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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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nigte Bewegung, Ungleichförmig-beschleunigte Bewegung.

Eigne Bewegung, Motus proprius, Mouvement propre. Bewegung, welche ein Körper für sich allein, und nicht mit andern Körpern gemein hat oder zu haben scheint. So bemerken wir an der Sonne, dem Monde, den Planeten und Kometen außer ihrem täglichen Umlaufe um den Himmel, den sie mit den Fixsternen gemein haben, noch eigne Bewegungen, mit welchen sie ihre Stellen unter den Fixsternen von Zeit zu Zeit ändern. Diese eigne Bewegung wird in der Sternkunde auch die zweyte Bewegung (motus secundus) genannt.

Einfache Bewegung, Motus simplex, Mouvement simple. Bewegung, welche entweder nur von einer einzigen Kraft, oder von mehreren, welche nach einerley oder nach geradlinigt entgegengesetzten Richtungen wirken, hervorgebracht wird. So sind der Fall der Körper, welcher blos durch die Schwere bewirkt wird, ingleichen der Lauf eines Wagens, den mehrere Pferde nach einerley Richtung ziehen, und das Aufsteigen eines lothrecht in die Höhe geworfenen Körpers, wo die Schwere der Richtung des Wurfs geradlinigt entgegen wirkt, einfache Bewegungen. Eine einfache Bewegung ist stets geradlinigt; sie erfolgt nemlich nach der geraden Linie, in welcher die Richtung der Kraft oder die Richtungen der mehreren Kräfte liegen.

Gemeinschaftliche, gemeine Bewegung, Motus communis, Mouvement commun. Bewegung, welche ein Körper mit andern gemein hat oder zu haben scheint. So scheinen alle himmlische Körper den 24 stündigen Umlauf um den Himmel mit einander gemein zu haben, welcher daher ihre gemeine Bewegung, auch die tägliche oder erste Bewegung (motus diurnus s. primus, mouvement diurne) genannt wird, wie denn auch die scheinbare Himmelskugel selbst, in so fern sie dieser Bewegung unterworfen zu seyn scheint, das Primum mobile, und die Zeit, in welcher diese Bewegung erfolgt, mit ihren Theilen, Zeit der ersten Bewegung (tempus primi mobilis) heißt, s. Sternzeit. Wer ohne Schwanken und


nigte Bewegung, Ungleichfoͤrmig-beſchleunigte Bewegung.

Eigne Bewegung, Motus proprius, Mouvement propre. Bewegung, welche ein Koͤrper fuͤr ſich allein, und nicht mit andern Koͤrpern gemein hat oder zu haben ſcheint. So bemerken wir an der Sonne, dem Monde, den Planeten und Kometen außer ihrem taͤglichen Umlaufe um den Himmel, den ſie mit den Fixſternen gemein haben, noch eigne Bewegungen, mit welchen ſie ihre Stellen unter den Fixſternen von Zeit zu Zeit aͤndern. Dieſe eigne Bewegung wird in der Sternkunde auch die zweyte Bewegung (motus ſecundus) genannt.

Einfache Bewegung, Motus ſimplex, Mouvement ſimple. Bewegung, welche entweder nur von einer einzigen Kraft, oder von mehreren, welche nach einerley oder nach geradlinigt entgegengeſetzten Richtungen wirken, hervorgebracht wird. So ſind der Fall der Koͤrper, welcher blos durch die Schwere bewirkt wird, ingleichen der Lauf eines Wagens, den mehrere Pferde nach einerley Richtung ziehen, und das Aufſteigen eines lothrecht in die Hoͤhe geworfenen Koͤrpers, wo die Schwere der Richtung des Wurfs geradlinigt entgegen wirkt, einfache Bewegungen. Eine einfache Bewegung iſt ſtets geradlinigt; ſie erfolgt nemlich nach der geraden Linie, in welcher die Richtung der Kraft oder die Richtungen der mehreren Kraͤfte liegen.

Gemeinſchaftliche, gemeine Bewegung, Motus communis, Mouvement commun. Bewegung, welche ein Koͤrper mit andern gemein hat oder zu haben ſcheint. So ſcheinen alle himmliſche Koͤrper den 24 ſtuͤndigen Umlauf um den Himmel mit einander gemein zu haben, welcher daher ihre gemeine Bewegung, auch die taͤgliche oder erſte Bewegung (motus diurnus ſ. primus, mouvement diurne) genannt wird, wie denn auch die ſcheinbare Himmelskugel ſelbſt, in ſo fern ſie dieſer Bewegung unterworfen zu ſeyn ſcheint, das Primum mobile, und die Zeit, in welcher dieſe Bewegung erfolgt, mit ihren Theilen, Zeit der erſten Bewegung (tempus primi mobilis) heißt, ſ. Sternzeit. Wer ohne Schwanken und

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[330/0344] nigte Bewegung, Ungleichfoͤrmig-beſchleunigte Bewegung. Eigne Bewegung, Motus proprius, Mouvement propre. Bewegung, welche ein Koͤrper fuͤr ſich allein, und nicht mit andern Koͤrpern gemein hat oder zu haben ſcheint. So bemerken wir an der Sonne, dem Monde, den Planeten und Kometen außer ihrem taͤglichen Umlaufe um den Himmel, den ſie mit den Fixſternen gemein haben, noch eigne Bewegungen, mit welchen ſie ihre Stellen unter den Fixſternen von Zeit zu Zeit aͤndern. Dieſe eigne Bewegung wird in der Sternkunde auch die zweyte Bewegung (motus ſecundus) genannt. Einfache Bewegung, Motus ſimplex, Mouvement ſimple. Bewegung, welche entweder nur von einer einzigen Kraft, oder von mehreren, welche nach einerley oder nach geradlinigt entgegengeſetzten Richtungen wirken, hervorgebracht wird. So ſind der Fall der Koͤrper, welcher blos durch die Schwere bewirkt wird, ingleichen der Lauf eines Wagens, den mehrere Pferde nach einerley Richtung ziehen, und das Aufſteigen eines lothrecht in die Hoͤhe geworfenen Koͤrpers, wo die Schwere der Richtung des Wurfs geradlinigt entgegen wirkt, einfache Bewegungen. Eine einfache Bewegung iſt ſtets geradlinigt; ſie erfolgt nemlich nach der geraden Linie, in welcher die Richtung der Kraft oder die Richtungen der mehreren Kraͤfte liegen. Gemeinſchaftliche, gemeine Bewegung, Motus communis, Mouvement commun. Bewegung, welche ein Koͤrper mit andern gemein hat oder zu haben ſcheint. So ſcheinen alle himmliſche Koͤrper den 24 ſtuͤndigen Umlauf um den Himmel mit einander gemein zu haben, welcher daher ihre gemeine Bewegung, auch die taͤgliche oder erſte Bewegung (motus diurnus ſ. primus, mouvement diurne) genannt wird, wie denn auch die ſcheinbare Himmelskugel ſelbſt, in ſo fern ſie dieſer Bewegung unterworfen zu ſeyn ſcheint, das Primum mobile, und die Zeit, in welcher dieſe Bewegung erfolgt, mit ihren Theilen, Zeit der erſten Bewegung (tempus primi mobilis) heißt, ſ. Sternzeit. Wer ohne Schwanken und

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/344>, abgerufen am 17.05.2024.