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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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(Sur la perfection des verres objectifs des lunettes par M. Euler, in den Mem. de l'acad. roy des Sc. de Prusse 1747. p. 274.) im Jahre 1747 den Vorschlag that, die Objectivgläser zu Vermeidung der Farbenzerstreuung aus verschiedenen Materien zusammenzusetzen, und statt eines Glases, deren zwey, mit dazwischen gefülltem Wasser, zu gebrauchen. Dieser Gedanke Eulers gründete sich theils auf einen von Newton selbst in anderer Absicht gegebnen Wink, theils auf die Betrachtung der Mittel, deren sich die Natur bey dem Baue des menschlichen Auges bedienet hat.

"Schon Newton, sagt Euler, hat vermuthet, "daß Objectivgläser aus zwo Linsen, deren Zwischenraum "mit Wasser angefüllt wäre, zur Verbesserung der Fern"röhren in Absicht auf die Abweichung wegen der "Gestalt der Gläser dienen könnten: aber den Gedan"ken, daß man durch eben dieses Mittel den Raum ver"kleinern könne, durch welchen sich die Vereinigungspunkte "der verschiedenen Farbenstralen ausbreiten, scheint er da"bey ganz und gar nicht gehabt zu haben. Mir hingegen "ist es sogleich vomersten Anfange wahrscheinlich gewesen, "daß man durch gewisse Zusammensetzungen verschiede- "ner durchsichtiger Mittel auch diesem Fehler werde abhel"fen können, und ich bin überzeugt, daß die verschie- "denen Feuchtigkeiten in unserm Auge so geord- "net sind, daß durch dieselben die Ausbreitung "und Zerstreuung der Vereinigungspunkte gänz- "lich gehoben wird. Dies ist, so viel ich glaube, eine "ganz neue Seite, von welcher der Bau des Auges unsere "Bewunderung verdient: denn wäre es nur darauf ange"kommen, Bilder der Gegenstände im Auge darzustellen, "so wäre dazu ein einziger durchsichtiger Körper hinreichend "gewesen, wofern er nur die dazu nöthige Gestalt gehabt "hätte: sollte aber das Auge ein vollkommnes Werkzeug "seyn, so mußten mehrere verschiedene durch sichtige Ma"terien dazu gebraucht, und in gehöriger Gestalt nach den "Regeln der erhabensten Geometrie verbunden werden, da"mit die Deutlichkeit des Bildes nicht durch die verschie"dene


(Sur la perfection des verres objectifs des lunettes par M. Euler, in den Mém. de l'acad. roy des Sc. de Pruſſe 1747. p. 274.) im Jahre 1747 den Vorſchlag that, die Objectivglaͤſer zu Vermeidung der Farbenzerſtreuung aus verſchiedenen Materien zuſammenzuſetzen, und ſtatt eines Glaſes, deren zwey, mit dazwiſchen gefuͤlltem Waſſer, zu gebrauchen. Dieſer Gedanke Eulers gruͤndete ſich theils auf einen von Newton ſelbſt in anderer Abſicht gegebnen Wink, theils auf die Betrachtung der Mittel, deren ſich die Natur bey dem Baue des menſchlichen Auges bedienet hat.

”Schon Newton, ſagt Euler, hat vermuthet, ”daß Objectivglaͤſer aus zwo Linſen, deren Zwiſchenraum ”mit Waſſer angefuͤllt waͤre, zur Verbeſſerung der Fern”roͤhren in Abſicht auf die Abweichung wegen derGeſtalt der Glaͤſer dienen koͤnnten: aber den Gedan”ken, daß man durch eben dieſes Mittel den Raum ver”kleinern koͤnne, durch welchen ſich die Vereinigungspunkte ”der verſchiedenen Farbenſtralen ausbreiten, ſcheint er da”bey ganz und gar nicht gehabt zu haben. Mir hingegen ”iſt es ſogleich vomerſten Anfange wahrſcheinlich geweſen, ”daß man durch gewiſſe Zuſammenſetzungen verſchiede-ner durchſichtiger Mittel auch dieſem Fehler werde abhel”fen koͤnnen, und ich bin uͤberzeugt, daß die verſchie-denen Feuchtigkeiten in unſerm Auge ſo geord-net ſind, daß durch dieſelben die Ausbreitungund Zerſtreuung der Vereinigungspunkte gaͤnz-lich gehoben wird. Dies iſt, ſo viel ich glaube, eine ”ganz neue Seite, von welcher der Bau des Auges unſere ”Bewunderung verdient: denn waͤre es nur darauf ange”kommen, Bilder der Gegenſtaͤnde im Auge darzuſtellen, ”ſo waͤre dazu ein einziger durchſichtiger Koͤrper hinreichend ”geweſen, wofern er nur die dazu noͤthige Geſtalt gehabt ”haͤtte: ſollte aber das Auge ein vollkommnes Werkzeug ”ſeyn, ſo mußten mehrere verſchiedene durch ſichtige Ma”terien dazu gebraucht, und in gehoͤriger Geſtalt nach den ”Regeln der erhabenſten Geometrie verbunden werden, da”mit die Deutlichkeit des Bildes nicht durch die verſchie”dene

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[35/0049] (Sur la perfection des verres objectifs des lunettes par M. Euler, in den Mém. de l'acad. roy des Sc. de Pruſſe 1747. p. 274.) im Jahre 1747 den Vorſchlag that, die Objectivglaͤſer zu Vermeidung der Farbenzerſtreuung aus verſchiedenen Materien zuſammenzuſetzen, und ſtatt eines Glaſes, deren zwey, mit dazwiſchen gefuͤlltem Waſſer, zu gebrauchen. Dieſer Gedanke Eulers gruͤndete ſich theils auf einen von Newton ſelbſt in anderer Abſicht gegebnen Wink, theils auf die Betrachtung der Mittel, deren ſich die Natur bey dem Baue des menſchlichen Auges bedienet hat. ”Schon Newton, ſagt Euler, hat vermuthet, ”daß Objectivglaͤſer aus zwo Linſen, deren Zwiſchenraum ”mit Waſſer angefuͤllt waͤre, zur Verbeſſerung der Fern”roͤhren in Abſicht auf die Abweichung wegen der ”Geſtalt der Glaͤſer dienen koͤnnten: aber den Gedan”ken, daß man durch eben dieſes Mittel den Raum ver”kleinern koͤnne, durch welchen ſich die Vereinigungspunkte ”der verſchiedenen Farbenſtralen ausbreiten, ſcheint er da”bey ganz und gar nicht gehabt zu haben. Mir hingegen ”iſt es ſogleich vomerſten Anfange wahrſcheinlich geweſen, ”daß man durch gewiſſe Zuſammenſetzungen verſchiede- ”ner durchſichtiger Mittel auch dieſem Fehler werde abhel”fen koͤnnen, und ich bin uͤberzeugt, daß die verſchie- ”denen Feuchtigkeiten in unſerm Auge ſo geord- ”net ſind, daß durch dieſelben die Ausbreitung ”und Zerſtreuung der Vereinigungspunkte gaͤnz- ”lich gehoben wird. Dies iſt, ſo viel ich glaube, eine ”ganz neue Seite, von welcher der Bau des Auges unſere ”Bewunderung verdient: denn waͤre es nur darauf ange”kommen, Bilder der Gegenſtaͤnde im Auge darzuſtellen, ”ſo waͤre dazu ein einziger durchſichtiger Koͤrper hinreichend ”geweſen, wofern er nur die dazu noͤthige Geſtalt gehabt ”haͤtte: ſollte aber das Auge ein vollkommnes Werkzeug ”ſeyn, ſo mußten mehrere verſchiedene durch ſichtige Ma”terien dazu gebraucht, und in gehoͤriger Geſtalt nach den ”Regeln der erhabenſten Geometrie verbunden werden, da”mit die Deutlichkeit des Bildes nicht durch die verſchie”dene

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/49>, abgerufen am 25.04.2024.