Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Noch einige Erklärungen, z. B. Herigons, Gregory's, Mairans, Daniel Bernoullis, übergehe ich; auch giebt es vielleicht noch mehrere, die mir nicht bekannt geworden sind. Wenn man alle zusammen hält, so wird es Verwunderung erregen, daß einerley Folge aus so mancherley zum Theil ganz entgegengesetzten Gründen hat hergeleitet werden können. Es erklärt sich aber dieses daraus, daß das Gesetz eines beständigen Verhältnisses der oftgedachten Sinus sehr vielen Bedingungen zugleich Genüge thut. Unter diesen wählte man bald die eine, bald die andere zum Grunde des Beweises, und konnte aus allen das Verhältniß wieder folgern. Das heißt, man legte das schon in die Voraussetzungen, was man beweisen wollte. Die merklichste Verschiedenheit zwischen diesen Erklärungsarten äußert sich in Absicht auf den Widerstand der Körper und die Geschwindigkeit des Lichts. Fermat, Barrow und Bernoulli lassen das Licht im dichtern Mittel mehr Widerstand antreffen und langsamer gehen; Leibnitz läst es bey stärkerm Widerstande dennoch geschwinder forteilen; Descartes, ob er gleich sonst dem Lichte gar keine successive Fortpflanzung beylegt, redet hier doch von kürzerer Doch sind hievon, wie mich däucht, noch Huygens und Eulers Theorien auszunehmen. Sie lassen zwar die Schwingungen im dichtern Mittel langsamer fortgehen, erklären dies aber doch nicht für eine Folge des stärkern Widerstands.
Noch einige Erklaͤrungen, z. B. Herigons, Gregory's, Mairans, Daniel Bernoullis, uͤbergehe ich; auch giebt es vielleicht noch mehrere, die mir nicht bekannt geworden ſind. Wenn man alle zuſammen haͤlt, ſo wird es Verwunderung erregen, daß einerley Folge aus ſo mancherley zum Theil ganz entgegengeſetzten Gruͤnden hat hergeleitet werden koͤnnen. Es erklaͤrt ſich aber dieſes daraus, daß das Geſetz eines beſtaͤndigen Verhaͤltniſſes der oftgedachten Sinus ſehr vielen Bedingungen zugleich Genuͤge thut. Unter dieſen waͤhlte man bald die eine, bald die andere zum Grunde des Beweiſes, und konnte aus allen das Verhaͤltniß wieder folgern. Das heißt, man legte das ſchon in die Vorausſetzungen, was man beweiſen wollte. Die merklichſte Verſchiedenheit zwiſchen dieſen Erklaͤrungsarten aͤußert ſich in Abſicht auf den Widerſtand der Koͤrper und die Geſchwindigkeit des Lichts. Fermat, Barrow und Bernoulli laſſen das Licht im dichtern Mittel mehr Widerſtand antreffen und langſamer gehen; Leibnitz laͤſt es bey ſtaͤrkerm Widerſtande dennoch geſchwinder forteilen; Descartes, ob er gleich ſonſt dem Lichte gar keine ſucceſſive Fortpflanzung beylegt, redet hier doch von kuͤrzerer Doch ſind hievon, wie mich daͤucht, noch Huygens und Eulers Theorien auszunehmen. Sie laſſen zwar die Schwingungen im dichtern Mittel langſamer fortgehen, erklaͤren dies aber doch nicht fuͤr eine Folge des ſtaͤrkern Widerſtands.
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leide bey der Brechung von den Koͤrpern Widerſtand , welches nirgends erwieſen ſey, und durch Bradley's Beobachtungen (ſ. Abirrung des Lichts) widerlegt werde, da die ſchnelle Bewegung der Erdatmoſphaͤre den Weg der Lichtſtralen keineswegs ſtoͤre. Man kan noch hinzuſetzen, daß Zuruͤckwerfung und Brechung einerley Urſache haben (ſ. Zuruͤckwerfung), und da bey der Zuruͤckwerfung kein Widerſtand mitwirkt, auch bey der Brechung keiner angenommen werden koͤnne, daß uͤberdies die Brechung des Lichts im dichtern Mittel auf den Perpendikel zu geht, da die Brechung feſter Koͤrper in widerſtehenden Mitteln vom Perpendikel ab gerichtet iſt.
Noch einige Erklaͤrungen, z. B. Herigons, Gregory's, Mairans, Daniel Bernoullis, uͤbergehe ich; auch giebt es vielleicht noch mehrere, die mir nicht bekannt geworden ſind. Wenn man alle zuſammen haͤlt, ſo wird es Verwunderung erregen, daß einerley Folge aus ſo mancherley zum Theil ganz entgegengeſetzten Gruͤnden hat hergeleitet werden koͤnnen. Es erklaͤrt ſich aber dieſes daraus, daß das Geſetz eines beſtaͤndigen Verhaͤltniſſes der oftgedachten Sinus ſehr vielen Bedingungen zugleich Genuͤge thut. Unter dieſen waͤhlte man bald die eine, bald die andere zum Grunde des Beweiſes, und konnte aus allen das Verhaͤltniß wieder folgern. Das heißt, man legte das ſchon in die Vorausſetzungen, was man beweiſen wollte. Die merklichſte Verſchiedenheit zwiſchen dieſen Erklaͤrungsarten aͤußert ſich in Abſicht auf den Widerſtand der Koͤrper und die Geſchwindigkeit des Lichts. Fermat, Barrow und Bernoulli laſſen das Licht im dichtern Mittel mehr Widerſtand antreffen und langſamer gehen; Leibnitz laͤſt es bey ſtaͤrkerm Widerſtande dennoch geſchwinder forteilen; Descartes, ob er gleich ſonſt dem Lichte gar keine ſucceſſive Fortpflanzung beylegt, redet hier doch von kuͤrzerer
Doch ſind hievon, wie mich daͤucht, noch Huygens und Eulers Theorien auszunehmen. Sie laſſen zwar die Schwingungen im dichtern Mittel langſamer fortgehen, erklaͤren dies aber doch nicht fuͤr eine Folge des ſtaͤrkern Widerſtands.
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