Herkunft. Die Pflanzen, welche die Baumwolle liefern, sind Bäume oder Sträucher der zur Familie der Malvaceen gehörenden Gattung Gossy- pium und zwar:
1. Gossypium herbaceum L., ein Strauch von circa 1 m Höhe mit gelben Blüten, in Südosteuropa, Kleinasien und Indien kultiviert.
2. Gossypium arboreum L., ein Baum von 6 bis 7 m Höhe mit rotvioletten Blüten, in Ostindien heimisch, in China, Aegypten und Nord- amerika gebaut.
3. Gossypium hirsutum L., ein Staudengewächs von circa 2 m Höhe mit lichtgelben Blüten, in Westindien heimisch, in Nordamerika und Texas kultiviert.
4. Gossypium barbadense L., ein Staudengewächs von 4 bis 5 m Höhe mit gelben Blüten, in Nordamerika und auf den westindischen Inseln angebaut.
5. Gossypium religiosum L., ein kleiner Strauch von circa 1 m Höhe mit gelben Blüten, in China heimisch, und in Ostindien und Italien kultiviert.
6. Gossypium peruvianum, eine Pflanze von 4 bis 5 m Höhe, in Südamerika heimisch.
7. Gossypium acuminatum.
8. " conglomeratum.
9. " indicum.
10. " vitifolium.
11. " flavidum.
12. " accumulatum.
Die Gossypium-Arten tragen Samenkapseln, welche zur Zeit der Frucht- reife aufspringen, so daß ein Teil des Kapselinhalts als dichter weißer Schopf heraustritt. Die Baumwollsamen (3 bis 5 in jeder Kapsel) werden dann mit den daran haftenden Samenhaaren, welche bei den verschiedenen Arten von verschiedener Länge und Stärke sind, herausgenommen und ge- trocknet; die Samenhaare sind meist rein weiß, nur bei Gossypium religio- sum sind sie gelblich. Die Samenhaare bestehen aus kurzen, zum Ver- spinnen nicht geeigneten Haaren, der sog. Grundwolle, welche den gerin- gern Teil ausmachen und meist gelblich bis intensiv gelb, bei Gossypium hirsutum sogar smaragdgrün sind, und aus langen Haaren, welche die Haupt- menge bilden, der eigentlichen Baumwolle.
Gewinnung. Die Gewinnung besteht in der mechanischen Trennung der Samenhaare von den Samen. Diese Operation heißt das Entkernen oder Egrenieren, und wird durch Maschinen bewerkstelligt, welche Egre- niermaschinen heißen und aus einer Reihe kreisrunder Sägeblätter be- stehen, die auf einer gemeinsamen Walze sitzen und in der Minute 90 bis 100 Umdrehungen machen. Die von den Samen befreiten Baumwollen- haare werden dann nach Länge, Farbe und Reinheit sortiert, mit Hilfe von hydraulischen Pressen in Säcke von Hanf oder Jute gepreßt (Amerika) oder in Tierhäute verpackt (Kleinasien) und kommen als Rohbaumwolle in den Handel.
Handelssorten der Baumwolle. Die Rohbaumwolle wird in ihren physikalischen Eigenschaften bedingt sowohl durch die Abstammung von den
Herkunft. Die Pflanzen, welche die Baumwolle liefern, ſind Bäume oder Sträucher der zur Familie der Malvaceen gehörenden Gattung Gossy- pium und zwar:
1. Gossypium herbaceum L., ein Strauch von circa 1 m Höhe mit gelben Blüten, in Südoſteuropa, Kleinaſien und Indien kultiviert.
2. Gossypium arboreum L., ein Baum von 6 bis 7 m Höhe mit rotvioletten Blüten, in Oſtindien heimiſch, in China, Aegypten und Nord- amerika gebaut.
3. Gossypium hirsutum L., ein Staudengewächs von circa 2 m Höhe mit lichtgelben Blüten, in Weſtindien heimiſch, in Nordamerika und Texas kultiviert.
4. Gossypium barbadense L., ein Staudengewächs von 4 bis 5 m Höhe mit gelben Blüten, in Nordamerika und auf den weſtindiſchen Inſeln angebaut.
5. Gossypium religiosum L., ein kleiner Strauch von circa 1 m Höhe mit gelben Blüten, in China heimiſch, und in Oſtindien und Italien kultiviert.
6. Gossypium peruvianum, eine Pflanze von 4 bis 5 m Höhe, in Südamerika heimiſch.
7. Gossypium acuminatum.
8. „ conglomeratum.
9. „ indicum.
10. „ vitifolium.
11. „ flavidum.
12. „ accumulatum.
Die Gossypium-Arten tragen Samenkapſeln, welche zur Zeit der Frucht- reife aufſpringen, ſo daß ein Teil des Kapſelinhalts als dichter weißer Schopf heraustritt. Die Baumwollſamen (3 bis 5 in jeder Kapſel) werden dann mit den daran haftenden Samenhaaren, welche bei den verſchiedenen Arten von verſchiedener Länge und Stärke ſind, herausgenommen und ge- trocknet; die Samenhaare ſind meiſt rein weiß, nur bei Gossypium religio- sum ſind ſie gelblich. Die Samenhaare beſtehen aus kurzen, zum Ver- ſpinnen nicht geeigneten Haaren, der ſog. Grundwolle, welche den gerin- gern Teil ausmachen und meiſt gelblich bis intenſiv gelb, bei Gossypium hirsutum ſogar ſmaragdgrün ſind, und aus langen Haaren, welche die Haupt- menge bilden, der eigentlichen Baumwolle.
Gewinnung. Die Gewinnung beſteht in der mechaniſchen Trennung der Samenhaare von den Samen. Dieſe Operation heißt das Entkernen oder Egrenieren, und wird durch Maſchinen bewerkſtelligt, welche Egre- niermaſchinen heißen und aus einer Reihe kreisrunder Sägeblätter be- ſtehen, die auf einer gemeinſamen Walze ſitzen und in der Minute 90 bis 100 Umdrehungen machen. Die von den Samen befreiten Baumwollen- haare werden dann nach Länge, Farbe und Reinheit ſortiert, mit Hilfe von hydrauliſchen Preſſen in Säcke von Hanf oder Jute gepreßt (Amerika) oder in Tierhäute verpackt (Kleinaſien) und kommen als Rohbaumwolle in den Handel.
Handelsſorten der Baumwolle. Die Rohbaumwolle wird in ihren phyſikaliſchen Eigenſchaften bedingt ſowohl durch die Abſtammung von den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0073"n="47"/><p><hirendition="#b">Herkunft.</hi> Die Pflanzen, welche die Baumwolle liefern, ſind Bäume<lb/>
oder Sträucher der zur Familie der Malvaceen gehörenden Gattung <hirendition="#aq">Gossy-<lb/>
pium</hi> und zwar:</p><lb/><list><item>1. <hirendition="#aq">Gossypium herbaceum <hirendition="#i">L</hi>.,</hi> ein Strauch von circa 1 <hirendition="#aq">m</hi> Höhe mit<lb/>
gelben Blüten, in Südoſteuropa, Kleinaſien und Indien kultiviert.</item><lb/><item>2. <hirendition="#aq">Gossypium arboreum <hirendition="#i">L</hi>.,</hi> ein Baum von 6 bis 7 <hirendition="#aq">m</hi> Höhe mit<lb/>
rotvioletten Blüten, in Oſtindien heimiſch, in China, Aegypten und Nord-<lb/>
amerika gebaut.</item><lb/><item>3. <hirendition="#aq">Gossypium hirsutum <hirendition="#i">L</hi>.,</hi> ein Staudengewächs von circa 2 <hirendition="#aq">m</hi> Höhe<lb/>
mit lichtgelben Blüten, in Weſtindien heimiſch, in Nordamerika und Texas<lb/>
kultiviert.</item><lb/><item>4. <hirendition="#aq">Gossypium barbadense <hirendition="#i">L</hi>.,</hi> ein Staudengewächs von 4 bis 5 <hirendition="#aq">m</hi><lb/>
Höhe mit gelben Blüten, in Nordamerika und auf den weſtindiſchen Inſeln<lb/>
angebaut.</item><lb/><item>5. <hirendition="#aq">Gossypium religiosum <hirendition="#i">L</hi>.,</hi> ein kleiner Strauch von circa 1 <hirendition="#aq">m</hi><lb/>
Höhe mit gelben Blüten, in China heimiſch, und in Oſtindien und Italien<lb/>
kultiviert.</item><lb/><item>6. <hirendition="#aq">Gossypium peruvianum,</hi> eine Pflanze von 4 bis 5 <hirendition="#aq">m</hi> Höhe, in<lb/>
Südamerika heimiſch.</item><lb/><item>7. <hirendition="#aq">Gossypium acuminatum.</hi></item><lb/><item>8. „<hirendition="#aq">conglomeratum.</hi></item><lb/><item>9. „<hirendition="#aq">indicum.</hi></item><lb/><item>10. „<hirendition="#aq">vitifolium.</hi></item><lb/><item>11. „<hirendition="#aq">flavidum.</hi></item><lb/><item>12. „<hirendition="#aq">accumulatum.</hi></item></list><lb/><p>Die <hirendition="#aq">Gossypium</hi>-Arten tragen Samenkapſeln, welche zur Zeit der Frucht-<lb/>
reife aufſpringen, ſo daß ein Teil des Kapſelinhalts als dichter weißer<lb/>
Schopf heraustritt. Die Baumwollſamen (3 bis 5 in jeder Kapſel) werden<lb/>
dann mit den daran haftenden Samenhaaren, welche bei den verſchiedenen<lb/>
Arten von verſchiedener Länge und Stärke ſind, herausgenommen und ge-<lb/>
trocknet; die Samenhaare ſind meiſt rein weiß, nur bei <hirendition="#aq">Gossypium religio-<lb/>
sum</hi>ſind ſie gelblich. Die Samenhaare beſtehen aus kurzen, zum Ver-<lb/>ſpinnen nicht geeigneten Haaren, der ſog. <hirendition="#g">Grundwolle</hi>, welche den gerin-<lb/>
gern Teil ausmachen und meiſt gelblich bis intenſiv gelb, bei <hirendition="#aq">Gossypium<lb/>
hirsutum</hi>ſogar ſmaragdgrün ſind, und aus langen Haaren, welche die Haupt-<lb/>
menge bilden, der eigentlichen Baumwolle.</p><lb/><p><hirendition="#b">Gewinnung.</hi> Die Gewinnung beſteht in der mechaniſchen Trennung<lb/>
der Samenhaare von den Samen. Dieſe Operation heißt das <hirendition="#g">Entkernen</hi><lb/>
oder <hirendition="#g">Egrenieren</hi>, und wird durch Maſchinen bewerkſtelligt, welche <hirendition="#g">Egre-<lb/>
niermaſchinen</hi> heißen und aus einer Reihe kreisrunder Sägeblätter be-<lb/>ſtehen, die auf einer gemeinſamen Walze ſitzen und in der Minute 90 bis<lb/>
100 Umdrehungen machen. Die von den Samen befreiten Baumwollen-<lb/>
haare werden dann nach Länge, Farbe und Reinheit ſortiert, mit Hilfe von<lb/>
hydrauliſchen Preſſen in Säcke von Hanf oder Jute gepreßt (Amerika) oder<lb/>
in Tierhäute verpackt (Kleinaſien) und kommen als <hirendition="#g">Rohbaumwolle</hi> in<lb/>
den Handel.</p><lb/><p><hirendition="#b">Handelsſorten der Baumwolle.</hi> Die Rohbaumwolle wird in ihren<lb/>
phyſikaliſchen Eigenſchaften bedingt ſowohl durch die Abſtammung von den<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[47/0073]
Herkunft. Die Pflanzen, welche die Baumwolle liefern, ſind Bäume
oder Sträucher der zur Familie der Malvaceen gehörenden Gattung Gossy-
pium und zwar:
1. Gossypium herbaceum L., ein Strauch von circa 1 m Höhe mit
gelben Blüten, in Südoſteuropa, Kleinaſien und Indien kultiviert.
2. Gossypium arboreum L., ein Baum von 6 bis 7 m Höhe mit
rotvioletten Blüten, in Oſtindien heimiſch, in China, Aegypten und Nord-
amerika gebaut.
3. Gossypium hirsutum L., ein Staudengewächs von circa 2 m Höhe
mit lichtgelben Blüten, in Weſtindien heimiſch, in Nordamerika und Texas
kultiviert.
4. Gossypium barbadense L., ein Staudengewächs von 4 bis 5 m
Höhe mit gelben Blüten, in Nordamerika und auf den weſtindiſchen Inſeln
angebaut.
5. Gossypium religiosum L., ein kleiner Strauch von circa 1 m
Höhe mit gelben Blüten, in China heimiſch, und in Oſtindien und Italien
kultiviert.
6. Gossypium peruvianum, eine Pflanze von 4 bis 5 m Höhe, in
Südamerika heimiſch.
7. Gossypium acuminatum.
8. „ conglomeratum.
9. „ indicum.
10. „ vitifolium.
11. „ flavidum.
12. „ accumulatum.
Die Gossypium-Arten tragen Samenkapſeln, welche zur Zeit der Frucht-
reife aufſpringen, ſo daß ein Teil des Kapſelinhalts als dichter weißer
Schopf heraustritt. Die Baumwollſamen (3 bis 5 in jeder Kapſel) werden
dann mit den daran haftenden Samenhaaren, welche bei den verſchiedenen
Arten von verſchiedener Länge und Stärke ſind, herausgenommen und ge-
trocknet; die Samenhaare ſind meiſt rein weiß, nur bei Gossypium religio-
sum ſind ſie gelblich. Die Samenhaare beſtehen aus kurzen, zum Ver-
ſpinnen nicht geeigneten Haaren, der ſog. Grundwolle, welche den gerin-
gern Teil ausmachen und meiſt gelblich bis intenſiv gelb, bei Gossypium
hirsutum ſogar ſmaragdgrün ſind, und aus langen Haaren, welche die Haupt-
menge bilden, der eigentlichen Baumwolle.
Gewinnung. Die Gewinnung beſteht in der mechaniſchen Trennung
der Samenhaare von den Samen. Dieſe Operation heißt das Entkernen
oder Egrenieren, und wird durch Maſchinen bewerkſtelligt, welche Egre-
niermaſchinen heißen und aus einer Reihe kreisrunder Sägeblätter be-
ſtehen, die auf einer gemeinſamen Walze ſitzen und in der Minute 90 bis
100 Umdrehungen machen. Die von den Samen befreiten Baumwollen-
haare werden dann nach Länge, Farbe und Reinheit ſortiert, mit Hilfe von
hydrauliſchen Preſſen in Säcke von Hanf oder Jute gepreßt (Amerika) oder
in Tierhäute verpackt (Kleinaſien) und kommen als Rohbaumwolle in
den Handel.
Handelsſorten der Baumwolle. Die Rohbaumwolle wird in ihren
phyſikaliſchen Eigenſchaften bedingt ſowohl durch die Abſtammung von den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/73>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.