Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Martin Triewald, Maschinendirector des Königs in Schweden, bestätiget eben dieses in einem Briefe an Sloane (Philos. Trans. no. 418.). Er nahm am 15 Dec. 1729 eine lange Flasche mit Wasser, worinn sich Cartesianische Männchen befanden, bey starker Kälte von einem Gestell herab, und fand das Wasser vollkommen flüßig; als er aber mit der Hand auf die Blase über der Oefnung drückte, verwandlete es sich in Zeit von einer Secunde in Eis. Auch Musschenbroek hat diese Versuche mit Wasser in wohl verstopften Flaschen wiederholt, welches die Nacht über einen starken Frost aushielt, sobald er aber den Stöpsel abzog, sich binnen einer Minute mit Eisblättern anfüllete. Mairan führt eine Nachricht von Micheli an, daß das Wasser in stiller Luft eine Kälte von 5 reaumurischen Graden unter dem Eispunkte aushalte, aber bey Berührung der Oberfläche mit einem in Schnee geriebnen eisernen Drathe Eissplitter bilde, wobey ein darinn stehendes Thermometer sogleich bis auf den Eispunkt steige. Mairan selbst hat eine ganze Reihe von Versuchen hierüber angestellt, wobey Wasser, über dessen Oberfläche Baumöl gegossen war, bey einer Kälte von 5 Graden unter dem Eispunkte nicht gefror, bis er mit einem Schlüssel an das Gefäß klopfte, da denn nach 12--15 Schlägen das ganze Wasser mit Eisschiefern vermengt ward, und nach weggenommenem Baumöl sich völlig in Eis verwandlete. Das darein gesenkte Thermometer stieg während dieser Zeit, und die entstandnen Eissplitter, in anderes Wasser geworfen, schwammen auf demselben. Herr Brugmanns zu Gröningen hat sogar gefunden, daß das Wasser, ohne zu gefrieren, zuweilen eine Kälte von--11,7 Reaumurischen (+ 5, 7 Fahrenheitischen) Graden aushält (s. van Swinden Observ. sur le froid rigoureux de
Martin Triewald, Maſchinendirector des Koͤnigs in Schweden, beſtaͤtiget eben dieſes in einem Briefe an Sloane (Philoſ. Trans. no. 418.). Er nahm am 15 Dec. 1729 eine lange Flaſche mit Waſſer, worinn ſich Carteſianiſche Maͤnnchen befanden, bey ſtarker Kaͤlte von einem Geſtell herab, und fand das Waſſer vollkommen fluͤßig; als er aber mit der Hand auf die Blaſe uͤber der Oefnung druͤckte, verwandlete es ſich in Zeit von einer Secunde in Eis. Auch Muſſchenbroek hat dieſe Verſuche mit Waſſer in wohl verſtopften Flaſchen wiederholt, welches die Nacht uͤber einen ſtarken Froſt aushielt, ſobald er aber den Stoͤpſel abzog, ſich binnen einer Minute mit Eisblaͤttern anfuͤllete. Mairan fuͤhrt eine Nachricht von Micheli an, daß das Waſſer in ſtiller Luft eine Kaͤlte von 5 reaumuriſchen Graden unter dem Eispunkte aushalte, aber bey Beruͤhrung der Oberflaͤche mit einem in Schnee geriebnen eiſernen Drathe Eisſplitter bilde, wobey ein darinn ſtehendes Thermometer ſogleich bis auf den Eispunkt ſteige. Mairan ſelbſt hat eine ganze Reihe von Verſuchen hieruͤber angeſtellt, wobey Waſſer, uͤber deſſen Oberflaͤche Baumoͤl gegoſſen war, bey einer Kaͤlte von 5 Graden unter dem Eispunkte nicht gefror, bis er mit einem Schluͤſſel an das Gefaͤß klopfte, da denn nach 12—15 Schlaͤgen das ganze Waſſer mit Eisſchiefern vermengt ward, und nach weggenommenem Baumoͤl ſich voͤllig in Eis verwandlete. Das darein geſenkte Thermometer ſtieg waͤhrend dieſer Zeit, und die entſtandnen Eisſplitter, in anderes Waſſer geworfen, ſchwammen auf demſelben. Herr Brugmanns zu Groͤningen hat ſogar gefunden, daß das Waſſer, ohne zu gefrieren, zuweilen eine Kaͤlte von—11,7 Reaumuriſchen (+ 5, 7 Fahrenheitiſchen) Graden aushaͤlt (ſ. van Swinden Obſerv. ſur le froid rigoureux de <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0692" xml:id="P.1.678" n="678"/><lb/> klaren Waſſer vermiſcht geblieben, und die ganze Maſſe habe wie ein Anſchießen von Salzen ausgeſehen; auch habe ſein Thermometer, in dieſes Gemiſch von Eis und Waſſer gebracht, allezeit 32 Grad oder den wahren Eispunkt gezeigt, obgleich das Waſſer vorher kaͤlter geweſen ſey.</p> <p><hi rendition="#b">Martin Triewald,</hi> Maſchinendirector des Koͤnigs in Schweden, beſtaͤtiget eben dieſes in einem Briefe an <hi rendition="#b">Sloane</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. no. 418.).</hi> Er nahm am 15 Dec. 1729 eine lange Flaſche mit Waſſer, worinn ſich Carteſianiſche Maͤnnchen befanden, bey ſtarker Kaͤlte von einem Geſtell herab, und fand das Waſſer vollkommen fluͤßig; als er aber mit der Hand auf die Blaſe uͤber der Oefnung druͤckte, verwandlete es ſich in Zeit von einer Secunde in Eis. Auch <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> hat dieſe Verſuche mit Waſſer in wohl verſtopften Flaſchen wiederholt, welches die Nacht uͤber einen ſtarken Froſt aushielt, ſobald er aber den Stoͤpſel abzog, ſich binnen einer Minute mit Eisblaͤttern anfuͤllete. <hi rendition="#b">Mairan</hi> fuͤhrt eine Nachricht von <hi rendition="#b">Micheli</hi> an, daß das Waſſer in ſtiller Luft eine Kaͤlte von 5 reaumuriſchen Graden unter dem Eispunkte aushalte, aber bey Beruͤhrung der Oberflaͤche mit einem in Schnee geriebnen eiſernen Drathe Eisſplitter bilde, wobey ein darinn ſtehendes Thermometer ſogleich bis auf den Eispunkt ſteige. <hi rendition="#b">Mairan</hi> ſelbſt hat eine ganze Reihe von Verſuchen hieruͤber angeſtellt, wobey Waſſer, uͤber deſſen Oberflaͤche Baumoͤl gegoſſen war, bey einer Kaͤlte von 5 Graden unter dem Eispunkte nicht gefror, bis er mit einem Schluͤſſel an das Gefaͤß klopfte, da denn nach 12—15 Schlaͤgen das ganze Waſſer mit Eisſchiefern vermengt ward, und nach weggenommenem Baumoͤl ſich voͤllig in Eis verwandlete. Das darein geſenkte Thermometer ſtieg waͤhrend dieſer Zeit, und die entſtandnen Eisſplitter, in anderes Waſſer geworfen, ſchwammen auf demſelben. Herr <hi rendition="#b">Brugmanns</hi> zu Groͤningen hat ſogar gefunden, daß das Waſſer, ohne zu gefrieren, zuweilen eine Kaͤlte von—11,7 Reaumuriſchen (+ 5, 7 Fahrenheitiſchen) Graden aushaͤlt (<hi rendition="#aq">ſ. <hi rendition="#i">van Swinden</hi> Obſerv. ſur le froid rigoureux de<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [678/0692]
klaren Waſſer vermiſcht geblieben, und die ganze Maſſe habe wie ein Anſchießen von Salzen ausgeſehen; auch habe ſein Thermometer, in dieſes Gemiſch von Eis und Waſſer gebracht, allezeit 32 Grad oder den wahren Eispunkt gezeigt, obgleich das Waſſer vorher kaͤlter geweſen ſey.
Martin Triewald, Maſchinendirector des Koͤnigs in Schweden, beſtaͤtiget eben dieſes in einem Briefe an Sloane (Philoſ. Trans. no. 418.). Er nahm am 15 Dec. 1729 eine lange Flaſche mit Waſſer, worinn ſich Carteſianiſche Maͤnnchen befanden, bey ſtarker Kaͤlte von einem Geſtell herab, und fand das Waſſer vollkommen fluͤßig; als er aber mit der Hand auf die Blaſe uͤber der Oefnung druͤckte, verwandlete es ſich in Zeit von einer Secunde in Eis. Auch Muſſchenbroek hat dieſe Verſuche mit Waſſer in wohl verſtopften Flaſchen wiederholt, welches die Nacht uͤber einen ſtarken Froſt aushielt, ſobald er aber den Stoͤpſel abzog, ſich binnen einer Minute mit Eisblaͤttern anfuͤllete. Mairan fuͤhrt eine Nachricht von Micheli an, daß das Waſſer in ſtiller Luft eine Kaͤlte von 5 reaumuriſchen Graden unter dem Eispunkte aushalte, aber bey Beruͤhrung der Oberflaͤche mit einem in Schnee geriebnen eiſernen Drathe Eisſplitter bilde, wobey ein darinn ſtehendes Thermometer ſogleich bis auf den Eispunkt ſteige. Mairan ſelbſt hat eine ganze Reihe von Verſuchen hieruͤber angeſtellt, wobey Waſſer, uͤber deſſen Oberflaͤche Baumoͤl gegoſſen war, bey einer Kaͤlte von 5 Graden unter dem Eispunkte nicht gefror, bis er mit einem Schluͤſſel an das Gefaͤß klopfte, da denn nach 12—15 Schlaͤgen das ganze Waſſer mit Eisſchiefern vermengt ward, und nach weggenommenem Baumoͤl ſich voͤllig in Eis verwandlete. Das darein geſenkte Thermometer ſtieg waͤhrend dieſer Zeit, und die entſtandnen Eisſplitter, in anderes Waſſer geworfen, ſchwammen auf demſelben. Herr Brugmanns zu Groͤningen hat ſogar gefunden, daß das Waſſer, ohne zu gefrieren, zuweilen eine Kaͤlte von—11,7 Reaumuriſchen (+ 5, 7 Fahrenheitiſchen) Graden aushaͤlt (ſ. van Swinden Obſerv. ſur le froid rigoureux de
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