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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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wenigsten, die violetten nach P treffenden hingegen am stärksten brechbar wären.

2) Er sonderte durch ein hinter das Prisma ABC gestelltes Bret mit einem kleinen Loche, einen Theil dieser verschiedentlich gefärbten Stralen von den übrigen ab, und ließ ihn in einer Entfernung von etwa 12 Fuß durch das Loch eines zweyten Brets auf ein zweytes Prisma fallen. Da das letztere Bret und Prisma unbewegt blieben, so muste der Einfallswinkel des Lichts auf dieses Prisma immer derselbe bleiben. Wenn er nun das erste Prisma drehte, so konnte er dadurch bald den rothen, bald den violetten Stral rc. durch beyde Breter auf das zweyte bringen. Er fand hiebey, daß das rothe Licht im zweyten Prisma eine merklich geringere Brechung litt, als die übrigen Farben, das violette aber am stärksten gebrochen ward, obgleich alle unter einerley Winkel einfielen. Diesen Versuch nennt er entscheidend (experimentum crucis); er beweißt nemlich ohne Einwendung, daß das Brechungsverhältniß nicht für alle Theile des Sonnenlichts einerley sey.

3) Wenn er (Taf. IV. Fig. 69.) hinter das erste horizontal gehaltene Prisma ABC, ein zweytes DE senkrecht stellte, daß die zweyte Brechung seitwärts gieng, so ward der violette Stral nach P am meisten, der rothe T am wenigsten seitwärts gebrochen, und das Bild TP erhielt eine schiefe Stellung.

4) Wurden die durch das Prisma gesonderten Farbenstralen durch ein Linsenglas wieder vereiniget, so gaben sie, um den Vereinigungspunkt aufgefangen, wieder ein weißes Bild. Hinter diesem Punkte aber, wo sich die Stralen gekreuzt hatten, erschienen die Farben in umgekehrter Ordnung wieder.

5) Wenn er ein halb blau, halb roth gefärbtes Papier durch ein gläsernes Prisma betrachtete, so erschien die blaue Hälfte höher, als die rothe, wenn die Schärfe des Prisma aufwärts niedriger aber, wenn diese Schärfe niederwärts gekehrt war, daß also in beyden Fällen das blaue Licht stärker, als das rothe, gebrochen ward.


wenigſten, die violetten nach P treffenden hingegen am ſtaͤrkſten brechbar waͤren.

2) Er ſonderte durch ein hinter das Prisma ABC geſtelltes Bret mit einem kleinen Loche, einen Theil dieſer verſchiedentlich gefaͤrbten Stralen von den uͤbrigen ab, und ließ ihn in einer Entfernung von etwa 12 Fuß durch das Loch eines zweyten Brets auf ein zweytes Prisma fallen. Da das letztere Bret und Prisma unbewegt blieben, ſo muſte der Einfallswinkel des Lichts auf dieſes Prisma immer derſelbe bleiben. Wenn er nun das erſte Prisma drehte, ſo konnte er dadurch bald den rothen, bald den violetten Stral rc. durch beyde Breter auf das zweyte bringen. Er fand hiebey, daß das rothe Licht im zweyten Prisma eine merklich geringere Brechung litt, als die uͤbrigen Farben, das violette aber am ſtaͤrkſten gebrochen ward, obgleich alle unter einerley Winkel einfielen. Dieſen Verſuch nennt er entſcheidend (experimentum crucis); er beweißt nemlich ohne Einwendung, daß das Brechungsverhaͤltniß nicht fuͤr alle Theile des Sonnenlichts einerley ſey.

3) Wenn er (Taf. IV. Fig. 69.) hinter das erſte horizontal gehaltene Prisma ABC, ein zweytes DE ſenkrecht ſtellte, daß die zweyte Brechung ſeitwaͤrts gieng, ſo ward der violette Stral nach P am meiſten, der rothe T am wenigſten ſeitwaͤrts gebrochen, und das Bild TP erhielt eine ſchiefe Stellung.

4) Wurden die durch das Prisma geſonderten Farbenſtralen durch ein Linſenglas wieder vereiniget, ſo gaben ſie, um den Vereinigungspunkt aufgefangen, wieder ein weißes Bild. Hinter dieſem Punkte aber, wo ſich die Stralen gekreuzt hatten, erſchienen die Farben in umgekehrter Ordnung wieder.

5) Wenn er ein halb blau, halb roth gefaͤrbtes Papier durch ein glaͤſernes Prisma betrachtete, ſo erſchien die blaue Haͤlfte hoͤher, als die rothe, wenn die Schaͤrfe des Prisma aufwaͤrts niedriger aber, wenn dieſe Schaͤrfe niederwaͤrts gekehrt war, daß alſo in beyden Faͤllen das blaue Licht ſtaͤrker, als das rothe, gebrochen ward.

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[409/0423] wenigſten, die violetten nach P treffenden hingegen am ſtaͤrkſten brechbar waͤren. 2) Er ſonderte durch ein hinter das Prisma ABC geſtelltes Bret mit einem kleinen Loche, einen Theil dieſer verſchiedentlich gefaͤrbten Stralen von den uͤbrigen ab, und ließ ihn in einer Entfernung von etwa 12 Fuß durch das Loch eines zweyten Brets auf ein zweytes Prisma fallen. Da das letztere Bret und Prisma unbewegt blieben, ſo muſte der Einfallswinkel des Lichts auf dieſes Prisma immer derſelbe bleiben. Wenn er nun das erſte Prisma drehte, ſo konnte er dadurch bald den rothen, bald den violetten Stral rc. durch beyde Breter auf das zweyte bringen. Er fand hiebey, daß das rothe Licht im zweyten Prisma eine merklich geringere Brechung litt, als die uͤbrigen Farben, das violette aber am ſtaͤrkſten gebrochen ward, obgleich alle unter einerley Winkel einfielen. Dieſen Verſuch nennt er entſcheidend (experimentum crucis); er beweißt nemlich ohne Einwendung, daß das Brechungsverhaͤltniß nicht fuͤr alle Theile des Sonnenlichts einerley ſey. 3) Wenn er (Taf. IV. Fig. 69.) hinter das erſte horizontal gehaltene Prisma ABC, ein zweytes DE ſenkrecht ſtellte, daß die zweyte Brechung ſeitwaͤrts gieng, ſo ward der violette Stral nach P am meiſten, der rothe T am wenigſten ſeitwaͤrts gebrochen, und das Bild TP erhielt eine ſchiefe Stellung. 4) Wurden die durch das Prisma geſonderten Farbenſtralen durch ein Linſenglas wieder vereiniget, ſo gaben ſie, um den Vereinigungspunkt aufgefangen, wieder ein weißes Bild. Hinter dieſem Punkte aber, wo ſich die Stralen gekreuzt hatten, erſchienen die Farben in umgekehrter Ordnung wieder. 5) Wenn er ein halb blau, halb roth gefaͤrbtes Papier durch ein glaͤſernes Prisma betrachtete, ſo erſchien die blaue Haͤlfte hoͤher, als die rothe, wenn die Schaͤrfe des Prisma aufwaͤrts niedriger aber, wenn dieſe Schaͤrfe niederwaͤrts gekehrt war, daß alſo in beyden Faͤllen das blaue Licht ſtaͤrker, als das rothe, gebrochen ward.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/423>, abgerufen am 25.11.2024.