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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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über das Interessirende.
Geistes, die bey der Leidenschaft zum Grunde
liegt,
als die Thätigkeit, die wirksamen Bestre-
bungen der Seele, durch welche sich die Leiden-
schaft äußert, dasjenige sey, woran wir Theil neh-
men. Ist nun nur Eine unbestrittene Leidenschaft
in der Seele, so kehrt sie ihre ganze Wirksamkeit
nach außen, sie geht bloß mit der Unternehmung,
mit der äußern Handlung um, die zu ihrer Be-
friedigung abzielt; die innere Wirksamkeit des Gei-
stes selbst, die, welche eigentlich durch die Rede
geschildert werden kann, ist nur geringe. Wenn
aber mehrere Begierden vorhanden sind: so arbei-
tet die Seele innerlich, eine Entscheidung des
Streits, oder ein Gleichgewicht zu finden; und
diese Arbeit ist es, welche eigentlich Worte malen
können.

Ein Mensch, der einen andern vollkommen
und durchaus haßt, ist auf gewisse Weise ruhig,
weil er einmal entschlossen ist, und einen einfachen
Entwurf verfolgt; die Ideen, die zu jeder Leiden-
schaft gehören, so wie sie sich mehr festsetzen, wer-
den dunkler. Wenn er aber eben die Person

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uͤber das Intereſſirende.
Geiſtes, die bey der Leidenſchaft zum Grunde
liegt,
als die Thaͤtigkeit, die wirkſamen Beſtre-
bungen der Seele, durch welche ſich die Leiden-
ſchaft aͤußert, dasjenige ſey, woran wir Theil neh-
men. Iſt nun nur Eine unbeſtrittene Leidenſchaft
in der Seele, ſo kehrt ſie ihre ganze Wirkſamkeit
nach außen, ſie geht bloß mit der Unternehmung,
mit der aͤußern Handlung um, die zu ihrer Be-
friedigung abzielt; die innere Wirkſamkeit des Gei-
ſtes ſelbſt, die, welche eigentlich durch die Rede
geſchildert werden kann, iſt nur geringe. Wenn
aber mehrere Begierden vorhanden ſind: ſo arbei-
tet die Seele innerlich, eine Entſcheidung des
Streits, oder ein Gleichgewicht zu finden; und
dieſe Arbeit iſt es, welche eigentlich Worte malen
koͤnnen.

Ein Menſch, der einen andern vollkommen
und durchaus haßt, iſt auf gewiſſe Weiſe ruhig,
weil er einmal entſchloſſen iſt, und einen einfachen
Entwurf verfolgt; die Ideen, die zu jeder Leiden-
ſchaft gehoͤren, ſo wie ſie ſich mehr feſtſetzen, wer-
den dunkler. Wenn er aber eben die Perſon

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[341/0347] uͤber das Intereſſirende. Geiſtes, die bey der Leidenſchaft zum Grunde liegt, als die Thaͤtigkeit, die wirkſamen Beſtre- bungen der Seele, durch welche ſich die Leiden- ſchaft aͤußert, dasjenige ſey, woran wir Theil neh- men. Iſt nun nur Eine unbeſtrittene Leidenſchaft in der Seele, ſo kehrt ſie ihre ganze Wirkſamkeit nach außen, ſie geht bloß mit der Unternehmung, mit der aͤußern Handlung um, die zu ihrer Be- friedigung abzielt; die innere Wirkſamkeit des Gei- ſtes ſelbſt, die, welche eigentlich durch die Rede geſchildert werden kann, iſt nur geringe. Wenn aber mehrere Begierden vorhanden ſind: ſo arbei- tet die Seele innerlich, eine Entſcheidung des Streits, oder ein Gleichgewicht zu finden; und dieſe Arbeit iſt es, welche eigentlich Worte malen koͤnnen. Ein Menſch, der einen andern vollkommen und durchaus haßt, iſt auf gewiſſe Weiſe ruhig, weil er einmal entſchloſſen iſt, und einen einfachen Entwurf verfolgt; die Ideen, die zu jeder Leiden- ſchaft gehoͤren, ſo wie ſie ſich mehr feſtſetzen, wer- den dunkler. Wenn er aber eben die Perſon Y 3

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/347>, abgerufen am 25.11.2024.