Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Die Reihe der mit diesem Brennglase angestellten Versuche erzählt Brisson (Mem. de Paris 1774.) und Macquer in den Artikeln seines chymischen Wörterbuchs, welche die dem Brennraume desselben ausgesetzten Substanzen betreffen. Beyde bemerken, daß bey diesen Versuchen sehr viel auf die Reinigkeit der Luft ankomme, und vielleicht in einem Jahre kaum 7 oder 8 Tage denselben völlig günstig sind. Homberg hatte schon bemerkt, daß die Wirkungen in der Kälte stärker, als im Sommer oder in der Wärme, sind; ein Kohlenfeuer zwischen der Linse und dem Brennraume verminderte auch die Stärke des letztern merklich, vermuthlich durch den aufsteigenden Dampf. Auch hängt sehr viel von den Unterlagen ab. Ausgehöhlte Kohlen unterhalten wegen ihrer Schwärze, geringen Masse, und, weil sie sich selbst entzünden, die heftigste Hitze. Kleine Schmelztigel oder Kapseln aus Sandstein, Thon, Porcellan dienen da, wo kein brennbarer Stoff zu dem Körper kommen soll. Durchsichtige Substanzen, z. B. Bergkrystall, lassen die Lichtstralen durch, und vermindern die Hitze. Macquer glaubt bey diesen Versuchen unverkennbare Wirkungen eines Stoßes der Lichttheile gegen die Körper wahrgenommen zu haben. Er rechnet dahin die beständige Kreisbewegung der fließenden Goldkügelchen, wobey sich fremde auf der Oberfläche der Kügelchen liegende Körper nicht mit bewegten, sondern sich stets unterwärts hielten, und, wenn man sie nach der Sonne hin wendete, schnell nach ihrem gewöhnlichen Orte zurückgetrieben wurden; ferner die Zurücktreibung der verkalkten und verschlackten Theile gegen den Rand des Brennraums, und das Zerstäuben oder gleichsam Zerblafen feiner Pulver, z. B. des gepülverten Thons und Kohlengestiebes. Daß nach
Die Reihe der mit dieſem Brennglaſe angeſtellten Verſuche erzaͤhlt Briſſon (Mém. de Paris 1774.) und Macquer in den Artikeln ſeines chymiſchen Woͤrterbuchs, welche die dem Brennraume deſſelben ausgeſetzten Subſtanzen betreffen. Beyde bemerken, daß bey dieſen Verſuchen ſehr viel auf die Reinigkeit der Luft ankomme, und vielleicht in einem Jahre kaum 7 oder 8 Tage denſelben voͤllig guͤnſtig ſind. Homberg hatte ſchon bemerkt, daß die Wirkungen in der Kaͤlte ſtaͤrker, als im Sommer oder in der Waͤrme, ſind; ein Kohlenfeuer zwiſchen der Linſe und dem Brennraume verminderte auch die Staͤrke des letztern merklich, vermuthlich durch den aufſteigenden Dampf. Auch haͤngt ſehr viel von den Unterlagen ab. Ausgehoͤhlte Kohlen unterhalten wegen ihrer Schwaͤrze, geringen Maſſe, und, weil ſie ſich ſelbſt entzuͤnden, die heftigſte Hitze. Kleine Schmelztigel oder Kapſeln aus Sandſtein, Thon, Porcellan dienen da, wo kein brennbarer Stoff zu dem Koͤrper kommen ſoll. Durchſichtige Subſtanzen, z. B. Bergkryſtall, laſſen die Lichtſtralen durch, und vermindern die Hitze. Macquer glaubt bey dieſen Verſuchen unverkennbare Wirkungen eines Stoßes der Lichttheile gegen die Koͤrper wahrgenommen zu haben. Er rechnet dahin die beſtaͤndige Kreisbewegung der fließenden Goldkuͤgelchen, wobey ſich fremde auf der Oberflaͤche der Kuͤgelchen liegende Koͤrper nicht mit bewegten, ſondern ſich ſtets unterwaͤrts hielten, und, wenn man ſie nach der Sonne hin wendete, ſchnell nach ihrem gewoͤhnlichen Orte zuruͤckgetrieben wurden; ferner die Zuruͤcktreibung der verkalkten und verſchlackten Theile gegen den Rand des Brennraums, und das Zerſtaͤuben oder gleichſam Zerblafen feiner Pulver, z. B. des gepuͤlverten Thons und Kohlengeſtiebes. Daß nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0462" xml:id="P.1.448" n="448"/><lb/> man ſie zu dieſem Gebrauch anwenden wollte. In einer der Akademie gehoͤrigen Glaslinſe erzeugten ſich ſo viele kleine Riſſe, daß ihre Durchſichtigkeit betraͤchtlich vermindert ward; dieſe Riſſe wurden aber nicht eher, als in der Hitze, merklich, und beym Erkalten bekam die Linſe ihre Durchſichtigkeit wieder.</p> <p>Die Reihe der mit dieſem Brennglaſe angeſtellten Verſuche erzaͤhlt <hi rendition="#b">Briſſon</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris 1774.)</hi> und <hi rendition="#b">Macquer</hi> in den Artikeln ſeines chymiſchen Woͤrterbuchs, welche die dem Brennraume deſſelben ausgeſetzten Subſtanzen betreffen. Beyde bemerken, daß bey dieſen Verſuchen ſehr viel auf die Reinigkeit der Luft ankomme, und vielleicht in einem Jahre kaum 7 oder 8 Tage denſelben voͤllig guͤnſtig ſind. <hi rendition="#b">Homberg</hi> hatte ſchon bemerkt, daß die Wirkungen in der Kaͤlte ſtaͤrker, als im Sommer oder in der Waͤrme, ſind; ein Kohlenfeuer zwiſchen der Linſe und dem Brennraume verminderte auch die Staͤrke des letztern merklich, vermuthlich durch den aufſteigenden Dampf. Auch haͤngt ſehr viel von den Unterlagen ab. Ausgehoͤhlte Kohlen unterhalten wegen ihrer Schwaͤrze, geringen Maſſe, und, weil ſie ſich ſelbſt entzuͤnden, die heftigſte Hitze. Kleine Schmelztigel oder Kapſeln aus Sandſtein, Thon, Porcellan dienen da, wo kein brennbarer Stoff zu dem Koͤrper kommen ſoll. Durchſichtige Subſtanzen, z. B. Bergkryſtall, laſſen die Lichtſtralen durch, und vermindern die Hitze.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> glaubt bey dieſen Verſuchen unverkennbare Wirkungen eines Stoßes der Lichttheile gegen die Koͤrper wahrgenommen zu haben. Er rechnet dahin die beſtaͤndige Kreisbewegung der fließenden Goldkuͤgelchen, wobey ſich fremde auf der Oberflaͤche der Kuͤgelchen liegende Koͤrper nicht mit bewegten, ſondern ſich ſtets unterwaͤrts hielten, und, wenn man ſie nach der Sonne hin wendete, ſchnell nach ihrem gewoͤhnlichen Orte zuruͤckgetrieben wurden; ferner die Zuruͤcktreibung der verkalkten und verſchlackten Theile gegen den Rand des Brennraums, und das Zerſtaͤuben oder gleichſam Zerblafen feiner Pulver, z. B. des gepuͤlverten Thons und Kohlengeſtiebes. Daß nach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [448/0462]
man ſie zu dieſem Gebrauch anwenden wollte. In einer der Akademie gehoͤrigen Glaslinſe erzeugten ſich ſo viele kleine Riſſe, daß ihre Durchſichtigkeit betraͤchtlich vermindert ward; dieſe Riſſe wurden aber nicht eher, als in der Hitze, merklich, und beym Erkalten bekam die Linſe ihre Durchſichtigkeit wieder.
Die Reihe der mit dieſem Brennglaſe angeſtellten Verſuche erzaͤhlt Briſſon (Mém. de Paris 1774.) und Macquer in den Artikeln ſeines chymiſchen Woͤrterbuchs, welche die dem Brennraume deſſelben ausgeſetzten Subſtanzen betreffen. Beyde bemerken, daß bey dieſen Verſuchen ſehr viel auf die Reinigkeit der Luft ankomme, und vielleicht in einem Jahre kaum 7 oder 8 Tage denſelben voͤllig guͤnſtig ſind. Homberg hatte ſchon bemerkt, daß die Wirkungen in der Kaͤlte ſtaͤrker, als im Sommer oder in der Waͤrme, ſind; ein Kohlenfeuer zwiſchen der Linſe und dem Brennraume verminderte auch die Staͤrke des letztern merklich, vermuthlich durch den aufſteigenden Dampf. Auch haͤngt ſehr viel von den Unterlagen ab. Ausgehoͤhlte Kohlen unterhalten wegen ihrer Schwaͤrze, geringen Maſſe, und, weil ſie ſich ſelbſt entzuͤnden, die heftigſte Hitze. Kleine Schmelztigel oder Kapſeln aus Sandſtein, Thon, Porcellan dienen da, wo kein brennbarer Stoff zu dem Koͤrper kommen ſoll. Durchſichtige Subſtanzen, z. B. Bergkryſtall, laſſen die Lichtſtralen durch, und vermindern die Hitze.
Macquer glaubt bey dieſen Verſuchen unverkennbare Wirkungen eines Stoßes der Lichttheile gegen die Koͤrper wahrgenommen zu haben. Er rechnet dahin die beſtaͤndige Kreisbewegung der fließenden Goldkuͤgelchen, wobey ſich fremde auf der Oberflaͤche der Kuͤgelchen liegende Koͤrper nicht mit bewegten, ſondern ſich ſtets unterwaͤrts hielten, und, wenn man ſie nach der Sonne hin wendete, ſchnell nach ihrem gewoͤhnlichen Orte zuruͤckgetrieben wurden; ferner die Zuruͤcktreibung der verkalkten und verſchlackten Theile gegen den Rand des Brennraums, und das Zerſtaͤuben oder gleichſam Zerblafen feiner Pulver, z. B. des gepuͤlverten Thons und Kohlengeſtiebes. Daß nach
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