Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Verschiedenheiten in den Werken Gelegenheit haben; weil sie uns wieder in dieHäuser der Großen führen, zu denen wir keinen Zutritt mehr haben, und uns mit der Vorstellung schmeicheln, daß dort diese Großen uns ähnlicher und weniger über uns erhaben sind, als sie zu seyn scheinen, wenn wir bloß die Mauern ihrer Paläste ansehen; weil sie uns in den niedrigsten Klassen, zu denen wir uns aus Vorurtheil und Stolz und angewöhntem Ekel nicht herablassen wollen, eben die Aeußerungen der Natur zeigen, die uns bey uns selbst gefallen: mit einem Wor- te, weil sie uns das Vergnügen, unter Menschen und unter Menschen aller Art zu seyn, das wir in der Wirklichkeit verloren haben, in der Erdich- tung wieder verschaffen; und weil sie daher zu- gleich den Theil unserer Kenntnisse ergänzen, den wir durch Erfahrung nicht mehr einsammeln können. Eben aus dieser größern Vereinigung der Verſchiedenheiten in den Werken Gelegenheit haben; weil ſie uns wieder in dieHaͤuſer der Großen fuͤhren, zu denen wir keinen Zutritt mehr haben, und uns mit der Vorſtellung ſchmeicheln, daß dort dieſe Großen uns aͤhnlicher und weniger uͤber uns erhaben ſind, als ſie zu ſeyn ſcheinen, wenn wir bloß die Mauern ihrer Palaͤſte anſehen; weil ſie uns in den niedrigſten Klaſſen, zu denen wir uns aus Vorurtheil und Stolz und angewoͤhntem Ekel nicht herablaſſen wollen, eben die Aeußerungen der Natur zeigen, die uns bey uns ſelbſt gefallen: mit einem Wor- te, weil ſie uns das Vergnuͤgen, unter Menſchen und unter Menſchen aller Art zu ſeyn, das wir in der Wirklichkeit verloren haben, in der Erdich- tung wieder verſchaffen; und weil ſie daher zu- gleich den Theil unſerer Kenntniſſe ergaͤnzen, den wir durch Erfahrung nicht mehr einſammeln koͤnnen. Eben aus dieſer groͤßern Vereinigung der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Verſchiedenheiten in den Werken</hi></fw><lb/> Gelegenheit haben; weil ſie uns wieder in die<lb/> Haͤuſer der Großen fuͤhren, zu denen wir keinen<lb/> Zutritt mehr haben, und uns mit der Vorſtellung<lb/> ſchmeicheln, daß dort dieſe Großen uns aͤhnlicher<lb/> und weniger uͤber uns erhaben ſind, als ſie zu<lb/> ſeyn ſcheinen, wenn wir bloß die Mauern ihrer<lb/> Palaͤſte anſehen; weil ſie uns in den niedrigſten<lb/> Klaſſen, zu denen wir uns aus Vorurtheil und<lb/> Stolz und angewoͤhntem Ekel nicht herablaſſen<lb/> wollen, eben die Aeußerungen der Natur zeigen,<lb/> die uns bey uns ſelbſt gefallen: mit einem Wor-<lb/> te, weil ſie uns das Vergnuͤgen, unter Menſchen<lb/> und unter Menſchen aller Art zu ſeyn, das wir<lb/> in der Wirklichkeit verloren haben, in der Erdich-<lb/> tung wieder verſchaffen; und weil ſie daher zu-<lb/> gleich den Theil unſerer Kenntniſſe ergaͤnzen, den<lb/> wir durch Erfahrung nicht mehr einſammeln<lb/> koͤnnen.</p><lb/> <p>Eben aus dieſer groͤßern Vereinigung der<lb/> Menſchen folgte eine gewiſſe allgemeinere Be-<lb/> kanntſchaft mit ihren Verrichtungen, beſonders<lb/> zu einer Zeit, wo ein Theil der Bequemlichkeiten,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0136]
Verſchiedenheiten in den Werken
Gelegenheit haben; weil ſie uns wieder in die
Haͤuſer der Großen fuͤhren, zu denen wir keinen
Zutritt mehr haben, und uns mit der Vorſtellung
ſchmeicheln, daß dort dieſe Großen uns aͤhnlicher
und weniger uͤber uns erhaben ſind, als ſie zu
ſeyn ſcheinen, wenn wir bloß die Mauern ihrer
Palaͤſte anſehen; weil ſie uns in den niedrigſten
Klaſſen, zu denen wir uns aus Vorurtheil und
Stolz und angewoͤhntem Ekel nicht herablaſſen
wollen, eben die Aeußerungen der Natur zeigen,
die uns bey uns ſelbſt gefallen: mit einem Wor-
te, weil ſie uns das Vergnuͤgen, unter Menſchen
und unter Menſchen aller Art zu ſeyn, das wir
in der Wirklichkeit verloren haben, in der Erdich-
tung wieder verſchaffen; und weil ſie daher zu-
gleich den Theil unſerer Kenntniſſe ergaͤnzen, den
wir durch Erfahrung nicht mehr einſammeln
koͤnnen.
Eben aus dieſer groͤßern Vereinigung der
Menſchen folgte eine gewiſſe allgemeinere Be-
kanntſchaft mit ihren Verrichtungen, beſonders
zu einer Zeit, wo ein Theil der Bequemlichkeiten,
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