Barometer gewöhnlich nie sehr tief fällt. Diese noch heut zu Tage sehr gewöhnlichen Barometer werden Barometer mit Behältnissen, Gefäßbarometer, Kapselbarometer(barometres a reservoir) genannt. Sie sind zu Beobachtungen der täglichen Veränderungen des Drucks der Luft, deren Raum sich bey uns nie viel über 2 Zolle erstreckt, ziemlich hinreichend. Aber es ist leicht zu übersehen, daß eigentlich gar kein fester Maaßstab an solche Barometer angebracht werden darf, weil die Fläche GH, von welcher man zu messen anfängt, veränderlich ist. Denn fällt das Quecksilber bey I herab, so steigt es dafür bey GH höher, und der Anfangspunkt des Maaßstabes rückt höher, als man ihn bey Befestigung der Scale angenommen hat. Man kan diesen Fehler dadurch vermindern, daß man das Behältniß weit genug macht. Ist z. B. des Behältnisses Durchmesser bey GH zehnmal größer, als der Röhre Durchmesser bey I, also des Behältnisses kreisrunder Durchschnitt hundertmal größer, als der Durchschnitt der Röhre, so wird, wenn 1 um 2 Zoll fällt, GH nur um (2/100) Zoll oder (2/10) Lin. steigen, welches bey gemeinen Beobachtungen allenfalls als eine Kleinigkeit vernachläßiget werden kan. Die Vorschriften zu Verfertigung solcher Barometer findet man in der Folge dieses Artikels.
Man verfiel bald nach der Erfindung des Barometers auf den Gedanken, die Veränderungen in der Höhe der Quecksilbersäule, oder das Steigen und Fallen so merklich als möglich zu machen. Auf den ersten Blick scheint dieses die Genauigkeit der Beobachtungen zu erleichtern, und sie bis auf die kleinsten Veränderungen auszudehnen; allein die Gestalt welche die Oberfläche des Quecksilbers in gläsernen Gefäßen annimmt (s. Adhäsion), das Reiben des Quecksilbers am Glase, der Einfluß der Wärme und andere Umstände bringen in die Barometerbeobachtungen unvermeidliche Unvollkommenheiten, welche durch diese Vergrößerungen des Steigens und Fallens in eben so starkem und oft in noch stärkerm Verhältnisse mit vergrößert werden, und die gehoften Vortheile ganz vernichten;
Barometer gewoͤhnlich nie ſehr tief faͤllt. Dieſe noch heut zu Tage ſehr gewoͤhnlichen Barometer werden Barometer mit Behaͤltniſſen, Gefaͤßbarometer, Kapſelbarometer(barometres à reservoir) genannt. Sie ſind zu Beobachtungen der taͤglichen Veraͤnderungen des Drucks der Luft, deren Raum ſich bey uns nie viel uͤber 2 Zolle erſtreckt, ziemlich hinreichend. Aber es iſt leicht zu uͤberſehen, daß eigentlich gar kein feſter Maaßſtab an ſolche Barometer angebracht werden darf, weil die Flaͤche GH, von welcher man zu meſſen anfaͤngt, veraͤnderlich iſt. Denn faͤllt das Queckſilber bey I herab, ſo ſteigt es dafuͤr bey GH hoͤher, und der Anfangspunkt des Maaßſtabes ruͤckt hoͤher, als man ihn bey Befeſtigung der Scale angenommen hat. Man kan dieſen Fehler dadurch vermindern, daß man das Behaͤltniß weit genug macht. Iſt z. B. des Behaͤltniſſes Durchmeſſer bey GH zehnmal groͤßer, als der Roͤhre Durchmeſſer bey I, alſo des Behaͤltniſſes kreisrunder Durchſchnitt hundertmal groͤßer, als der Durchſchnitt der Roͤhre, ſo wird, wenn 1 um 2 Zoll faͤllt, GH nur um (2/100) Zoll oder (2/10) Lin. ſteigen, welches bey gemeinen Beobachtungen allenfalls als eine Kleinigkeit vernachlaͤßiget werden kan. Die Vorſchriften zu Verfertigung ſolcher Barometer findet man in der Folge dieſes Artikels.
Man verfiel bald nach der Erfindung des Barometers auf den Gedanken, die Veraͤnderungen in der Hoͤhe der Queckſilberſaͤule, oder das Steigen und Fallen ſo merklich als moͤglich zu machen. Auf den erſten Blick ſcheint dieſes die Genauigkeit der Beobachtungen zu erleichtern, und ſie bis auf die kleinſten Veraͤnderungen auszudehnen; allein die Geſtalt welche die Oberflaͤche des Queckſilbers in glaͤſernen Gefaͤßen annimmt (ſ. Adhaͤſion), das Reiben des Queckſilbers am Glaſe, der Einfluß der Waͤrme und andere Umſtaͤnde bringen in die Barometerbeobachtungen unvermeidliche Unvollkommenheiten, welche durch dieſe Vergroͤßerungen des Steigens und Fallens in eben ſo ſtarkem und oft in noch ſtaͤrkerm Verhaͤltniſſe mit vergroͤßert werden, und die gehoften Vortheile ganz vernichten;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0256"xml:id="P.1.242"n="242"/><lb/>
Barometer gewoͤhnlich nie ſehr tief faͤllt. Dieſe noch heut zu Tage ſehr gewoͤhnlichen Barometer werden <hirendition="#b">Barometer</hi> mit <hirendition="#b">Behaͤltniſſen, Gefaͤßbarometer, Kapſelbarometer</hi><hirendition="#aq">(<hirendition="#i">barometres à reservoir</hi>)</hi> genannt. Sie ſind zu Beobachtungen der taͤglichen Veraͤnderungen des Drucks der Luft, deren Raum ſich bey uns nie viel uͤber 2 Zolle erſtreckt, ziemlich hinreichend. Aber es iſt leicht zu uͤberſehen, daß eigentlich gar kein feſter Maaßſtab an ſolche Barometer angebracht werden darf, weil die Flaͤche <hirendition="#aq">GH,</hi> von welcher man zu meſſen anfaͤngt, veraͤnderlich iſt. Denn faͤllt das Queckſilber bey <hirendition="#aq">I</hi> herab, ſo ſteigt es dafuͤr bey <hirendition="#aq">GH</hi> hoͤher, und der Anfangspunkt des Maaßſtabes ruͤckt hoͤher, als man ihn bey Befeſtigung der Scale angenommen hat. Man kan dieſen Fehler dadurch vermindern, daß man das Behaͤltniß weit genug macht. Iſt z. B. des Behaͤltniſſes Durchmeſſer bey <hirendition="#aq">GH</hi> zehnmal groͤßer, als der Roͤhre Durchmeſſer bey <hirendition="#aq">I,</hi> alſo des Behaͤltniſſes kreisrunder Durchſchnitt hundertmal groͤßer, als der Durchſchnitt der Roͤhre, ſo wird, wenn 1 um 2 Zoll faͤllt, <hirendition="#aq">GH</hi> nur um (2/100) Zoll oder (2/10) Lin. ſteigen, welches bey gemeinen Beobachtungen allenfalls als eine Kleinigkeit vernachlaͤßiget werden kan. Die Vorſchriften zu Verfertigung ſolcher Barometer findet man in der Folge dieſes Artikels.</p><p>Man verfiel bald nach der Erfindung des Barometers auf den Gedanken, die Veraͤnderungen in der Hoͤhe der Queckſilberſaͤule, oder das Steigen und Fallen ſo merklich als moͤglich zu machen. Auf den erſten Blick ſcheint dieſes die Genauigkeit der Beobachtungen zu erleichtern, und ſie bis auf die kleinſten Veraͤnderungen auszudehnen; allein die Geſtalt welche die Oberflaͤche des Queckſilbers in glaͤſernen Gefaͤßen annimmt (<hirendition="#b">ſ. Adhaͤſion</hi>), das Reiben des Queckſilbers am Glaſe, der Einfluß der Waͤrme und andere Umſtaͤnde bringen in die Barometerbeobachtungen unvermeidliche Unvollkommenheiten, welche durch dieſe Vergroͤßerungen des Steigens und Fallens in eben ſo ſtarkem und oft in noch ſtaͤrkerm Verhaͤltniſſe mit vergroͤßert werden, und die gehoften Vortheile ganz vernichten;<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[242/0256]
Barometer gewoͤhnlich nie ſehr tief faͤllt. Dieſe noch heut zu Tage ſehr gewoͤhnlichen Barometer werden Barometer mit Behaͤltniſſen, Gefaͤßbarometer, Kapſelbarometer (barometres à reservoir) genannt. Sie ſind zu Beobachtungen der taͤglichen Veraͤnderungen des Drucks der Luft, deren Raum ſich bey uns nie viel uͤber 2 Zolle erſtreckt, ziemlich hinreichend. Aber es iſt leicht zu uͤberſehen, daß eigentlich gar kein feſter Maaßſtab an ſolche Barometer angebracht werden darf, weil die Flaͤche GH, von welcher man zu meſſen anfaͤngt, veraͤnderlich iſt. Denn faͤllt das Queckſilber bey I herab, ſo ſteigt es dafuͤr bey GH hoͤher, und der Anfangspunkt des Maaßſtabes ruͤckt hoͤher, als man ihn bey Befeſtigung der Scale angenommen hat. Man kan dieſen Fehler dadurch vermindern, daß man das Behaͤltniß weit genug macht. Iſt z. B. des Behaͤltniſſes Durchmeſſer bey GH zehnmal groͤßer, als der Roͤhre Durchmeſſer bey I, alſo des Behaͤltniſſes kreisrunder Durchſchnitt hundertmal groͤßer, als der Durchſchnitt der Roͤhre, ſo wird, wenn 1 um 2 Zoll faͤllt, GH nur um (2/100) Zoll oder (2/10) Lin. ſteigen, welches bey gemeinen Beobachtungen allenfalls als eine Kleinigkeit vernachlaͤßiget werden kan. Die Vorſchriften zu Verfertigung ſolcher Barometer findet man in der Folge dieſes Artikels.
Man verfiel bald nach der Erfindung des Barometers auf den Gedanken, die Veraͤnderungen in der Hoͤhe der Queckſilberſaͤule, oder das Steigen und Fallen ſo merklich als moͤglich zu machen. Auf den erſten Blick ſcheint dieſes die Genauigkeit der Beobachtungen zu erleichtern, und ſie bis auf die kleinſten Veraͤnderungen auszudehnen; allein die Geſtalt welche die Oberflaͤche des Queckſilbers in glaͤſernen Gefaͤßen annimmt (ſ. Adhaͤſion), das Reiben des Queckſilbers am Glaſe, der Einfluß der Waͤrme und andere Umſtaͤnde bringen in die Barometerbeobachtungen unvermeidliche Unvollkommenheiten, welche durch dieſe Vergroͤßerungen des Steigens und Fallens in eben ſo ſtarkem und oft in noch ſtaͤrkerm Verhaͤltniſſe mit vergroͤßert werden, und die gehoften Vortheile ganz vernichten;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/256>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.