Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Inzwischen zieht de Lüc aus dem bisher angeführten den sehr richtigen Satz, daß die sichtbaren Dünste, und um desto mehr auch die unsichtbaren, specifisch leichter als reine Luft sind, und durch ihre Vermischung mit der Luft dieselbe specifisch leichter machen. Dem Einwurfe, daß sie, wenn sie ihrer specifischen Leichtigkeit halber aufstiegen, bis in die Region steigen müsten, wo die Luft mit ihnen eine gleiche specifische Schwere hat, und daß sie also gar nichts zur Aenderung der specifischen Schwere der Luft beytragen könnten, begegnet er dadurch, daß sie durch das Reiben oder den Widerstand der Luft aufgehalten und verhindert würden, die gehörige Region zu erreichen, daher sie in einer niedrigern mit schwererer Luft angefüllten Region stehen blieben, und hier durch ihren Zutritt zwar Vermehrung der Masse und des Gewichts, aber in einem weit größern Maaße Vermehrung des Volumens, und also specifische Leichtigkeit verursachten. Die wahre Beantwortung aber ist diese: Für die unsichtbaren Dünste fällt jener Einwurf von selbst weg, sobald man sie als eine wahre Auflösung in der Luft ansieht. Sie steigen nicht blos in die mit ihnen gleich schwere Luftschicht, sondern verbreiten sich durch die ganze Luftmasse. Die sichtbaren hingegen, d. i. die Wolken, sammlen sich wirklich in den Regionen, deren Luft mit ihnen gleiche Schwere hat. Er führt auch an, daß schon Newton (Traite d' optique, traduit par Coste, Amsterd. 1720. T.I.L.III. qu. 31.) behauptet habe, die wirkliche Luft sey schwerer, als die Dünste, und eine feuchte Atmosphäre leichter, als eine gleich große trockne. Er erklärt endlich diese specifische Leichtigkeit der mit Dünsten angefüllten Luft für die Ursache, warum das Barometer fällt, wenn sich die Luft mit Dünsten vermischt. Ich habe aber die Einwendungen, welche sich mit Grund gegen diese Erklärung machen lassen, bereits bey dem Worte: Barometerveränderungen, angeführt. Herrn de Saussüre haben zahlreiche Versuche (Essais sur l'hygrometrie, Ess. II. §. 108. sq.) gelehrt, daß feuchte Luft allerdings etwas leichter, als reine und trockne sey. Er fand nemlich, daß die Elasticität der in eine Kugel Inzwiſchen zieht de Luͤc aus dem bisher angefuͤhrten den ſehr richtigen Satz, daß die ſichtbaren Duͤnſte, und um deſto mehr auch die unſichtbaren, ſpecifiſch leichter als reine Luft ſind, und durch ihre Vermiſchung mit der Luft dieſelbe ſpecifiſch leichter machen. Dem Einwurfe, daß ſie, wenn ſie ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber aufſtiegen, bis in die Region ſteigen muͤſten, wo die Luft mit ihnen eine gleiche ſpecifiſche Schwere hat, und daß ſie alſo gar nichts zur Aenderung der ſpecifiſchen Schwere der Luft beytragen koͤnnten, begegnet er dadurch, daß ſie durch das Reiben oder den Widerſtand der Luft aufgehalten und verhindert wuͤrden, die gehoͤrige Region zu erreichen, daher ſie in einer niedrigern mit ſchwererer Luft angefuͤllten Region ſtehen blieben, und hier durch ihren Zutritt zwar Vermehrung der Maſſe und des Gewichts, aber in einem weit groͤßern Maaße Vermehrung des Volumens, und alſo ſpecifiſche Leichtigkeit verurſachten. Die wahre Beantwortung aber iſt dieſe: Fuͤr die unſichtbaren Duͤnſte faͤllt jener Einwurf von ſelbſt weg, ſobald man ſie als eine wahre Aufloͤſung in der Luft anſieht. Sie ſteigen nicht blos in die mit ihnen gleich ſchwere Luftſchicht, ſondern verbreiten ſich durch die ganze Luftmaſſe. Die ſichtbaren hingegen, d. i. die Wolken, ſammlen ſich wirklich in den Regionen, deren Luft mit ihnen gleiche Schwere hat. Er fuͤhrt auch an, daß ſchon Newton (Traité d' optique, traduit par Coſte, Amſterd. 1720. T.I.L.III. qu. 31.) behauptet habe, die wirkliche Luft ſey ſchwerer, als die Duͤnſte, und eine feuchte Atmoſphaͤre leichter, als eine gleich große trockne. Er erklaͤrt endlich dieſe ſpecifiſche Leichtigkeit der mit Duͤnſten angefuͤllten Luft fuͤr die Urſache, warum das Barometer faͤllt, wenn ſich die Luft mit Duͤnſten vermiſcht. Ich habe aber die Einwendungen, welche ſich mit Grund gegen dieſe Erklaͤrung machen laſſen, bereits bey dem Worte: Barometerveraͤnderungen, angefuͤhrt. Herrn de Sauſſuͤre haben zahlreiche Verſuche (Eſſais ſur l'hygrometrie, Eſſ. II. §. 108. ſq.) gelehrt, daß feuchte Luft allerdings etwas leichter, als reine und trockne ſey. 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Inzwiſchen zieht de Luͤc aus dem bisher angefuͤhrten den ſehr richtigen Satz, daß die ſichtbaren Duͤnſte, und um deſto mehr auch die unſichtbaren, ſpecifiſch leichter als reine Luft ſind, und durch ihre Vermiſchung mit der Luft dieſelbe ſpecifiſch leichter machen. Dem Einwurfe, daß ſie, wenn ſie ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber aufſtiegen, bis in die Region ſteigen muͤſten, wo die Luft mit ihnen eine gleiche ſpecifiſche Schwere hat, und daß ſie alſo gar nichts zur Aenderung der ſpecifiſchen Schwere der Luft beytragen koͤnnten, begegnet er dadurch, daß ſie durch das Reiben oder den Widerſtand der Luft aufgehalten und verhindert wuͤrden, die gehoͤrige Region zu erreichen, daher ſie in einer niedrigern mit ſchwererer Luft angefuͤllten Region ſtehen blieben, und hier durch ihren Zutritt zwar Vermehrung der Maſſe und des Gewichts, aber in einem weit groͤßern Maaße Vermehrung des Volumens, und alſo ſpecifiſche Leichtigkeit verurſachten. Die wahre Beantwortung aber iſt dieſe: Fuͤr die unſichtbaren Duͤnſte faͤllt jener Einwurf von ſelbſt weg, ſobald man ſie als eine wahre Aufloͤſung in der Luft anſieht. Sie ſteigen nicht blos in die mit ihnen gleich ſchwere Luftſchicht, ſondern verbreiten ſich durch die ganze Luftmaſſe. Die ſichtbaren hingegen, d. i. die Wolken, ſammlen ſich wirklich in den Regionen, deren Luft mit ihnen gleiche Schwere hat.
Er fuͤhrt auch an, daß ſchon Newton (Traité d' optique, traduit par Coſte, Amſterd. 1720. T.I.L.III. qu. 31.) behauptet habe, die wirkliche Luft ſey ſchwerer, als die Duͤnſte, und eine feuchte Atmoſphaͤre leichter, als eine gleich große trockne. Er erklaͤrt endlich dieſe ſpecifiſche Leichtigkeit der mit Duͤnſten angefuͤllten Luft fuͤr die Urſache, warum das Barometer faͤllt, wenn ſich die Luft mit Duͤnſten vermiſcht. Ich habe aber die Einwendungen, welche ſich mit Grund gegen dieſe Erklaͤrung machen laſſen, bereits bey dem Worte: Barometerveraͤnderungen, angefuͤhrt.
Herrn de Sauſſuͤre haben zahlreiche Verſuche (Eſſais ſur l'hygrometrie, Eſſ. II. §. 108. ſq.) gelehrt, daß feuchte Luft allerdings etwas leichter, als reine und trockne ſey. Er fand nemlich, daß die Elaſticitaͤt der in eine Kugel
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