Trembley seine Polypen schon seit vierthalb Jahren kannte, als er ihre Geschichte herausgab. Dann aber wird er nicht nur die Entdeckungen selbst, sondern auch die Mittel, wodurch er zu denselben gelangt ist, ohne Zurückhaltung eröfnen. Dies ist nothwendig, da kleine Unterschiede in der Art zu verfahren oft große Abweichungen in den Resultaten veranlassen. Er wird auch aufrichtig angeben, was er gut, und was er mit minderer Zuverlässigkeit wahrgenommen habe. Er wird seine Wahrnehmungen mit allen nöthigen Beweisen versehen, ihre besondern Umstände zeigen, und alle Ursachen des Zweifels wegnehmen. Er wird nicht alle Beobachtungen ohne Unterschied anführen, sondern aus der Menge derselben diejenigen auswählen, welche die entdeckte Wahrheit am besten und leichtesten enthüllen. Er wird endlich Ordnung und Methode in seinen Vortrag legen, damit man die Verbindung der Beobachtungen unter einander, und das Licht, das eine auf die andere wirft, besser übersehe. Newtons Vortrag seiner Beobachtungen und Versuche über das Licht und die Farben (Philos. Trans. num. 80--128. Abhandlungen zur Naturgeschichte, Physik und Oekonomie, aus den Philosophischen Transact. Leipz. 1779. gr. 4. Th. I. S. 192-- 228.) ist ein schönes Beyspiel hievon, und doch sehr verschieden von dem systematischen Vortrage eben dieser Entdeckungen in seiner Optik, wo die Absicht eine ganz andere ist.
Ueber die Kunst zu beobachten hat zuerst der Kanzler Baco in seinen Werken De interpretatione naturae und De augmentis scientiarum einige vortrefliche Vorschriften gegeben. In der Folge hat man wenig oder gar nicht darüber geschrieben, obgleich verschiedene große Naturforscher vortrefliche Muster der Beobachtungskunst in ihren Schriften aufgestellt hatten. Lambert hat in seinem neuen Organon einige hieher gehörige Bruchstücke mit dem ihm gewöhnlichen tief eindringenden Scharfsinne behandelt. Die holländische Societät der Wissenschaften zu Harlem setzte im J. 1770 einen Preis auf die beste Abhandlung über die Beobachtungskunst, welchen eine Schrift
Trembley ſeine Polypen ſchon ſeit vierthalb Jahren kannte, als er ihre Geſchichte herausgab. Dann aber wird er nicht nur die Entdeckungen ſelbſt, ſondern auch die Mittel, wodurch er zu denſelben gelangt iſt, ohne Zuruͤckhaltung eroͤfnen. Dies iſt nothwendig, da kleine Unterſchiede in der Art zu verfahren oft große Abweichungen in den Reſultaten veranlaſſen. Er wird auch aufrichtig angeben, was er gut, und was er mit minderer Zuverlaͤſſigkeit wahrgenommen habe. Er wird ſeine Wahrnehmungen mit allen noͤthigen Beweiſen verſehen, ihre beſondern Umſtaͤnde zeigen, und alle Urſachen des Zweifels wegnehmen. Er wird nicht alle Beobachtungen ohne Unterſchied anfuͤhren, ſondern aus der Menge derſelben diejenigen auswaͤhlen, welche die entdeckte Wahrheit am beſten und leichteſten enthuͤllen. Er wird endlich Ordnung und Methode in ſeinen Vortrag legen, damit man die Verbindung der Beobachtungen unter einander, und das Licht, das eine auf die andere wirft, beſſer uͤberſehe. Newtons Vortrag ſeiner Beobachtungen und Verſuche uͤber das Licht und die Farben (Philoſ. Trans. num. 80—128. Abhandlungen zur Naturgeſchichte, Phyſik und Oekonomie, aus den Philoſophiſchen Transact. Leipz. 1779. gr. 4. Th. I. S. 192— 228.) iſt ein ſchoͤnes Beyſpiel hievon, und doch ſehr verſchieden von dem ſyſtematiſchen Vortrage eben dieſer Entdeckungen in ſeiner Optik, wo die Abſicht eine ganz andere iſt.
Ueber die Kunſt zu beobachten hat zuerſt der Kanzler Baco in ſeinen Werken De interpretatione naturae und De augmentis ſcientiarum einige vortrefliche Vorſchriften gegeben. In der Folge hat man wenig oder gar nicht daruͤber geſchrieben, obgleich verſchiedene große Naturforſcher vortrefliche Muſter der Beobachtungskunſt in ihren Schriften aufgeſtellt hatten. Lambert hat in ſeinem neuen Organon einige hieher gehoͤrige Bruchſtuͤcke mit dem ihm gewoͤhnlichen tief eindringenden Scharfſinne behandelt. Die hollaͤndiſche Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Harlem ſetzte im J. 1770 einen Preis auf die beſte Abhandlung uͤber die Beobachtungskunſt, welchen eine Schrift
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Trembley ſeine Polypen ſchon ſeit vierthalb Jahren kannte, als er ihre Geſchichte herausgab. Dann aber wird er nicht nur die Entdeckungen ſelbſt, ſondern auch die Mittel, wodurch er zu denſelben gelangt iſt, ohne Zuruͤckhaltung eroͤfnen. Dies iſt nothwendig, da kleine Unterſchiede in der Art zu verfahren oft große Abweichungen in den Reſultaten veranlaſſen. Er wird auch aufrichtig angeben, was er gut, und was er mit minderer Zuverlaͤſſigkeit wahrgenommen habe. Er wird ſeine Wahrnehmungen mit allen noͤthigen Beweiſen verſehen, ihre beſondern Umſtaͤnde zeigen, und alle Urſachen des Zweifels wegnehmen. Er wird nicht alle Beobachtungen ohne Unterſchied anfuͤhren, ſondern aus der Menge derſelben diejenigen auswaͤhlen, welche die entdeckte Wahrheit am beſten und leichteſten enthuͤllen. Er wird endlich Ordnung und Methode in ſeinen Vortrag legen, damit man die Verbindung der Beobachtungen unter einander, und das Licht, das eine auf die andere wirft, beſſer uͤberſehe. Newtons Vortrag ſeiner Beobachtungen und Verſuche uͤber das Licht und die Farben (Philoſ. Trans. num. 80—128. Abhandlungen zur Naturgeſchichte, Phyſik und Oekonomie, aus den Philoſophiſchen Transact. Leipz. 1779. gr. 4. Th. I. S. 192— 228.) iſt ein ſchoͤnes Beyſpiel hievon, und doch ſehr verſchieden von dem ſyſtematiſchen Vortrage eben dieſer Entdeckungen in ſeiner Optik, wo die Abſicht eine ganz andere iſt.
Ueber die Kunſt zu beobachten hat zuerſt der Kanzler Baco in ſeinen Werken De interpretatione naturae und De augmentis ſcientiarum einige vortrefliche Vorſchriften gegeben. In der Folge hat man wenig oder gar nicht daruͤber geſchrieben, obgleich verſchiedene große Naturforſcher vortrefliche Muſter der Beobachtungskunſt in ihren Schriften aufgeſtellt hatten. Lambert hat in ſeinem neuen Organon einige hieher gehoͤrige Bruchſtuͤcke mit dem ihm gewoͤhnlichen tief eindringenden Scharfſinne behandelt. Die hollaͤndiſche Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Harlem ſetzte im J. 1770 einen Preis auf die beſte Abhandlung uͤber die Beobachtungskunſt, welchen eine Schrift
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/309>, abgerufen am 23.11.2024.
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