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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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Verschiedenheiten in den Werken
die Vorstellungen oder die Vergnügungen zu ver-
schaffen, deren Symbole sie sind. Mit beiden
lassen wir unsere Kinder lange vor der Zeit spie-
len, ehe sie begreifen können, wozu das eine an-
gewendet werden könne, und was die andern be-
deuten.

Nämlich eine solche allgemeine Idee, die je-
mand aus seinen eignen Beobachtungen noch nicht
gefunden hat, muß, wenn sie bey ihm eine wirk-
liche Idee werden soll, erst mit den Erfahrungen
zusammengehalten, und aus denselben so zu sagen
aufgeklärt und bestätigt werden. Sie ist als-
dann eine Art von Wegweiserinn, die ihm bey
dem vorkommenden Falle anzeigt, worauf er zu
sehen habe: und wenn er nun das Ding oder die
Seite desselben auffindet, von welchem andre zu-
erst diesen Begriff genommen haben; wenn er un-
ter den Factis, die ihm vorkommen, das Muster
entdeckt, wovon die Wahrheit, die er zuvor den
Worten nach gefaßt hatte, der Ausdruck seyn
soll; dann ist es erst wahrhaftig sein Begriff, und
sein Verstand weiß, was die Worte sagen wollen.

Verſchiedenheiten in den Werken
die Vorſtellungen oder die Vergnuͤgungen zu ver-
ſchaffen, deren Symbole ſie ſind. Mit beiden
laſſen wir unſere Kinder lange vor der Zeit ſpie-
len, ehe ſie begreifen koͤnnen, wozu das eine an-
gewendet werden koͤnne, und was die andern be-
deuten.

Naͤmlich eine ſolche allgemeine Idee, die je-
mand aus ſeinen eignen Beobachtungen noch nicht
gefunden hat, muß, wenn ſie bey ihm eine wirk-
liche Idee werden ſoll, erſt mit den Erfahrungen
zuſammengehalten, und aus denſelben ſo zu ſagen
aufgeklaͤrt und beſtaͤtigt werden. Sie iſt als-
dann eine Art von Wegweiſerinn, die ihm bey
dem vorkommenden Falle anzeigt, worauf er zu
ſehen habe: und wenn er nun das Ding oder die
Seite deſſelben auffindet, von welchem andre zu-
erſt dieſen Begriff genommen haben; wenn er un-
ter den Factis, die ihm vorkommen, das Muſter
entdeckt, wovon die Wahrheit, die er zuvor den
Worten nach gefaßt hatte, der Ausdruck ſeyn
ſoll; dann iſt es erſt wahrhaftig ſein Begriff, und
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[154/0160] Verſchiedenheiten in den Werken die Vorſtellungen oder die Vergnuͤgungen zu ver- ſchaffen, deren Symbole ſie ſind. Mit beiden laſſen wir unſere Kinder lange vor der Zeit ſpie- len, ehe ſie begreifen koͤnnen, wozu das eine an- gewendet werden koͤnne, und was die andern be- deuten. Naͤmlich eine ſolche allgemeine Idee, die je- mand aus ſeinen eignen Beobachtungen noch nicht gefunden hat, muß, wenn ſie bey ihm eine wirk- liche Idee werden ſoll, erſt mit den Erfahrungen zuſammengehalten, und aus denſelben ſo zu ſagen aufgeklaͤrt und beſtaͤtigt werden. Sie iſt als- dann eine Art von Wegweiſerinn, die ihm bey dem vorkommenden Falle anzeigt, worauf er zu ſehen habe: und wenn er nun das Ding oder die Seite deſſelben auffindet, von welchem andre zu- erſt dieſen Begriff genommen haben; wenn er un- ter den Factis, die ihm vorkommen, das Muſter entdeckt, wovon die Wahrheit, die er zuvor den Worten nach gefaßt hatte, der Ausdruck ſeyn ſoll; dann iſt es erſt wahrhaftig ſein Begriff, und ſein Verſtand weiß, was die Worte ſagen wollen.

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/160>, abgerufen am 22.11.2024.