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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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ausdrücken, so muß man sich eine Farbentafel herstellen, welche mit einer
empirischen Skala versehen wird. Für die Zwecke des Färbers wird das
nicht nötig sein; denn für ihn wird schon die annähernde Schätzung genügen,
zumal sie durch den Vergleich mit andern Nüancen erhöht wird.

§ 99. Das Probefärben.

Unter Probefärben versteht man die Methode der Bestimmung der
Färbekraft
oder der Ausgiebigkeit eines Farbstoffes. Mit dem
Namen Färbekraft hat man die chemische oder mechanische Kraft belegt,
welche die Vereinigung von Farbstoff und Faser bedingt. Das Probefärben
ist die einzige absolut zuverlässige Ermittelung und kann nur in ausnahms-
weisen Fällen, z. B. bei Indigo und beim Alizarin, durch direkte quantita-
tive Analysen ersetzt werden. Das Probefärben ist, genau betrachtet, nur
eine der im vorigen Paragraphen genannten Methoden und kann nur durch
Vergleich mit der Färbekraft anderer bekannter Farbstoffe zu Resultaten
führen, wobei die Echtheit des Farbstoffes nicht in Betracht kommt. Je
weniger Farbstoff benötigt wird, um ein bestimmtes Quantum der Fasern
mit einem gewissen Farbenton zu färben, um so größer ist die Ausgiebigkeit
des Farbstoffes.

Als Untergrund für die Färbungen dienen Wolle, Seide oder Baum-
wolle als Garn oder Gewebe, je nach der Natur des Farbstoffes.

Man läßt die Garne zu diesem Zwecke in genau gleich schwere Strähne
abbinden, welche bei Baumwolle und Wolle 5 bis 20 g, bei Seide 2 bis 5 g
wiegen mögen.

Das Färben geschieht entweder in Bechergläsern, in cylindrischen
Porzellangefäßen oder auch in kleinen tiefen Zinnkesseln mit zwei einander
gegenüberstehenden Schnäbeln, die ein bequemes Einhängen des Glasstabes
mit der Garnprobe gestatten.

Die Prüfung auf das Färbevermögen beschränkt sich naturgemäß auf
die Vergleichung der zu untersuchenden Probe mit einer anderen, als muster-
gültig betrachteten, dem Type.

Man färbt zu diesem Zwecke beide Farbstoffe gleichzeitig und unter
genau denselben Bedingungen in zwei Färbekesselchen auf.

Zur Erreichung der gleichen Temperatur setzt man die Bechergläser
oder Kesselchen in den Deckel eines großen Wasserbades ein, der zu diesem
Zwecke mit einer Anzahl runder Oeffnungen versehen ist.

Wenn eine neue Farbstoffprobe untersucht werden soll, so bringt man
in zwei Kesselchen die gleiche Menge laues Wasser und fügt ebenfalls gleiche
Mengen aller jener Zusätze hinzu, deren man sich beim Färben im großen
für die betreffenden Farben bedient. Am häufigsten sind dies für Wolle
und Seide Schwefelsäure, Essigsäure, Bastseife etc. Dann hängt man in
die Kessel genau gleich schwere Strähne mittels eines Glasstabes ein und
zieht sie so lange um, bis sie ganz vom Wasser benetzt sind. Dies geschieht
in der Weise, daß man das eine Ende des Glasstabes mit der linken Hand
faßt, dann mit der rechten das obere Ende des Strähns nach oben und
gleichzeitig zu sich heranzieht und dann wieder in die Flüssigkeit fallen läßt.

Man hebt dann die Garnproben heraus und bringt genau gleiche Farb-
stoffmengen in die Bäder. Man erreicht dies dadurch, daß man durch Auf-

ausdrücken, ſo muß man ſich eine Farbentafel herſtellen, welche mit einer
empiriſchen Skala verſehen wird. Für die Zwecke des Färbers wird das
nicht nötig ſein; denn für ihn wird ſchon die annähernde Schätzung genügen,
zumal ſie durch den Vergleich mit andern Nüancen erhöht wird.

§ 99. Das Probefärben.

Unter Probefärben verſteht man die Methode der Beſtimmung der
Färbekraft
oder der Ausgiebigkeit eines Farbſtoffes. Mit dem
Namen Färbekraft hat man die chemiſche oder mechaniſche Kraft belegt,
welche die Vereinigung von Farbſtoff und Faſer bedingt. Das Probefärben
iſt die einzige abſolut zuverläſſige Ermittelung und kann nur in ausnahms-
weiſen Fällen, z. B. bei Indigo und beim Alizarin, durch direkte quantita-
tive Analyſen erſetzt werden. Das Probefärben iſt, genau betrachtet, nur
eine der im vorigen Paragraphen genannten Methoden und kann nur durch
Vergleich mit der Färbekraft anderer bekannter Farbſtoffe zu Reſultaten
führen, wobei die Echtheit des Farbſtoffes nicht in Betracht kommt. Je
weniger Farbſtoff benötigt wird, um ein beſtimmtes Quantum der Faſern
mit einem gewiſſen Farbenton zu färben, um ſo größer iſt die Ausgiebigkeit
des Farbſtoffes.

Als Untergrund für die Färbungen dienen Wolle, Seide oder Baum-
wolle als Garn oder Gewebe, je nach der Natur des Farbſtoffes.

Man läßt die Garne zu dieſem Zwecke in genau gleich ſchwere Strähne
abbinden, welche bei Baumwolle und Wolle 5 bis 20 g, bei Seide 2 bis 5 g
wiegen mögen.

Das Färben geſchieht entweder in Bechergläſern, in cylindriſchen
Porzellangefäßen oder auch in kleinen tiefen Zinnkeſſeln mit zwei einander
gegenüberſtehenden Schnäbeln, die ein bequemes Einhängen des Glasſtabes
mit der Garnprobe geſtatten.

Die Prüfung auf das Färbevermögen beſchränkt ſich naturgemäß auf
die Vergleichung der zu unterſuchenden Probe mit einer anderen, als muſter-
gültig betrachteten, dem Type.

Man färbt zu dieſem Zwecke beide Farbſtoffe gleichzeitig und unter
genau denſelben Bedingungen in zwei Färbekeſſelchen auf.

Zur Erreichung der gleichen Temperatur ſetzt man die Bechergläſer
oder Keſſelchen in den Deckel eines großen Waſſerbades ein, der zu dieſem
Zwecke mit einer Anzahl runder Oeffnungen verſehen iſt.

Wenn eine neue Farbſtoffprobe unterſucht werden ſoll, ſo bringt man
in zwei Keſſelchen die gleiche Menge laues Waſſer und fügt ebenfalls gleiche
Mengen aller jener Zuſätze hinzu, deren man ſich beim Färben im großen
für die betreffenden Farben bedient. Am häufigſten ſind dies für Wolle
und Seide Schwefelſäure, Eſſigſäure, Baſtſeife ꝛc. Dann hängt man in
die Keſſel genau gleich ſchwere Strähne mittels eines Glasſtabes ein und
zieht ſie ſo lange um, bis ſie ganz vom Waſſer benetzt ſind. Dies geſchieht
in der Weiſe, daß man das eine Ende des Glasſtabes mit der linken Hand
faßt, dann mit der rechten das obere Ende des Strähns nach oben und
gleichzeitig zu ſich heranzieht und dann wieder in die Flüſſigkeit fallen läßt.

Man hebt dann die Garnproben heraus und bringt genau gleiche Farb-
ſtoffmengen in die Bäder. Man erreicht dies dadurch, daß man durch Auf-

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[638/0686] ausdrücken, ſo muß man ſich eine Farbentafel herſtellen, welche mit einer empiriſchen Skala verſehen wird. Für die Zwecke des Färbers wird das nicht nötig ſein; denn für ihn wird ſchon die annähernde Schätzung genügen, zumal ſie durch den Vergleich mit andern Nüancen erhöht wird. § 99. Das Probefärben. Unter Probefärben verſteht man die Methode der Beſtimmung der Färbekraft oder der Ausgiebigkeit eines Farbſtoffes. Mit dem Namen Färbekraft hat man die chemiſche oder mechaniſche Kraft belegt, welche die Vereinigung von Farbſtoff und Faſer bedingt. Das Probefärben iſt die einzige abſolut zuverläſſige Ermittelung und kann nur in ausnahms- weiſen Fällen, z. B. bei Indigo und beim Alizarin, durch direkte quantita- tive Analyſen erſetzt werden. Das Probefärben iſt, genau betrachtet, nur eine der im vorigen Paragraphen genannten Methoden und kann nur durch Vergleich mit der Färbekraft anderer bekannter Farbſtoffe zu Reſultaten führen, wobei die Echtheit des Farbſtoffes nicht in Betracht kommt. Je weniger Farbſtoff benötigt wird, um ein beſtimmtes Quantum der Faſern mit einem gewiſſen Farbenton zu färben, um ſo größer iſt die Ausgiebigkeit des Farbſtoffes. Als Untergrund für die Färbungen dienen Wolle, Seide oder Baum- wolle als Garn oder Gewebe, je nach der Natur des Farbſtoffes. Man läßt die Garne zu dieſem Zwecke in genau gleich ſchwere Strähne abbinden, welche bei Baumwolle und Wolle 5 bis 20 g, bei Seide 2 bis 5 g wiegen mögen. Das Färben geſchieht entweder in Bechergläſern, in cylindriſchen Porzellangefäßen oder auch in kleinen tiefen Zinnkeſſeln mit zwei einander gegenüberſtehenden Schnäbeln, die ein bequemes Einhängen des Glasſtabes mit der Garnprobe geſtatten. Die Prüfung auf das Färbevermögen beſchränkt ſich naturgemäß auf die Vergleichung der zu unterſuchenden Probe mit einer anderen, als muſter- gültig betrachteten, dem Type. Man färbt zu dieſem Zwecke beide Farbſtoffe gleichzeitig und unter genau denſelben Bedingungen in zwei Färbekeſſelchen auf. Zur Erreichung der gleichen Temperatur ſetzt man die Bechergläſer oder Keſſelchen in den Deckel eines großen Waſſerbades ein, der zu dieſem Zwecke mit einer Anzahl runder Oeffnungen verſehen iſt. Wenn eine neue Farbſtoffprobe unterſucht werden ſoll, ſo bringt man in zwei Keſſelchen die gleiche Menge laues Waſſer und fügt ebenfalls gleiche Mengen aller jener Zuſätze hinzu, deren man ſich beim Färben im großen für die betreffenden Farben bedient. Am häufigſten ſind dies für Wolle und Seide Schwefelſäure, Eſſigſäure, Baſtſeife ꝛc. Dann hängt man in die Keſſel genau gleich ſchwere Strähne mittels eines Glasſtabes ein und zieht ſie ſo lange um, bis ſie ganz vom Waſſer benetzt ſind. Dies geſchieht in der Weiſe, daß man das eine Ende des Glasſtabes mit der linken Hand faßt, dann mit der rechten das obere Ende des Strähns nach oben und gleichzeitig zu ſich heranzieht und dann wieder in die Flüſſigkeit fallen läßt. Man hebt dann die Garnproben heraus und bringt genau gleiche Farb- ſtoffmengen in die Bäder. Man erreicht dies dadurch, daß man durch Auf-

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/686>, abgerufen am 23.11.2024.