Farbe lieber aus den lymphatischen Drüsen und der Milz herleiten will. Was die Wärme betrift, so hat Boerhave das Blut in den Schlagadern für wärmer, als in den Blutadern gehalten; aber die Versuche scheinen vielmehr zu beweisen, daß es durch den ganzen Körper eine gleichförmige Wärme behalte, wenn man die Einwirkung äußerer Ursachen abrechnet. Man muß hiebey sehr genau fühlbare Wärme von specifischer unterscheiden. Wenn es wahr ist, daß das Blut in den Lungen Phlogiston verliert, und dadurch zu Annehmung mehrerer Wärme geschickt wird, so wird seine specifische Wärme vergrößert. Es nimmt alsdann mehr Feuer an sich, aber es bindet auch dasselbe fester, theilt es nicht so leicht mit, und kan also eben so viel oder noch weniger fühlbare Wärme haben, wenn es gleich mehr specifische Wärme erhalten hat. Die Versuche also, nach welchen Crawford(Exp. and obs. on animal heat, Lond. 1779. 8.) die specifische Wärme des Bluts in den Schlagadern in dem Verhältnisse 23:20 größer gefunden hat, als in den Blutadern, stehen mit der Behauptung, daß die fühlbare Wärme des Bluts in Schlag- und Blutadern nicht sehr unterschieden sey, in gar keinem Widerspruche, s. die Artikel: Wärme, specifische; Wärme, thierische.
Bey der chymischen Zerlegung des Bluts, von welcher Macquer nach den Beobachtungen der Herren Menghini, Rouelle und Bucquet sehr ausführlich handlet, hat man in dieser Materie des thierischen Körpers drey Theile, einen lymphatischen oder serösen (Blutwasser, Serum), einen rothen globulösen (Blutkügelchen), und einen faserigten Theil zu untersuchen. Die gedachten Chymiker haben bey genauerer Prüfung dieser Theile, im Blutwasser ein freyes mineralisches Alkali, und in den Blutkügelchen einen Antheil von Eisen entdeckt, dem sie die rothe Farbe des Bluts zuschreiben, womit die Bemerkung übereinstimmt, daß eisenhaltige Wasser die wirksamsten Mittel wider die Bleichsucht sind. Der Zutritt der reinen Luft dient nur, diese rothe Farbe zu erhöhen. Der faserigte Theil des Bluts verhärtet durch die
Farbe lieber aus den lymphatiſchen Druͤſen und der Milz herleiten will. Was die Waͤrme betrift, ſo hat Boerhave das Blut in den Schlagadern fuͤr waͤrmer, als in den Blutadern gehalten; aber die Verſuche ſcheinen vielmehr zu beweiſen, daß es durch den ganzen Koͤrper eine gleichfoͤrmige Waͤrme behalte, wenn man die Einwirkung aͤußerer Urſachen abrechnet. Man muß hiebey ſehr genau fuͤhlbare Waͤrme von ſpecifiſcher unterſcheiden. Wenn es wahr iſt, daß das Blut in den Lungen Phlogiſton verliert, und dadurch zu Annehmung mehrerer Waͤrme geſchickt wird, ſo wird ſeine ſpecifiſche Waͤrme vergroͤßert. Es nimmt alsdann mehr Feuer an ſich, aber es bindet auch daſſelbe feſter, theilt es nicht ſo leicht mit, und kan alſo eben ſo viel oder noch weniger fuͤhlbare Waͤrme haben, wenn es gleich mehr ſpecifiſche Waͤrme erhalten hat. Die Verſuche alſo, nach welchen Crawford(Exp. and obſ. on animal heat, Lond. 1779. 8.) die ſpecifiſche Waͤrme des Bluts in den Schlagadern in dem Verhaͤltniſſe 23:20 groͤßer gefunden hat, als in den Blutadern, ſtehen mit der Behauptung, daß die fuͤhlbare Waͤrme des Bluts in Schlag- und Blutadern nicht ſehr unterſchieden ſey, in gar keinem Widerſpruche, ſ. die Artikel: Waͤrme, ſpecifiſche; Waͤrme, thieriſche.
Bey der chymiſchen Zerlegung des Bluts, von welcher Macquer nach den Beobachtungen der Herren Menghini, Rouelle und Bucquet ſehr ausfuͤhrlich handlet, hat man in dieſer Materie des thieriſchen Koͤrpers drey Theile, einen lymphatiſchen oder ſeroͤſen (Blutwaſſer, Serum), einen rothen globuloͤſen (Blutkuͤgelchen), und einen faſerigten Theil zu unterſuchen. Die gedachten Chymiker haben bey genauerer Pruͤfung dieſer Theile, im Blutwaſſer ein freyes mineraliſches Alkali, und in den Blutkuͤgelchen einen Antheil von Eiſen entdeckt, dem ſie die rothe Farbe des Bluts zuſchreiben, womit die Bemerkung uͤbereinſtimmt, daß eiſenhaltige Waſſer die wirkſamſten Mittel wider die Bleichſucht ſind. Der Zutritt der reinen Luft dient nur, dieſe rothe Farbe zu erhoͤhen. Der faſerigte Theil des Bluts verhaͤrtet durch die
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Farbe lieber aus den lymphatiſchen Druͤſen und der Milz herleiten will. Was die Waͤrme betrift, ſo hat Boerhave das Blut in den Schlagadern fuͤr waͤrmer, als in den Blutadern gehalten; aber die Verſuche ſcheinen vielmehr zu beweiſen, daß es durch den ganzen Koͤrper eine gleichfoͤrmige Waͤrme behalte, wenn man die Einwirkung aͤußerer Urſachen abrechnet. Man muß hiebey ſehr genau fuͤhlbare Waͤrme von ſpecifiſcher unterſcheiden. Wenn es wahr iſt, daß das Blut in den Lungen Phlogiſton verliert, und dadurch zu Annehmung mehrerer Waͤrme geſchickt wird, ſo wird ſeine ſpecifiſche Waͤrme vergroͤßert. Es nimmt alsdann mehr Feuer an ſich, aber es bindet auch daſſelbe feſter, theilt es nicht ſo leicht mit, und kan alſo eben ſo viel oder noch weniger fuͤhlbare Waͤrme haben, wenn es gleich mehr ſpecifiſche Waͤrme erhalten hat. Die Verſuche alſo, nach welchen Crawford (Exp. and obſ. on animal heat, Lond. 1779. 8.) die ſpecifiſche Waͤrme des Bluts in den Schlagadern in dem Verhaͤltniſſe 23:20 groͤßer gefunden hat, als in den Blutadern, ſtehen mit der Behauptung, daß die fuͤhlbare Waͤrme des Bluts in Schlag- und Blutadern nicht ſehr unterſchieden ſey, in gar keinem Widerſpruche, ſ. die Artikel: Waͤrme, ſpecifiſche; Waͤrme, thieriſche.
Bey der chymiſchen Zerlegung des Bluts, von welcher Macquer nach den Beobachtungen der Herren Menghini, Rouelle und Bucquet ſehr ausfuͤhrlich handlet, hat man in dieſer Materie des thieriſchen Koͤrpers drey Theile, einen lymphatiſchen oder ſeroͤſen (Blutwaſſer, Serum), einen rothen globuloͤſen (Blutkuͤgelchen), und einen faſerigten Theil zu unterſuchen. Die gedachten Chymiker haben bey genauerer Pruͤfung dieſer Theile, im Blutwaſſer ein freyes mineraliſches Alkali, und in den Blutkuͤgelchen einen Antheil von Eiſen entdeckt, dem ſie die rothe Farbe des Bluts zuſchreiben, womit die Bemerkung uͤbereinſtimmt, daß eiſenhaltige Waſſer die wirkſamſten Mittel wider die Bleichſucht ſind. Der Zutritt der reinen Luft dient nur, dieſe rothe Farbe zu erhoͤhen. Der faſerigte Theil des Bluts verhaͤrtet durch die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/418>, abgerufen am 24.11.2024.
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