Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Verschiedenheiten in den Werken immer in Beziehung auf die Religion; der ganzeStoff der Dichtkunst durch die beständige Verbin- dung mit einer Gottheit belebt und veredelt, und zwar einer Gottheit nach dem würdigsten Begriffe, den sich je der menschliche Geist von diesem Wesen gemacht hatte. Auch diese Dichter haben wir nachzuahmen Verſchiedenheiten in den Werken immer in Beziehung auf die Religion; der ganzeStoff der Dichtkunſt durch die beſtaͤndige Verbin- dung mit einer Gottheit belebt und veredelt, und zwar einer Gottheit nach dem wuͤrdigſten Begriffe, den ſich je der menſchliche Geiſt von dieſem Weſen gemacht hatte. Auch dieſe Dichter haben wir nachzuahmen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Verſchiedenheiten in den Werken</hi></fw><lb/> immer in Beziehung auf die Religion; der ganze<lb/> Stoff der Dichtkunſt durch die beſtaͤndige Verbin-<lb/> dung mit einer Gottheit belebt und veredelt, und<lb/> zwar einer Gottheit nach dem wuͤrdigſten Begriffe,<lb/> den ſich je der menſchliche Geiſt von dieſem Weſen<lb/> gemacht hatte.</p><lb/> <p>Auch dieſe Dichter haben wir nachzuahmen<lb/> angefangen. Aber wir koͤnnen uns in der That<lb/> noch weniger in ihre Zeit und in ihren Geiſt ver-<lb/> ſetzen. Einmal ſind der Denkmaͤler ſelbſt zu we-<lb/> nig. Nur eine lange und haͤufige Lektuͤre kann<lb/> endlich aus der Menge dunkler verworrener Be-<lb/> griffe, die jedes Stuͤck einzeln von dem Charakter<lb/> einer ſolchen alten Zeit zuruͤcklaͤßt, ein klares<lb/> Ganze machen. Ueberdieß wenn Sprache und<lb/> Verfaſſung ſchon zu weit von uns entfernt ſind,<lb/> ſo geht der Unterſchied der Denkungsarten und das<lb/> Eigenthuͤmliche der Alten bis zum Unverſtaͤndli-<lb/> chen; wir haben nur ungefaͤhre, nur ungewiſſe<lb/> Vorſtellungen, wo wir von unſern gewoͤhnlichen<lb/> zu weit abgehen ſollen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [194/0200]
Verſchiedenheiten in den Werken
immer in Beziehung auf die Religion; der ganze
Stoff der Dichtkunſt durch die beſtaͤndige Verbin-
dung mit einer Gottheit belebt und veredelt, und
zwar einer Gottheit nach dem wuͤrdigſten Begriffe,
den ſich je der menſchliche Geiſt von dieſem Weſen
gemacht hatte.
Auch dieſe Dichter haben wir nachzuahmen
angefangen. Aber wir koͤnnen uns in der That
noch weniger in ihre Zeit und in ihren Geiſt ver-
ſetzen. Einmal ſind der Denkmaͤler ſelbſt zu we-
nig. Nur eine lange und haͤufige Lektuͤre kann
endlich aus der Menge dunkler verworrener Be-
griffe, die jedes Stuͤck einzeln von dem Charakter
einer ſolchen alten Zeit zuruͤcklaͤßt, ein klares
Ganze machen. Ueberdieß wenn Sprache und
Verfaſſung ſchon zu weit von uns entfernt ſind,
ſo geht der Unterſchied der Denkungsarten und das
Eigenthuͤmliche der Alten bis zum Unverſtaͤndli-
chen; wir haben nur ungefaͤhre, nur ungewiſſe
Vorſtellungen, wo wir von unſern gewoͤhnlichen
zu weit abgehen ſollen.
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