ten Dichtern des Alterthums überwindet die Na- tur das System. Sie nehmen an, daß die Lei- denschaft durch ein Wunder erschaffen wird, und lassen sie doch so allmählig wachsen, als wenn sie aus natürlichen Ursachen entstanden wäre.
Virgil hat noch mehr für die Dido gethan, um uns durch ihre Gestalt und ihren Charakter einzunehmen, als selbst für seinen Held.
Ihre Gestalt ist in den schönsten Versen des ersten Buchs beschrieben.
Regina ad templum, forma pulcherri- I, 500. ma Dido Incessit, magna iuuenum stipante caterua. Qualis in Eurotae ripis, aut per iuga Cynthi Exercet Diana choros; quam mille secutae Hinc atque hinc glomerantur Oreades, illa pharetram Fert humero, gradiensque deas supereminer omnes: Latonae tacitum pertentant gaudia pectus. Talis erat Dido.
Oder vielmehr ihre Schönheit wird nicht be- schrieben; aber wir bekommen durch diese Verse
uͤber das Intereſſirende.
ten Dichtern des Alterthums uͤberwindet die Na- tur das Syſtem. Sie nehmen an, daß die Lei- denſchaft durch ein Wunder erſchaffen wird, und laſſen ſie doch ſo allmaͤhlig wachſen, als wenn ſie aus natuͤrlichen Urſachen entſtanden waͤre.
Virgil hat noch mehr fuͤr die Dido gethan, um uns durch ihre Geſtalt und ihren Charakter einzunehmen, als ſelbſt fuͤr ſeinen Held.
Ihre Geſtalt iſt in den ſchoͤnſten Verſen des erſten Buchs beſchrieben.
Regina ad templum, forma pulcherri- I, 500. ma Dido Inceſſit, magna iuuenum ſtipante caterua. Qualis in Eurotae ripis, aut per iuga Cynthi Exercet Diana choros; quam mille ſecutae Hinc atque hinc glomerantur Oreades, illa pharetram Fert humero, gradiensque deas ſupereminer omnes: Latonae tacitum pertentant gaudia pectus. Talis erat Dido.
Oder vielmehr ihre Schoͤnheit wird nicht be- ſchrieben; aber wir bekommen durch dieſe Verſe
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uͤber das Intereſſirende.
ten Dichtern des Alterthums uͤberwindet die Na-
tur das Syſtem. Sie nehmen an, daß die Lei-
denſchaft durch ein Wunder erſchaffen wird, und
laſſen ſie doch ſo allmaͤhlig wachſen, als wenn
ſie aus natuͤrlichen Urſachen entſtanden waͤre.
Virgil hat noch mehr fuͤr die Dido gethan,
um uns durch ihre Geſtalt und ihren Charakter
einzunehmen, als ſelbſt fuͤr ſeinen Held.
Ihre Geſtalt iſt in den ſchoͤnſten Verſen des
erſten Buchs beſchrieben.
Regina ad templum, forma pulcherri- I, 500.
ma Dido
Inceſſit, magna iuuenum ſtipante caterua.
Qualis in Eurotae ripis, aut per iuga Cynthi
Exercet Diana choros; quam mille ſecutae
Hinc atque hinc glomerantur Oreades, illa
pharetram
Fert humero, gradiensque deas ſupereminer
omnes:
Latonae tacitum pertentant gaudia pectus.
Talis erat Dido.
Oder vielmehr ihre Schoͤnheit wird nicht be-
ſchrieben; aber wir bekommen durch dieſe Verſe
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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