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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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3 1/4 St., für St., Malo 6 St. für Calais 11 St. größer. Das Quadrat des Sinus dieser gefundenen Höhe in die gröste Wirkung des Monds für den gefundenen Abstand multiplicirt, giebt die Höhe des Wassers über den niedrigsten Stand für die Wirkung des Monds. Eine ähnliche Rechnung für die Sonne, giebt eben diese Höhe für ihre Wirkung. Beyde zusammen geben die wirkliche Höhe.

Die in dieser Rechnung vorkommenden grösten Wirkungen der Sonne und des Monds finden sich aus ihren Abständen von der Erde durch den Satz, daß sich diese Wirkungen verkehrt, wie die Würfel der Abstände verhalten, und bey den mittlern Abständen für die Sonne 2 par. Fuß, für den Mond 2 1/2mal so viel oder 5 Fuß betragen.

Die Höhen des Wassers würden sich überall der Berechnung gemäß finden, wenn das Meer allenthalben gleich tief wäre; allein die Untiefen, Meerengen, Gestalten der Küsten u. s. w. machen hievon sehr beträchtliche Ausnahmen, wie denn die gröste Höhe der Fluth auf der Insel St. Helena, am Vorgebirge der guten Hofnung und an den Philippinischen Inseln nur 3 Fuß, in der Mitte der Südsee nur 1 Fuß, zu St. Malo hingegen auf 45 Fuß, auch wohl noch mehr, beträgt. Alle gegen Osten ofne Meerbusen haben stärkere Fluthen, und in der Mündung des Amazonenflusses spürt man die Ebbe und Fluth bis 100 Meilen von der See.

In Europa ist die Ebbe und Fluth nach den Nachtgleichen stärker, als um den Sommerpunkt. De la Lande (Mem. de Paris 1772.) leitet dieses von mehreren Ursachen her, weil 1) die Süd- und Westwinde alsdann stärker sind, und mehr Wasser herbeyführen, 2) weil die Fluth des Sommerpunkts, wo der höchste Ort des Wassersphäroids weiter gegen Norden fällt, zwischen dem festen Lande von Afrika und Amerika mehr gesperrt wird, und nicht so leicht an unsere Küsten dringen kan, als die um die Nachtgleichen, 3) weil die zwo Fluthen in den Sonnenwenden sehr ungleich sind, und sich daher zum Theil einander aufheben, dagegen die zwo täglichen Fluthen um


3 1/4 St., fuͤr St., Malo 6 St. fuͤr Calais 11 St. groͤßer. Das Quadrat des Sinus dieſer gefundenen Hoͤhe in die groͤſte Wirkung des Monds fuͤr den gefundenen Abſtand multiplicirt, giebt die Hoͤhe des Waſſers uͤber den niedrigſten Stand fuͤr die Wirkung des Monds. Eine aͤhnliche Rechnung fuͤr die Sonne, giebt eben dieſe Hoͤhe fuͤr ihre Wirkung. Beyde zuſammen geben die wirkliche Hoͤhe.

Die in dieſer Rechnung vorkommenden groͤſten Wirkungen der Sonne und des Monds finden ſich aus ihren Abſtaͤnden von der Erde durch den Satz, daß ſich dieſe Wirkungen verkehrt, wie die Wuͤrfel der Abſtaͤnde verhalten, und bey den mittlern Abſtaͤnden fuͤr die Sonne 2 par. Fuß, fuͤr den Mond 2 1/2mal ſo viel oder 5 Fuß betragen.

Die Hoͤhen des Waſſers wuͤrden ſich uͤberall der Berechnung gemaͤß finden, wenn das Meer allenthalben gleich tief waͤre; allein die Untiefen, Meerengen, Geſtalten der Kuͤſten u. ſ. w. machen hievon ſehr betraͤchtliche Ausnahmen, wie denn die groͤſte Hoͤhe der Fluth auf der Inſel St. Helena, am Vorgebirge der guten Hofnung und an den Philippiniſchen Inſeln nur 3 Fuß, in der Mitte der Suͤdſee nur 1 Fuß, zu St. Malo hingegen auf 45 Fuß, auch wohl noch mehr, betraͤgt. Alle gegen Oſten ofne Meerbuſen haben ſtaͤrkere Fluthen, und in der Muͤndung des Amazonenfluſſes ſpuͤrt man die Ebbe und Fluth bis 100 Meilen von der See.

In Europa iſt die Ebbe und Fluth nach den Nachtgleichen ſtaͤrker, als um den Sommerpunkt. De la Lande (Mém. de Paris 1772.) leitet dieſes von mehreren Urſachen her, weil 1) die Suͤd- und Weſtwinde alsdann ſtaͤrker ſind, und mehr Waſſer herbeyfuͤhren, 2) weil die Fluth des Sommerpunkts, wo der hoͤchſte Ort des Waſſerſphaͤroids weiter gegen Norden faͤllt, zwiſchen dem feſten Lande von Afrika und Amerika mehr geſperrt wird, und nicht ſo leicht an unſere Kuͤſten dringen kan, als die um die Nachtgleichen, 3) weil die zwo Fluthen in den Sonnenwenden ſehr ungleich ſind, und ſich daher zum Theil einander aufheben, dagegen die zwo taͤglichen Fluthen um

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[659/0673] 3 1/4 St., fuͤr St., Malo 6 St. fuͤr Calais 11 St. groͤßer. Das Quadrat des Sinus dieſer gefundenen Hoͤhe in die groͤſte Wirkung des Monds fuͤr den gefundenen Abſtand multiplicirt, giebt die Hoͤhe des Waſſers uͤber den niedrigſten Stand fuͤr die Wirkung des Monds. Eine aͤhnliche Rechnung fuͤr die Sonne, giebt eben dieſe Hoͤhe fuͤr ihre Wirkung. Beyde zuſammen geben die wirkliche Hoͤhe. Die in dieſer Rechnung vorkommenden groͤſten Wirkungen der Sonne und des Monds finden ſich aus ihren Abſtaͤnden von der Erde durch den Satz, daß ſich dieſe Wirkungen verkehrt, wie die Wuͤrfel der Abſtaͤnde verhalten, und bey den mittlern Abſtaͤnden fuͤr die Sonne 2 par. Fuß, fuͤr den Mond 2 1/2mal ſo viel oder 5 Fuß betragen. Die Hoͤhen des Waſſers wuͤrden ſich uͤberall der Berechnung gemaͤß finden, wenn das Meer allenthalben gleich tief waͤre; allein die Untiefen, Meerengen, Geſtalten der Kuͤſten u. ſ. w. machen hievon ſehr betraͤchtliche Ausnahmen, wie denn die groͤſte Hoͤhe der Fluth auf der Inſel St. Helena, am Vorgebirge der guten Hofnung und an den Philippiniſchen Inſeln nur 3 Fuß, in der Mitte der Suͤdſee nur 1 Fuß, zu St. Malo hingegen auf 45 Fuß, auch wohl noch mehr, betraͤgt. Alle gegen Oſten ofne Meerbuſen haben ſtaͤrkere Fluthen, und in der Muͤndung des Amazonenfluſſes ſpuͤrt man die Ebbe und Fluth bis 100 Meilen von der See. In Europa iſt die Ebbe und Fluth nach den Nachtgleichen ſtaͤrker, als um den Sommerpunkt. De la Lande (Mém. de Paris 1772.) leitet dieſes von mehreren Urſachen her, weil 1) die Suͤd- und Weſtwinde alsdann ſtaͤrker ſind, und mehr Waſſer herbeyfuͤhren, 2) weil die Fluth des Sommerpunkts, wo der hoͤchſte Ort des Waſſerſphaͤroids weiter gegen Norden faͤllt, zwiſchen dem feſten Lande von Afrika und Amerika mehr geſperrt wird, und nicht ſo leicht an unſere Kuͤſten dringen kan, als die um die Nachtgleichen, 3) weil die zwo Fluthen in den Sonnenwenden ſehr ungleich ſind, und ſich daher zum Theil einander aufheben, dagegen die zwo taͤglichen Fluthen um

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/673>, abgerufen am 19.05.2024.