Schicksal und seine Verdienste sind es wohl werth, daß man diesen Namen zu seinem Andenken in der Wissenschaft beybehalte. Er hatte am Dache seines Hauses einen Ziegel ausgehoben, und auf die nebenliegenden Ziegel eine gläserne Flasche gesetzt, durch welche eine eingeküttete eiserne Stange hindurchgieng. Ihr oberes Ende ragte 4--5 Schuhe über das Dach hervor. Am untern Ende hieng eine Kette, welche, ohne Leiter zu berühren, in ein Zimmer gesührt war, in welchem sie noch 16 Schritt weit an der Decke bis an ein Fenster fortlief, wo von ihr ein Metalldrath herabhieng. Dieser war mit einer kleinen Metallstange verbunden, welche in einem mit Kupferfeile gefüllten Glase auf einem 4 Schuh hohen Schranke aufstand. An der Metallstange hieng vom obern Ende herab ein leinener Faden, der, wenn sich Elektricität zeigte, von der Stange abgestoßen ward. Ein nebenstehender getheilter Quadrant gab den Winkel des abgestoßnen Fadens mit der Stange an. Die Gewitter-elektricität hob diesen Faden nie über 30°, die künstliche aber über 55°. Den 9 August 1752 war die Elektricität so stark, daß der obere Theil der Metallstange freywillig mit Geräusch ausftrömte, und die Berührung derselben Hand und Arm erschütterte. Bisweilen setzte Richmann eine isolirte leidner Flasche daneben, deren innere Seite mit dem herabhängenden Drathe verbunden ward, und fand dadurch die Elektricität noch mehr verstärkt. Am 6 Aug. 1753 tödtete ihn bey dieser Veranstaltung der unglückliche Schlag, dessen Wirkungen bey dem Worte: Blitz, angeführt worden sind.
Um nun den Beobachter für ähnlichen Gefahren zu sichern, gab Winkler(De fulminis avert. artificio) eine andere Vorrichtung an, bey der man Funken, welche die Gewitterelektricität zwischen zween Körpern schlägt, aus der Ferne beobachten kan. Sie gehört ebenfalls zu den Elektricitätszeigern, giebt aber die Funken alsdann erst, wenn die Elektricität stark genug wird, um in der Schlagweite, auf welche die Körper gestellt sind, zu wirken, und dient also nicht zu Abmessung schwächerer oder stärkerer Grade.
Schickſal und ſeine Verdienſte ſind es wohl werth, daß man dieſen Namen zu ſeinem Andenken in der Wiſſenſchaft beybehalte. Er hatte am Dache ſeines Hauſes einen Ziegel ausgehoben, und auf die nebenliegenden Ziegel eine glaͤſerne Flaſche geſetzt, durch welche eine eingekuͤttete eiſerne Stange hindurchgieng. Ihr oberes Ende ragte 4—5 Schuhe uͤber das Dach hervor. Am untern Ende hieng eine Kette, welche, ohne Leiter zu beruͤhren, in ein Zimmer geſuͤhrt war, in welchem ſie noch 16 Schritt weit an der Decke bis an ein Fenſter fortlief, wo von ihr ein Metalldrath herabhieng. Dieſer war mit einer kleinen Metallſtange verbunden, welche in einem mit Kupferfeile gefuͤllten Glaſe auf einem 4 Schuh hohen Schranke aufſtand. An der Metallſtange hieng vom obern Ende herab ein leinener Faden, der, wenn ſich Elektricitaͤt zeigte, von der Stange abgeſtoßen ward. Ein nebenſtehender getheilter Quadrant gab den Winkel des abgeſtoßnen Fadens mit der Stange an. Die Gewitter-elektricitaͤt hob dieſen Faden nie uͤber 30°, die kuͤnſtliche aber uͤber 55°. Den 9 Auguſt 1752 war die Elektricitaͤt ſo ſtark, daß der obere Theil der Metallſtange freywillig mit Geraͤuſch ausftroͤmte, und die Beruͤhrung derſelben Hand und Arm erſchuͤtterte. Bisweilen ſetzte Richmann eine iſolirte leidner Flaſche daneben, deren innere Seite mit dem herabhaͤngenden Drathe verbunden ward, und fand dadurch die Elektricitaͤt noch mehr verſtaͤrkt. Am 6 Aug. 1753 toͤdtete ihn bey dieſer Veranſtaltung der ungluͤckliche Schlag, deſſen Wirkungen bey dem Worte: Blitz, angefuͤhrt worden ſind.
Um nun den Beobachter fuͤr aͤhnlichen Gefahren zu ſichern, gab Winkler(De fulminis avert. artificio) eine andere Vorrichtung an, bey der man Funken, welche die Gewitterelektricitaͤt zwiſchen zween Koͤrpern ſchlaͤgt, aus der Ferne beobachten kan. Sie gehoͤrt ebenfalls zu den Elektricitaͤtszeigern, giebt aber die Funken alsdann erſt, wenn die Elektricitaͤt ſtark genug wird, um in der Schlagweite, auf welche die Koͤrper geſtellt ſind, zu wirken, und dient alſo nicht zu Abmeſſung ſchwaͤcherer oder ſtaͤrkerer Grade.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0791"xml:id="P.1.777"n="777"/><lb/>
Schickſal und ſeine Verdienſte ſind es wohl werth, daß man dieſen Namen zu ſeinem Andenken in der Wiſſenſchaft beybehalte. Er hatte am Dache ſeines Hauſes einen Ziegel ausgehoben, und auf die nebenliegenden Ziegel eine glaͤſerne Flaſche geſetzt, durch welche eine eingekuͤttete eiſerne Stange hindurchgieng. Ihr oberes Ende ragte 4—5 Schuhe uͤber das Dach hervor. Am untern Ende hieng eine Kette, welche, ohne Leiter zu beruͤhren, in ein Zimmer geſuͤhrt war, in welchem ſie noch 16 Schritt weit an der Decke bis an ein Fenſter fortlief, wo von ihr ein Metalldrath herabhieng. Dieſer war mit einer kleinen Metallſtange verbunden, welche in einem mit Kupferfeile gefuͤllten Glaſe auf einem 4 Schuh hohen Schranke aufſtand. An der Metallſtange hieng vom obern Ende herab ein leinener Faden, der, wenn ſich Elektricitaͤt zeigte, von der Stange abgeſtoßen ward. Ein nebenſtehender getheilter Quadrant gab den Winkel des abgeſtoßnen Fadens mit der Stange an. Die Gewitter-elektricitaͤt hob dieſen Faden nie uͤber 30°, die kuͤnſtliche aber uͤber 55°. Den 9 Auguſt 1752 war die Elektricitaͤt ſo ſtark, daß der obere Theil der Metallſtange freywillig mit Geraͤuſch ausftroͤmte, und die Beruͤhrung derſelben Hand und Arm erſchuͤtterte. Bisweilen ſetzte Richmann eine iſolirte leidner Flaſche daneben, deren innere Seite mit dem herabhaͤngenden Drathe verbunden ward, und fand dadurch die Elektricitaͤt noch mehr verſtaͤrkt. Am 6 Aug. 1753 toͤdtete ihn bey dieſer Veranſtaltung der ungluͤckliche Schlag, deſſen Wirkungen bey dem Worte: <hirendition="#b">Blitz,</hi> angefuͤhrt worden ſind.</p><p>Um nun den Beobachter fuͤr aͤhnlichen Gefahren zu ſichern, gab <hirendition="#b">Winkler</hi><hirendition="#aq">(De fulminis avert. artificio)</hi> eine andere Vorrichtung an, bey der man Funken, welche die Gewitterelektricitaͤt zwiſchen zween Koͤrpern ſchlaͤgt, aus der Ferne beobachten kan. Sie gehoͤrt ebenfalls zu den Elektricitaͤtszeigern, giebt aber die Funken alsdann erſt, wenn die Elektricitaͤt ſtark genug wird, um in der Schlagweite, auf welche die Koͤrper geſtellt ſind, zu wirken, und dient alſo nicht zu Abmeſſung ſchwaͤcherer oder ſtaͤrkerer Grade.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[777/0791]
Schickſal und ſeine Verdienſte ſind es wohl werth, daß man dieſen Namen zu ſeinem Andenken in der Wiſſenſchaft beybehalte. Er hatte am Dache ſeines Hauſes einen Ziegel ausgehoben, und auf die nebenliegenden Ziegel eine glaͤſerne Flaſche geſetzt, durch welche eine eingekuͤttete eiſerne Stange hindurchgieng. Ihr oberes Ende ragte 4—5 Schuhe uͤber das Dach hervor. Am untern Ende hieng eine Kette, welche, ohne Leiter zu beruͤhren, in ein Zimmer geſuͤhrt war, in welchem ſie noch 16 Schritt weit an der Decke bis an ein Fenſter fortlief, wo von ihr ein Metalldrath herabhieng. Dieſer war mit einer kleinen Metallſtange verbunden, welche in einem mit Kupferfeile gefuͤllten Glaſe auf einem 4 Schuh hohen Schranke aufſtand. An der Metallſtange hieng vom obern Ende herab ein leinener Faden, der, wenn ſich Elektricitaͤt zeigte, von der Stange abgeſtoßen ward. Ein nebenſtehender getheilter Quadrant gab den Winkel des abgeſtoßnen Fadens mit der Stange an. Die Gewitter-elektricitaͤt hob dieſen Faden nie uͤber 30°, die kuͤnſtliche aber uͤber 55°. Den 9 Auguſt 1752 war die Elektricitaͤt ſo ſtark, daß der obere Theil der Metallſtange freywillig mit Geraͤuſch ausftroͤmte, und die Beruͤhrung derſelben Hand und Arm erſchuͤtterte. Bisweilen ſetzte Richmann eine iſolirte leidner Flaſche daneben, deren innere Seite mit dem herabhaͤngenden Drathe verbunden ward, und fand dadurch die Elektricitaͤt noch mehr verſtaͤrkt. Am 6 Aug. 1753 toͤdtete ihn bey dieſer Veranſtaltung der ungluͤckliche Schlag, deſſen Wirkungen bey dem Worte: Blitz, angefuͤhrt worden ſind.
Um nun den Beobachter fuͤr aͤhnlichen Gefahren zu ſichern, gab Winkler (De fulminis avert. artificio) eine andere Vorrichtung an, bey der man Funken, welche die Gewitterelektricitaͤt zwiſchen zween Koͤrpern ſchlaͤgt, aus der Ferne beobachten kan. Sie gehoͤrt ebenfalls zu den Elektricitaͤtszeigern, giebt aber die Funken alsdann erſt, wenn die Elektricitaͤt ſtark genug wird, um in der Schlagweite, auf welche die Koͤrper geſtellt ſind, zu wirken, und dient alſo nicht zu Abmeſſung ſchwaͤcherer oder ſtaͤrkerer Grade.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/791>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.