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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Blitz einen von der Auffangungsstange 50 Schuh weit entfernten Schorstein zuerst traf, und von da aus durch verschiedene metallische Theile mit Zerschmetterung der dazwischen liegenden Körper in die Erde gieng. Es ist daher rathsam, den Forst eines Ziegeldaches mit Bley zu bedecken, dasselbe oben um den Rand der Schorsteine herumzuführen, und es zugleich mit den in dem obern Theile der Mauer und im Simse befindlichen Klammern, hinlänglich mit der Ableitung zu verbinden. Daß bey Kirchthürmen die Wetterfahnen, Kreuze rc. zu Auffangungsstangen, und kupferne Dachungen von gehöriger Continuität zu Theilen der Ableitung genützt werden können, fällt von selbst in die Augen. Wesentliche Erfordernisse sind Hervorragung der Auffangungsstange, sattsame Continuität der metallischen Leitung von allen dem Blitze wahrscheinlich ausgesetzten Stellen her, und Fortgang derselben zum Wasser; das übrige Zufällige kan nach den Bedürfnissen jedes einzelnen Falles auf mancherley Art verändert werden.

Als ein Beyspiel eines einfachen und wohl angelegten Blitzableiters bildet Taf. IV. Fig. 64--67. denjenigen ab, welchen mein verstorbener Freund, D. Ludwig, an dem Wohngebäude des Ritterguts Löbnitz angelegt hat. Fig. 64. zeigt den Ableiter selbst und dessen Verbindung mit dem Gebäude. Er besteht aus einer 82 Leipziger Ellen langen zugespitzten Stange von 1/2 Zoll Durchmesser, die in einem Abstande von 8 Zollen am Hause herunter ins Wasser geht, und sich daselbst in verschiedene zugespitzte Zweige endiget. Sie ist nur an einem einzigen Orte, ohngefähr in der Mitte, mit Nieten zusammengefügt; die übrigen Theile derselben sind in einander geschweißt. Diese Stange ist an die Theile des Hauses bey aaaa durch hölzerne Teller, die sie isoliren, befestiget. Fig. 65. zeigt den Durchschnitt eines solchen Tellers, aa den Teller selbst, oben kegelförmig, damit der Regen ablaufen könne, bb den eisernen Ring, der ihn einfasset, eg, eh Schrauben, den Ring mit den Klammern am Gebäude zu befestigen, cd den durchgehenden Theil der Stange. Fig. 66. zeigt eben dies von unten gesehen. Wegen der Länge der Stange


Blitz einen von der Auffangungsſtange 50 Schuh weit entfernten Schorſtein zuerſt traf, und von da aus durch verſchiedene metalliſche Theile mit Zerſchmetterung der dazwiſchen liegenden Koͤrper in die Erde gieng. Es iſt daher rathſam, den Forſt eines Ziegeldaches mit Bley zu bedecken, daſſelbe oben um den Rand der Schorſteine herumzufuͤhren, und es zugleich mit den in dem obern Theile der Mauer und im Simſe befindlichen Klammern, hinlaͤnglich mit der Ableitung zu verbinden. Daß bey Kirchthuͤrmen die Wetterfahnen, Kreuze rc. zu Auffangungsſtangen, und kupferne Dachungen von gehoͤriger Continuitaͤt zu Theilen der Ableitung genuͤtzt werden koͤnnen, faͤllt von ſelbſt in die Augen. Weſentliche Erforderniſſe ſind Hervorragung der Auffangungsſtange, ſattſame Continuitaͤt der metalliſchen Leitung von allen dem Blitze wahrſcheinlich ausgeſetzten Stellen her, und Fortgang derſelben zum Waſſer; das uͤbrige Zufaͤllige kan nach den Beduͤrfniſſen jedes einzelnen Falles auf mancherley Art veraͤndert werden.

Als ein Beyſpiel eines einfachen und wohl angelegten Blitzableiters bildet Taf. IV. Fig. 64—67. denjenigen ab, welchen mein verſtorbener Freund, D. Ludwig, an dem Wohngebaͤude des Ritterguts Loͤbnitz angelegt hat. Fig. 64. zeigt den Ableiter ſelbſt und deſſen Verbindung mit dem Gebaͤude. Er beſteht aus einer 82 Leipziger Ellen langen zugeſpitzten Stange von 1/2 Zoll Durchmeſſer, die in einem Abſtande von 8 Zollen am Hauſe herunter ins Waſſer geht, und ſich daſelbſt in verſchiedene zugeſpitzte Zweige endiget. Sie iſt nur an einem einzigen Orte, ohngefaͤhr in der Mitte, mit Nieten zuſammengefuͤgt; die uͤbrigen Theile derſelben ſind in einander geſchweißt. Dieſe Stange iſt an die Theile des Hauſes bey aaaa durch hoͤlzerne Teller, die ſie iſoliren, befeſtiget. Fig. 65. zeigt den Durchſchnitt eines ſolchen Tellers, aa den Teller ſelbſt, oben kegelfoͤrmig, damit der Regen ablaufen koͤnne, bb den eiſernen Ring, der ihn einfaſſet, eg, eh Schrauben, den Ring mit den Klammern am Gebaͤude zu befeſtigen, cd den durchgehenden Theil der Stange. Fig. 66. zeigt eben dies von unten geſehen. Wegen der Laͤnge der Stange

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[398/0412] Blitz einen von der Auffangungsſtange 50 Schuh weit entfernten Schorſtein zuerſt traf, und von da aus durch verſchiedene metalliſche Theile mit Zerſchmetterung der dazwiſchen liegenden Koͤrper in die Erde gieng. Es iſt daher rathſam, den Forſt eines Ziegeldaches mit Bley zu bedecken, daſſelbe oben um den Rand der Schorſteine herumzufuͤhren, und es zugleich mit den in dem obern Theile der Mauer und im Simſe befindlichen Klammern, hinlaͤnglich mit der Ableitung zu verbinden. Daß bey Kirchthuͤrmen die Wetterfahnen, Kreuze rc. zu Auffangungsſtangen, und kupferne Dachungen von gehoͤriger Continuitaͤt zu Theilen der Ableitung genuͤtzt werden koͤnnen, faͤllt von ſelbſt in die Augen. Weſentliche Erforderniſſe ſind Hervorragung der Auffangungsſtange, ſattſame Continuitaͤt der metalliſchen Leitung von allen dem Blitze wahrſcheinlich ausgeſetzten Stellen her, und Fortgang derſelben zum Waſſer; das uͤbrige Zufaͤllige kan nach den Beduͤrfniſſen jedes einzelnen Falles auf mancherley Art veraͤndert werden. Als ein Beyſpiel eines einfachen und wohl angelegten Blitzableiters bildet Taf. IV. Fig. 64—67. denjenigen ab, welchen mein verſtorbener Freund, D. Ludwig, an dem Wohngebaͤude des Ritterguts Loͤbnitz angelegt hat. Fig. 64. zeigt den Ableiter ſelbſt und deſſen Verbindung mit dem Gebaͤude. Er beſteht aus einer 82 Leipziger Ellen langen zugeſpitzten Stange von 1/2 Zoll Durchmeſſer, die in einem Abſtande von 8 Zollen am Hauſe herunter ins Waſſer geht, und ſich daſelbſt in verſchiedene zugeſpitzte Zweige endiget. Sie iſt nur an einem einzigen Orte, ohngefaͤhr in der Mitte, mit Nieten zuſammengefuͤgt; die uͤbrigen Theile derſelben ſind in einander geſchweißt. Dieſe Stange iſt an die Theile des Hauſes bey aaaa durch hoͤlzerne Teller, die ſie iſoliren, befeſtiget. Fig. 65. zeigt den Durchſchnitt eines ſolchen Tellers, aa den Teller ſelbſt, oben kegelfoͤrmig, damit der Regen ablaufen koͤnne, bb den eiſernen Ring, der ihn einfaſſet, eg, eh Schrauben, den Ring mit den Klammern am Gebaͤude zu befeſtigen, cd den durchgehenden Theil der Stange. Fig. 66. zeigt eben dies von unten geſehen. Wegen der Laͤnge der Stange

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/412>, abgerufen am 24.11.2024.