sondern Ceremonien ihres Gottesdienstes, oder in die besondern Feyerlichkeiten ihrer Zusammen- künfte, oder in die Verfassungen ihrer Regierungs- formen so eingewebt, daß sie nur unter diesen auf alle Weise ihre Veranlassung, ihre Beziehung, ihre volle Wirkung hatten.
Der Glanz, den ein berühmt gewordner Dich- ter oder Redner von sich wirft, blendet ohne Zweifel seine unmittelbaren Nachfolger am mei- sten, und die Nachahmungssucht ist in der That niemals ausschweifender und sklavischer, als gleich nach der Epoque der Erfinder. So war es in Griechenland, so in Rom, so in Italien zu den Zeiten Petrarchs. Die ersten Dichter wurden von den nächsten Jahrhunderten nicht bloß als Originale angesehen, die man aus freyer Hand nachzeichnen wollte, sondern als Modelle, in wel- che man sein Werk bis auf die kleinsten Fugen passen mußte. -- Nach und nach, da die Anzahl der aufgeklärten Völker, unter denen es Dichter giebt, größer geworden, haben sich auch die Ori- ginale vermehrt: die Verehrung hat sich getheilt,
Verſchiedenheiten in den Werken
ſondern Ceremonien ihres Gottesdienſtes, oder in die beſondern Feyerlichkeiten ihrer Zuſammen- kuͤnfte, oder in die Verfaſſungen ihrer Regierungs- formen ſo eingewebt, daß ſie nur unter dieſen auf alle Weiſe ihre Veranlaſſung, ihre Beziehung, ihre volle Wirkung hatten.
Der Glanz, den ein beruͤhmt gewordner Dich- ter oder Redner von ſich wirft, blendet ohne Zweifel ſeine unmittelbaren Nachfolger am mei- ſten, und die Nachahmungsſucht iſt in der That niemals ausſchweifender und ſklaviſcher, als gleich nach der Epoque der Erfinder. So war es in Griechenland, ſo in Rom, ſo in Italien zu den Zeiten Petrarchs. Die erſten Dichter wurden von den naͤchſten Jahrhunderten nicht bloß als Originale angeſehen, die man aus freyer Hand nachzeichnen wollte, ſondern als Modelle, in wel- che man ſein Werk bis auf die kleinſten Fugen paſſen mußte. — Nach und nach, da die Anzahl der aufgeklaͤrten Voͤlker, unter denen es Dichter giebt, groͤßer geworden, haben ſich auch die Ori- ginale vermehrt: die Verehrung hat ſich getheilt,
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Verſchiedenheiten in den Werken
ſondern Ceremonien ihres Gottesdienſtes, oder
in die beſondern Feyerlichkeiten ihrer Zuſammen-
kuͤnfte, oder in die Verfaſſungen ihrer Regierungs-
formen ſo eingewebt, daß ſie nur unter dieſen auf
alle Weiſe ihre Veranlaſſung, ihre Beziehung, ihre
volle Wirkung hatten.
Der Glanz, den ein beruͤhmt gewordner Dich-
ter oder Redner von ſich wirft, blendet ohne
Zweifel ſeine unmittelbaren Nachfolger am mei-
ſten, und die Nachahmungsſucht iſt in der That
niemals ausſchweifender und ſklaviſcher, als
gleich nach der Epoque der Erfinder. So war
es in Griechenland, ſo in Rom, ſo in Italien zu
den Zeiten Petrarchs. Die erſten Dichter wurden
von den naͤchſten Jahrhunderten nicht bloß als
Originale angeſehen, die man aus freyer Hand
nachzeichnen wollte, ſondern als Modelle, in wel-
che man ſein Werk bis auf die kleinſten Fugen
paſſen mußte. — Nach und nach, da die Anzahl
der aufgeklaͤrten Voͤlker, unter denen es Dichter
giebt, groͤßer geworden, haben ſich auch die Ori-
ginale vermehrt: die Verehrung hat ſich getheilt,
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/170>, abgerufen am 22.11.2024.
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