Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Fast aus allen flüßigen, ja auch aus vielen festen Körpern steigen, wenn sie der Luft ausgesetzt sind, Theile in dieselbe auf, durch deren Abgang das Gewicht der Körper vermindert wird. Man findet, daß dieser Uebergang der Theile durch größere Wärme, Sonnenschein, Reinigkeit der Luft, größere Oberfläche, Bewegung der Luft rc. verstärkt wird. Diese fremdartigen Theilchen machen die Luft nicht undurchsichtig, lassen sich auch nicht leicht in derselben bemerken. Sie erheben sich aber im Luftkreise oft zu beträchtlichen Höhen, und vereinigen sich endlich durch irgend eine im Luftkreise vorgehende Veränderung in kleine Massen, welche der Luft ihre Durchsichtigkeit benehmen, und die Bestandtheile der Wolken ausmachen. Besonders ist das Wasser diesem Uebergange seiner Theile in die Luft in einem sehr hohen Grade ausgesetzt, und obgleich einige flüchtige Geister, z. B. der Aether, der rauchende Salpetergeist, die flüchtige Schwefelsäure rc. noch weit schneller, als das Wasser, verdünsten, so macht doch die große Menge des auf der Erdoberfläche verbreiteten und in den Körpern enthaltenen Wassers, daß man diese Materie allerdings für den vornehmsten Stoff halten muß, mit welchem sich die Luft bey der Ausdünstung verbindet, und welcher das Vehikulum sehr vieler übrigen in den Luftkreis aufsteigenden Theile ist. Daher hat auch die Ausdünstung des Wassers die Physiker von jeher am meisten beschäftiget. Sie ist ohne Zweifel die Hauptursache der meisten im Luftkreise vorgehenden Veränderungen, und macht in dieser Rücksicht einen sehr wichtigen Gegenstand der Naturlehre aus. Man hat durch die Werkzeuge, welche die Größe der Ausdünstung zu bestimmen dienen (s. Atmometer), gefunden, daß in der Gegend von Paris die Ausdünstung des Wassers, wenn sie über die Oberfläche, von welcher sie aufstieg, wieder ergossen würde, jährlich 28 bis 30 Zoll Höhe betragen würde. Nach Sedileau (Mem. de l' acad. des sc, de Paris 1792.) war die Ausdünstung in Paris Faſt aus allen fluͤßigen, ja auch aus vielen feſten Koͤrpern ſteigen, wenn ſie der Luft ausgeſetzt ſind, Theile in dieſelbe auf, durch deren Abgang das Gewicht der Koͤrper vermindert wird. Man findet, daß dieſer Uebergang der Theile durch groͤßere Waͤrme, Sonnenſchein, Reinigkeit der Luft, groͤßere Oberflaͤche, Bewegung der Luft rc. verſtaͤrkt wird. Dieſe fremdartigen Theilchen machen die Luft nicht undurchſichtig, laſſen ſich auch nicht leicht in derſelben bemerken. Sie erheben ſich aber im Luftkreiſe oft zu betraͤchtlichen Hoͤhen, und vereinigen ſich endlich durch irgend eine im Luftkreiſe vorgehende Veraͤnderung in kleine Maſſen, welche der Luft ihre Durchſichtigkeit benehmen, und die Beſtandtheile der Wolken ausmachen. Beſonders iſt das Waſſer dieſem Uebergange ſeiner Theile in die Luft in einem ſehr hohen Grade ausgeſetzt, und obgleich einige fluͤchtige Geiſter, z. B. der Aether, der rauchende Salpetergeiſt, die fluͤchtige Schwefelſaͤure rc. noch weit ſchneller, als das Waſſer, verduͤnſten, ſo macht doch die große Menge des auf der Erdoberflaͤche verbreiteten und in den Koͤrpern enthaltenen Waſſers, daß man dieſe Materie allerdings fuͤr den vornehmſten Stoff halten muß, mit welchem ſich die Luft bey der Ausduͤnſtung verbindet, und welcher das Vehikulum ſehr vieler uͤbrigen in den Luftkreis aufſteigenden Theile iſt. Daher hat auch die Ausduͤnſtung des Waſſers die Phyſiker von jeher am meiſten beſchaͤftiget. Sie iſt ohne Zweifel die Haupturſache der meiſten im Luftkreiſe vorgehenden Veraͤnderungen, und macht in dieſer Ruͤckſicht einen ſehr wichtigen Gegenſtand der Naturlehre aus. Man hat durch die Werkzeuge, welche die Groͤße der Ausduͤnſtung zu beſtimmen dienen (ſ. Atmometer), gefunden, daß in der Gegend von Paris die Ausduͤnſtung des Waſſers, wenn ſie uͤber die Oberflaͤche, von welcher ſie aufſtieg, wieder ergoſſen wuͤrde, jaͤhrlich 28 bis 30 Zoll Hoͤhe betragen wuͤrde. Nach Sedileau (Mém. de l' acad. des ſc, de Paris 1792.) war die Ausduͤnſtung in Paris <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0219" xml:id="P.1.205" n="205"/><lb/> </p> <p>Faſt aus allen fluͤßigen, ja auch aus vielen feſten Koͤrpern ſteigen, wenn ſie der Luft ausgeſetzt ſind, Theile in dieſelbe auf, durch deren Abgang das Gewicht der Koͤrper vermindert wird. 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Faſt aus allen fluͤßigen, ja auch aus vielen feſten Koͤrpern ſteigen, wenn ſie der Luft ausgeſetzt ſind, Theile in dieſelbe auf, durch deren Abgang das Gewicht der Koͤrper vermindert wird. Man findet, daß dieſer Uebergang der Theile durch groͤßere Waͤrme, Sonnenſchein, Reinigkeit der Luft, groͤßere Oberflaͤche, Bewegung der Luft rc. verſtaͤrkt wird. Dieſe fremdartigen Theilchen machen die Luft nicht undurchſichtig, laſſen ſich auch nicht leicht in derſelben bemerken. Sie erheben ſich aber im Luftkreiſe oft zu betraͤchtlichen Hoͤhen, und vereinigen ſich endlich durch irgend eine im Luftkreiſe vorgehende Veraͤnderung in kleine Maſſen, welche der Luft ihre Durchſichtigkeit benehmen, und die Beſtandtheile der Wolken ausmachen.
Beſonders iſt das Waſſer dieſem Uebergange ſeiner Theile in die Luft in einem ſehr hohen Grade ausgeſetzt, und obgleich einige fluͤchtige Geiſter, z. B. der Aether, der rauchende Salpetergeiſt, die fluͤchtige Schwefelſaͤure rc. noch weit ſchneller, als das Waſſer, verduͤnſten, ſo macht doch die große Menge des auf der Erdoberflaͤche verbreiteten und in den Koͤrpern enthaltenen Waſſers, daß man dieſe Materie allerdings fuͤr den vornehmſten Stoff halten muß, mit welchem ſich die Luft bey der Ausduͤnſtung verbindet, und welcher das Vehikulum ſehr vieler uͤbrigen in den Luftkreis aufſteigenden Theile iſt. Daher hat auch die Ausduͤnſtung des Waſſers die Phyſiker von jeher am meiſten beſchaͤftiget. Sie iſt ohne Zweifel die Haupturſache der meiſten im Luftkreiſe vorgehenden Veraͤnderungen, und macht in dieſer Ruͤckſicht einen ſehr wichtigen Gegenſtand der Naturlehre aus.
Man hat durch die Werkzeuge, welche die Groͤße der Ausduͤnſtung zu beſtimmen dienen (ſ. Atmometer), gefunden, daß in der Gegend von Paris die Ausduͤnſtung des Waſſers, wenn ſie uͤber die Oberflaͤche, von welcher ſie aufſtieg, wieder ergoſſen wuͤrde, jaͤhrlich 28 bis 30 Zoll Hoͤhe betragen wuͤrde. Nach Sedileau (Mém. de l' acad. des ſc, de Paris 1792.) war die Ausduͤnſtung in Paris
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