaren. D. Nooth (Phil. Trans. Vol. LXIII. no. 35.) hat dafuͤr ſeidne Kiſſen, und die Bedeckung der Cylinder mit Wachstaffet eingefuͤhrt, um die Zerſtreuung der Elektricitaͤt zu verhuͤten. Nemlich an dem Orte, wo der herumgedrehte Cylinder das Kiſſen verlaͤßt, ſtroͤmt die Elektricitaͤt in deſto groͤßerer Menge aus, je vollkommner die Beruͤhrung iſt, und je ſchneller ſie aufgehoben wird. Alle leitende Koͤrper muͤſſen daher von der Nachbarſchaft dieſes Orts ſorgfaͤltig entfernt werden. Dazu dient der Wachstaffet, der als ein Nicht-leiter die ausſtroͤmende Elektricitaͤt zuſammenhaͤlt. Das Amalgama, das ſich an den Cylinder anlegt, faßt nun die Elektricitaͤt auf, und leitet ſie den einſaugenden Spitzen am erſten Leiter zu. Sonſt iſt das Kiſſen ſo einzurichten, daß die Seite am Glaſe leitend iſt, welches durch das Amalgama bewirkt wird, der uͤbrige Theil aber ſo viel moͤglich, nichtleitend wird, damit er nichts von der erregten Elektricitaͤt fortfuͤhre. Auch muͤſſen alle Ecken und ſcharfe Kanten daran vermieden werden, es muß durch Federn an das Glas angedruͤckt, und iſolirt ſeyn, weil man ſonſt die Maſchine nicht zur Erregung von —E gebrauchen kan.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/806>, abgerufen am 19.05.2024.