Bildern, die uns Gläser und Spiegel zeigen, eben so, wie mit dem, was die bloßen Augen sehen; wir können unser Urtheil über die Stelle dieser Bilder auf keine einfachen und bestimmten Grundsätze zurückführen. Im Planspiegel zeigt sich alles so, wie mit bloßem Auge betrachtet; hiebey laufen auch alle angeführte Theorien in eine zusammen. Aber für zusammengesetzte Fälle, wie bey krummen Spiegeln und Gläsern, entsteht eine neue für uns ungewöhnliche Art zu sehen, bey der wir nach unbestimmten Regeln, vielleicht selbst einer anders, als der andere, urtheilen. Herr Kästner(De objecti in speculo sphaerico visi magnitudine apparente, Comm. Nov. Soc. Gotting To. VIII. 1777.) zeigt, daß es in krummen Spiegeln eigentlich gar kein Bild gebe, weil man gar keinen Punkt angeben kan, aus dem die von einem Punkte des Gegenstandes ins Auge fallenden Stralen alle herkämen, daß es also vergebliche Arbeit sey, die Stelle dieses Bildes, wie beym Planspiegel, aufzusuchen.
Smith vollst. Lehrbegrif der Optik durch Kästner, S. 398. 401. u. f.
Montucla histoire des mathematiques, To II. P. IV. L. 9. c. 2.
Priestley Gesch. der Optik, durch Klügel, S. 491 u. f.
Zween Fernröhre oder Telescope, auf einem Stative so verbunden, daß man ihre Axen nach einerley Gegenstande richten, und denselben mit beyden Augen zugleich betrachten kan. Der P. Rheita, dem man auch die Erfindung des Erdfernrohrs zu danken hat, gab es zuerst an (Ocul. Enochi at que Eliae, Antv. 1665. fol.), und der P. Cherubin d'Orleans(Dioptrique oculaire, Paris 1671. fol.) suchte es mehr in Gang zu bringen. Montucla urtheilt davon, die Vortheile, die solche Instrumente in Absicht auf Lebhaftigkeit des Bilds rc. gewährten, höben sich gegen die Unbequemlichkeiten des Stellens wieder auf.
Ich sahe im Jahre 1778 in Leipzig ein dem Herrn Grafen von Brühl zuständiges Instrument aus zwey
Bildern, die uns Glaͤſer und Spiegel zeigen, eben ſo, wie mit dem, was die bloßen Augen ſehen; wir koͤnnen unſer Urtheil uͤber die Stelle dieſer Bilder auf keine einfachen und beſtimmten Grundſaͤtze zuruͤckfuͤhren. Im Planſpiegel zeigt ſich alles ſo, wie mit bloßem Auge betrachtet; hiebey laufen auch alle angefuͤhrte Theorien in eine zuſammen. Aber fuͤr zuſammengeſetzte Faͤlle, wie bey krummen Spiegeln und Glaͤſern, entſteht eine neue fuͤr uns ungewoͤhnliche Art zu ſehen, bey der wir nach unbeſtimmten Regeln, vielleicht ſelbſt einer anders, als der andere, urtheilen. Herr Kaͤſtner(De objecti in ſpeculo ſphaerico viſi magnitudine apparente, Comm. Nov. Soc. Gotting To. VIII. 1777.) zeigt, daß es in krummen Spiegeln eigentlich gar kein Bild gebe, weil man gar keinen Punkt angeben kan, aus dem die von einem Punkte des Gegenſtandes ins Auge fallenden Stralen alle herkaͤmen, daß es alſo vergebliche Arbeit ſey, die Stelle dieſes Bildes, wie beym Planſpiegel, aufzuſuchen.
Smith vollſt. Lehrbegrif der Optik durch Kaͤſtner, S. 398. 401. u. f.
Montucla hiſtoire des mathematiques, To II. P. IV. L. 9. c. 2.
Prieſtley Geſch. der Optik, durch Kluͤgel, S. 491 u. f.
Zween Fernroͤhre oder Teleſcope, auf einem Stative ſo verbunden, daß man ihre Axen nach einerley Gegenſtande richten, und denſelben mit beyden Augen zugleich betrachten kan. Der P. Rheita, dem man auch die Erfindung des Erdfernrohrs zu danken hat, gab es zuerſt an (Ocul. Enochi at que Eliae, Antv. 1665. fol.), und der P. Cherubin d'Orleans(Dioptrique oculaire, Paris 1671. fol.) ſuchte es mehr in Gang zu bringen. Montucla urtheilt davon, die Vortheile, die ſolche Inſtrumente in Abſicht auf Lebhaftigkeit des Bilds rc. gewaͤhrten, hoͤben ſich gegen die Unbequemlichkeiten des Stellens wieder auf.
Ich ſahe im Jahre 1778 in Leipzig ein dem Herrn Grafen von Bruͤhl zuſtaͤndiges Inſtrument aus zwey
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Bildern, die uns Glaͤſer und Spiegel zeigen, eben ſo, wie mit dem, was die bloßen Augen ſehen; wir koͤnnen unſer Urtheil uͤber die Stelle dieſer Bilder auf keine einfachen und beſtimmten Grundſaͤtze zuruͤckfuͤhren. Im Planſpiegel zeigt ſich alles ſo, wie mit bloßem Auge betrachtet; hiebey laufen auch alle angefuͤhrte Theorien in eine zuſammen. Aber fuͤr zuſammengeſetzte Faͤlle, wie bey krummen Spiegeln und Glaͤſern, entſteht eine neue fuͤr uns ungewoͤhnliche Art zu ſehen, bey der wir nach unbeſtimmten Regeln, vielleicht ſelbſt einer anders, als der andere, urtheilen. Herr Kaͤſtner (De objecti in ſpeculo ſphaerico viſi magnitudine apparente, Comm. Nov. Soc. Gotting To. VIII. 1777.) zeigt, daß es in krummen Spiegeln eigentlich gar kein Bild gebe, weil man gar keinen Punkt angeben kan, aus dem die von einem Punkte des Gegenſtandes ins Auge fallenden Stralen alle herkaͤmen, daß es alſo vergebliche Arbeit ſey, die Stelle dieſes Bildes, wie beym Planſpiegel, aufzuſuchen.
Smith vollſt. Lehrbegrif der Optik durch Kaͤſtner, S. 398. 401. u. f.
Montucla hiſtoire des mathematiques, To II. P. IV. L. 9. c. 2.
Prieſtley Geſch. der Optik, durch Kluͤgel, S. 491 u. f.
Binccularteleſcop, Tubus binocularis, Teleſcope binoculaire.
Zween Fernroͤhre oder Teleſcope, auf einem Stative ſo verbunden, daß man ihre Axen nach einerley Gegenſtande richten, und denſelben mit beyden Augen zugleich betrachten kan. Der P. Rheita, dem man auch die Erfindung des Erdfernrohrs zu danken hat, gab es zuerſt an (Ocul. Enochi at que Eliae, Antv. 1665. fol.), und der P. Cherubin d'Orleans (Dioptrique oculaire, Paris 1671. fol.) ſuchte es mehr in Gang zu bringen. Montucla urtheilt davon, die Vortheile, die ſolche Inſtrumente in Abſicht auf Lebhaftigkeit des Bilds rc. gewaͤhrten, hoͤben ſich gegen die Unbequemlichkeiten des Stellens wieder auf.
Ich ſahe im Jahre 1778 in Leipzig ein dem Herrn Grafen von Bruͤhl zuſtaͤndiges Inſtrument aus zwey
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/371>, abgerufen am 23.11.2024.
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